Antrag: | Verbesserte Therapie, Versorgungslage und Prävention von psychischen Krankheiten |
---|---|
Antragsteller*in: | Bundesvorstand (dort beschlossen am: 27.10.2020) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 29.10.2020, 10:23 |
V-3-156: Verbesserte Therapie, Versorgungslage und Prävention von psychischen Krankheiten
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 156 bis 198 löschen:
Daher fordern wir:
- ein lückenloses Case Management durch den*die Ansprechpartner*in
- klare Therapieformempfehlungen oder persönliche Therapeut*innenempfehlungen
durch stationäre Therapeut*innen
- eine verbesserte Kommunikation zwischen stationärer*m und ambulanter*m
Therapeut*in
- das Sicherstellen von ambulanter Weiterbehandlung
- (teil-)digitale Anschlussangebote
- die Etablierung teilstationärer Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf den
Arbeitsalltag abgestimmt sind
Umdenken von Diagnosen
Psychische Krankheiten werden in Deutschland Mithilfe des ICD 10, ab 2022 mit
dem ICD 11 diagnostiziert. Dort sind verschiedene Symptome aufgelistet, von
denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss, damit eine Diagnose gestellt werden
kann.
Diagnosen sind in erster Linie dafür da, dass eine ordnungsgemäße Abrechnung bei
der Krankenkasse und eine kurze Weitergabe von Informationen an Mitbehandelnde
erfolgen kann. Eine vorläufige Diagnose muss jedoch bereits von der*m
Hausärztin*arzt gestellt werden, um überhaupt eine*n Psychiater*in aufsuchen zu
können. Diese Praxis schadet jedoch den Patient*innen, da dadurch einerseits die
zukünftig behandelnden Personen geprägt werden und möglicherweise nicht mehr
ausreichend in andere Richtungen schauen, andererseits eine gestellte Diagnose
Ängste verursacht, da nicht ausreichend Wissen vorhanden ist, um die Bedeutung
dieser Diagnose zu bewerten.
Für das Stellen einer passenden Diagnose ist eine fachlich geeignete Person
notwendig. Eine geeignete Diagnostik erfordert eine körperliche Untersuchung
einschließlich Labortests, um andere Ursachen, wie eine Minderfunktion der
Schilddrüse bei depressiven Symptomen auszuschließen, es müssen Fragebögen zur
Symptomatik ausgefüllt und ein ausführliches Untersuchungsgespräch geführt
werden, teilweise wird auch ein Gespräch mit Bekannten bzw. der Familie
benötigt. Hausärzte*innen können diese Fachkenntnisse ohne das entsprechende
Fachstudium kaum haben. Zwar ist bei unbekannten Problemen häufig der*die
Hausärztin*arzt erste*r Ansprechpartner*in, jedoch kann es durch den Zwang, sich
erst dort zu öffnen, um überhaupt die Möglichkeit für einen fachärztlichen
Termin zu erhalten dazu kommen, dass einige Personen mit psychischen
Schwierigkeiten sich stattdessen gar keine Hilfe suchen. Der Sinn einer
Überweisungspflicht erschließt sich nicht, weil Personen, die keine Hilfe
benötigen auch nicht zu einer*m Psychiater*in gehen würden.
Daher fordern wir:
- dass psychiatrische Diagnosen ausschließlich nach einer geeigneten Diagnostik
gestellt werden dürfen und bis dahin eine Behandlung über eine allgemeine
Angabe, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte, erfolgt
- dass die Abrechnung auch ohne eine vorliegende Überweisung erfolgen kann
Von Zeile 202 bis 270:
Bei der somatischen (körperlichen) Medizin würde niemand für eine Person mit
Beinbruch dieselbe Behandlung vorschlagen, wie für jemanden mit Krebs, in
Psychiatrie und Psychotherapie ist das jedoch Alltag. Es gibt nur vier von der
Krankenkasse bezahlte Therapiemethoden, die jedoch nicht für alle Personen
geeignet sind. Ebenfalls wissenschaftlich erforschte und individuell wirksame
Therapie, wie etwa die Hypnose, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht
übernommen. Zwar sind die gängigen Therapieformen und -formate für die meisten
Personen wirksam, doch ist es unverantwortlich, die Menschen, bei denen dies
nicht ausreichend ist, genauso in diese Muster zu pressen. Manchmal reichen die
bewilligten Stunden nicht aus oder es wird bestimmte Hilfe benötigt, die nicht
dem Üblichen entspricht.
Besonders betroffen von einer Anpassung der Patient*innen an das TherapiesettingDabei sind Diagnosen ein wichtiges Hilfsmittel, können aber individuelle Therapieansätze und genug Zeit nicht ersetzen. Gerade das
ist der stationäre Bereichaber im bestehenden Gesundheitssystem kaum möglich. DortEs wird darauf gesetzt, Menschen schnell wieder arbeitsfähig zu machen und zu möglichst “normalen” Menschen zu machen, statt das individuelle Leid zu lindern. So macht unser System Menschen nicht nur krank, sondern verhindert auch die Genesung. Durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen wird Behandelnden und Patient*innen die Möglichkeit genommen, in Ruhe auf Ursachen psychischer Erkrankungen und Therapiemethoden einzugehen und individuelle Lösungsansätze zu finden. Auch alternative, wissenschaftlich fundierte Therapiemethoden sollen möglich und erstattungsfähig sein. Viele gesellschaftlich marginalisierte Gruppen sind unter Therapierenden nicht ausreichend vertreten. So reproduziert auch die Psychotherapie gesellschaftliche Verhältnisse und Ausschlüsse. Therapierende müssen für die besonders verletzliche Lage vieler Hilfesuchender und gesellschaftliche Machtverhältnisse sensibilisiert werden.
