Veranstaltung: | 56. Bundeskongress |
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Tagesordnungspunkt: | 0.P-B Wahl des Bildungsteams |
Antragsteller*in: | Julia Bernard |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.09.2022, 18:34 |
P-B 1: Julia Bernard
Vorstellung
Hallo ihr Lieben,
jede Person, die Widerstand leistet, aktivistisch ist und keinem politischen Kampf aus dem Weg geht, weiß, wie krass hart das ist. Sich in einem so zutiefst ungerechten System für das gute Leben für alle einzusetzen, erfordert Mut und – jetzt komme ich gleich zum Hauptpunkt meines Textes – es braucht stabile linke Bildung. Denn linke Mehrheiten werden nicht einfach aus dem luftleeren Raum geboren. Linke Mehrheiten brauchen scharfe Analysen und den richtigen strategischen Baukasten.
Lasst uns auch nicht vergessen, dass der GRÜNEN JUGEND gerade eine Sonderrolle zu kommt. Im aktuellen Parteiensystem und der öffentlichen Debatte sind wirklich linke Stimmen weiterhin eine Rarität. Während es im linken Spektrum auf der einen Seite eine große neoliberale Fraktion gibt, die sich zwar oberflächlich links-progressiv gibt, aber wirtschaftlich rechts-liberale Politik macht und glaubt, wir schaffen es mit reiner Technologie-Innovation aus der Klimakrise, steht auf der anderen Seite eine aktuell nicht handlungsfähige und oftmals weltfremde Linke, welche das linke Potential in diesem Land in keiner Weise anspricht. Wenn wir es richtig machen, füllen wir ein Vakuum fehlender linker Politik und Analyse. Und hierfür braucht es stabile Bildungsarbeit. Jede*r in diesem Verband ist gefragt.
Das Schöne am linken Aktivismus ist ja: Wir sind nicht die Ersten, die sich gegen die kapitalistische Ausbeutung von Mensch und Natur einsetzen und auch heute sind wir nicht allein in diesem Kampf. Wir als Verband, egal ob du seit gestern oder seit 10 Jahren dabei bist, dürfen niemals vergessen, dass es die linken Ideen, die linke Praxis aus der Gegenwart und der Vergangenheit bereits gibt. Das Wissen ist da, wir müssen es nur für uns nutzbar machen. Kurz: Wir brauchen linke politische Bildungsarbeit, um unseren linken Aktivismus noch besser zu machen. Denn Bildung hilft den Arbeitskampf, die queerfeministische oder antirassistische Mobilisierung zum Erfolg werden zu lassen. Stabile linke politische Bildung und Mobilisierung schaffen mehr Fortschritt als es sich FDP-Technologie-Träumer*innen jemals vorstellen könnten – jede gesellschaftliche Innovation der Geschichte, die wir für gut erachten, hat das immer wieder bewiesen.
Bei der GRÜNEN JUGEND habe ich gelernt: Die Wege ins Übermorgen überlassen wir nicht dem Zufall. Wir nehmen es selbst in die Hand. Ich habe hier also ein kleines Rezept zusammengestellt, für das ich mich im Bildungsteam mit all meiner Kraft einsetzen möchte:
- Zutat 1: Unser kollektives linkes Projekt schärfen: Erfolgreicher Widerstand und Aktivismus braucht eine stabile linke Gesellschaftsanalyse. Egalob du Neumitglied bist oder dich auf Orts-, Landes- oder Bundesebene einsetzt: Wir brauchen dich, um unsere Gesellschaftsanalyse und unser kollektives Ziel noch besser und knackiger zu machen. Die Zeiten, in denen grün sein Konsumkritik und Wohlfühl-Aktivismus bedeuteten, sind lange vorbei. Gemeinsam nehmen wir konservativ-liberale Narrative auseinander, ersetzen sie mit links-progressiven Visionen und statten uns mit dem richtigen strategisch-operativen Baukasten aus, um diese dann auch in der Praxis umzusetzen. Dabei muss das Bildungsangebot alle Formen der Ausbeutung im kapitalistischen System berücksichtigen – also von der Klimakrise, über Arbeitskämpfe, Finanz- und Wirtschaftspolitik bis zum Patriarchat und so weiter. Unsere gemeinsame linke Vision müssen wir auf allen Ebenen der GRÜNEN JUGEND mit Leben füllen.
