Antrag: | Perspektiven für die GRÜNE JUGEND: Was wir anders machen wollen |
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Antragsteller*in: | Grüne Jugend Berlin (dort beschlossen am: 12.11.2018) |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 12.11.2018, 18:42 |
P1-368: Perspektiven für die GRÜNE JUGEND: Was wir anders machen wollen
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 367 bis 368:
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft, ob ein gedruckter SPUNK möglichmit neuem Konzept finanzierbar und bewältigbar ist.
Einleitung
Der Prozess
Auf dem 50. Bundeskongress haben wir die Arbeitsgruppe Perspektiven gewählt und
den Perspektivenprozess gestartet, um uns schlagkräftiger aufzustellen. Nach
einem halben Jahr mit Zielfestlegung für und Analyse des Verbands und vielen
Diskussionen, wo es hingehen soll, legen wir mit diesem Beschluss die Leitlinien
fest, entlang derer wir uns als Verband verändern wollen.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll dabei mit Unterstützung des Bundesvorstands
im nächsten halben Jahr diese Projekte konkretisieren, an Strategien arbeiten,
notwendige Satzungsänderungen formulieren und Konzepte erarbeiten. Dabei soll
die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Bundesvorstand und Bundesgeschäftsstelle die
technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit ihrer Vorschläge sicherstellen und
sich in diesem Rahmen mit der Erweiterung unserer Einnahmen und der effektiven
Gestaltung unserer Ausgaben auseinandersetzen.
Eine weitere Beteiligungsphase soll dabei dazu beitragen, dass die Ideen vieler
Mitglieder in die Ausarbeitung einfließen können. Ein Schwerpunkt des nächsten
halben Jahres ist zum Beispiel die genauere Betrachtung der einzelnen
Landesverbände. Zusammen mit den Landesvorständen wollen wir erarbeiten, wie
auch dort Potenziale besser genutzt und die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen
weiter verbessert werden kann – damit wir unsere Ziele als gesamter Verband
gemeinsam erreichen können.
Denn die politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt war in den
letzten Jahrzehnten selten so kritisch wie jetzt: Die Klimakrise verschärft
sich, die soziale Spaltung schreitet in Deutschland und weltweit immer weiter
voran und beispielsweise feministische Errungenschaften stehen massiv unter
Beschuss. Rechte Parteien und Ideen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch,
bedrohen unsere Demokratie und verschieben gesamte politische und
gesellschaftliche Debatten nach rechts. Neben diesem politischen Rollback sehen
wir mit drei weiteren Jahren Großer Koalition nur Stillstand entgegen. Uns
reicht es nicht, den Status Quo zu verteidigen. In solch einer politischen Lage
braucht es mehr denn je starke, linke Kräfte, die für eine bessere Welt kämpfen.
Wir haben Visionen von einer gerechten, ökologischen und freien Welt, in der wir
alle frei und gut leben können – und die Klimakrise uns nicht unserer
Lebensgrundlagen beraubt hat! Doch um diese Visionen auch zu realisieren, müssen
wir in die Offensive kommen. Dafür müssen wir uns schlagkräftiger aufstellen –
mit mehr Mitgliedern, die in effektiven Strukturen gut eingebunden sind und
gemeinsam zielgerichtet an gesellschaftlicher Veränderung arbeiten. Denn: Um
unsere Welt zum Besseren zu verändern, müssen auch wir uns verändern!
Unsere Leitlinien für Veränderung
Die auf dem 50. Bundeskongress beschlossenen Grundannahmen sind dabei die
Folgenden: Wir brauchen eine Demokratisierung des Verbandes, um viele Menschen
einbinden zu können. Eine Professionalisierung, um Prozesse effektiver zu
gestalten und so allen zu ermöglichen sich einzubringen – auch bei knappen
Zeitressourcen oder anderen Einschränkungen. Und Befähigung, indem wir unseren
Aktiven das Werkzeug an die Hand zu geben, Verantwortung zu übernehmen und
politisch zu wirken.
Wir wollen möglichst viele Leute einbinden. Das können wir vor allem vor Ort
leisten. Bei unseren Ortsgruppen finden junge Menschen in ganz Deutschland eine
Anlaufstelle – zumeist die erste Anlaufstelle. Und nur vor Ort können wir viele
Menschen zusammenbringen, organisieren und einbinden. Gleichzeitig wollen wir
als Verband zusammenwachsen – dafür braucht es mehr Austausch und das
Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam am selben Projekt arbeiten. Es ist Zeit,
neue Wege in unserer Zusammenarbeit zu gehen und neue Formate für diese zu
schaffen.
Dafür brauchen wir klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten: Wir bringen
unterschiedliche Zeitressourcen, Vorkenntnisse und Bedürfnisse mit – und das ist
gut so. Um bei der Zusammenarbeit dennoch voneinander zu profitieren, muss klar
sein, wer für was verantwortlich ist. Mitglieder müssen von ihren gewählten
Verantwortlichen, insbesondere den Bundes- und Landesvorständen, erwarten
können, dass sie die gemeinsam beschlossenen Ziele verfolgen – dafür legen
Vorstände Rechenschaft ab und koordinieren die politische Arbeit. Wir wollen
Aufgabenbereiche bei den Vorständen zusammenlaufen lassen, um Prozesse
zusammenzuführen und strategisch planen zu können.
Eines ist dafür wichtig: Organisation ist kein Nullsummenspiel. Es geht also
nicht darum uns gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern gemeinsam stärker zu
werden. Ein gut und professionell arbeitender Bundesverband bringt uns alle
weiter und starke Ortsgruppen nutzen auch allen anderen Ebenen. Um gemeinsam
stärker zu werden, müssen wir professioneller arbeiten – diese
Professionalisierung wollen wir.
In Zeiten wie diesen müssen wir uns dabei immer fragen: Was tun wir warum, mit
welchen Mitteln können wir unseren Zielen näher kommen? In unserer gemeinsamen
Arbeit wollen wir Räume für Strategiefindung schaffen und unsere Arbeit von
dieser leiten lassen.
Viele sein, viele einbinden
Wir wollen weiter wachsen, wir wollen verschiedene neue Leute dazu gewinnen und
diese Mitglieder einbinden. Das umfasst viele Aspekte:
Wir wollen nicht warten bis Leute zu uns kommen, sondern sie
aktiv ansprechen.
In einigen Städten kommen viele junge Menschen von alleine zur Grünen Jugend.
