Veranstaltung: | 54. Bundeskongress der GRÜNEN JUGEND |
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Tagesordnungspunkt: | P Arbeitsprogramm |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 01.11.2020 |
Eingereicht: | 11.11.2020, 19:11 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Aus der Krise zu neuen Ufern!
Beschlusstext
Wir sehen wie unter einer Lupe die Krisenhaftigkeit des Systems. Die
Gesundheitssysteme vieler Länder versagten angesichts der Krise und des
Spardiktats der letzten Jahre. Wir erlebten den Widerspruch zwischen Applaus auf
dem Balkon und den fortwährend niedrigen Löhnen und erbarmungslosen
Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen. An den europäischen Außengrenzen
leiden Menschen unter den schlimmsten Lebensbedingungen, während die EU tatenlos
zuschaut. Millionen Familien wussten nicht, wie sie die Zeit der Pandemie auf
viel zu engem Raum überstehen sollten. All diese Probleme sind nicht neu, wir
sehen sie nur deutlicher. Zu oft wurde bei vergangenen Krisen versucht, schnell
die Risse in diesem System zu kitten, anstatt die Ursachen anzugehen, die sie
hervorbringen. Sie liegen in der kapitalistischen Logik, dem Patriarchat und
einer Leistungsgesellschaft, die immer weitere Bereiche umfasst. Wir müssen als
Verband, aber auch als gesellschaftliche Linke an einem Strang ziehen. Wir
dürfen uns nicht durch neoliberale Ideologie vereinzeln lassen, sondern sagen
ihr den Kampf an! Die Hoffnungen auf ein großartiges Ergebnis bei der
Bundestagswahl sind groß. Doch für uns als Grüne Jugend ist klar: Sie kann nur
ein Schritt hin zu einer gerechteren und freieren Gesellschaft sein, aber wir
können sie nutzen, um unseren Anspruch an eine neue Gesellschaftsordnung
aufzuzeigen. Wir sehen, dass wir aufbrechen müssen in ein neues Morgen.
Bildungsarbeit
Nur wenn wir verstehen, auf welchen Grundlagen unser Zusammenleben fußt, nur
wenn wir begreifen, was hinter der Klimakrise, der gesellschaftlichen
Ungleichheit und der Ausbeutung steht, nur dann können wir wirksame
Gegenstrategien ergreifen. Gerade im Jahr der Bundestagswahl ist es deshalb
wichtig, im Rahmen der Bildungsarbeit unser Verständnis der Verhältnisse zu
vertiefen und aus diesem Verständnis heraus eine wirklich solidarische Gegenwart
zu erschaffen. Wie das Infektionsgeschehen nächstes Jahr aussehen wird, wissen
wir nicht. Deswegen planen wir alle Veranstaltungen sowohl online, als auch als
dezentrale Veranstaltung mit der Möglichkeit, zumindest auf Ortsgruppenebene
zusammen zu kommen und Debattenräume sowohl mit vielen anderen bundesweit
digital, als auch mit anderen Aktivist*innen vor Ort zu führen. Sofern es in
einem verantwortbaren Rahmen möglich ist, wollen wir uns natürlich bei
Präsenzveranstaltungen begegnen.
Frühjahrskongress
Wenige Monate vor der Bundestagswahl wollen wir uns beim Frühjahrskongress
inhaltlich auf die Schwerpunkte der Kampagne zur Bundestagswahl vorbereiten und
darüber diskutieren, welche Bedeutung Konzepte der Gerechtigkeit für unsere
Vision einer besseren Welt haben. Welche Probleme stehen einer gerechten Welt im
Weg? Wie entstehen soziale Ungerechtigkeiten? Wie verankern wir das Konzept der
Gerechtigkeit in allen Politikfeldern? Welche Rolle spielt Gerechtigkeit im
globalen Kontext? Welche Bedeutung hat die gerechte Verteilung von Wohlstand für
uns? Damit untrennbar verbunden sind für uns Fragen der Daseinsvorsorge. Ob
Gesundheit, Wohnen oder Bildung, existenzielle Bestandteile des Lebens hängen
gerade vom Geldbeutel des*der Einzelnen ab. Wie wir davon wegkommen und welche
Beispiele uns die Geschichte linker Kämpfe und Erfolge aus anderen Ländern geben
können, das betrachten wir beim Frühjahrskongress! Dabei werden wir uns auch der
Frage widmen, wie Daseinsfürsorge und Klimaschutz Hand in Hand gehen können,
beispielsweis bei der Frage von Mobilität für alle.! Dezentrale Angebote und
flexible Teilnahmemöglichkeiten sollen dabei helfen möglichst viele Menschen im
Verband zu erreichen und die Teilnahme möglichst niedrigschwellig zu gestalten.
