Veranstaltung: | 58. Bundeskongress |
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Tagesordnungspunkt: | 0.B-W Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder |
Antragsteller*in: | Zeliha Durmus |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 13.10.2024, 17:33 |
B-W-10: Zeliha Durmuş
Vorstellung
Mittwochabend: Der Vorstand der Grünen Jugend tritt zurück. – Fake News?
Als ob die Schmerzen in meinen Füßen von der Arbeit nicht genug wären, sehe ich, wie mein Herzensverband scheinbar in sich zusammenfällt. Auf dem Heimweg, mit der Musik von Apsilon in den Ohren, stellte ich mir die Frage: Warum mache ich das alles?
Warum engagiere ich mich politisch, wenn doch oft der Eindruck entsteht, dass sich nichts verändert? Warum bleibe ich, wenn doch “alle” gehen.
Warum politischer Aktivismus? Weil ich es satt hatte. Ich hatte es satt, mich klein zu machen, leise zu bleiben, Angst vor dem zu haben, was passiert, wenn ich nichts tue.
Ich war es leid, dass Rassismus und soziale Ungerechtigkeit als normal hingenommen wurden und werden.
Es war nie in Ordnung, dass meine Lehrerin meine Deutschkenntnisse lobte, weil sie dachte, bei mir zu Hause spreche niemand Deutsch. Es war nie in Ordnung, dass ich keine Gymnasialempfehlung bekam, obwohl meine Leistungen gereicht hätten. Es war nie in Ordnung, dass mein Vater von anderen Eltern beim Training ausgeschlossen wurde, nur weil er anders aussah und mich in einer Sprache anfeuerte, die wohl nur ich verstand. All diese Ungerechtigkeiten galten als „normal“ – aber sie waren es nie.
Ich dachte lange, es sei meine Schuld, dass mein alleinerziehender Vater so hart arbeiten musste, um uns über Wasser zu halten. „Harte Arbeit bringt den Aufstieg“, heißt es. Doch für uns blieb der Traum vom eigenen Haus oder einem sorglosen Leben unerreichbar.
Vielleicht, dachte ich, würde ein Studium die Wende bringen. Also zog ich von Hamburg nach München, um Jura zu studieren. Aber auch dort wurde mir klar, dass nichts so ist, wie es mir versprochen wurde. Während andere in den Urlaub fuhren, musste ich arbeiten. Während ich mir Kursgebühren zusammen sparte, diskutierten andere über neue Wohnungseinrichtungen. Wir lernten am gleichen Ort, hatten aber nicht die gleichen Chancen.
Je mehr ich über das kaputte System lernte, desto klarer wurde: Nicht ich bin das Problem – das System ist es!
Ich bin es leid, dass der Kapitalismus als normal hingenommen wird.
Während dieses Glashaus der neoliberalen Lügen vor meinen Augen zerbrach, musste ich schmerzerfüllt dabei zusehen, wie eine rechtsextreme Partei, die mich und meine Familie am liebsten „remigrieren“ würde, immer mehr Zuspruch gewann. Nicht nur das. Aus rechtsextremen Worten wurden Taten. Nach dem Mord an Walter Lübcke, dem Attentat in Hanau und vielem mehr, konnte ich nicht mehr still sein. Es war Zeit zu handeln!
Die Grüne Jugend wurde meine politische Heimat. In München begann ich mich zu engagieren, wurde Vorstandsmitglied und durfte mit großartigen Menschen den immerhin 750 Mitglieder starken Kreisverband organisieren: Wir haben Kampagnen auf die Straße gebracht, starke Strukturen aus Teams, AKs und Ortsgruppen etabliert, professionelle Bildungsarbeit, FLINTA*- und Vielfalts-Förderung umgesetzt, haben Bündnisse und Demos mitorganisiert und sind kritisch-solidarisch in Konflikte mit den Grünen gegangen.
Der schönste Moment in diesem Jahr war der 21. Januar, als wir 320.000 Menschen auf die Straße brachten, um gemeinsam gegen Rechts zu demonstrieren.
Auf dem Länderrat und der Sommerakademie durfte ich die GJ-Bundesebene besser kennenlernen. Als Delegierte zum Bundesdiversitätsrat der Grünen setze ich mich außerdem dafür ein, dass alle Menschen in der Partei und darüber hinaus die gleichen Chancen haben.
Also warum mache ich das alles nun? Weil ich für die Themen brenne: Antifaschismus, Bildungsgerechtigkeit, Umverteilung und progressive Wirtschaftspolitik.
Und weil ich bei der Grünen Jugend den Ort gefunden habe, um für diese Themen schlagkräftig zu streiten. Hier können wir Mehrheiten auf der Straße organisieren und gleichzeitig für linke Parlamentspolitik streiten. – Und dabei noch richtig Spaß haben.
Ja, es ist nicht einfach, aber ich bin fest entschlossen und ich weiß ihr seid es auch.
Gemeinsam können wir viel bewegen. – Jetzt erst recht:
Es ist Zeit zu bleiben!
Es ist Zeit zu kämpfen!
Es ist Zeit für die Grüne Jugend!
Über mich:
25 Jahre
Geboren in Hamburg
Jura studiert in München
Insta: zeliha.durm
Telegram: zelihadurm
Grünes Universum:
Mitglied seit 2020
Vorstand Grüne Jugend München 2022-2023
Arbeitskreis Soziales und Wirtschaft
Arbeitskreis Feminismus und Queer
Bezirksgruppenteam, Vielfaltsteam und vieles mehr
Bayerische Deligierte zum Länderrat der GJ 2022-2023
Zuletzt Kampagnenteam zur Bürgerschaftswahl in Hamburg
Bayerische Deligierte zum Grünen Bundesdiversitätsrat 2022-2024
Sonst so:
Karaoke, Schwimmen, Lesen