Veranstaltung: | 58. Bundeskongress |
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Tagesordnungspunkt: | 0.B-W Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder |
Antragsteller*in: | Thomas Kreidemeier |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.10.2024, 16:06 |
B-W-11: Thomas Kreidemeier
Vorstellung
Liebe Freund*innen.
Der Bundesvorstand der grünen Jugend tritt geschlossen aus, "mein" bayerischer Landesvorstand hat sich dem angeschlossen und auch 5 von 8 Mitgliedern im Münchner GJ-Kreisvorstand wollen gehen.
Und ich glaube, kaum jemand kann den Frust so gut verstehen wie ich. Denn als ich vor über sechs Jahren angefangen habe, Politik zu machen, da bin ich bewusst nicht bei den Grünen eingetreten, sondern wollte eine Partei, die linker und ökologischer, sozial gerechter und progressiver ist. Und wurde so Mitglied der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (kurz auch Tierschutzpartei). Dort war ich 4 Jahre lang, war auch Landesvorsitzender und Bundesgeneralsekretär, habe versucht, mit dieser linken Partei etwas zu erreichen. Ich hatte Personalverantwortung und Verantwortung für die Finanzen, für den Wahlkampf und für einen bundesweiten Verband mit tausenden Mitgliedern. Ich würde mir sehr wünschen, es gäbe eine "wirklich grüne" Partei, neben den "Ampel-Grünen", die den Stimmen in und rechts der Mitte nachlaufen und die uns, ihren Jugendverband, damit zur Verzweiflung treiben.
Doch ich musste erkennen, dass es sinnvoller ist, Kräfte zu bündeln, vor allem angesichts der 5-%-Hürde. Dass für eine neue Kraft links der Grünen derzeit wohl kein Platz ist. Neben der Linken gibt es die Tierschutzpartei, die Klimaliste, die Letzte Generation, Volt und weitere... sie alle sind für sich genommen leider nicht stark genug. Genau deshalb bin ich hierher gekommen, zur grünen Jugend und zu den Grünen, und genau deshalb kann ich garantieren, dass ich hier bleiben werde und dass ich kämpfen werde!
Ich werde die Mutterpartei auch weiter kritisieren, wie mir der Schnabel gewachsen ist - aufgeben werde ich nicht. Wir als Jugendverband haben einen großen Vorteil: Wir können eine linke Gegenstimme sein, in der Partei, in der Gesellschaft und in den Medien, OHNE den Parteien links der Mitte damit Stimmen wegzunehmen, die am Ende verpuffen, weil man sowieso an der 5-%-Hürde scheitert. Stimmen, die wir verdammt nochmal brauchen im Kampf gegen Rechts, Stimmen links der Mitte, deren Anteil in den Parlamenten sowieso schon von 50 % auf 30 % geschrumpft ist. Ich habe den Weg der GJ in den letzten zwei Jahren sehr sorgenvoll registriert, hatte aber wie wir alle keine Möglichkeit, gegen den breiten Konsens in den damaligen Vorstandsteams etwas auszurichten, sie umzustimmen.
Was also möchte ich anders machen?
Inhaltlich: Gar nicht so viel. Ich finde es genau richtig, die soziale Frage als das Mittel gegen Rechts zu erkennen und es kotzt mich an, dass die grünen Mandatsträger*innen das nicht tun. Wir plagen uns herum mit einer Haushaltskrise, anstatt mit einer Vermögenssteuer problemlos die Staatseinnahmen massiv zu erhöhen. Anstatt Milliarden-Erbschaften konsequent zu besteuern. Das ist ein wesentlicher Grund, warum viele Menschen Migration als "zu teuer" empfinden, weil der gesamte Bundestag sie verleitet, nach unten zu treten und die Neiddebatte schürt, anstatt ihren Blick nach oben zu richten. Superreiche erzielen problemlos jedes Jahr Gewinne von 5 bis 10 oder noch mehr Prozent - nicht einmal diesen Gewinn abzuschöpfen, nicht einmal das trauen viele Altgrüne sich laut auszusprechen. Vermögenssteuer jetzt, damit die Reichen nicht NOCH reicher werden!
Und dann wäre endlich Geld da, damit keine Brücken mehr einstürzen, damit die Bahn wieder pünktlich fährt, damit die Rente sicher ist. Damit es den Menschen gut geht. Das gute Leben für alle!
Gleichzeitig liegen mir auch all die anderen linken und ökologischen Themen am Herzen: Ich bin ehrenamtlicher Rechtsberater für Geflüchtete und habe dabei ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich einbringen wollen, die arbeiten wollen und die vor allem eine Scheißangst davor haben, wieder dahin zurück zu müssen, von wo sie geflohen sind. Zurück in ein Kriegsgebiet, ein Terrorregime, eine Region, die durch Dürre und Klimakrise unbewohnbar geworden ist. Ich habe die Hoffnung, dass wir, wenn wir für soziale Gerechtigkeit kämpfen für die Menschen in diesem Land, für faire Löhne und bezahlbare Mieten, dass dann auch wieder mehr Wähler*innen bereit sind, unser Land mit Menschen zu teilen, denen es noch viel schlechter geht.
