Veranstaltung: | 56. Bundeskongress |
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Tagesordnungspunkt: | 0.P-B Wahl des Bildungsteams |
Antragsteller*in: | Charlotte Unnerstall |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 11.09.2022, 14:20 |
P-B 2: Charlotte Unnerstall
Vorstellung
Ihr Lieben,
die Klimakrise tötet jeden Tag Menschen, Millionen weitere rutschen kontinuierlich weiter in die Prekarität, Christian Linder trägt politische Verantwortung, das gute Leben für alle scheint weiter weg denn je.
Egal, was passiert: Viele aktive Mitglieder schauen zuerst auf die Analyse und Einordnung der GRÜNEN JUGEND, um Erklärungsansätze zu finden. Warum ist trotz schwarzer Null Geld da für ein Sondervermögen, aber nicht für den Kampf gegen die Klimakrise? Warum wird die „beste Idee, die diese Koalition hatte“ abgeschafft und Massen von Menschen wieder zugänglicher Mobilität beraubt? Warum werden geringe Zuschüsse an arme Menschen ausgezahlt, statt Strom- und Gaspreisen zu deckeln und Übergewinne abzuschöpfen?
Politisierung, politische Bildung und Klassenperspektive geben den alltäglichen Kämpfen, dem struggle, nicht nur die theoretische Einordnung, sondern auch die Aufgabe und das Ziel. Und wir wissen, dass wir mit dem Ziel der Verbesserung der materiellen Verhältnisse arbeitender, migrantisierter, queerer, durch den Kapitalismus zerrieber Menschen - also des Großteils unserer Gesellschaft - nicht alleine sind, sondern in linker Tradition sowie Seit an Seit mit vielen starken Bündnispartner:innen stehen. Aber damit uns das gelingt, müssen wir deren Vertrauen erhalten und bewahren. Auch dafür muss unsere Analyse und unser politisches Handeln von einer Klassenperspektive geprägt sein. Denn wenn wir uns mit den herrschenden Verhältnissen und Akteur:innen solidarisieren, haben wir für linke Kämpfe wenig getan. Und vielleicht ist das K-Wort – Klassenkampf – gar nicht so tabu, sondern vielmehr die unbedingt notwendige Voraussetzung dafür, um unser kaputtes System niederzureißen?
Deswegen halte ich drei Aspekte in der Bildungsarbeit für besonders wichtig:
- Demystifizierung als Grundlage (Kapitalismus ist nicht naturbedingt)
- Klassenbewusstsein schaffen und Blick für international(istisch)e Kämpfe weiten
- Instrumente für Organising des Klassenkampfes vor Ort/Einordnung der verschiedenen Kämpfe in den Klassenkampf geben.
Für all diese Zwecke brauchen wir unterschiedliche Bildungsangebote - und vielleicht können wir als GJ auch nicht alles davon wuppen. Aber wer schon einen Blick in den Entwurf des Arbeitsprogramms geworfen hat, weiß, dass gerade eine Bildungsarbeit für unterschiedliche Zielgruppen und (Er)Kenntnisstände das Ziel der „Bildungsoffensive“ für 2023 sind.
Und eine Bildungsoffensive ist genau der richtige Weg. In den letzten drei Jahren haben wir gemerkt, wie es ist, wenn die Mitglieder schneller wachsen als die Strukturen. Gerade beruhigt sich das quantitative Wachstum wieder etwas und wir wollen diese Phase nutzen, um in die qualitative Ausbildung unserer Mitglieder zu investieren und ihnen Selbstwirksamkeitserfahrung zu ermöglichen.
Bei der GJ geht es nicht darum, so schnell wie möglich die Beschlusslagen auswendig zu lernen und bei Bedarf zu rezitieren. Sondern darum, die Instrumente für die eigene Analyse der Verhältnisse an die Hand zu bekommen und Multiplikator:innen zu schaffen, weil auch der beste Ortsgruppen-, Landes- oder Bundesvorstand nicht jedes Mitglied in einem 1:1-Treffen von den inhärenten Widersprüchen des kapitalistischen Systems überzeugen kann.