Doch gerade junge Menschen, die nicht zur typisch grünen Zielgruppe gehören oder
die in strukturschwachen Gebieten leben, kommen oft nicht von alleine auf die
Idee, bei uns in der Grünen Jugend aktiv zu werden. Es ist deshalb unsere
Aufgabe sie aktiv anzusprechen. Das ist Teil eines niedrigschwelligen Zugangs
zum Verband. Dafür müssen wir dorthin gehen, wo sie sich aufhalten – dabei
können uns Kampagnen helfen. Wir müssen uns dafür genau fragen: Wen sprechen wir
wann und wo an? Mit welchen Themen und warum? Dafür müssen sich auch die
Landesvorstände und der Bundesvorstand verantwortlich sehen. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll ein Konzept für einen niedrigschwelligen Zugang zum Verband
erarbeiten, in dem auch die Einbindung der neugewonnenen Mitglieder mitgedacht
wird.
Wir wollen klare Verfahren für die Einbindung neuer
Mitglieder.
Wir freuen uns über alle, die sich durch eine Mitgliedschaft zu unseren
politischen Zielen bekennen. Wir wollen aber mehr als passive Konsument*innen.
Dazu müssen wir versuchen, neue Mitglieder – ob sie zuerst bei einer Ortsgruppe
vorbeischauen, beim Landes- oder Bundesverband Mitglied werden – möglichst
schnell informieren, wie sie bei uns aktiv werden können: Welche Veranstaltungen
stehen vor Ort, in Land und Bund an, an wen können sie sich mit Fragen wenden,
wo können sie sich einbringen? In diesem Rahmen wollen wir auch daran arbeiten,
neue Möglichkeiten für neue Mitglieder schaffen, aktiv zu werden und sich
einzumischen – ohne dass sie dazu direkt Ämter übernehmen sollen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll in Zusammenarbeit mit Bundesgeschäftsstelle und
Landesverbänden das Verfahren zur Kontaktierung von Neumitgliedern überarbeiten.
Dabei soll sie sich auch damit auseinandersetzen, welche Rolle digitale
Hilfsmittel in diesem Prozess einnehmen können. Jedes Mitglied soll nach
Eintritt Informationen darüber erhalten, wie es sich bei uns einbringen kann.
Dazu wollen wir die Mitgliedschaftsregeln für Ortsgruppen und den Bundesverband
vereinheitlichen. Die Arbeitsgruppe soll im Rahmen der Verankerung der
Ortsgruppen in der Bundessatzung Regelungen zur Mitgliedschaft entwickeln.
Wir wollen eine gute Willkommenskultur für Mitglieder, in
der sich alle unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund und
ihren Fähigkeiten willkommen fühlen.
Wer von denjenigen, die sich für uns interessieren, Mitglied und aktiv wird,
entscheidet sich in erster Linie an den ersten Kontakten. Die Ortsgruppen stehen
daher besonders in der Verantwortung, aktiv auf alle Neuen zuzugehen und sie
einzubinden. Bei dieser Aufgabe soll der Bundesverband die Ortsgruppen stärker –
zum Beispiel mit Methodenschulungen oder der Festlegung von Standards –
unterstützen. In den Ortsgruppen braucht es für diese Aufgabe
verantwortungsbewusste Vorstände, die sich aktiv mit diesen Fragen
auseinandersetzen und sich zuständig fühlen. Sie sind diejenigen, die die Arbeit
vor Ort organisieren und deswegen maßgeblich zum Erfolg der Ortsgruppe und damit
des Verbandes beitragen. Die stärkere Dezentralisierung muss deswegen auch zu
einem höheren Ansehen des Amtes vor Ort führen.
Die Grüne Jugend soll ein Ort sein, an dem es von Anfang an Spaß macht, sich zu
engagieren – und nichts, wofür sich neue Mitglieder zunächst viel Sprache und
Verhaltensregeln erarbeiten müssen. Denn das bringt insbesondere junge Menschen
mit anderen sozialen Hintergründen als die Mehrheit unserer Mitglieder dazu, uns
schnell wieder zu verlassen. Deshalb wollen wir neue Kommunikationsmuster
erarbeiten: Wir wollen neue Mitglieder nicht wie jetzt mit sehr vielen
Abkürzungen konfrontieren und deshalb möglichst wenig internes Vokabular und
internen Sprachgebrauch aufbauen. Wir wollen Texte ansprechend formulieren und
nötige Informationen zur Verfügung stellen, wenn wir mit Mitgliedern und
Interessierten kommunizieren. Wir wollen uns bewusst damit auseinandersetzen,
welche sozialen Codes es gibt – nur die wenigsten sind tatsächlich notwendig.
Das mag zu Beginn schwierig erscheinen, ist aber ein kleiner Preis dafür,
Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen schneller und einfacher
willkommen zu heißen.
Wir wollen mehr methodische Schulungen für Amtsträger*innen
und mehr Orte zum Austausch schaffen und die dafür
notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Neben einer Überarbeitung unserer Arbeitsweisen wollen wir mit mehr Schulungen
und Möglichkeiten zum Austausch dafür sorgen, dass wir Mitglieder nicht mit
Aufgaben überfordern. Niemand kommt zu uns als fertige*r Aktivist*in. Viele
Fähigkeiten – in Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder Organisation – sind nicht
einfach so vorhanden, sondern müssen erarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll dafür zum nächsten Bundeskongress ein Konzept erarbeiten.
Wir wollen Standards für verschiedene Aspekte unserer Arbeit
festhalten.
Zusammen mit Schulungen und Austausch können schriftlich festgehaltene Standards
– beispielsweise für die Organisationsweise von Ortsgruppen oder die
Durchführung von Bildungsveranstaltungen – eine gute Grundlage für unsere Arbeit
schaffen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll bis zum nächsten Bundeskongress an
der Überarbeitung bestehender und dem Entwurf neuer Standards arbeiten und einen
Rahmen erarbeiten, in dem diese aktuell gehalten werden können.
Wir wollen Amtsperioden stärker synchronisieren.
Wir wollen, dass Bundesvorstand, Landesvorstände und Ortsgruppenvorstände unter
anderem an strategischen Fragen besser zusammenarbeiten können. Aufgrund sehr
unterschiedlicher Wahlzeitpunkte und Jahrespläne gibt es aktuell jedoch keinen
Zeitpunkt im Jahr, an dem sich die verschiedenen Vorstände als Team finden und
dann gemeinsam auf Ziele hinarbeiten können. Eine besondere Herausforderung ist
z.B. konstanten Kontakt zu den Ortsgruppen zu halten und so einen
kontinuierlichen Austausch zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb vor, die
Amtsperioden der verschiedenen Ebenen zu synchronisieren. Eine Wahl aller
Vorstände im Herbst würde es erlauben, dass der Bundesverband im Winter
Schulungen für alle neu gewählten Landesvorstände anbietet und die
Landesverbände, in Kooperation mit dem Bundesverband, solche Angebote für
Ortsgruppenvorstände schaffen. Das persönliche Kennenlernen, methodisches
Training und Austausch zu Strategiefragen sollen so zu besserer Arbeit und
Kooperation über das Jahr hinweg führen.