Gerade im stationären Bereich gibt es kaum Spielräume, um die
die Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen
Anforderungen entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte
benötigte Hilfe zu erhalten. DasAuf der anderen Seite kommt es teilweise noch zu Zwangsbehandlungen. Beides kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr
mehr suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten
Krankheiten erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen, ohne Spezialisierung und ohne konkretes Wissen
Wissen über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar
sogar schädlich ist.
Im therapeutischen Umfeld wird leider teilweise noch immer nicht zwischen
Symptomen der Krankheit und der "normalen" Persönlichkeit unterschieden. Durch
den Kontakt mit vielen Personen mit psychischen Krankheiten wird das Verhalten
und die Individualität von Behandelnden häufiger als krank angesehen. Die
Behandlung jedoch sollte nicht dazu dienen, einen "normalen" Menschen zu
erschaffen, sondern ausschließlich den individuellen Leidensdruck zu mindern.
Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka) können gemeinsam mit
anderer Therapie (als Pharmakotherapie) einen entscheidenden Beitrag bei der
Behandlung darstellen, da teilweise ohne medikamentöse Unterstützung eine
Therapie nicht möglich wäre, deswegen ist die Verwendung dieser zu befürworten.
Die Zahlen der verschriebenen Dosen von Psychopharmaka haben in den letzten 10
Jahren gravierend zugenommen. Einerseits ist das auf eine beginnende
Entstigmatisierung von Medikamenten und eine bessere Akzeptanz in der
Bevölkerung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf teilweise leichtfertige
Einnahme ohne vorliegende Notwendigkeit. Eine Aufklärung über tatsächlichen
Nutzen und die Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen erfolgt selten. Das gilt
insbesondere in der Hausärzt*innenpraxis und der geschlossenen Psychiatrie.
Patient*innenrechte sind wichtig und Betroffene können durch die Verschreibung
und Gabe von Medikamenten ohne ausführliche Suche nach alternativen und der
individuellen Abwägung von Vor- und Nachteilen nach dem Absetzen negative
Auswirkungen haben, ohne sich selbst für das Risiko entschieden zu haben.
Bei Menschen mit mehreren psychischen Krankheiten müssen die behandelden
Personen entsprechend geschult und die Umgebung angepasst sein, um eine
effektive und wirksame Therapie zu gewährleisten. Wenn mehrere psychische
Krankheiten vorliegen, dürfen diese nicht als Einzelsymptome behandelt werden.
Eine Behandlung der einen Krankheit ohne gleichzeitig die andere zu
berücksichtigen, ist nicht nur für den*die Patient*in sehr anstrengend, sondern
kann zu einer Problemverlagerung oder -verschlimmerung führen. Gleiches gilt bei
zusätzlichem Vorliegen einer körperlichen Krankheit. Diese können Ursache,
Auswirkung oder auch gleichzeitig mit einer psychischen Krankheit aufgetreten
sein. Körperliche Gesundheit sorgt für psychisches Wohlbefinden, weshalb auch
Sport bei leichten Depressionen helfen kann, psychisches Wohlbefinden begünstigt
wiederum auch körperliches. In jedem Fall wird anstelle einer Fokussierung auf
einzelne Symptome eine umfassende Therapie benötigt.
Für eine adäquate Therapie müssen jedoch auch immer andere Krankheitsbilder mit in den Blick genommen werden.
Daher fordern wir:
- eine Anpassung der Therapieformen im stationären Bereich an die Möglichkeiten
und Bedürfnisse der Betroffenen und bei Bedarf mehr Einzeltherapiezeiten und
Rückzugsräume wie Einzelzimmer
- die Professionalisierung und Spezialisierung der Therapieangebote auf einzelne
Störungsbereiche und Altersgruppen
- das Eingehen auf die eigene Persönlichkeit und das individuelle
Problemempfinden im therapeutischen Umfeld (Psychotherapie, Psychiatrie)
- die Verschreibung von Psychopharmaka nur in Akutfällen oder als
Pharmakotherapie nach ausführlicher Aufklärung über Nebenwirkungen und
Absetzsymptome und gemeinsame Abwägung der Vor- und Nachteile durch eine
fachlich geeignete Person (Psychiater*in) und Betroffene, auch im geschlossenen
Bereich
- eine bessere Einstellung der Therapieangebote auf gleichzeitiges Auftreten
körperlicher oder weiterer psychischer Krankheiten
Antragstext
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Daher fordern wir:
- ein lückenloses Case Management durch den*die Ansprechpartner*in
- klare Therapieformempfehlungen oder persönliche Therapeut*innenempfehlungen
durch stationäre Therapeut*innen
- eine verbesserte Kommunikation zwischen stationärer*m und ambulanter*m
Therapeut*in
- das Sicherstellen von ambulanter Weiterbehandlung
- (teil-)digitale Anschlussangebote
- die Etablierung teilstationärer Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf den
Arbeitsalltag abgestimmt sind
Umdenken von Diagnosen
Psychische Krankheiten werden in Deutschland Mithilfe des ICD 10, ab 2022 mit
dem ICD 11 diagnostiziert. Dort sind verschiedene Symptome aufgelistet, von
denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss, damit eine Diagnose gestellt werden
kann.
Diagnosen sind in erster Linie dafür da, dass eine ordnungsgemäße Abrechnung bei
der Krankenkasse und eine kurze Weitergabe von Informationen an Mitbehandelnde
erfolgen kann. Eine vorläufige Diagnose muss jedoch bereits von der*m
Hausärztin*arzt gestellt werden, um überhaupt eine*n Psychiater*in aufsuchen zu
können. Diese Praxis schadet jedoch den Patient*innen, da dadurch einerseits die
zukünftig behandelnden Personen geprägt werden und möglicherweise nicht mehr
ausreichend in andere Richtungen schauen, andererseits eine gestellte Diagnose
Ängste verursacht, da nicht ausreichend Wissen vorhanden ist, um die Bedeutung
dieser Diagnose zu bewerten.