Sommerakademie
In der Krise zeigt sich deutlich die immer größer werdenden Schere zwischen arm
und reich und mit ihr die Klassenfrage. Doch welche Bedeutung haben diese
Unterschiede, wenn wir für einen Politikwechsel kämpfen? Welche Konsequenzen
bringen sie für die Veränderung in verschiedenen Politikfeldern mit sich? Wie
können wir ihre Aufhebung zum Leitbild unseres politischen Handelns für den
Kampf um progressive Mehrheiten machen? Im Vorfeld der Bundestagswahl wollen wir
uns bei der Sommerakademie auch die Zeit nehmen, Fragen der gesellschaftlichen
Organisierung zu stellen. Linke Bewegungen wie die um linke Demokrat*innen in
den USA sind moderne Vorbilder dafür, dass auch heute das Berufen auf eine
gemeinsame gesellschaftliche Klasse für das Erringen politischer Erfolge eine
entscheidende Rolle einnehmen kann. Wie das gelingt, darüber lernen wir
gemeinsam bei der Sommerakademie!
Weitere Bildungsformate
2021 wird als Jahr stark geprägt sein von der Bundestagswahl. Nichtsdestotrotz
wollen wir uns auch im Rahmen von Seminaren wichtigen aktuellen Themen widmen
und weiterhin aktuelle politische Entwicklungen als Verband einordnen. Online-
Veranstaltungen ermöglichen uns, mit unseren Angeboten besonders flexibel auf
aktuelle Entwicklungen einzugehen. Wir wollen in einer Online-Reihe einen
kritischen und analytischen Blick auf die Auswirkungen der Krisen und das
politische Weltgeschehen werfen. Im nächsten Jahr wollen wir insbesondere unsere
Zielgruppenansprache verbessern und in diesem Rahmen Multiplikator*innen
besonders gut erreichen. Doch wir wollen nicht nur digitale Möglichkeiten
nutzen, um in der Bildungsarbeit zusammen zu kommen. Mit inhaltlichen
Wanderseminaren bringen wir die Schwerpunkte der Bildungsarbeit direkt zu dir in
die Ortsgruppe! Neben den inhaltlichen Fundamenten der Bundestagswahlkampagne
wollen wir über die Bildungsarbeit auch neue Anstöße in den Verband tragen. Dazu
soll im nächsten Jahr die tiefere Auseinandersetzung mit antirassistischer
Politik, sowie einer zukunftsfähigen Industriepolitik gehören.
Methodische Ausbildung
Gerade in einem wachsenden Verband machen uns gut geschulte Multiplikator*innen
und Trainer*innen stark. Sie können sowohl Verbandsstrategien als auch
inhaltliche Debatten weiter tragen und durch eigene Moderations- und
Schulungsangebote das nötige Handwerkgszeug in die Breite des Verbands
vermitteln. Darauf soll im nächsten Jahr unser Fokus in der methodischen Aus-
und Weiterbildung liegen. Mit den im “Train the Trainers”-Programm geschulten
Trainer*innen haben wir dafür eine starke Grundlage. Diese wollen wir weiter
ausbauen und vergrößern. Insbesondere im Rahmen der Bundestagswahlkampagne
wollen wir auch die Ortsgruppen methodisch fit für die kommenden Monate machen.
Wie funktioniert gute Vorstandsarbeit? Wie stellen wir uns in unserer wachsenden
Ortsgruppe (neu) auf? Mit welchen Instrumenten gestalten wir eine
Verbandskultur, die uns nachhaltig stark macht? Mit passend zugeschnittenen
Moderationen und Trainings wollen wir dabei auf allen Ebenen unterstützen.