Auch werden derzeit die Mitglieder einiger Gremien des Bundesverbands – der
Internationalen Koordination, des Bildungsbeirats und des SPUNKS – zu
unterschiedlichen Zeiten gewählt, was es ebenfalls schwierig macht, als Team
zusammenzufinden und die eigene Arbeit über längere Zeithorizonte zu planen.
Auch hier sollen die Amtsperioden synchronisiert werden.
Wir wollen unseren Aktiven mehr Möglichkeiten geben,
Erfahrung zu sammeln und dafür die Fluktuation in der Grünen
Jugend gezielt verringern.
Durch mehr methodische Schulungen wollen wir unseren Amtsträger*innen helfen,
mehr Wissen über ihre Arbeit zu erhalten. Die beste Schulung ist aber kein
Ersatz dafür, selbst Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen. Die hohe
Fluktuation in unseren Strukturen ist dafür ein Hindernis: Auf der einen Seite
geben viele Amtsträger*innen ihr Amt sehr schnell wieder ab und ihre
Nachfolger*innen müssen vieles neu lernen. Auf der anderen Seite haben die
meisten ehemaligen Amtsträger*innen keine aktive Rolle mehr bei uns, obwohl wir
von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen stark profitieren könnten. Auch für
unsere Ziele in der Frauenförderung ist starke Fluktuation nachteilig, weil wir
so kaum Vorbilder für junge Frauen schaffen können. Wir wollen deshalb die
Fluktuation in Ämtern verringern – durch eine Überarbeitung von Amtszeiten und
Wiederwahlbeschränkungen. Für langjährige Mitglieder wollen wir neue
Möglichkeiten schaffen, ihre Erfahrungen in unsere Arbeit einzubringen –
beispielsweise, indem wir sie in projektbezogene Teams einbinden oder vermehrt
für die Durchführung von Schulungen gewinnen. Insgesamt wollen wir so unsere
langjährigen Mitglieder länger an uns binden, auch indem wir unsere
Wertschätzungs- und Feedbackkultur verbessern und unser Höchstalter leicht
erhöhen.
Wir wollen die Altersgrenze für die Mitgliedschaft in der
Grünen Jugend auf 30 Jahre erhöhen.
Wir konnten im Rahmen der Verbandsanalyse feststellen, dass auch unser niedriges
Höchstalter zu Fluktuationen beiträgt. Viele unserer Mitglieder, die zum
Beispiel nicht studieren, kommen erst deutlich älter zu uns und haben deswegen
deutlich weniger Möglichkeiten, sich noch in der Grünen Jugend einzubringen.
Sich bei den Grünen einzubringen, ist keine Alternative zum Engagement bei der
Grünen Jugend: Bei uns geht es darum durch Kampagnen, Aktionen, Demonstrationen
und Co. gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, dafür bieten wir unseren
Mitgliedern umfassende politische Bildungsangebote. Wir wollen auch Menschen,
die spät bei uns eintreten, mehr Zeit geben, an unserer Bildungsarbeit Teil zu
haben und diese in politischen Aktivismus zu übersetzen. Etwas ältere Mitglieder
können außerdem dabei helfen, unsere Arbeit im Verband kontinuierlich zu
gestalten und unsere Planungshorizonte zu erweitern. Wir wollen uns in Zukunft
Menschen, die spät Mitglied werden öffnen und langjährigen Mitgliedern
ermöglichen, ihre Erfahrungen besser einzubringen. Deshalb wollen wir, dass
unsere Mitglieder insgesamt länger die Möglichkeit haben, bei uns aktiv zu sein,
Neues zu lernen und mit ihren Fähigkeiten die Arbeit der Grünen Jugend zu
gestalten. Wir wollen das Höchstalter auf 30 Jahre anheben.
Alle anderen parteipolitischen Jugendverbände in Deutschland haben ein
Höchstalter von 35. Indem wir mit unserem Höchstalter weit hinter ihnen bleiben,
verwehren wir uns vieler Chancen, Ressourcen und Schlagkraft, mit ihnen auf
Augenhöhe den politischen Diskurs zu gestalten. Eine Erhöhung des
Mitgliedsalters hilft uns dabei, unseren Visionen Ernsthaftigkeit zu verleihen
und sie in die Welt zu tragen.
Vor allem Landesverbände in strukturschwachen Gebieten leiden unter dem
niedrigen Höchstalter, da ihre Aktiven schnell wieder gehen müssen. Eine
Anhebung des Mitgliedsalters kann vor allem für solche Landesverbände einen
Mitglieder- und Finanzsegen mit sich bringen. Die Erhöhung des Höchstalters wäre
deshalb ein Bestandteil einer Strategie, die Grüne Jugend in strukturschwachen
Gebieten besser aufzustellen.
Wir wollen ein Verband aus jungen Leuten sein, die sich trotz Altersdifferenzen
auf Augenhöhe begegnen. In Zukunft auch 29-Jährige, die eine Jugendorganisation
mitgestalten wollen, neben jungen Mitgliedern zu haben ist ein mutiger Schritt,
der uns zusammen weiter bringt. Die Arbeitsgruppe soll dazu bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung und ein Konzept für den Übergang
erarbeiten.
Gremienstruktur und Zusammenarbeit effektiv
gestalten
In Zukunft wollen wir Arbeitsprozesse sinnvoller strukturieren. Wenn wir ein
Problem oder eine Aufgabe erkennen, die bearbeitet werden soll, wollen wir
zuerst die Ziele der Arbeit benennen und unsere Mittel festhalten. Erst dann
überlegen wir, wer die Aufgabe übernimmt, ob es dafür ein Gremium, eine
Zuständige oder mehrere Verantwortliche braucht. Außerdem wollen wir Aufgaben
dort bearbeiten lassen und Probleme dort behandeln, wo sie tatsächlich gelöst
werden können – alles andere führt zu Frustration statt Lösungen.
Wir wollen unsere starre Gremienstruktur aufbrechen: Dafür
wollen wir einerseits Mitarbeit vereinfachen und Projekte
flexibler organisieren und andererseits konstante und
strategischere Arbeit ermöglichen.
Im Bundesverband der Grünen Jugend gibt es im Moment sehr viele Ämter und
Gremien, die teilweise nur schlecht besetzt werden können, deren Aufgaben unklar
sind oder sich überschneiden und die nicht gut arbeiten können.