Schließlich ist mir auch das Klima wichtig - und die Tiere natürlich, wie man aus meiner langjährigen Mitgliedschaft in der Tierschutzpartei sicher erahnen konnte. Und diese Aspekte sind mir ehrlich gesagt zuletzt zu kurz gekommen. Ich lebe seit 2020 vegan, weil ich nicht Wasser predigen möchte und Wein trinken. Wein predigen und Wein trinken möchte ich aber auch nicht, weil das ja nicht hilft gegen die Klimakrise und gegen die Grausamkeiten der Tierindustrie. Derzeit werden 800 Millionen Tiere in Deutschland pro Jahr gehalten und geschlachtet - so viele Tiere kann man gar nicht "gut" halten, denen kann es gar nicht "gut gehen". Weit über 90 % von ihnen stehen auf engstem Raum im Stall, nicht auf der Weide. Wo sollen die ganzen Weiden jetzt plötzlich herkommen? Jeder Quadratmeter Deutschlands ist ja schon genutzt und belegt, mit Wald und Ackerland, Straßen und Schienen, Mooren und Solarfeldern, Wohnraum und Flüssen. Wir müssen zuallererst weniger sog. "Nutz"tiere halten, wenn wir weg wollen von Tierquälerei und Tierleid.
Und so viele Tiere können wir auch nicht halten, wenn wir die Klimakrise abwenden möchten. Wärmewende und Energiewende sind auf einem guten Weg, aber über die zwingend notwendige Agrarwende wird noch nicht einmal wirklich gesprochen. Dabei ist die industrielle Tierhaltung samt Futtermittelanbau laut Expert*innen weltweit für knapp ein Drittel (!) der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.
Und es gibt natürlich strukturelle und politische Stellschrauben, die es uns allen sehr viel einfacher machen würden, uns mehr plantbased zu ernähren. Man muss die Verantwortung dafür nicht dem Individuum aufbürden, sondern kann z.B. diese absurde Mehrwertsteuer reformieren, bei der man 7 % zahlt auf Fleisch und Kuhmilch, aber 19 % auf Tofu und Hafermilch. Man wird dafür bestraft, wenn man sich umwelt- und tierfreundlich ernährt. Fleisch muss nicht teurer gemacht werden - es wäre schon ein Fortschritt, es nicht mehr aktiv billiger zu machen und zu subventionieren! Solche Dinge sollten wir auch mehr thematisieren - finde ich. Denn weil wir und viele andere das seit einigen Jahren nicht mehr tun, stagniert den Zahlen des Landwirtschaftsministeriums zufolge mittlerweile die Zahl von Vegetarier*innen und Veganer*innen, selbst der Flexitarier*innen. Das ist ein herber Rückschlag im Kampf für das Klima.
Man kann für soziale und globale Gerechtigkeit UND Klima UND Tiere kämpfen. Gerade die können leider nicht für sich selbst kämpfen. So viel zum Inhaltlichen.
Was möchte ich noch anders machen?
Vor allem Strategisches!
Für mich ist es ein fataler Weg, die Chance nicht zu nutzen, Menschen in die Parlamente zu bringen und einen Platz am Tisch zu bekommen. Sei es, indem viele GJler*innen für Aufstellungsversammlungen und Landesdelegiertenversammlungen mobilisiert werden, sei es durch Voten der GJ, sei es, indem Mitglieder der GJ empowered werden, sich ein Mandat zuzutrauen und den Rückhalt dieses starken Verbandes spüren können. Was bringt es uns, wenn keine GJler*innen mehr Mandate bekommen? Damit wird der Kurs der Partei doch nur noch mehr Realo. Für alle, die das hier lesen, die die GJ und die Grünen noch nicht aufgegeben haben, muss das doch das wesentliche Ziel sein: Die Grünen so weit wie möglich nach links zu ziehen. Dafür müssen wir alle Hebel nutzen, die uns in die Hand gegeben werden. Neben Listenplätzen sind das natürlich auch programmatische Anträge auf Bundes- und Landesdelegiertenversammlungen.
Ich stehe für eine harte Kritik an den Grünen, in der Sache. Aber ich stehe auch für eine Zusammenarbeit gegen Rechts, gegen Union, FDP und AfD. Mein Name ist Thomas Kreidemeier, ich wohne in München, bin 23 Jahre alt und studierter Politikwissenschaftler. Bald bin ich auch fertig mit meinem ersten juristischen Staatsexamen. Ich bin Sprecher eines grünen Ortsverbandes und im Vorstand der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz.
Und ich möchte Teil des neuen GJ-Bundesvorstands werden.
Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut unter @kreidemeiert auf Instagram vorbei oder schreibt mir einfach. :-)
Ich freue mich auf Fragen und Meinungen jeder Art!
Liebe Grüße,
euer Thomas