Mitgliedermagazin
Das Mitgliedermagazin über:morgen ist letztes Jahr zum ersten Mal als
Printmagazin erschienen. Wir wollen an den Erfolg des ersten Magazins anknüpfen
und nächstes Jahr nach Möglichkeit zwei Magazine herausgeben. Inhaltlich soll
das Magazin an laufende Debatten im Verband anknüpfen, sie aber auch
weiterdenken und vertiefen und so noch stärker in der Bildungsarbeit der Grünen
Jugend eingebunden sein. Das erste Magazin 2020 soll sich mit diesen Fragen
beschäftigen: Wie schaffen wir es, Menschen für eine gerechte Gesellschaft zu
begeistern? Wie können wir den Begriff Gerechtigkeit mit Leben füllen und Kämpfe
um Gerechtigkeit miteinander verbinden? Was können wir diesbezüglich von anderen
linken Projekten lernen?
Wissensmanagement und Digitalisierung
Unser Wissensmanagement wurde durch die Wolke als eigene Plattform erheblich
erleichtert. Wir wollen diese digitale Möglichkeit noch besser nutzen und
Videos, aber auch andere Materialien mehr Menschen im Verband zur Verfügung
stellen, um das Wissensmanagement zu verbessern. Die beim Frühjahrskongress
erprobte Praxis, online Vorträge teilweise aufzuzeichnen und über die Wolke
vielen zur Verfügung zu stellen, soll fortgesetzt werden.
Öffentlichkeitsarbeit
Im nächsten Jahr werden wir in unserer Öffentlichkeitsarbeit insbesondere unsere
Themen für die Wahl bedienen und gemeinsam mit Kandidat*innen, die diese Themen
vertreten, Geschichten erzählen. Dabei ist unser Ziel, Menschen auch abseits
unserer üblichen Zielgruppen anzusprechen und dazu zu begeistern, mitzumachen.
Dafür wollen wir verstärkt neue Formate nutzen und insbesondere im Videobereich
noch besser werden und unsere Inhalte auf allen Kanälen interaktiver gestalten.
Plattformen wie Tik Tok bieten uns die Möglichkeit, unsere Inhalte auch an
Menschen zu bringen, die sie ansonsten nicht sehen würden. Dieses Potential
wollen wir nutzen! Die im letzten Jahr begonnene Teamstruktur wollen wir dafür
weiter ausbauen und professionalisieren.
Verbandsarbeit
Länderrat
Das Jahr 2020 war das erste, in dem der Länderrat als zweithöchstes
beschlussfassendes Gremium tagte. Wir wissen jetzt noch besser, wie wir ihn zur
strategischen Ausrichtung des Verbandes nutzen können. Im Jahr 2021 kann er uns
eine große Stütze sein, wenn es darum geht, im Jahr zusammenzukommen und
Entscheidungen zu treffen, beispielsweise wenn es um schnelle Strategiefindung
in Wahlkampfzeiten geht. Durch den Länderrat können wir auch MultiplikatorInnen
im Verband zusammenbringen und Inhalte debattieren, die uns dabei helfen,
schlagkräftig auf gesellschaftliche Veränderung zu reagieren.
Austausch zwischen den Ebenen
Landesvorstände nehmen im Bundestagswahljahr eine große Rolle für die
Weiterentwicklung der Grünen Jugend ein. Sie werden einerseits gemeinsam mit dem
Wahlkampfteam im Wahlkampf die gemeinsam beschlossenen Kampagneninhalte
weitertragen, Kandidat*innen und Aktive vor Ort koordinieren und andererseits
aber auch den Verband über die konkrete Wahlkampfphase hinaus stützen. Auf diese
Rolle werden wir uns im Rahmen der Treffen des Bundesvorstands mit den
Landesvorständen gemeinsam vorbereiten. Neben diesen Treffen wollen wir aber
noch stärker auf den aufgabenbezogenen Austausch setzen. So gab es letztes Jahr
verstärkt Vernetzung zwischen den Sprecher*innen, den Geschäftsführer*innen und
den Schatzmeister*innen. Wir haben gesehen, dass im Vorfeld schwieriger
politischer Auseinandersetzungen und wichtiger Projekte im Verband diese
Vernetzungs- und Austauschrunden für alle gewinnbringend waren. Diesen Weg
wollen wir deshalb weiter nutzen und vertiefen.