Wir wollen die Arbeit in der Grünen Jugend deshalb neu aufteilen. Auf der einen
Seite in Teams, die an einzelnen Projekten, für die sie konkret gebildet wurden,
arbeiten, auf der anderen Seite in solchen Gruppen, die sich längerfristig mit
der Ausgestaltung unserer Arbeit beschäftigen und es uns so ermöglichen,
strategischer zu arbeiten.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll für die Überarbeitung der Gremienstruktur im
Rahmen dieser Leitlinien Konzepte erarbeiten, die in der nächsten
Beteiligungsphase diskutiert werden und entsprechende Satzungsänderungen
vorbereiten. Im Rahmen dessen soll die Arbeitsgruppe Perspektiven außerdem an
Umbenennungen von Gremien und Ämtern arbeiten und Namen entwickeln, die Aufgaben
gut widerspiegeln, die verständlich und kurz genug sind, um sie nicht abkürzen
zu müssen.
Wir wollen einerseits mehr in projektbezogenen Teams
arbeiten.
Das Problem in unserer bisherigen Gremienstruktur ist einerseits die ganzjährige
Besetzung aller Gremien, selbst wenn sie für nur in einem Teil des Jahres oder
übers Jahr unregelmäßig verteilte Aufgaben haben. Einige Gremien verfallen nach
ihrer Wahl zeitweise in Inaktivität und können dann, wenn akute Aufgaben
anstehen, schwer wieder reaktiviert werden. Auch gibt es bisher kaum einen
Mechanismus, mit dem Mitglieder, bevor sie ein Amt übernehmen, einen Einblick in
die damit einhergehenden Aufgaben erhalten können. So werden insbesondere junge
Frauen ohne Vorerfahrung häufig zur Übernahme von Ämtern und der damit
einhergehenden Verantwortung überredet, ohne auf diese vorbereitet oder in ihrer
Ausführung begleitet zu sein – viele erfahren dadurch Frustration statt
Empowerment. Wir brauchen deshalb Strukturen, in denen sich Mitglieder auch
kürzer, mit weniger Zeitaufwand und weniger unmittelbarer Verantwortung
einbringen, etwas lernen, sich weiterentwickeln und zum Erfolg unserer Ziele
beitragen können – ohne frustriert und ausgebrannt zu sein.
Wir wollen deshalb künftig möglichst viele Aufgaben in projektbezogenen Teams,
die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt sind, bearbeiten. In solchen Teams
können wir einfacher Aktive mit verschiedenen Wissens- und Erfahrungsständen
zusammenarbeiten lassen, wir können Mitglieder Erfahrung sammeln lassen, bevor
sie für formale Verantwortungspositionen kandidieren und Mitgliedern, die
bereits in der Vergangenheit solche Positionen hatten, die Möglichkeit geben,
ihre Erfahrungen noch in einem anderen und gegebenenfalls weniger intensiven
Rahmen einzubringen. Das gibt Menschen auch bei geringeren Zeitressourcen die
Möglichkeit, sich im Bundesverband der Grünen Jugend einzubringen.
Wir wollen andererseits in längerfristigen Strukturen
arbeiten und dafür Amtszeiten auf zwei Jahre verlängern.
Kurzfristig arbeitende Teams können jedoch nicht strategisch planen. Hierfür
braucht es weiterhin einige feste Gruppen, die kontinuierliche Arbeit planen,
Jahrespläne aufsetzen und langfristige Kampagnen entwerfen. Auch für solche
Aufgaben sind einjährige Amtszeiten häufig unpassend, da sie nur sehr kurze
Planungshorizonte ermöglichen. Jede Gruppe braucht zu Beginn einige Zeit, um
sich kennenzulernen, in der neuen Rolle zurechtzufinden, Arbeit zu sortieren und
ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und kann in dieser Zeit weniger effektiv
arbeiten. Bis man erfolgreich in einem Amt arbeiten kann, muss man erst einiges
lernen und Fehler machen können. Häufige Wechsel verhindern es, dass unsere
Aktiven sich sinnvoll einarbeiten und langfristig gut zusammenarbeiten. Außerdem
erschweren sie es uns, neuen Funktionsträger*innen gute Schulungen anzubieten,
da wir diese umso häufiger brauchen, je häufiger wir neu wählen. Deshalb wollen
wir Amtszeiten von festen Gremien verlängern.
Insbesondere beim Bundesvorstand können wir viel durch eine verlängerte Amtszeit
gewinnen: Unsere Sprecher*innen können bekannter werden, besser Kontakte zu
Journalist*innen aufbauen, unsere Vorstände können sich besser notwendiges
Wissen für ihre Arbeit aneignen, besser als Team zusammenfinden – das auch jetzt
besonders eng zusammenarbeiten muss – und können besser strategisch arbeiten.
Auch, wenn man als junggrüne*r Delegierte*r beispielsweise in einer
Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen eine kürzere Amtszeit hat als alle anderen
Mitglieder des Gremiums, macht das die Arbeit schwerer: Es dauert, sich in ein
Themenfeld einzuarbeiten, die Abläufe zu verstehen und zu lernen sich dort für
die Grüne Jugend sinnvoll einzubringen.
Der Bundesvorstand sowie Delegierte zu Bundesarbeitsgemeinschaften und dem
Länderrat der Grünen und gegebenenfalls weitere Ämter sollen deshalb in Zukunft
für zweijährige Amtszeiten gewählt werden. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
dazu zum nächsten Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten. Bei der
Neugestaltung von Amtszeiten soll auch sichergestellt werden, dass alle
Mitglieder eines Gremiums gleichzeitig gewählt werden. Dabei sollen die
Arbeitsbereiche und Informationen stärker an den Bundesvorstand angegliedert
werden, um eine Gesamtstrategie zu entwickeln und verschiedene
Aktivitätsbereiche zusammendenken zu können.
Wir wollen im Rahmen der Umstrukturierung der
Gremienstruktur neu evaluieren, für welche Aufgaben wir
Wahlen auf der Mitgliederversammlung durchführen.
Dabei müssen wir uns insgesamt fragen, wie welche Gruppen zusammengesetzt
werden. Projektbezogene Teams wurden in der Vergangenheit meist durch
Einberufung durch andere Zuständige, selten durch Wahlen eingesetzt. Alle
längerfristig zusammenarbeitenden Gruppen werden derzeit als formelle Gremien
gewählt. Unter anderem führt das auf Bundeskongressen dazu, dass wir sehr viele
Wahlen durchführen, ohne uns dabei tatsächlich mit den extrem vielen
Kandidat*innen auseinandersetzen zu können und eine informierte Wahl zu treffen.