Für das Stellen einer passenden Diagnose ist eine fachlich geeignete Person
notwendig. Eine geeignete Diagnostik erfordert eine körperliche Untersuchung
einschließlich Labortests, um andere Ursachen, wie eine Minderfunktion der
Schilddrüse bei depressiven Symptomen auszuschließen, es müssen Fragebögen zur
Symptomatik ausgefüllt und ein ausführliches Untersuchungsgespräch geführt
werden, teilweise wird auch ein Gespräch mit Bekannten bzw. der Familie
benötigt. Hausärzte*innen können diese Fachkenntnisse ohne das entsprechende
Fachstudium kaum haben. Zwar ist bei unbekannten Problemen häufig der*die
Hausärztin*arzt erste*r Ansprechpartner*in, jedoch kann es durch den Zwang, sich
erst dort zu öffnen, um überhaupt die Möglichkeit für einen fachärztlichen
Termin zu erhalten dazu kommen, dass einige Personen mit psychischen
Schwierigkeiten sich stattdessen gar keine Hilfe suchen. Der Sinn einer
Überweisungspflicht erschließt sich nicht, weil Personen, die keine Hilfe
benötigen auch nicht zu einer*m Psychiater*in gehen würden.
Daher fordern wir:
- dass psychiatrische Diagnosen ausschließlich nach einer geeigneten Diagnostik
gestellt werden dürfen und bis dahin eine Behandlung über eine allgemeine
Angabe, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte, erfolgt
- dass die Abrechnung auch ohne eine vorliegende Überweisung erfolgen kann
Von Zeile 202 bis 270:
Bei der somatischen (körperlichen) Medizin würde niemand für eine Person mit
Beinbruch dieselbe Behandlung vorschlagen, wie für jemanden mit Krebs, in
Psychiatrie und Psychotherapie ist das jedoch Alltag. Es gibt nur vier von der
Krankenkasse bezahlte Therapiemethoden, die jedoch nicht für alle Personen
geeignet sind. Ebenfalls wissenschaftlich erforschte und individuell wirksame
Therapie, wie etwa die Hypnose, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht
übernommen. Zwar sind die gängigen Therapieformen und -formate für die meisten
Personen wirksam, doch ist es unverantwortlich, die Menschen, bei denen dies
nicht ausreichend ist, genauso in diese Muster zu pressen. Manchmal reichen die
bewilligten Stunden nicht aus oder es wird bestimmte Hilfe benötigt, die nicht
dem Üblichen entspricht.
Dabei sind Diagnosen ein wichtiges Hilfsmittel, können aber individuelle Therapieansätze und genug Zeit nicht ersetzen. Gerade das ist aber im bestehenden kapitalistischen Gesundheitssystem kaum möglich. Es wird darauf gesetzt, Menschen schnell wieder arbeitsfähig zu machen und zu möglichst “normalen” Menschen zu machen, statt das individuelle Leid zu lindern. So macht unser System Menschen nicht nur krank, sondern verhindert auch die Genesung. Durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen wird Behandelnden und Patient*innen die Möglichkeit genommen, in Ruhe auf Ursachen psychischer Erkrankungen und Therapiemethoden einzugehen und individuelle Lösungsansätze zu finden.
Gerade im stationären Bereich gibt es kaum Spielräume, um die Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar schädlich ist.
Besonders betroffen von einer Anpassung der Patient*innen an das Therapiesetting
ist der stationäre Bereich. Dort gibt es kaum Spielräume, um die
Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen
entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte
Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr
suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten
erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen
über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar
schädlich ist.
Im therapeutischen Umfeld wird leider teilweise noch immer nicht zwischen
Symptomen der Krankheit und der "normalen" Persönlichkeit unterschieden. Durch
den Kontakt mit vielen Personen mit psychischen Krankheiten wird das Verhalten
und die Individualität von Behandelnden häufiger als krank angesehen. Die
Behandlung jedoch sollte nicht dazu dienen, einen "normalen" Menschen zu
erschaffen, sondern ausschließlich den individuellen Leidensdruck zu mindern.
Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka) können gemeinsam mit
anderer Therapie (als Pharmakotherapie) einen entscheidenden Beitrag bei der
Behandlung darstellen, da teilweise ohne medikamentöse Unterstützung eine
Therapie nicht möglich wäre, deswegen ist die Verwendung dieser zu befürworten.
Die Zahlen der verschriebenen Dosen von Psychopharmaka haben in den letzten 10
Jahren gravierend zugenommen. Einerseits ist das auf eine beginnende
Entstigmatisierung von Medikamenten und eine bessere Akzeptanz in der
Bevölkerung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf teilweise leichtfertige
Einnahme ohne vorliegende Notwendigkeit. Eine Aufklärung über tatsächlichen
Nutzen und die Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen erfolgt selten. Das gilt
insbesondere in der Hausärzt*innenpraxis und der geschlossenen Psychiatrie.
Patient*innenrechte sind wichtig und Betroffene können durch die Verschreibung
und Gabe von Medikamenten ohne ausführliche Suche nach alternativen und der
individuellen Abwägung von Vor- und Nachteilen nach dem Absetzen negative
Auswirkungen haben, ohne sich selbst für das Risiko entschieden zu haben.
Bei Menschen mit mehreren psychischen Krankheiten müssen die behandelden
Personen entsprechend geschult und die Umgebung angepasst sein, um eine
effektive und wirksame Therapie zu gewährleisten. Wenn mehrere psychische
Krankheiten vorliegen, dürfen diese nicht als Einzelsymptome behandelt werden.
Eine Behandlung der einen Krankheit ohne gleichzeitig die andere zu
berücksichtigen, ist nicht nur für den*die Patient*in sehr anstrengend, sondern
kann zu einer Problemverlagerung oder -verschlimmerung führen. Gleiches gilt bei
zusätzlichem Vorliegen einer körperlichen Krankheit. Diese können Ursache,
Auswirkung oder auch gleichzeitig mit einer psychischen Krankheit aufgetreten
sein. Körperliche Gesundheit sorgt für psychisches Wohlbefinden, weshalb auch
Sport bei leichten Depressionen helfen kann, psychisches Wohlbefinden begünstigt
wiederum auch körperliches. In jedem Fall wird anstelle einer Fokussierung auf
einzelne Symptome eine umfassende Therapie benötigt.