Um den Verband über den Wahlkampf heraus zu stärken, brauchen wir Menschen, die
bereit dafür sind, Verantwortung vor Ort zu übernehmen. Konkrete Aktionen vor
Ort können uns zusätzlichen Anschub geben, der langfristig anhält und auf
niedrigschwellige Art und Weise Aktivist*innen vor Ort an Engagement in der
Grünen Jugend heranführt. So können wir auch im Wahlkampf neu dazugekommenen
eine Anlaufstelle bieten. Verantwortungsträger*innen vor Ort wollen wir
ausbilden und zusammenbringen. Die Ortsgruppen sind dabei der Dreh- und
Angelpunkt der Aktivitäten sowohl im Wahlkampf, als auch darüber hinaus. Im
nächsten Jahr wollen wir sie durch Trainings und im Rahmen der Kampagnenarbeit
gezielt dabei unterstützen, die Wahlkampfzeit zu ihren Vorteilen zu nutzen und
mit dem Schwung der Wahlkampfzeit ihre spezifischen Herausforderungen anzugehen.
Die Fachforen sind ein Debattenraum, an dem Menschen zusammenkommen, die sich
über ein bestimmtes Thema austauschen wollen. In ihnen steckt großes
inhaltliches Fachwissen, das im Austausch mit anderen Ebenen noch besser genutzt
werden kann.
Strukturförderung
2021 steht eine Neuordnung der Strukturförderung an, deren erste Schritte
bereits getan sind. Wir wollen neue Wege gehen, um effizienter dort zu
unterstützen, wo Hilfe benötigt wird. Ziel dabei ist es immer, nicht nur
einzelne Projekte zu finanzieren, sondern strategisch die Frage anzugehen, wo
Hilfe zur Selbstorganisation benötigt wird und diese dann auch zur Verfügung zu
stellen. Ein Schwerpunkt dabei soll sein, Verantwortliche auf Landes- und
Ortsgruppenebene stärker dabei zu unterstützen, eigenständig Projekte auf die
Beine zu stellen mit Hilfe von Handreichungen und methodischen Trainings. Durch
eine verbesserte Weitergabe von Wissen kann über eine Generation von Aktiven
hinaus kontinuierliche Arbeit auch in strukturschwächeren Gebieten vorbereitet
werden. Austausch zwischen Aktiven der verschiedenen Ebenen in der Kombination
mit best-practices und methodischer Unterstützung wird der Grünen Jugend dabei
helfen, dort starke Strukturen aufzubauen, wo sie bisher noch nicht so gut
aufgestellt sind. Das aktuelle Mitgliederwachstum wollen wir nutzen und die neu
dazugekommenen Mitglieder gleich mit dem nötigen Handwerkszeug ausstatten. So
schaffen wir auch in strukturschwachen Gebieten eine breite Basis, die
Verantwortung für die Weiterentwicklung des Verbands übernehmenn kann. Dafür ist
inhaltliche Weiterbildung ein wichtiger Teil. Sinnvolle politische Aktionen, die
direkt dort ansetzen, wo es Ungerechtigkeit und Probleme im System gibt,
Missstände aufzeigen und trotzdem zu neuen Lösungen einladen, müssen mehr sein
als bloße Symptombekämpfung, sondern verbunden sein mit grundlegender Kritik.
Durch die Verbindung von inhaltlicher Bildung und methodischem Training wollen
wir diesen Weg gehen und neue Formate für Ortsgruppen im Verband etablieren.