Dieses Problem wird aktuell durch die Präferenzwahl in Teilen verdeckt, jedoch
kann das für uns keine langfristig tragbare Handhabung sein. Eine Wahl durch die
Mitgliederversammlung ist dann erforderlich, wenn die gewählte Gruppe
eigenständig politische Entscheidungen für die Grüne Jugend trifft oder wenn sie
formelle Macht- oder Kontrollfunktionen inne hat. Auf einige unserer Gremien
trifft das offensichtlich zu, auf viele nicht.
Formelle Strukturen gehen auch immer mit einem stärkeren Maß an Verantwortung
einher: Wer von der Mitgliederversammlung gewählt ist, ist unmittelbar ihr
Rechenschaft schuldig und hat von Beginn an die Aufgabe, selbstständig
zugewiesene Aufgabenbereiche zu bearbeiten, für politische Auswirkungen
geradezustehen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Arbeitsbereich funktioniert.
Ohne vorherige Erfahrungen ist das in vielen Fällen kaum möglich, was bei vielen
Aktiven Frustration verursacht.
Wir wollen Raum für Strategiefindung schaffen.
Wir wollen strategisch arbeiten, das heißt uns also immer nach den geeigneten
Mitteln für die zunächst ermittelten Ziele fragen. Um das zu tun, braucht es
jedoch auch die entsprechenden Räume, diese Strategien zu erarbeiten, wir müssen
uns Zeit für Strategiefindung nehmen und es schaffen, die notwendigen
Akteur*innen zusammenzubringen. Insbesondere bedarf es einer besseren und
tiefgehenderen Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und Landesvorständen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven arbeitet im nächsten Jahr an Konzepten wie diese
Zusammenarbeit, über die vorliegenden Vorschläge von bspw.
Funktionsträger*innenvernetzung und Methodenschulungen hinaus, weiter vertieft
werden kann, zum Beispiel durch einen Ausbau des Treffens des Bundesvorstands
und der Landesvorstände.
Neugestaltung unserer Diskussionsräume
Im Moment fehlt es uns an Räumen, in denen verbandsweite Diskussionen
stattfinden können. Das müssen wir ändern, denn solche Diskussionsräume sind
notwendig, um politischen Diskurs überhaupt zu ermöglichen, gemeinsam wichtige
Entscheidungen zu besprechen, uns weiterzuentwickeln und zu positionieren.
Wir wollen eine Zukunft für den SPUNK schaffen.
Der SPUNK hat das Potential, eine wichtige Rolle für Diskussionen in unserem
Verband einzunehmen, diese anzuregen und einen konstruktiven Rahmen anzubieten –
genauso wie über einzelne Gruppen und Landesverbände hinaus Best Practices und
coole Aktionen miteinander zu teilen. Leider geht seine Reichweite immer weiter
zurück, die politische Debatte findet nicht mehr dort statt. Das wollen wir
ändern und dem SPUNK einen Neustart ermöglichen. Dafür soll die Arbeitsgruppe
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft,
ob ein gedruckter SPUNK möglichmit neuem Konzept finanzierbar und bewältigbar ist.
Wir wollen Diskussionen dezentral führen.
Wir sind zu viele, um verbandsweite Diskussionen zu führen, während wir uns alle
gegenübersitzen. Dennoch ist es nötig, Wege zu finden, wie wir mit vielen
Leuten, die an verschiedenen Orten leben, diskutieren können. Dafür die
Ortsgruppen zu nutzen und beispielsweise im Vorfeld von Bundeskongressen
Anträge, relevante Strategieentscheidungen, aktuelle und langfristig
entscheidende Themen parallel in verschiedenen Ortsgruppen zu diskutieren, wäre
eine sehr gute Möglichkeit hierfür. Vorbild dafür kann beispielsweise das
Vorprogramm zum 50. Bundeskongress sein. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll die
Voraussetzungen für solche Diskussionen schaffen.
Wir wollen Diskussionen auf Bundeskongressen verbessern,
indem wir ein neues Verfahren zur Antragspriorisierung
entwickeln und nur vordiskutierte Anträge besprechen.
Die Zeit auf Bundeskongressen ist knapp – Diskussionen können dort nur
eingeschränkt stattfinden. Es ist nötig, diese Diskussion im Vorfeld des
Kongresses zu führen. Deshalb wollen wir die Antragsberechtigung für den
Bundeskongress so verändern, dass nicht mehr einzelne Mitglieder, sondern nur
noch Gruppen antragsberechtigt sind. So gewährleisten wir, dass hinter allen
Anträgen, die auf dem Bundeskongress behandelt werden, ein Diskussionsprozess
steht, der beispielsweise in Ortsgruppen oder Fachforen stattfinden kann. Eine
solche Änderung stärkt die Ortsgruppen und Fachforen als Diskussionsplattform
und ermöglicht es uns, den Anträgen, die diese Hürde genommen haben, mehr
Energie auf dem Bundeskongress zu widmen. Außerdem wollen wir über ein neues
Verfahren zur Antragspriorisierung nachdenken: Abstimmungen könnten zum Beispiel
besser vorbereitet werden, wenn zu Beginn der Mitgliederversammlung demokratisch
festgelegt wird, welche Anträge behandelt werden und welche nicht. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu zum nächsten Bundeskongress
Satzungsänderungen erarbeiten.
Wir wollen auf Bundeskongressen mehr Programmpunkte, die
sich – auf verschiedene Arten – mit den politischen Themen
des Kongresses beschäftigen.
Die Bedeutung des Bundeskongresses liegt nicht nur in der Mitgliederversammlung,
sondern auch darin, dass er ein vielfältiges Programm an Workshops, Treffen und
Diskussionen hat. Sehr große Teile des Programms sind allerdings durch
Konvention oder sogar Satzungsbestimmungen festgelegt. Wir wollen ermöglichen,
dass auch durch Workshops oder Diskussionsrunden außerhalb der
Mitgliederversammlung das Kongressthema oder andere wichtige oder aktuelle
Themen behandelt werden und dafür die Anzahl festgeschriebener Programmpunkte
verringern.
Wir wollen überprüfen, ob in Zukunft ein oder zwei
Bundeskongresse pro Jahr stattfinden sollen.