- Zutat 2:Marginalisierte Perspektiven machen wir stärker denn je. Immer wieder sagen wir, dass unser Verband zu akademisch, zu wenig migrantisch, zu männlich und zu heteronormativ ist. Hier hat die Bildungsarbeit eine zentrale Rolle. Die Sichtweisen von Arbeiter*innen, migrantisierten Menschen, FINTA*-Personen und Menschen aus der LGBTQIA-Community müssen zentraler Bestandteil unserer Bildungsarbeit sein. Als Person, die all diese Formen der Marginalisierungen vereint, ist es für mich zentral, nicht nur Menschen mit Marginalisierungserfahrung in unserem Verband zu sehen, sondern noch mehr ihre Perspektiven in einer kapitalismuskritischen Gesellschaftsanalyse vorzufinden. Antiklassismus, Antirassismus, Feminismus und Queer-Perspektive bekommt man durch Menschen aus den Communities, aber auch durch eine kapitalismuskritische Gesellschaftsanalyse in den Blick. Lasst uns sowohl die marginalisierten Stimmen empowern und vor allem ihre Perspektiven in unseren Analysen und Utopien für die Zukunft stärken.
- Zutat 3: Unser Verband muss die Sprache derjenigen sprechen, die wir repräsentieren. Jetzt haben wir über das, was wir lernen wollen gesprochen, doch mindestens genauso wichtig ist: wie wir gemeinsam lernen wollen. Meiner Meinung nach müssen wir hierfür die Sprache derjenigen sprechen, die wir repräsentieren wollen. Und trotzdem darf natürlich nicht an der Tiefe und Schlagfertigkeit unserer Analysen gespart werden. Es muss dabei nur immer gelten: Menschen holt man nicht mit verkrusteten Formaten und Lesekreis-Sprache ab. Also weg damit und her mit der zugänglichen, theoretisch basierten und praxisnahen Bildungsarbeit. Wohlstand für alle heißt auch Bildung für alle, in der Sprache aller.
- Zutat 4: Learn to burn: Praxisorientierte Bildungsarbeit passgenau für das Jahr 2022/23. Bildungsarbeit ist kein Selbstzweck. Bildungsarbeit muss sich mit Inhalten befassen. Bildungsarbeit muss aber ebenso strategische und organisatorische Fähigkeiten vermitteln. Das Wissen muss in die Praxis umgesetzt werden – ich nenne es jetzt einfach mal das charmante Prinzip des learn to burn. Wir analysieren, wo, wie und wann wir unser Wissen umsetzen können – egal, ob auf Orts-, Landes- oder Bundesebene und egal, mit welchen Bündnispartnern wir zusammenarbeiten. Bildungsarbeit ist der verlängerte Arm strategisch-praxisnaher Arbeit.
Ich hoffe, dass diese kurze Skizze euch zeigen konnte, wofür ich mich im Bildungsteam einsetzen möchte. Ich habe riesige Motivation, im Bildungsteam mit euch allen zusammenzuarbeiten. Bitte schreibt mir, wenn ihr noch Fragen habt oder einfach quatschen wollt.
Lasst es uns anpacken. Ich freue mich über euer Vertrauen und eure Unterstützung!
Eure Julia
Über mich:
- sie/ihr
- 24 Jahre alt
- studiere im deutsch-französischen Master Politikwissenschaft und Wirtschaft, natürlich immer schön mit Klassenanalyse
- esse am liebsten ganz viel Brot. Habe das bei der letzten Sommerakademie wohl so laut gesagt, dass es quasi nur noch Brot zu essen gab #GJmaterialisiertDeinenTraum
- seit November 2021 aktives Mitglied bei der GRÜNEN JUGEND in der Ortsgruppe Konstanz, aktiv in der AG Antirassismus der GRÜNEN JUGEND Baden-Württemberg (Brudi, hätte ich mal früher den Weg zu euch gefunden, wäre mir einiges an politischer anxiety erspart geblieben)
- auch irgendwie politisch relevant: aktiv im intersektional-feministischen Netzwerk F (Centre for Feminist Foreign Policy), ich war Chefredakteurin des transnationalen europäischen Magazins treffpunkteuropa.de (2020-2021), habe etwas bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gearbeitet und dort ganz viel praxisnah über Neoliberalismus gelernt.
So erreicht ihr mich:
Wenn ihr Fragen habt oder einfach nur etwas quatschen wollt, schreibt mir unbedingt, ich freue mich! :)
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