Zudem wollen wir das neu veröffentlichte Ortsgruppen-Handbuch allen Aktiven
bereitstellen, sodass es möglich ist schnell und einfach an grundlegende
Informationen rund um die Arbeit in einer Ortsgruppe zu kommen. Als Instrument
soll es in die Ortsgruppenförderung miteinbezogen werden
Schnelle Fluktuation in Ämtern hat gerade in strukturschwächeren Gebieten dem
Aufbau einer starken Organisation geschadet. Dem wollen wir entgegenwirken,
indem wir Verantwortung auf mehr Schultern verteilen und mehr Menschen darin
ausbilden, für die Grüne Jugend längerfristig aktiv zu sein und über die
nächsten Wahlkampfmonate hinaus zu planen. Durch gezielte Maßnahmen der
Frauenförderung wollen wir verhindern, dass gerade Frauen sich schnell aus
akuter Überlastung heraus aus der Grünen Jugend zurückziehen. Es reicht aber
nicht aus, nur Frauen auszubilden. Um Arbeitsweisen zu professionalisieren und
Belastung auf mehr Schultern zu verteilen, wollen wir Landesverbände aktiv darin
unterstützen, Strukturen zu schaffen, die eine effektive politische Arbeit
ermöglichen, eine klare Rollenaufteilung zu finden und Teamstrukturen zu
etablieren. Durch Struktur- und Strategieworkshops mit den einzelnen
Landesvorständen kann individuell auf die spezifische Situation vor Ort
eingegangen werden, Probleme frühzeitig erkannt und Lösungsstrategien gemeinsam
erarbeitet werden.
Finanzen
Politische Arbeit kostet Geld. Als wachsender Verband müssen wir dafür stabile
Lösungen finden, wenn wir schlagkräftig für gesellschaftliche Veränderung
kämpfen wollen. Durch Verhandlungen mit den Grünen rund um die Zeit nach der
Bundestagswahl wollen wir an den steigenden finanziellen Ressourcen beteiligt
werden. Wir werden deshalb weiter in Verhandlungen gehen, um mehr finanzielle
Unterstützung zu erhalten. Darüber hinaus wollen wir unsere eigenen Einnahmen
erhöhen: Zur Bundestagswahl wollen wir deutlich mehr Spenden und Pat*innen für
die Grüne Jugend werben. Im Austausch mit Landesvorständen wollen wir dabei auch
Potentiale auf kommunaler Ebene in den Blick nehmen. Gemeinsam mit dem Ring
politischer Jugend werden wir uns beim Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend weiterhin dafür einsetzen, dass die Fördermittel für
Jugendarbeit in den nächsten Jahren nicht sinken - auch nicht in
krisengeschwächten Bundeshaushalten. Weiterhin werden wir uns für eine Anpassung
des Verteilungsschlüssels nach der Bundestagswahl einsetzen um mit ausreichend
öffentlichen Fördermitteln ausgestattet zu sein. Im Rahmen der mittelfristigen
Finanzplanung wollen wir auch die Finanzierung der Gremien der Grünen Jugend
weiter in den Blick nehmen. Es gilt langfristig zu planen, ohne sich die
notwendige Flexibilität zu nehmen. Dafür bleiben wir insbesondere mit dem
Bundesfinanzausschuss im Austausch. 2021 wollen wir das Genderbudgeting als
Instrument der Analyse von Machtstrukturen im Haushalt – und somit auch im
Verband – weiterführen und ausbauen. Wir wollen die Ergebnisse des
Genderbudgetings im Bundesfinanzausschuss und anderen Gremien diskutieren, um
daraus Maßnahmen für den Verband abzuleiten, die wir dann gemeinsam angehen!
Landesverbände wollen wir darin unterstützen, eigene Genderbudgetings
durchzuführen und auszuwerten.