Diskussionen in der Mitgliederversammlung können, egal wie wir sie ausgestalten,
keine Einbindung von sehr vielen Mitgliedern herstellen. Dennoch ist der
Bundeskongress die größte Veranstaltung, zu der jedes Mitglied fahren kann. Er
ist Bildungs- und Diskussionsveranstaltung und wir treffen dort wichtige
Entscheidungen, bei denen möglichst viele Mitglieder anwesend sein sollten. Wir
brauchen andere Angebote, die Diskussionen im Verband besser ermöglichen und
wollen gleichzeitig, dass der Bundeskongress weiter wachsen kann und zentraler
Punkt in unserem Veranstaltungsprogramm ist. Er sollte das Event im
Jahreskalender sein – gut vorbereitet, sowohl organisatorisch als auch
inhaltlich. Das wollen wir durch einen Ausbau von dezentralen Veranstaltungen
und Diskussionen im Vorfeld noch verstärken. Die Aufmerksamkeit des gesamten
Verbandes auf eine so wichtige Veranstaltung zu legen, würde uns besser
gelingen, wenn sie nur einmal jährlich stattfindet. Auch die Vorbereitung könnte
gründlicher und unter weniger Stress geschehen.
Außerdem werden Bundeskongresse teurer, je größer wir werden – unsere
Finanzmittel wachsen aber kaum. Ob wir zwei Bundeskongresse im Jahr langfristig
finanzieren können, ohne an Bildungs- und Diskussionsangeboten, die für die
Einbindung vieler Mitglieder geeigneter sind, zu sparen, ist sehr fraglich.
Stattdessen eine bessere Sommerakademie und Themenkongresse einzuführen, die
Debatten in anderen Formaten erlauben würden, könnte uns die dringend nötigen
Debattenräume schaffen. An solchen Alternativen zu einem der Bundeskongresse und
finanziell machbaren Konzepten soll die Arbeitsgruppe Perspektiven in
Zusammenarbeit mit der Schatzmeisterin arbeiten. Diese sollen in der nächsten
Beteiligungsschleife diskutiert werden.
Ortsgruppen zum Kernstück des Verbands machen
Damit unsere Ortsgruppen tatsächlich zum Kernstück des Verbands werden, bei
denen neue Mitglieder eine Anlaufstelle finden, Diskussion und Bildung genauso
wie politische Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, müssen wir
einige Voraussetzungen erfüllen.
Wir wollen eine einheitliche Aufgliederung und
Mitgliedschaftsregeln und dafür die Ortsgruppen in der
Bundessatzung verankern.
Die Ortsgruppen sind derzeit in Landessatzungen, nicht aber in der
Bundessatzung, geregelt. Das führt dazu, dass sich einige Regelungen sehr
unterscheiden, einige Landesverbände kennen gar keine Ortsgruppen. Für eine
bessere Willkommenskultur wollen wir dabei eine gemeinsame Mitgliederbasis: Neue
Mitglieder können so gleichermaßen Informationen über ihre Ortsgruppe, ihren
Landesverband und den Bundesverband erhalten. Durch eine bessere Verankerung der
Ortsgruppen können wir ihre Rechte stärken und zu einem Verband werden, in dem
Mitglieder gleichermaßen Ortsgruppe, Landesverband und Bundesverband angehören
und diese Ebenen gut auf unsere gemeinsamen politischen Ziele gerichtet
zusammenarbeiten. Dafür soll die Arbeitsgruppe Perspektiven bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten.
Wir wollen klare Verantwortlichkeiten in allen Ortsgruppen
haben.
Um eine Willkommenskultur für neue Mitglieder zu haben, miteinander und mit
anderen Ebenen zusammenzuarbeiten, braucht es klare Verantwortlichkeiten (vor
allem Vorstände) in allen Ortsgruppen. Schon alleine um die Kommunikation
innerhalb des Verbands zu ermöglichen, muss jederzeit klar sein, wer der*die
richtige Ansprechpartner*in ist.
Wir wollen, dass Ortsgruppen durch Bundes- und Landesverband
in ihrer Arbeit unterstützt werden: Durch gemeinsame
Standards, methodische Schulungen, Vernetzung und Angebote
für Veranstaltungen.
An vielen Orten sind wir noch relativ klein, was die Arbeit für viele
Ortsgruppen schwerer macht. Aber auch die stärkeren Ortsgruppen müssen nicht
alle einzeln das Rad neu erfinden. Der Bundesverband und die Landesverbände
haben die Möglichkeit, Grundlagen für die Arbeit vor Ort zu schaffen:
Erfahrungswerte zu Organisation, Veranstaltungs- und Aktionskonzepte, die dann
an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können, Schulungen, die den
Ortsgruppen Werkzeuge für ihre Arbeit an die Hand geben und Vernetzungsangebote
für Ortsgruppenvorstände. Im Rahmen einer Überarbeitung des Ortsgruppenhandbuchs
soll der Bundesverbands Standards festhalten und sie in einer Weiterentwicklung
des Handbuchs herausgeben, die Schulungen und Austausch ergänzen und präzisieren
können. Ein effektiver und professionell arbeitender Bundesverband stärkt so
alle Bereiche der Grünen Jugend und hilft insbesondere kleinen Ortsgruppen und
solchen in strukturschwachen Gebieten weiter. Die Arbeitsgruppe Perspektiven
soll im Rahmen ihrer Arbeit zu Bildungsstrategie, Standards und dem Konzept für
methodische Schulungen Angebote für Ortsgruppen erarbeiten.
Frauen, Inter und Trans fördern
Wir sind ein feministischer Verband: Wir wollen ein Verband sein, in dem Frauen
eine starke Rolle spielen und von dem dringend nötige gesellschaftliche
Veränderung ausgehen kann. Das bedeutet, dass wir vielen jungen Frauen
ermöglichen wollen, sich in der Grünen Jugend einzubringen. Dafür bedarf es
gezielter Förderung und Empowerment, die der Benachteiligung von Frauen
entgegenwirken und sie dazu ermächtigen, aktiv etwas zu verändern. Auch Inter
und Trans bedürfen an einigen Stellen gezielter Förderung; ihrer Diskriminierung
muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist uns wichtig, Frauen, Inter und
Trans nicht jedes Mal pauschal in einen Topf zu werfen, sondern zielgerichtete
Förderangebote zu machen.
Wir wollen eine Geschlechterstrategie, die alle
Arbeitsbereiche und alle Ebenen der Grünen Jugend
berücksichtigt.
Wir haben zwar die Quote als sehr effektives Instrument, Frauenförderung muss
aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Arbeit eine Rolle spielen: Wie
planen wir Veranstaltungen so, dass sie Frauen ansprechen? Wie fördern wir
Frauen in unserer Bildungsarbeit? Wie verwenden wir unsere Finanzmittel so, dass
sie Frauen zugute kommen? Wie schaffen wir weibliche Vorbilder für neue Frauen?