In meiner Erfahrung sind überregionale Bildungsveranstaltungen für Mitglieder oft mit der erste Berührungspunkt mit antikapitalistischer und klassenfokussierter Bildungsarbeit, die über einen Abendworkshop hinausgehen, und mit Igel:innen außerhalb ihres Landesverbands. Das gilt insbesondere für Mitglieder aus strukturschwachen (Ost-)Landesverbänden, wo neben Landesmitgliederversammlungen kaum noch Kapazitäten für mehrtägige Bildungsveranstaltungen vorhanden sind. Und ganz zu schweigen von Ortsgruppen, die von einzelnen Aktiven getragen werden und sich freuen, wenn überhaupt Mitglieder zu ihrem queerfeministischen Picnic oder ihrer ViKo kommen, weil schon wieder Lockdown ist.
Ja, Ortsgruppen sind das Herzstück der GRÜNEN JUGEND - aber gerade im Osten sind sie oft noch weit davon entfernt, ihren Mitgliedern systematische, entweder vertiefende oder einsteiger:innengeeignete Bildungsangebote machen zu können. Deswegen können auch diese Igel:innen besonders von bundesweiten Bildungsangeboten profitieren - und davon, wenn Landesvorstände dabei unterstützt werden, Wissen und Analysen an OGen und Mitglieder weiterzugeben.
Nach zwei Jahren als politische Geschäftsführerin in einem dieser strukturschwachen Ost-Landesverbände - Brandenburg - möchte ich diese Perspektiven gerne im Bildungsteam einbringen. Ich komme selbst aus einem Landesverband, in dem es kein Bildungsteam gibt - bedingt nicht dadurch, dass die Tesla Gigafactory bereits alle vorhandenen jungen Menschen ausreichend antikapitalistisch politisiert hätte, sondern aus Mangel an Kapazitäten. Eines schönen Tages wird es auch in Brandenburg soweit sein. Aber bis dahin würde ich mich freuen, zusammen mit einem tollen Team Bildungsarbeit für so viele Mitglieder wie möglich strategisch vorzubereiten und ihnen Schlüsselerlebnisse und Selbstwirksamkeitsgefühl zu ermöglichen. Danke, falls ihr mich dabei unterstützt!
Meldet euch bei allen Fragen und Anregungen gerne bei mir!
Stachelige Grüße
Charlotte aus Brandenburg
Über mich
- 26 Jahre alt
- Aus Brandenburg (ein Bundesland, welches durch Jojo hoffentlich neue Bekanntheit erlangt hat)
- Dezidierte Position zu Trennung Amt/Mandat von Bundesminister*innen
- Viele interessante Fragen bekommen in letzter Zeit, da Master in Russland- und Osteuropastudien
- ver.di-Mitglied
- Alexandra-Kollontai-Ultra
Politisches
- 08/2020 – 09/2022: Politische Geschäftsführerin der GRÜNEN JUGEND Brandenburg (und in der Zeit für die GJ bei der LDK, im Parteirat, etc etc…)
- Seit 09/2022: Delegierte der GJ Brandenburg zum GJ-Länderrat
- Seit 11/2021: Mitglied im Kreisvorstand B90/GRÜNE Teltow-Fläming
- Seit 10/2021: Delegierte von B90/GRÜNE Brandenburg zum Alt-Länderrat
- Seit 04/2018: Mitglied der GRÜNEN JUGEND Brandenburg
Kontakt
- Instagram: @captainwinters
- Twitter: @charlotteunn
- Telegram: @charlotteun
- Ich bin Frau, Inter oder Trans und bewerbe mich auf die Plätze für Frauen, Inter und Trans (ja/nein):
- Ja