Daher fordern wir:
- eine Anpassung der Therapieformen im stationären Bereich an die Möglichkeiten
und Bedürfnisse der Betroffenen und bei Bedarf mehr Einzeltherapiezeiten und
Rückzugsräume wie Einzelzimmer
- die Professionalisierung und Spezialisierung der Therapieangebote auf einzelne
Störungsbereiche und Altersgruppen
- das Eingehen auf die eigene Persönlichkeit und das individuelle
Problemempfinden im therapeutischen Umfeld (Psychotherapie, Psychiatrie)
- die Verschreibung von Psychopharmaka nur in Akutfällen oder als
Pharmakotherapie nach ausführlicher Aufklärung über Nebenwirkungen und
Absetzsymptome und gemeinsame Abwägung der Vor- und Nachteile durch eine
fachlich geeignete Person (Psychiater*in) und Betroffene, auch im geschlossenen
Bereich
- eine bessere Einstellung der Therapieangebote auf gleichzeitiges Auftreten
körperlicher oder weiterer psychischer Krankheiten
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Daher fordern wir:
- ein lückenloses Case Management durch den*die Ansprechpartner*in
- klare Therapieformempfehlungen oder persönliche Therapeut*innenempfehlungen
durch stationäre Therapeut*innen
- eine verbesserte Kommunikation zwischen stationärer*m und ambulanter*m
Therapeut*in
- das Sicherstellen von ambulanter Weiterbehandlung
- (teil-)digitale Anschlussangebote
- die Etablierung teilstationärer Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf den
Arbeitsalltag abgestimmt sind
Umdenken von Diagnosen
Psychische Krankheiten werden in Deutschland Mithilfe des ICD 10, ab 2022 mit
dem ICD 11 diagnostiziert. Dort sind verschiedene Symptome aufgelistet, von
denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss, damit eine Diagnose gestellt werden
kann.
Diagnosen sind in erster Linie dafür da, dass eine ordnungsgemäße Abrechnung bei
der Krankenkasse und eine kurze Weitergabe von Informationen an Mitbehandelnde
erfolgen kann. Eine vorläufige Diagnose muss jedoch bereits von der*m
Hausärztin*arzt gestellt werden, um überhaupt eine*n Psychiater*in aufsuchen zu
können. Diese Praxis schadet jedoch den Patient*innen, da dadurch einerseits die
zukünftig behandelnden Personen geprägt werden und möglicherweise nicht mehr
ausreichend in andere Richtungen schauen, andererseits eine gestellte Diagnose
Ängste verursacht, da nicht ausreichend Wissen vorhanden ist, um die Bedeutung
dieser Diagnose zu bewerten.
Für das Stellen einer passenden Diagnose ist eine fachlich geeignete Person
notwendig. Eine geeignete Diagnostik erfordert eine körperliche Untersuchung
einschließlich Labortests, um andere Ursachen, wie eine Minderfunktion der
Schilddrüse bei depressiven Symptomen auszuschließen, es müssen Fragebögen zur
Symptomatik ausgefüllt und ein ausführliches Untersuchungsgespräch geführt
werden, teilweise wird auch ein Gespräch mit Bekannten bzw. der Familie
benötigt. Hausärzte*innen können diese Fachkenntnisse ohne das entsprechende
Fachstudium kaum haben. Zwar ist bei unbekannten Problemen häufig der*die
Hausärztin*arzt erste*r Ansprechpartner*in, jedoch kann es durch den Zwang, sich
erst dort zu öffnen, um überhaupt die Möglichkeit für einen fachärztlichen
Termin zu erhalten dazu kommen, dass einige Personen mit psychischen
Schwierigkeiten sich stattdessen gar keine Hilfe suchen. Der Sinn einer
Überweisungspflicht erschließt sich nicht, weil Personen, die keine Hilfe
benötigen auch nicht zu einer*m Psychiater*in gehen würden.
Daher fordern wir:
- dass psychiatrische Diagnosen ausschließlich nach einer geeigneten Diagnostik
gestellt werden dürfen und bis dahin eine Behandlung über eine allgemeine
Angabe, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte, erfolgt
- dass die Abrechnung auch ohne eine vorliegende Überweisung erfolgen kann
Von Zeile 202 bis 270:
Bei der somatischen (körperlichen) Medizin würde niemand für eine Person mit
Beinbruch dieselbe Behandlung vorschlagen, wie für jemanden mit Krebs, in
Psychiatrie und Psychotherapie ist das jedoch Alltag. Es gibt nur vier von der
Krankenkasse bezahlte Therapiemethoden, die jedoch nicht für alle Personen
geeignet sind. Ebenfalls wissenschaftlich erforschte und individuell wirksame
Therapie, wie etwa die Hypnose, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht
übernommen. Zwar sind die gängigen Therapieformen und -formate für die meisten
Personen wirksam, doch ist es unverantwortlich, die Menschen, bei denen dies
nicht ausreichend ist, genauso in diese Muster zu pressen. Manchmal reichen die
bewilligten Stunden nicht aus oder es wird bestimmte Hilfe benötigt, die nicht
dem Üblichen entspricht.