Wie und welche Themen kommunizieren wir nach außen? Wie fördern wir Frauen,
begeistern sie für politische Arbeit und bereiten sie auf die Übernahme von
Verantwortung vor, um nicht nur zur Erfüllung der Quote kurz vor Wahlen
Kandidatinnen zu suchen? Wie können wir effektiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen,
um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen? Wie können wir verhindern, dass
Trans Diskriminierung erfahren? Was braucht es an Förderangeboten für Inter und
Trans, was eignet sich überhaupt? Wo sollten Fördermechanismen mit denen für
Frauen zusammenfallen, wo nicht?
Um in all diesen Bereichen die Potentiale zur Förderung von Frauen und zur
Bekämpfung der Diskriminierung von Inter und Trans zu nutzen, müssen wir uns in
einer Geschlechterstrategie auf Methoden einigen und alle, die an diesen Themen
arbeiten, in die Pflicht nehmen, sie in ihrer Arbeit umzusetzen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu bis zum nächsten Bundeskongress Grundlagen
für eine Geschlechterstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass in unseren zukünftigen Strukturen die
Förderung von Frauen, Inter und Trans stark mit unserer
Alltagsarbeit verknüpft ist.
Solche Methoden können wir im Rahmen des Perspektivenprozesses nicht für immer
festschreiben, sondern müssen sie weiterentwickeln. Die bisherige Struktur des
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrates ist dafür aber kaum geeignet: In viele
der Informationen, wie der Mitgliederentwicklung, der Einbindung von Frauen in
Strukturen oder Teilnehmer*innenzahlen von Veranstaltungen, hat er kaum
Einblick. Wenn er sich Einblick verschafft hat, ist er selten an einer Stelle,
wo er etwas verändern kann und kann häufig nur Berichte erstellen. Daneben ist
die Zuständigkeit für Veränderung unklar: Die Frauen-, Inter-, Trans- und
Genderpolitische Sprecherin hat die beinahe gleichen Aufgaben. Eine Ansiedlung
der Aufgaben im Bundesvorstand – federführend bei der Frauen-, Inter-, Trans-
und Genderpolitischer Sprecherin – kann diese Probleme beheben. Mit
Unterstützung vor allem der politischen Geschäftsführer*in und Schatzmeister*in,
die in ihrer Arbeit besonders viel mit organisatorischen Fragen zu tun haben und
möglicherweise weiteren Aktiven kann sie so an der Anpassung und Umsetzung der
Geschlechterstrategie arbeiten. Den Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrat wollen
wir deshalb in seiner jetzigen Form abschaffen und die Aufgaben vor allem an die
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderpolitische Sprecherin und ein Team um sie
herum geben. Außerdem soll der Austausch zwischen den Zuständigen der Länder
vertieft werden, um so tatsächlich ebenenübergreifend vorgehen zu können. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu eine Satzungsänderung erarbeiten.
Bildung, um die Welt zu verändern
Wir wollen uns mit unserem Bildungsprogramm gegenseitig dabei helfen, die
Gesellschaft und ihre Funktionsweisen zu verstehen – denn Verständnis und
Veränderung müssen Hand in Hand gehen.
Wir wollen eine Bildungsstrategie entwickeln, die
Veranstaltungsformate, Inhalte und Ziele für unsere
Bildungsarbeit betrachtet.
Wir wollen junge Leute in ihrem Politisierungsprozess unterstützen und Wissen
vermitteln, das im Bildungssystem viel zu kurz kommt. Wir wollen unsere
politische Arbeit unterstützen, indem wir inhaltliche Grundlagen für die Planung
von politischen Aktivitäten und unsere Wirkung nach außen vermitteln und uns
immer wieder neue Impulse geben, damit wir politisch nicht auf der Stelle stehen
bleiben. Wenn wir das erreichen wollen, können wir unsere
Bildungsveranstaltungen nicht einzeln für sich selbst stehend planen, sondern
müssen eine Strategie entwickeln, entlang derer wir unser konkretes
Bildungsprogramm planen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll deshalb bis zum
nächsten Bundeskongress Grundlagen für eine Bildungsstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass die Planung der Bildungsarbeit künftig in
einem neuen Team stattfindet, das explizit für die
Bildungsarbeit gebildet wird, sich also nicht aus in andere
Funktionen gewählten Funktionsträger*innen zusammensetzt,
und das gut an den Bundesvorstand angebunden ist.
Die Fachforen leiden derzeit unter ihrer Doppelaufgabe, ein Diskussionsforum zu
sein und Bildungsveranstaltungen zu planen. Die beiden Aufgaben sind jedoch sehr
unterschiedlich. Für die Planung von Bildungsveranstaltungen sind mehrere
verschiedene Fähigkeiten erforderlich, die über die zur Mitarbeit in oder
Koordination von einem Diskussionsraum hinausgehen: Zum einen braucht es
inhaltliches Vorwissen zum Thema und, durch unseren Anspruch,
Gesellschaftskritik und politische Zusammenhänge zu vermitteln, auch zu
verwandten Bereichen. Außerdem brauchen die Organisator*innen methodische und
organisatorische Fähigkeiten und die Lust, Bildungsveranstaltungen zu
organisieren. Viele Mitglieder, die erstmals als Fachforumskoordinator*in
kandidieren, wissen wenig von den bevorstehenden Aufgaben und bringen vor allem
Interesse am Thema mit. Die Fachforen sollen deshalb zukünftig nicht mehr direkt
für die Bildungsarbeit verantwortlich sein, sondern sich darauf konzentrieren,
einen Diskussionsraum zu bilden, in dem interessierte Mitglieder sich
austauschen und für den Verband relevante Debatten führen können.
Die Planung der Bildungsarbeit soll statt wie bisher im Bildungsbeirat zukünftig
in einer eigens hierfür gebildeten Gruppe erfolgen. Diese neue Gruppe soll in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand die Aufgabe haben, das
Bildungsprogramm der Grünen Jugend zu strategisch zu gestalten. Der
Bildungsbeirat besteht zurzeit aus Vertreter*innen der Fachforen und anderer
Gremien – mit der neuen Struktur wollen wir erreichen, dass die neuen
Verantwortlichen nicht nur ihr eigenes Thema in der Bildungsarbeit vertreten,
sondern themenübergreifend, anhand von inhaltlichen und strategischen Fragen
arbeiten: Welche Inhalte brauchen wir in der aktuellen politischen Situation
besonders? Welche Veranstaltungen brauchen wir, um es möglichst vielen
Mitgliedern zu ermöglichen, etwas über zentrale Themen zu lernen? Wie gestalten
wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Themen, zwischen
allgemeinen Fragen und spezialisierterem Wissen? Strategische Fragen für das
Bildungsprogramm können wir im Perspektivenprozess nicht ein für allemal
beantworten. Wir brauchen Orte, an denen neue Impulse für eine Strategie
entstehen und an denen ein Bildungsprogramm geplant wird, die mit unserer
politische Arbeit verknüpft ist und das Synergieeffekte mit unseren anderen
Aktivitäten – oder auch den Bildungsangeboten auf Landes- und Ortsebene –
schafft. Eine neu gestaltete Gruppe, die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt
ist, kann so einen Ort bieten. Die konkrete Planung und Ausführung der
Bildungsveranstaltungen soll in Projektteams erfolgen, die zusätzlich aus
Mitgliedern bestehen, die inhaltliche Expertise oder methodisches Wissen
mitbringen oder die Erfahrung in der Bildungsarbeit sammeln wollen.
