Veranstaltung: | 58. Bundeskongress |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 0.B-W Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder |
Antragsteller*in: | Nele Bär |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.10.2024, 18:24 |
B-W-13: Nele Bär
Vorstellung
Liebe Mitglieder der Grünen Jugend,
als Ostdeutsche Kommunalpolitikerin und mit der Hoffnung auf einen Neustart der Grünen Jugend als eine parteinahe Organisation, die jungen Menschen eine ausgewogene und reflektierende bündnisgrüne Zunkunftsvision bieten kann, bewerbe ich mich als Beisitzerin für den Bundesvorstand.
Ich bin Thüringerin und lebe seitdem ich denken kann in Eisenach. Seit 2019 bin ich in unserem Kreisverband aktiv und versuche mit Haltung den Bürger*innen meiner Heimat klima- und umweltfreundliche Politik näherzubringen. Damit setzte ich mich nicht nur im Wahlkampf vielen Anfeindungen, Hetze und körperlichen Übergriffen aus. Denn mit dem Erstarken der AfD und des BSW sind kaum noch unaufgeregte und sachliche Diskussionen zu den Problemen der Menschen vor Ort möglich. Aggression bestimmt das politische Klima.
Genau in diesem Klima braucht es einen engen Schulterschluss zwischen der Grünen Jugend und der Partei anstatt eines immer größer werdenden Grabens. Während es sich bspw. einige Mitglieder der Grünen Jugend aus einer privilegierten Position heraus erlauben konnten, wegen inhaltlicher Differenzen keinen Wahlkampf zu machen, hat es mein Kreisverband vorgemacht wie es richtig geht: sie haben mich als 22-Jährige bei den Kommunalwahlen auf Platz 1 der Liste für den Stadtrat und auf Platz 2 für den Kreistag gewählt. Wir haben gemeinsam Plakate bei Eiseskälte aufgehängt, Flyer verteilt und zusammen an Wahlkampfständen mit den Menschen vor Ort gesprochen. Und damit waren wir erfolgreich: wir konnten trotz der schwierigen Ausgangssituation wieder in die kommunalen Parlamente einziehen, stellen eine Fraktion im Stadtrat und machen nun gemeinsam Politik für alle Generationen.
In diesem schwierigen Klima braucht es aber auch eine Grüne Jugend, die nicht nur das akademisch-großstädtische Milieu anspricht. Forderungen nach einer sozialistischen Demokratie, ein verbal immer schärfer werdender antikapitalistischer Kurs, der ewige Schrei nach Enteignungen sowie das kategorische Ablehnen demokratischer Parteien als mögliche Koalitionspartner, lösen hier bei mir vor Ort nur noch Kopfschütteln aus. Solche Denkweisen sind für viele junge Menschen aus dem ländlichen Raum im Osten schlicht und ergreifend nicht anschlussfähig.
Dabei können gerade wir als Grüne Jugend neue Schwerpunkte und praktische, umsetzbare Konzepte für Jugendliche und junge Erwachsene im ländlichen Raum erarbeiten und in der Partei setzen. Ich würde mir gern mit Euch Gedanken über die horrenden Kosten für einen Moped- und Autoführerschein machen, der hier einfach ein Symbol für Freiheit ist. Ich möchte viel lieber darüber debattieren, wie Ausbildungsberufe attraktiv bleiben sowie der Weg zum Studium für Arbeiterkinder wie mich einfach gestaltet werden kann und finanzierbar ist. Lösungen für die desolate Krankheitsversorgung auf dem Land erarbeiten, so dass der Beinbruch beim Fußballspiel am Wochenende nicht 40 Minuten Autofahrt bis zum nächsten Krankenhaus bedeutet. Oder darüber sprechen, wie überschuldete Kommunen mehr Geld für Kita-Plätze und Schulessen bekommen. Ich möchte mich mit den konkreten Abstiegsängsten in den teils deindustrialisierten Gebieten jenseits der A4 auseinandersetzen und von den Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet lernen. Und ja, ich möchte auch darüber diskutieren, wie junge Familien in der Kleinstadt eine Eigentumswohnung und auf dem Land auch gern ein Eigenheim finanzieren können. Und all das immer mit dem notwendigen Blick auf Umwelt-, Natur- und Klimaschutz auf der einen und sozialer Gerechtigkeit auf der anderen Seite.
Ich will uns, der Grünen Jugend, nicht die großen Visionen nehmen. Auch nicht das Selbstverständnis, Dinge kritisch zu hinterfragen. Aber ich möchte, dass wir wieder in der Lage sind, Kompromissbereitschaft nicht als Zeichen von Schwäche oder gar Nichthandelns, sondern als Ausgangspunkt für das Erreichen größerer Ziele zu sehen. Als Kommunalpolitikerin kenne ich den permanenten Spagat zwischen dem, was wir als bündnisgrüne Politiker*innen erreichen wollen, dem, wie es andere Parteien gern umsetzen würden und den finanziellen Rahmenbedingungen, in die das auch noch alles passen muss. Dieses kontinuierliche Durchdenken und Abwägen zwingt zumindest mich zu mehr Realismus und Pragmatismus; etwas, das ich oft in der Grünen Jugend vermisse.
Ich möchte im Bundesvorstand für eine Grüne Jugend eintreten, welche all diese Facetten und Nuancen zulässt, anstatt vor jungen Menschen mit anderen Perspektiven zu warnen. Als Bündnisgrüne brauchen wir eine starke Grüne Jugend die vereint, nicht spaltet. Dafür trete ich an und bitte Euch um Eure Stimme für das Amt der Beisitzerin im Bundesvorstand der Grünen Jugend.
Eure Nele
Über mich:
Nele (sie/ihr), 23 Jahre, Eisenach und Jena, Lehramtsstudentin für Deutsch und Geschichte
Instagram: @nelebaer.b90.g
Parteiarbeit:
seit 2019 Mitglied bei der Grünen Jugend und Bündnis 90/Die Grünen
seit 2022 Mitglied des Kreisvorstands RV Wartburgkreis/Eisenach
seit 2022 Co-Sprecherin der LAG Bildung in Thüringen
seit 2023 Sprecherin der Grünen Jugend Gotha
seit 2023 Mitglied des Kreistags im Wartburgkreis, dort Jugendhilfeausschuss, und seit 2024 Aufsichtsratsmitglied der sozialen Dienstleistungsgesellschaft Wartburgkreis mbH
seit 2024 Fraktionsvorsitzende im Eisenacher Stadtrat, dort Ausschuss für Beteiligung, Wirtschaft und Tourismus
Und sonst so?
Ich bin Mitglied der GEW und spiele in meiner Freizeit beim Sportclub Paradiesvögel e.V., einem schwul-lesbischen Sportverein in Jena, Volleyball.