Veranstaltung: | 56. Bundeskongress |
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Tagesordnungspunkt: | 0.B-W Wahl weitere Vorstandsmitglieder |
Antragsteller*in: | Katharina Stolla |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.09.2022, 16:28 |
B-W 8: Katharina Stolla
Vorstellung
Ihr Lieben,
die letzten Monate waren heiß. Der Rhein ist ausgetrocknet, Temperaturen über 40°C in ganz Deutschland, Züge fahren durch brennende Gebiete, ein ausgestorbener Wald reiht sich an den nächsten. Die Klimakrise ist da und das nicht erst seit diesem Sommer. Seit Jahrzehnten ist sie vor allem da, wo Menschen für den Profit von klimazerstörenden Unternehmen seit Jahrhunderten ausgebeutet werden.
Die Erde wird heißer, der Frust steigt - Doch nicht mit uns!
Die Wucht der Klimakrise lässt nicht nach - im Gegenteil. Vor fünf Jahren habe ich angefangen, Meteorologie zu studieren. Der Struggle war schon damals real. Und er ist es leider heute noch mehr. Es ist ein ziemlich beschissenes Gefühl in seiner Masterarbeit dazu zu forschen, warum das arktische Meereis noch viel schneller schmilzt als erwartet, während man weiß, dass wir seit Jahren Maßnahmen dagegen hätten ergreifen können, dass es überhaupt soweit kommt.
Ich kenne das Gefühl angesichts der ganzen Krisen, die seit Jahren auf uns einprasseln und sich immer weiter verschärfen, sich manchmal krass hoffnungslos zu fühlen. Das Gefühl kann einen lähmen. Und dann erzählt uns die Werbung, wir könnten und müssten die Klimakrise beim Einkauf alleine bekämpfen. Doch das ist falsch! Wir wissen: Wir sind nicht allein und unser Einkauf wird die Klimakrise nie beenden - es braucht einen Systemwechsel!
Als ich vor fünf Jahren zu meiner Ortsgruppe gestoßen bin, habe ich gemerkt, wie viele wir sind und dass wir nicht machtlos sind. Es sind keine unglücklichen Zufälle, die dazu führen, dass seit Jahren nicht gegen die Klimazerstörung vorgegangen wird, dass es eine Gasumlage, aber keine Weiterführung des 9-Euro-Tickets gibt und der Bus nicht mehr in die Randstadtteile oder aufs Dorf fährt. Die Lösungen liegen auf der Hand, sind aber politisch nicht gewollt - und das ist veränderbar. Ich spüre in meiner Ortsgruppe die Wirksamkeit der Vielen. Und es sind genau diese Momente, die uns als Verband stark machen. Lasst uns also so viele solcher Momente schaffen, wie es geht: in gut durchdachter Bildungsarbeit und wirksamen lokalen Aktionen. Diese Momente will ich mitgestalten und bewerbe mich deshalb für den Bundesvorstand.
Eine Krise jagt die nächste – Das System ist die Krise!
Seit Jahrzehnten kämpfen Menschen im globalen Süden gegen Klimazerstörung, die Ausschlachtung ihrer Umwelt und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen in klimaschädlichen Jobs. Unternehmen im globalen Norden machen mit dieser Ausbeutung riesige Profite - egal, was es die Menschen und die Umwelt im globalen Süden kostet. Während die Klimakrise im globalen Süden eine reale und tödliche Gefahr ist, wird sie im globalen Norden immer weiter angeheizt. Gerade jetzt wird wieder klimaschädliche Infrastruktur mittels LNG-Terminals in deutschen Häfen immer weiter gefestigt. Wir wissen: Das ist eine Fortsetzung der kolonialen Ausbeutung des globalen Südens!
Dass in genau den gleichen Häfen auch Arbeiter*innen streiken, ist kein Zufall! Wir werden die Klimakrise nicht aufhalten, solange Profite von Unternehmen mehr wert sind als ein gutes Leben für alle Menschen weltweit. Doch Gewinne machen Unternehmen schon immer auf Kosten der Arbeiter*innen. Während die Schifffahrtsbranche von der Inflation profitiert, kommt bei den Hafenarbeiter*innen nichts an. Und wie so oft sehen wir auch hier, dass es oft vor allem migrantisierte Menschen trifft, die für lächerliche Löhne ausgebeutet werden. Nur ein Beispiel unter vielen, das zeigt: Klima-, Arbeits- und antirassistische Kämpfe gehören zusammen!