Besonders betroffen von einer Anpassung der Patient*innen an das TherapiesettingDabei sind Diagnosen ein wichtiges Hilfsmittel, können aber individuelle Therapieansätze und genug Zeit nicht ersetzen. Gerade das
ist der stationäre Bereichaber im bestehenden Gesundheitssystem kaum möglich. DortEs wird darauf gesetzt, Menschen schnell wieder arbeitsfähig zu machen und zu möglichst “normalen” Menschen zu machen, statt das individuelle Leid zu lindern. So macht unser System Menschen nicht nur krank, sondern verhindert auch die Genesung. Durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen wird Behandelnden und Patient*innen die Möglichkeit genommen, in Ruhe auf Ursachen psychischer Erkrankungen und Therapiemethoden einzugehen und individuelle Lösungsansätze zu finden. Auch alternative, wissenschaftlich fundierte Therapiemethoden sollen möglich und erstattungsfähig sein. Viele gesellschaftlich marginalisierte Gruppen sind unter Therapierenden nicht ausreichend vertreten. So reproduziert auch die Psychotherapie gesellschaftliche Verhältnisse und Ausschlüsse. Therapierende müssen für die besonders verletzliche Lage vieler Hilfesuchender und gesellschaftliche Machtverhältnisse sensibilisiert werden.
Gerade im stationären Bereich gibt es kaum Spielräume, um die
die Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen
Anforderungen entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte
benötigte Hilfe zu erhalten. DasAuf der anderen Seite kommt es teilweise noch zu Zwangsbehandlungen. Beides kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr
mehr suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten
Krankheiten erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen, ohne Spezialisierung und ohne konkretes Wissen
Wissen über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar
sogar schädlich ist.
Im therapeutischen Umfeld wird leider teilweise noch immer nicht zwischen
Symptomen der Krankheit und der "normalen" Persönlichkeit unterschieden. Durch
den Kontakt mit vielen Personen mit psychischen Krankheiten wird das Verhalten
und die Individualität von Behandelnden häufiger als krank angesehen. Die
Behandlung jedoch sollte nicht dazu dienen, einen "normalen" Menschen zu
erschaffen, sondern ausschließlich den individuellen Leidensdruck zu mindern.
Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka) können gemeinsam mit
anderer Therapie (als Pharmakotherapie) einen entscheidenden Beitrag bei der
Behandlung darstellen, da teilweise ohne medikamentöse Unterstützung eine
Therapie nicht möglich wäre, deswegen ist die Verwendung dieser zu befürworten.
Die Zahlen der verschriebenen Dosen von Psychopharmaka haben in den letzten 10
Jahren gravierend zugenommen. Einerseits ist das auf eine beginnende
Entstigmatisierung von Medikamenten und eine bessere Akzeptanz in der
Bevölkerung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf teilweise leichtfertige
Einnahme ohne vorliegende Notwendigkeit. Eine Aufklärung über tatsächlichen
Nutzen und die Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen erfolgt selten. Das gilt
insbesondere in der Hausärzt*innenpraxis und der geschlossenen Psychiatrie.
Patient*innenrechte sind wichtig und Betroffene können durch die Verschreibung
und Gabe von Medikamenten ohne ausführliche Suche nach alternativen und der
individuellen Abwägung von Vor- und Nachteilen nach dem Absetzen negative
Auswirkungen haben, ohne sich selbst für das Risiko entschieden zu haben.
Bei Menschen mit mehreren psychischen Krankheiten müssen die behandelden
Personen entsprechend geschult und die Umgebung angepasst sein, um eine
effektive und wirksame Therapie zu gewährleisten. Wenn mehrere psychische
Krankheiten vorliegen, dürfen diese nicht als Einzelsymptome behandelt werden.
Eine Behandlung der einen Krankheit ohne gleichzeitig die andere zu
berücksichtigen, ist nicht nur für den*die Patient*in sehr anstrengend, sondern
kann zu einer Problemverlagerung oder -verschlimmerung führen. Gleiches gilt bei
zusätzlichem Vorliegen einer körperlichen Krankheit. Diese können Ursache,
Auswirkung oder auch gleichzeitig mit einer psychischen Krankheit aufgetreten
sein. Körperliche Gesundheit sorgt für psychisches Wohlbefinden, weshalb auch
Sport bei leichten Depressionen helfen kann, psychisches Wohlbefinden begünstigt
wiederum auch körperliches. In jedem Fall wird anstelle einer Fokussierung auf
einzelne Symptome eine umfassende Therapie benötigt.
Für eine adäquate Therapie müssen jedoch auch immer andere Krankheitsbilder mit in den Blick genommen werden.
Daher fordern wir:
- eine Anpassung der Therapieformen im stationären Bereich an die Möglichkeiten
und Bedürfnisse der Betroffenen und bei Bedarf mehr Einzeltherapiezeiten und
Rückzugsräume wie Einzelzimmer
- die Professionalisierung und Spezialisierung der Therapieangebote auf einzelne
Störungsbereiche und Altersgruppen
- das Eingehen auf die eigene Persönlichkeit und das individuelle
Problemempfinden im therapeutischen Umfeld (Psychotherapie, Psychiatrie)
- die Verschreibung von Psychopharmaka nur in Akutfällen oder als
Pharmakotherapie nach ausführlicher Aufklärung über Nebenwirkungen und
Absetzsymptome und gemeinsame Abwägung der Vor- und Nachteile durch eine
fachlich geeignete Person (Psychiater*in) und Betroffene, auch im geschlossenen
Bereich
- eine bessere Einstellung der Therapieangebote auf gleichzeitiges Auftreten
körperlicher oder weiterer psychischer Krankheiten
Antragstext
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Daher fordern wir:
- ein lückenloses Case Management durch den*die Ansprechpartner*in
- klare Therapieformempfehlungen oder persönliche Therapeut*innenempfehlungen
durch stationäre Therapeut*innen
- eine verbesserte Kommunikation zwischen stationärer*m und ambulanter*m
Therapeut*in
- das Sicherstellen von ambulanter Weiterbehandlung
- (teil-)digitale Anschlussangebote
- die Etablierung teilstationärer Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf den
Arbeitsalltag abgestimmt sind
Umdenken von Diagnosen
Psychische Krankheiten werden in Deutschland Mithilfe des ICD 10, ab 2022 mit
dem ICD 11 diagnostiziert. Dort sind verschiedene Symptome aufgelistet, von
denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss, damit eine Diagnose gestellt werden
kann.