Frauen-, Inter- und Trans- Förderung
Wir wollen an die Arbeit des Teams für Frauenförderung und Geschlechterstrategie
weiterführen und an sie anknüpfen und Gelerntes breiter in den Verband tragen
und auf allen Ebenen gemeinsam umsetzen. Dabei kann Frauenförderung nicht
losgelöst von Strukturförderung betrachtet werden. Gerade dort, wo viel
Fluktuation und Unsicherheit in der eigenen Rolle im Verband herrscht, haben
Frauen es schwer, sich einzubringen. Deshalb soll ein Fokus unserer
Frauenförderung sein, dort hinzugehen, wo Frauen oft resigniert ihre politische
Arbeit in der Grünen Jugend niederlegen. Ein Baustein dafür sollen Schulungen
für Orts- und Landesvorstände sein, die die Geschlechterstrategie weiter in den
Verband tragen und konkrete Anleitungen dafür geben, wie die Einbindung von
Frauen sowie Menschen die inter oder trans sind, gut gelingen kann. Von dieser
Strukturförderung können wir alle profitieren und unser Wissen miteinander
teilen. Uns ist wichtig, dass die Grünen Jugend ein Verband ist, an dem alle an
politischer Bildungsarbeit teilhaben und nicht aus Theoriearbeit und
Diskussionsrunden ausgeschlossen werden. Darum wollen wir im nächsten Jahr
vermehrt Theorieseminare für Frauen im Rahmen des Frühjahrs- und
Bundeskongresses anbieten, damit noch mehr Aktivist*innen teilnehmen und
gemeinsam lernen können.
Gerade für Frauen in Verantwortungspositionen ist der Austausch mit anderen
gewinnbringend. Deshalb wird die Vernetzung der Frauen in Vorständen
insbesondere den Sprecherinnen weiter intensiviert. Wir führen einen gemeinsamen
Kampf gegen das Patriarchat. Jedoch erfahren Frauen, inter und trans Personen
unterschiedliche Hindernisse die es zu überwinden gilt und welche individuelle
Förderstrukturen notwendig machen.
Personen, die inter oder trans sind, haben in ihrem politischen Engagement oft
mit ganz praktischen Hürden zu kämpfen. Diese Hürden gilt es zu analysieren und
zu überwinden. Aus diesen Gründen wollen wir im nächsten Jahr noch gezielter
Austausch- und Vernetzungsangebote für Personen, die inter- oder trans sind
schaffen. Diese Angebote sollen uns das Jahr über unter anderem bei größeren
Veranstaltungen im Verband begleiten. So sollen Empowermentstrukturen und ein
stukturelles Unterstützer*innennetz geschaffen werden. Veranstaltungen vor Ort
müssen so ausgestaltet werden, dass alle gerne an ihnen teilnehmen. Der
Austausch zwischen den Verantwortlichen für Frauen, Inter- und Transförderung in
den Ländern soll weitergeführt werden und auch hier Wissensteilung intensiviert
werden.
Antirassistische Strategien
Anfang des Jahres haben wir mit der Arbeit im Arbeitsbereich Antirassistische
Strategien begonnen. Das Ziel ist, Strategien zu entwickeln, die uns helfen als
Verband besser darin zu werden, die Ansprache an People of Colour zu verbessern,
so dass die Grüne Jugend ein Ort wird, der attraktiv für ein politisches
Engagement ist.
Das zweite Ziel ist Voraussetzungen zu schaffen, durch die mehr People of Colour
dann auch nachhaltig auf den verschiedenen Ebenen in unseren Verband eingebunden
werden. Denn für uns ist klar: wenn wir unseren Anspruch Gesellschaft zu
verändern in die Tat umsetzen wollen, wollen wir viele unterschiedliche Menschen
davon begeistern, Teil dieses Kampfes zu sein! Die geleistete Arbeit des
Arbeitsbereichs Antirassistische Strategien im letzten Jahr wollen wir ausbauen
und fortsetzen.
Wir wollen uns angucken, wie wir die Ergebnisse der Evaluation im Verband in
bestehende Projekte einfließen lassen und Maßnahmen testen, wie wir die Grüne
Jugend weiter so gestalten können, dass alle in ihr einen Ort für politisches
Engagement sehen und sich gerne beteiligen. Dazu gehört beispielsweise die
direkte Kombination von gemeinsam lernen und aktiv sein durch einen direkt mit
Bildungsangeboten verknüpften Aktionstag. Dieser Aktionstag soll an aktuelle
Debatten im Jahr anknüpfen, Antirassismus als politisches Thema bespielen und
mit Inhalt füllen. Das hilft uns sowohl in unserer Positionierung und Wirkung
nach außen als auch der Wissensbildung nach innen und schafft eine Kombination
von Theorie und Praxis. Innerhalb des Verbands wollen wir Formate der Vernetzung
und des Empowerments von People of Colour erproben.
