B-S-1: Jette Nietzard

Liebe Grüne Jugend, liebes politisches Zuhause,

wenn ich darüber nachdenke, was ich der Grünen Jugend zu Verdanken habe, ist mein Kopf voller Erinnerungen an lustige (und anstrengende) Corona-Zooms, an Wahlkämpfe als Landesvorstand und im Kampagnenteam, an meinen Direktwahlkreis in Lichtenberg, an Ostvernetzung und die Organisation der Mitte-Ost-Kongresse, an Demos gegen Asylverschärfungen und Nazis und tolle Momente mit tollen Menschen. Das sind Erfahrungen, die viele von uns teilen. Genauso haben wir die Momente des Frustes über Kompromisse in der Asylpolitik, die Räumung Lützeraths oder die Umbenennung von Hartz IV in Bürgergeld geteilt.

Politik wird niemals ohne Frustmomente auskommen. Aber die Gemeinschaft der Grünen Jugend bietet jungen Menschen die Möglichkeit, nicht nur alleine frustriert zu sein, sondern gemeinsam diesen Frust in politische Veränderung zu investieren. Wir schauen nicht bloß zu, sondern sorgen mit Aktionen, Demos und unserer Parteipräsenz dafür, dass die Grünen die Stimme der jungen Menschen und ihre eigenen Grundsätze niemals vergessen, weil wir sie stetig daran erinnern. Wir werden gemeinsam mit jungen Abgeordneten im Parlament, als Bewegungen auf der Straße und in jeder (in)offiziellen Sitzung für eine Politik kämpfen, die solidarisch und zukunftsgerichtet ist.

Ich bin ursprünglich zu Bündnis 90/Die Grünen gekommen, weil ich Kinderarmut beenden wollte. Geblieben bin ich, weil ich gelernt habe, dass man politische Veränderung nur gemeinsam erkämpfen kann. In der Grünen Jugend habe ich mein feministisches Wissen aufgebaut, gelernt, wie Kampagnen funktionieren und wie man Menschen organisiert.

Die letzten Jahre habe ich genutzt, die Welt mit meinen Möglichkeiten zu verändern. Ich hab 500.000 Menschen auf Tiktok über die Situation von Geflüchteten aufgeklärt, am Hauptbahnhof in Berlin Nothilfe für Ukrainer*innen geleistet, individuelle Schicksale als Leiterin einer Geflüchteteneinrichtung begleitet und für deren Perspektiven gekämpft. Ich habe mit Deutsche Wohnen und Co enteignen ein Haus in Ostberlin organisiert, um gegen Vonovia und absurde Heizkosten vorzugehen oder in der Grünen Jugend Mitglieder in Kampagnen geschult und diese auf die Straße gebracht.

Als Grüne Jugend stehen wir gerade vor einer großen Chance. Die Chance, uns selbst zu evaluieren, ohne dabei alles Vergangene wegzuschmeißen. Uns selbst zu hinterfragen und zu überlegen, wie wir Politik machen wollen. Zu überlegen, wer wir sein wollen. Dabei stehe ich für ein Selbstverständnis von uns als Parteijugend, die in die Partei hinein wirkt und in Bewegungen aktiv ist. Das ist kein Widerspruch, sondern unsere größte Stärke. Die Bildungsarbeit war immer unser Steckenpferd und sollte es auch bleiben. Wer mich kennt weiß aber auch, dass ich Textarbeiten nicht als größten Workshopinhalt unterstütze und mir wichtiger ist, wir können mit Menschen auf der Straße über Gerechtigkeit sprechen als kapitalistische Wirkmechanismen auf wissenschaftlichem Niveau wiedergeben.

Gemeinsam werden wir eine grandiose Bundestagskampagne hinlegen, die eigene Schwerpunkte setzt und mit etablierten Wahlkampfaktionen von Bündnis 90/ Die Grünen kombiniert werden kann. Gemeinsam werden wir Bündnis 90/Die Grünen von Kreisverband bis Bundesebene an ihre Grundwerte erinnern und nach links schieben. Gemeinsam werden wir auf Demonstrationen, an Aktionstagen und in Bündnissen junge Menschen für linke Politik begeistern.

Als Sprecherin der Grünen Jugend ist man so nah an der Politik der Bundesregierung dran, wie die wenigsten Menschen in Deutschland. So nah am größten Demokratischen Machtzentrum zu sein, ist ein Auftrag, alles zu tun, um dieses Machtzentrum im Sinne dieses Verbandes und der jungen Menschen zu beeinflussen.

Ich bewerbe mich als eure Bundessprecherin, weil ich dieser Verantwortung gerecht werden will. Weil ich glaube, dass wir unverzichtbar sind, um Klima-, Sozial- und Menschenrechtspolitik von links in Parlament und Straße zu stärken.
Weil wir uns die Zukunft gemeinsam zurückholen können!