Diagnosen sind in erster Linie dafür da, dass eine ordnungsgemäße Abrechnung bei
der Krankenkasse und eine kurze Weitergabe von Informationen an Mitbehandelnde
erfolgen kann. Eine vorläufige Diagnose muss jedoch bereits von der*m
Hausärztin*arzt gestellt werden, um überhaupt eine*n Psychiater*in aufsuchen zu
können. Diese Praxis schadet jedoch den Patient*innen, da dadurch einerseits die
zukünftig behandelnden Personen geprägt werden und möglicherweise nicht mehr
ausreichend in andere Richtungen schauen, andererseits eine gestellte Diagnose
Ängste verursacht, da nicht ausreichend Wissen vorhanden ist, um die Bedeutung
dieser Diagnose zu bewerten.
Für das Stellen einer passenden Diagnose ist eine fachlich geeignete Person
notwendig. Eine geeignete Diagnostik erfordert eine körperliche Untersuchung
einschließlich Labortests, um andere Ursachen, wie eine Minderfunktion der
Schilddrüse bei depressiven Symptomen auszuschließen, es müssen Fragebögen zur
Symptomatik ausgefüllt und ein ausführliches Untersuchungsgespräch geführt
werden, teilweise wird auch ein Gespräch mit Bekannten bzw. der Familie
benötigt. Hausärzte*innen können diese Fachkenntnisse ohne das entsprechende
Fachstudium kaum haben. Zwar ist bei unbekannten Problemen häufig der*die
Hausärztin*arzt erste*r Ansprechpartner*in, jedoch kann es durch den Zwang, sich
erst dort zu öffnen, um überhaupt die Möglichkeit für einen fachärztlichen
Termin zu erhalten dazu kommen, dass einige Personen mit psychischen
Schwierigkeiten sich stattdessen gar keine Hilfe suchen. Der Sinn einer
Überweisungspflicht erschließt sich nicht, weil Personen, die keine Hilfe
benötigen auch nicht zu einer*m Psychiater*in gehen würden.
Daher fordern wir:
- dass psychiatrische Diagnosen ausschließlich nach einer geeigneten Diagnostik
gestellt werden dürfen und bis dahin eine Behandlung über eine allgemeine
Angabe, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte, erfolgt
- dass die Abrechnung auch ohne eine vorliegende Überweisung erfolgen kann
Von Zeile 202 bis 270:
Bei der somatischen (körperlichen) Medizin würde niemand für eine Person mit
Beinbruch dieselbe Behandlung vorschlagen, wie für jemanden mit Krebs, in
Psychiatrie und Psychotherapie ist das jedoch Alltag. Es gibt nur vier von der
Krankenkasse bezahlte Therapiemethoden, die jedoch nicht für alle Personen
geeignet sind. Ebenfalls wissenschaftlich erforschte und individuell wirksame
Therapie, wie etwa die Hypnose, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht
übernommen. Zwar sind die gängigen Therapieformen und -formate für die meisten
Personen wirksam, doch ist es unverantwortlich, die Menschen, bei denen dies
nicht ausreichend ist, genauso in diese Muster zu pressen. Manchmal reichen die
bewilligten Stunden nicht aus oder es wird bestimmte Hilfe benötigt, die nicht
dem Üblichen entspricht.
Dabei sind Diagnosen ein wichtiges Hilfsmittel, können aber individuelle Therapieansätze und genug Zeit nicht ersetzen. Gerade das ist aber im bestehenden kapitalistischen Gesundheitssystem kaum möglich. Es wird darauf gesetzt, Menschen schnell wieder arbeitsfähig zu machen und zu möglichst “normalen” Menschen zu machen, statt das individuelle Leid zu lindern. So macht unser System Menschen nicht nur krank, sondern verhindert auch die Genesung. Durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen wird Behandelnden und Patient*innen die Möglichkeit genommen, in Ruhe auf Ursachen psychischer Erkrankungen und Therapiemethoden einzugehen und individuelle Lösungsansätze zu finden.
Gerade im stationären Bereich gibt es kaum Spielräume, um die Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar schädlich ist.
Besonders betroffen von einer Anpassung der Patient*innen an das Therapiesetting
ist der stationäre Bereich. Dort gibt es kaum Spielräume, um die
Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen
entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte
Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr
suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten
erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen
über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar
schädlich ist.
Im therapeutischen Umfeld wird leider teilweise noch immer nicht zwischen
Symptomen der Krankheit und der "normalen" Persönlichkeit unterschieden. Durch
den Kontakt mit vielen Personen mit psychischen Krankheiten wird das Verhalten
und die Individualität von Behandelnden häufiger als krank angesehen. Die
Behandlung jedoch sollte nicht dazu dienen, einen "normalen" Menschen zu
erschaffen, sondern ausschließlich den individuellen Leidensdruck zu mindern.
Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka) können gemeinsam mit
anderer Therapie (als Pharmakotherapie) einen entscheidenden Beitrag bei der
Behandlung darstellen, da teilweise ohne medikamentöse Unterstützung eine
Therapie nicht möglich wäre, deswegen ist die Verwendung dieser zu befürworten.
Die Zahlen der verschriebenen Dosen von Psychopharmaka haben in den letzten 10
Jahren gravierend zugenommen. Einerseits ist das auf eine beginnende
Entstigmatisierung von Medikamenten und eine bessere Akzeptanz in der
Bevölkerung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf teilweise leichtfertige
Einnahme ohne vorliegende Notwendigkeit. Eine Aufklärung über tatsächlichen
Nutzen und die Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen erfolgt selten. Das gilt
insbesondere in der Hausärzt*innenpraxis und der geschlossenen Psychiatrie.