Inklusion umsetzen
Vor 11 Jahren wurde die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert.
Diese schreibt Inklusion als Menschenrecht fest. Inklusion meint dabei
ausdrücklich die gleichberechtigte, selbstbestimmte, uneingeschränkte
Partizipation aller Menschen an der Gesellschaft. Trotzdem scheint Inklusion in
die Gesellschaft momentan vorrangig davon abzuhängen, ob dies ohne großen
Aufwand möglich und für den Rest der Gesellschaft zumutbar ist. Wir wollen, dass
Menschen in der Grünen Jugend unabhängig von ihrer Behinderung an politischen
Prozessen teilhaben können. Deswegen werden wir insbesondere in Hinblick auf den
Wahlkampf, in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung mögliche Barrieren in
den Blick nehmen und im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten beseitigen.
Mitgliederwerbung
Im Vorfeld der Bundestagswahl wollen wir genau in den Blick nehmen, wie wir
gerade Mitglieder werben und durch gezielte Maßnahmen der Mitgliederwerbung neue
Zielgruppen erreichen. Soziale Themen, die im Verband besonders präsent sein
werden, können dafür einen guten Aufhänger bieten.
Wahlkampf
Gemeinsam mit so vielen starken Kandidat*innen wie nie zuvor gehen wir in ein
entscheidendes Jahr. Doch Wahlkampf bedeutet für uns mehr als Stimmen und
Parlamentssitze erobern: Unsere Kampagne soll viele Menschen hinter uns und
unseren Zielen vereinen - und zugleich die Debatte vorantreiben und Druck machen
für grundlegende Veränderungen. Wir wollen mit der Verbindung von sozialen und
ökologischen Fragen neue Zielgruppen erreichen und so viele Menschen wie möglich
zusammenbringen. Schon in den vergangenen Wahlkämpfen ist unser Verband stark
gewachsen und dabei zugleich enger zusammengewachsen - daran können wir
anknüpfen! Mit der Wahlkampagne 2021 wollen wir nun noch mehr Aktivist*innen der
Grünen Jugend einbinden und ihnen ermöglichen, selbst Verantwortung im Verband
zu übernehmen. Diese Aufgabe geht über die Wahlkampfzeit hinaus! Diejenigen, die
schon jetzt in Verantwortungspositionen stehen, wollen wir systematisch
unterstützen: Beispielsweise mit methodischen Fortbildungen, spezifischer
Frauenförderung und engem Austausch für unsere Kandidat*innen. Und natürlich
werden wir auch bei den Formaten neue Wege gehen müssen, um auf das
Infektionsgeschehen während der Pandemie zu achten und Aktiven und
Interessierten direkt vor Ort aktiv einzubinden.
Doch zum Glück sind wir nicht allein: Wir haben starke Partner*innen, und im
engen Schulterschluss mit anderen linken Jugendorganisationen und Bewegungen
kämpfen wir für progressive Mehrheiten! Ob wir diese bei der Bundestagswahl
erreichen, liegt auch an uns und unserer Schlagkraft. Doch egal, welche Optionen
am Ende stehen: Wir werden mögliche Koalitionsverhandlungen mit klar
festgelegten roten Linien begleiten. Grundlage davon sind insbesondere die
Beschlüsse des 54. Bundeskongresses der Grünen Jugend. Wir werden diese roten
Linien im Vorfeld der Wahl mit dem Länderrat und anderen wichtigen Akteur*innen
im Verband, wie den Spitzenkandidat*innen der Länder debattieren und
konkretisieren, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können.
Internationales
Coronabedingt müssen wir alle internationalen Reisen ohne eine feste
Terminierung planen und uns flexibel an die Gegebenheiten anpassen. Wir wollen
weiterhin eine Kopenhagen-Fahrt für junge Kommunalpolitiker*innen umsetzen, die
wir bereits 2020 in Zusammenarbeit mit dem Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer
und dem Büro von Jamila Schäfer vorbereitet haben. Geplant ist, gemeinsam die
Fahrradinfrastruktur, Klimakonzepte und Energiekonzepte anzusehen, uns
auszutauschen und Inspiration für unsere eigene Kommunalarbeit in den
Gemeinderäten zu finden. Hierfür stehen wir eng im Kontakt mit unseren
Partner*innen aus der Socialistisk Folkeparti und ihrer Jugendorganisation
Socialistisk Folkeparti Ungdom. Aufgrund der aktuellen Situation wird ein erster
Teil dieses Austauschs zunächst in Form einer virtuellen Veranstaltung
stattfinden.