In der nächsten Zeit ist es unsere Aufgabe, an einer handlungsfähigen linken Bewegung zu bauen, die diese Themen niemals gegeneinander ausspielt. Wir müssen es als linke Bewegung schaffen, Akteure aus unterschiedlichen Themenfeldern an einen Tisch zu bringen, um so die großen Fragen von Gerechtigkeit endlich gemeinsam anzugehen. Denn was die kolumbianischen Bäuer*innen, die Hafenarbeiter*innen und letztendlich auch uns alle verbindet? Ausbeutung, schlechte Arbeitsbedingungen und das Wissen, dass das System die Krise ist. Die Klimakrise, die Gaskrise, die soziale Krise und all die anderen Krisen sind keine getrennten Krisen. Der Grund, weshalb wir in diesen Krisen stecken, ist unser kapitalistisches System, in dem neokoloniale Strukturen und Rassismus die Ausbeutung von Menschen auf der ganzen Welt festigen. Lasst uns diesen Strukturen ein Ende bereiten!
Power to the People!
Trotz immer weiterer Klimarekorde steht die klimapolitische Ampel auf Stillstand: Mini-Klimapakete, im Eilverfahren gebaute LNG-Terminals, verweigerte Tempolimits oder dank der EU grün gelabelte Gas- und Atomkraft. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Regierung diese Krise wirksam bekämpft. Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen!
Lasst uns deswegen an unsere bisherige Arbeit anknüpfen: Wir haben in Bündnissen dafür gekämpft, dass Deutschland durch den Kohleausstieg keine Steinkohle mehr importiert, die Menschen unter tödlichen Bedingungen im globalen Süden abbauen müssen. Wir haben in großen Kampagnen mit anderen Verbänden den Druck so lange erhöht, bis der Mindestlohn endlich erhöht wurde. Im nächsten Jahr kommt es darauf an, unsere Bündnisarbeit auf Bundesebene, aber vor allem auch vor Ort weiter zu stärken. Wenn die Ampel die Ungerechtigkeiten und Krisen nicht lösen kann, dann packen wir das mit unseren Freund*innen aus Gewerkschaften, von Ende Gelände und migrantischen Jugendorganisationen halt selbst an!
Ihr Lieben,
auch das nächste Jahr wird heiß! Denn die Klimakrise wird nicht stehen bleiben, die Energiepreise werden Ungerechtigkeiten verschärfen, die Unternehmen werden weiter auf unser aller Nacken Gewinne machen. Es gibt weiterhin verdammt viel zu tun.
Im nächsten Jahr wird es darauf ankommen, dass wir linke Antworten geben und gemeinsam dafür kämpfen, dass wir solidarische Wege aus der Krise finden. Dafür sind wir als Grüne Jugend wichtig! Lasst uns im nächsten Jahr noch mehr und noch schlagkräftiger werden. Daran habe ich in den letzten Jahren an verschiedenen Stellen mitgearbeitet - ob als Landesschatzmeisterin, als politische Geschäftsführerin der Grünen Jugend Hamburg oder in verschiedenen Arbeitsgruppen. Ich brenne für Diskussionen über Verbandsentwicklung und Strategien. Ich würde mich krass freuen, als Teil des Bundesvorstands im nächsten Jahr mit euch gemeinsam viele solcher Diskussionen zu führen und daran zu arbeiten, dass wir unser Krisensystem ordentlich ins Wanken bringen.
Ich freue mich, wenn ihr mir dafür euer Vertrauen schenkt!
Eure Katharina
Über mich
- 24 Jahre alt, aus Hamburg
- versuche als Meteorologie-Studentin die Klimakrise zu verstehen
- liebe Pommes und Fußball zu jeder Tageszeit
- definitiv keine Lese-Maus, aber für die Jacobin immer zu haben
Politisches
- seit 2020: politische Geschäftsführerin im Landesvorstand der Grünen Jugend Hamburg
- seit 2019: Bundesrechnungsprüferin der Grünen Jugend
- 2018 - 2019: Landesschatzmeisterin der Grünen Jugend Hamburg
- 2018 - 2019: Delegierte der Grünen Jugend im Beirat der Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg
- 2018 - 2020: Koordinatorin des AK Queerfeminismus der Grünen Jugend Hamburg
- seit 2017: aktiv bei der Grünen Jugend
Ich bin auf Insta unter @katharinastolla oder sonst unter katharina@gjhh.de erreichbar und freue mich immer, wenn ihr mir schreibt :)