Patient*innenrechte sind wichtig und Betroffene können durch die Verschreibung
und Gabe von Medikamenten ohne ausführliche Suche nach alternativen und der
individuellen Abwägung von Vor- und Nachteilen nach dem Absetzen negative
Auswirkungen haben, ohne sich selbst für das Risiko entschieden zu haben.
Bei Menschen mit mehreren psychischen Krankheiten müssen die behandelden
Personen entsprechend geschult und die Umgebung angepasst sein, um eine
effektive und wirksame Therapie zu gewährleisten. Wenn mehrere psychische
Krankheiten vorliegen, dürfen diese nicht als Einzelsymptome behandelt werden.
Eine Behandlung der einen Krankheit ohne gleichzeitig die andere zu
berücksichtigen, ist nicht nur für den*die Patient*in sehr anstrengend, sondern
kann zu einer Problemverlagerung oder -verschlimmerung führen. Gleiches gilt bei
zusätzlichem Vorliegen einer körperlichen Krankheit. Diese können Ursache,
Auswirkung oder auch gleichzeitig mit einer psychischen Krankheit aufgetreten
sein. Körperliche Gesundheit sorgt für psychisches Wohlbefinden, weshalb auch
Sport bei leichten Depressionen helfen kann, psychisches Wohlbefinden begünstigt
wiederum auch körperliches. In jedem Fall wird anstelle einer Fokussierung auf
einzelne Symptome eine umfassende Therapie benötigt.
Daher fordern wir:
- eine Anpassung der Therapieformen im stationären Bereich an die Möglichkeiten
und Bedürfnisse der Betroffenen und bei Bedarf mehr Einzeltherapiezeiten und
Rückzugsräume wie Einzelzimmer
- die Professionalisierung und Spezialisierung der Therapieangebote auf einzelne
Störungsbereiche und Altersgruppen
- das Eingehen auf die eigene Persönlichkeit und das individuelle
Problemempfinden im therapeutischen Umfeld (Psychotherapie, Psychiatrie)
- die Verschreibung von Psychopharmaka nur in Akutfällen oder als
Pharmakotherapie nach ausführlicher Aufklärung über Nebenwirkungen und
Absetzsymptome und gemeinsame Abwägung der Vor- und Nachteile durch eine
fachlich geeignete Person (Psychiater*in) und Betroffene, auch im geschlossenen
Bereich
- eine bessere Einstellung der Therapieangebote auf gleichzeitiges Auftreten
körperlicher oder weiterer psychischer Krankheiten
Von Zeile 156 bis 198 löschen:
Daher fordern wir:
- ein lückenloses Case Management durch den*die Ansprechpartner*in
- klare Therapieformempfehlungen oder persönliche Therapeut*innenempfehlungen
durch stationäre Therapeut*innen
- eine verbesserte Kommunikation zwischen stationärer*m und ambulanter*m
Therapeut*in
- das Sicherstellen von ambulanter Weiterbehandlung
- (teil-)digitale Anschlussangebote
- die Etablierung teilstationärer Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf den
Arbeitsalltag abgestimmt sind
Umdenken von Diagnosen
Psychische Krankheiten werden in Deutschland Mithilfe des ICD 10, ab 2022 mit
dem ICD 11 diagnostiziert. Dort sind verschiedene Symptome aufgelistet, von
denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss, damit eine Diagnose gestellt werden
kann.
Diagnosen sind in erster Linie dafür da, dass eine ordnungsgemäße Abrechnung bei
der Krankenkasse und eine kurze Weitergabe von Informationen an Mitbehandelnde
erfolgen kann. Eine vorläufige Diagnose muss jedoch bereits von der*m
Hausärztin*arzt gestellt werden, um überhaupt eine*n Psychiater*in aufsuchen zu
können. Diese Praxis schadet jedoch den Patient*innen, da dadurch einerseits die
zukünftig behandelnden Personen geprägt werden und möglicherweise nicht mehr
ausreichend in andere Richtungen schauen, andererseits eine gestellte Diagnose
Ängste verursacht, da nicht ausreichend Wissen vorhanden ist, um die Bedeutung
dieser Diagnose zu bewerten.
Für das Stellen einer passenden Diagnose ist eine fachlich geeignete Person
notwendig. Eine geeignete Diagnostik erfordert eine körperliche Untersuchung
einschließlich Labortests, um andere Ursachen, wie eine Minderfunktion der
Schilddrüse bei depressiven Symptomen auszuschließen, es müssen Fragebögen zur
Symptomatik ausgefüllt und ein ausführliches Untersuchungsgespräch geführt
werden, teilweise wird auch ein Gespräch mit Bekannten bzw. der Familie
benötigt. Hausärzte*innen können diese Fachkenntnisse ohne das entsprechende
Fachstudium kaum haben. Zwar ist bei unbekannten Problemen häufig der*die
Hausärztin*arzt erste*r Ansprechpartner*in, jedoch kann es durch den Zwang, sich
erst dort zu öffnen, um überhaupt die Möglichkeit für einen fachärztlichen
Termin zu erhalten dazu kommen, dass einige Personen mit psychischen
Schwierigkeiten sich stattdessen gar keine Hilfe suchen. Der Sinn einer
Überweisungspflicht erschließt sich nicht, weil Personen, die keine Hilfe
benötigen auch nicht zu einer*m Psychiater*in gehen würden.
Daher fordern wir:
- dass psychiatrische Diagnosen ausschließlich nach einer geeigneten Diagnostik
gestellt werden dürfen und bis dahin eine Behandlung über eine allgemeine
Angabe, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte, erfolgt
- dass die Abrechnung auch ohne eine vorliegende Überweisung erfolgen kann
Von Zeile 202 bis 270:
Bei der somatischen (körperlichen) Medizin würde niemand für eine Person mit
Beinbruch dieselbe Behandlung vorschlagen, wie für jemanden mit Krebs, in
Psychiatrie und Psychotherapie ist das jedoch Alltag. Es gibt nur vier von der
Krankenkasse bezahlte Therapiemethoden, die jedoch nicht für alle Personen
geeignet sind. Ebenfalls wissenschaftlich erforschte und individuell wirksame
Therapie, wie etwa die Hypnose, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht
übernommen. Zwar sind die gängigen Therapieformen und -formate für die meisten
Personen wirksam, doch ist es unverantwortlich, die Menschen, bei denen dies
nicht ausreichend ist, genauso in diese Muster zu pressen. Manchmal reichen die
bewilligten Stunden nicht aus oder es wird bestimmte Hilfe benötigt, die nicht
dem Üblichen entspricht.