Auch der internationale außereuropäische Austausch mit Israel steht weiterhin
auf unserer internationalen Agenda. Geplant ist ein persönlicher Austausch mit
unseren Partner*innen aus der Organisation Young Meretz zum Thema
Lebensrealitäten in Israel und Deutschland, sofern unsere beantragten
Finanzzuschüsse genehmigt werden und sobald dies die Pandemie-Situation zulässt.
Zunächst sind zwei virtuelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Young Meretz
geplant.
Auch die europäischen Regionalpartnerschaften im Rahmen des Projektes "European
Match" werden uns weiterhin beschäftigen. Die Regionen, die im Jahr 2020 aus der
GRÜNEN JUGEND teilgenommen haben, sollen auch im nächsten Jahr weiterhin durch
das Internationale Team unterstützt werden, ihre Partnerschaften auszubauen und
langfristig aufrechtzuerhalten. Auch der Austausch über die Regionen hinweg soll
vorangetrieben werden, um so einen Austausch von Ideen und Inspirationen zu
erleichtern. Im Jahr 2021 soll der Fokus insbesondere auf dem Thema Wahlen
liegen und Partnerschaftsprojekte sollen dazu ermutigt werden, je nach aktueller
Lage persönliche Wahlkampf-Besuche oder virtuelle Wahlkampf-Formate in
Zusammenarbeit mit ihrer Partnerregion umzusetzen.
Schließlich wollen wir auch die Zusammenarbeit mit anderen Partnerorganisationen
2021 auch auf Bundesebene weiter vorantreiben: Unser internationales junggrünes
Netzwerk bietet hierzu verschiedenste Möglichkeiten, sowohl über unsere
Dachorganisationen als auch bilateral mit junggrünen Mitgliedsorganisationen.
Dies soll weiterhin in virtuellen Treffen stattfinden, in denen wir den
Austausch von GRÜNE JUGEND Mitgliedern mit anderen internationalen junggrünen
Aktivist*innen ermöglichen.
Bündnisse
Die Grüne Jugend spielt eine Schlüsselrolle in der Verbindung von Bewegungen und
Partei. Wir kämpfen auf der Straße und in Parlamenten für echte Veränderung und
eine gerechte Gesellschaft und sehen uns dabei als Teil der Klimabewegung,
antifaschistischer Initiativen, queerer Kämpfe, Bewegungen für eine humane
Geflüchtetenpolitik und Partnerin von Gewerkschaften.
Unsere Bündnisarbeit war im letzten Jahr insbesondere von der Corona-Krise
geprägt - und wird es voraussichtlich auch im nächsten Jahr sein. Dennoch wollen
wir im nächsten Jahr, soweit es der Infektionsschutz zulässt, auf die Straße
gehen. Denn die Klimakrise, die enorme soziale Ungerechtigkeit und der
grassierende Rassismus sind zu ernst, als das wir die Füße hochlegen könnten.
Eine besondere Rolle in der Vorbereitung von Demonstrationen und Aktionen können
unsere ausgebildeten Demotrainer*innen dabei einnehmen, indem sie bei gemeinsam
vorbereiteten Schulungen ihr Wissen in die Breite des Verbandes tragen und
insbesondere vor großen Demos und Aktionen Trainings anbieten.
Wir werden im nächsten Jahr insbesondere mit Blick auf die Bundestagswahl,
unsere Bündnisarbeit intensivieren. Inhaltlich wollen wir uns dabei besonders in
sozialen Bewegungen und Gewerkschaftskämpfen einbringen und Mobilitätsbündnisse
mitgestalten. Soziale und ökologische Konflikte haben die gleiche Ursache im
System und müssen deshalb gemeinsam ausgekämpft werden!