Dabei sind Diagnosen ein wichtiges Hilfsmittel, können aber individuelle Therapieansätze und genug Zeit nicht ersetzen. Gerade das ist aber im bestehenden kapitalistischen Gesundheitssystem kaum möglich. Es wird darauf gesetzt, Menschen schnell wieder arbeitsfähig zu machen und zu möglichst “normalen” Menschen zu machen, statt das individuelle Leid zu lindern. So macht unser System Menschen nicht nur krank, sondern verhindert auch die Genesung. Durch die Ökonomisierung im Gesundheitswesen wird Behandelnden und Patient*innen die Möglichkeit genommen, in Ruhe auf Ursachen psychischer Erkrankungen und Therapiemethoden einzugehen und individuelle Lösungsansätze zu finden.
Gerade im stationären Bereich gibt es kaum Spielräume, um die Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar schädlich ist.
Besonders betroffen von einer Anpassung der Patient*innen an das Therapiesetting
ist der stationäre Bereich. Dort gibt es kaum Spielräume, um die
Therapieangebote anzupassen und wenn Patient*innen nicht den Anforderungen
entsprechen, werden diese möglicherweise entlassen, ohne die dringend benötigte
Hilfe zu erhalten. Das kann dazu führen, dass diese in Zukunft keine Hilfe mehr
suchen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten
erfolgt teilweise ohne fachspezifische Weiterbildungen und ohne konkretes Wissen
über Krankheitsbilder, wodurch die Behandlung häufig mangelhaft, manchmal sogar
schädlich ist.
Im therapeutischen Umfeld wird leider teilweise noch immer nicht zwischen
Symptomen der Krankheit und der "normalen" Persönlichkeit unterschieden. Durch
den Kontakt mit vielen Personen mit psychischen Krankheiten wird das Verhalten
und die Individualität von Behandelnden häufiger als krank angesehen. Die
Behandlung jedoch sollte nicht dazu dienen, einen "normalen" Menschen zu
erschaffen, sondern ausschließlich den individuellen Leidensdruck zu mindern.
Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka) können gemeinsam mit
anderer Therapie (als Pharmakotherapie) einen entscheidenden Beitrag bei der
Behandlung darstellen, da teilweise ohne medikamentöse Unterstützung eine
Therapie nicht möglich wäre, deswegen ist die Verwendung dieser zu befürworten.
Die Zahlen der verschriebenen Dosen von Psychopharmaka haben in den letzten 10
Jahren gravierend zugenommen. Einerseits ist das auf eine beginnende
Entstigmatisierung von Medikamenten und eine bessere Akzeptanz in der
Bevölkerung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf teilweise leichtfertige
Einnahme ohne vorliegende Notwendigkeit. Eine Aufklärung über tatsächlichen
Nutzen und die Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen erfolgt selten. Das gilt
insbesondere in der Hausärzt*innenpraxis und der geschlossenen Psychiatrie.
Patient*innenrechte sind wichtig und Betroffene können durch die Verschreibung
und Gabe von Medikamenten ohne ausführliche Suche nach alternativen und der
individuellen Abwägung von Vor- und Nachteilen nach dem Absetzen negative
Auswirkungen haben, ohne sich selbst für das Risiko entschieden zu haben.
Bei Menschen mit mehreren psychischen Krankheiten müssen die behandelden
Personen entsprechend geschult und die Umgebung angepasst sein, um eine
effektive und wirksame Therapie zu gewährleisten. Wenn mehrere psychische
Krankheiten vorliegen, dürfen diese nicht als Einzelsymptome behandelt werden.
Eine Behandlung der einen Krankheit ohne gleichzeitig die andere zu
berücksichtigen, ist nicht nur für den*die Patient*in sehr anstrengend, sondern
kann zu einer Problemverlagerung oder -verschlimmerung führen. Gleiches gilt bei
zusätzlichem Vorliegen einer körperlichen Krankheit. Diese können Ursache,
Auswirkung oder auch gleichzeitig mit einer psychischen Krankheit aufgetreten
sein. Körperliche Gesundheit sorgt für psychisches Wohlbefinden, weshalb auch
Sport bei leichten Depressionen helfen kann, psychisches Wohlbefinden begünstigt
wiederum auch körperliches. In jedem Fall wird anstelle einer Fokussierung auf
einzelne Symptome eine umfassende Therapie benötigt.
Daher fordern wir:
- eine Anpassung der Therapieformen im stationären Bereich an die Möglichkeiten
und Bedürfnisse der Betroffenen und bei Bedarf mehr Einzeltherapiezeiten und
Rückzugsräume wie Einzelzimmer
- die Professionalisierung und Spezialisierung der Therapieangebote auf einzelne
Störungsbereiche und Altersgruppen
- das Eingehen auf die eigene Persönlichkeit und das individuelle
Problemempfinden im therapeutischen Umfeld (Psychotherapie, Psychiatrie)
- die Verschreibung von Psychopharmaka nur in Akutfällen oder als
Pharmakotherapie nach ausführlicher Aufklärung über Nebenwirkungen und
Absetzsymptome und gemeinsame Abwägung der Vor- und Nachteile durch eine
fachlich geeignete Person (Psychiater*in) und Betroffene, auch im geschlossenen
Bereich
- eine bessere Einstellung der Therapieangebote auf gleichzeitiges Auftreten
körperlicher oder weiterer psychischer Krankheiten