Langfristig wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern hier stark
erhöhen, um nicht mehr etliche unterschiedliche, sondern ein gemeinsames
Bildungsprogramm zu haben, das sich gegenseitig ergänzt.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll zum nächsten Bundeskongress im Rahmen der
Umstrukturierung der Gremien einen Vorschlag für die Ausgestaltung dieses Teams,
der weiteren Gestaltung der Bildungsarbeit und der neuen Rolle der Fachforen
erarbeiten.
Rausgehen und nach außen wirken
Als politischer Jugendverband wollen wir nicht nur uns selbst durch
Bildungsangebote weiterentwickeln, sondern auf die Gesellschaft einwirken.
Wir wollen gute Kampagnen nutzen, um unsere
Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf die
Straße zu gehen.
Kampagnen ermöglichen es uns, in einem Zeitraum geballter Aktivität auf der
einen Seite unsere eigenen Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf
der anderen Seite mit vielen hundert Leuten auf die Straße zu gehen, neue Leute
anzusprechen und gesellschaftliche Stimmungen zu beeinflussen. Sie sind deshalb
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Gute Kampagnen erfordern eine politische
Analyse der aktuellen Situation durch den Bundesvorstand. Die
Mitgliederversammlung trifft die relevanten strategischen und politischen
Entscheidungen über unsere Kampagnen. Die Umsetzung soll in Zukunft in einem vom
Bundesvorstand eingesetztem Kampagnenteam erfolgen. Im ganzen Verband benötigen
wir zur Planung und Umsetzung von Kampagnen gute Kommunikationsstrukturen,
starke Ortsgruppen und stabile Strukturen mit klaren Verantwortlichen. Gut
aufgebaute Strukturen sind also die Grundlage für erfolgreiche Kampagnen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll wie oben beschrieben daran arbeiten, diese
Grundlagen zu schaffen und im besonderen eine gute Kommunikationsstruktur
zwischen Bund, Ländern und Ortsgruppen entwerfen – gegebenenfalls unter
Einbeziehung der Bundesgeschäftsstelle.
Wir wollen mehr Schulungen für und Austausch zwischen
Sprecher*innen von verschiedenen Ebenen.
In der Pressearbeit lässt sich viel Zeit und Energie in Arbeit stecken, die uns
nur wenig sichtbar macht; was effektiv ist und was nicht ist dabei für neue
Sprecher*innen nicht einfach einzuschätzen. Wir wollen deshalb im Rahmen von
methodischen Schulungen und durch mehr Austausch mehr Wissen über effektive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei denjenigen schaffen, die uns nach außen
vertreten und Synergieeffekte nutzen.
Wir wollen ein Team schaffen, das angebunden an den
Bundesvorstand an Designfragen und der Weiterentwicklung des
Corporate Designs arbeiten kann.
Das Corporate Design hat unsere Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, viele
Gliederungen und Mitglieder tun sich mit seiner Verwendung aber schwer. Um
unsere Darstellung weiter zu verbessern bietet es sich an, Aktive zu finden, die
den Bundesvorstand in Designfragen unterstützen und dabei an der
Weiterentwicklung des Corporate Designs arbeiten.
Wir wollen, dass unsere Sprecher*innen ihr Amt länger
ausüben, um in der Öffentlichkeit präsenter sein zu können.
Effektive Pressearbeit funktioniert vor allem durch Bekanntheit und persönlichen
Kontakt zu Journalist*innen. Die Doppelspitze und sehr kurzen Amtszeiten unserer
Sprecher*innen (im Bundesverband höchstens zwei Jahre, bei einjährigen
Amtszeiten) machen diese Arbeit schwerer. Bis Kontakte zu Journalist*innen
aufgebaut werden können, vergeht meist der größte Teil des ersten Jahres und es
bleibt nur wenig Zeit, um diese zu nutzen, bis sich Nachfolger*innen neue
Kontakte aufbauen müssen. Wenn unsere Sprecher*innen ihr Amt länger ausführen,
profitieren wir davon als gesamter Verband. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
eine entsprechende Satzungsänderung vorschlagen.
Wir wollen uns effektiv in die Partei und in
zivilgesellschaftliche Bündnisse einbringen, um etwas zu
verändern.
Für gute Partei- und Bündnisarbeit sind die oben beschriebenen organisatorischen
Ansprüche an gute Ortsgruppenarbeit, Zusammenarbeit im Verband usw. die
wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem fehlt es uns hier teilweise an Strategien,
die Zuständigkeiten sind unklar. Eine bessere Absprache zwischen Bund und
Ländern, die durch eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglicht wird, kann hierbei
weiterhelfen.
Antragstext
Von Zeile 367 bis 368 einfügen:
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft, ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Einleitung
Der Prozess
Auf dem 50. Bundeskongress haben wir die Arbeitsgruppe Perspektiven gewählt und
den Perspektivenprozess gestartet, um uns schlagkräftiger aufzustellen. Nach
einem halben Jahr mit Zielfestlegung für und Analyse des Verbands und vielen
Diskussionen, wo es hingehen soll, legen wir mit diesem Beschluss die Leitlinien
fest, entlang derer wir uns als Verband verändern wollen.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll dabei mit Unterstützung des Bundesvorstands
im nächsten halben Jahr diese Projekte konkretisieren, an Strategien arbeiten,
notwendige Satzungsänderungen formulieren und Konzepte erarbeiten. Dabei soll
die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Bundesvorstand und Bundesgeschäftsstelle die
technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit ihrer Vorschläge sicherstellen und
sich in diesem Rahmen mit der Erweiterung unserer Einnahmen und der effektiven
Gestaltung unserer Ausgaben auseinandersetzen.
Eine weitere Beteiligungsphase soll dabei dazu beitragen, dass die Ideen vieler
Mitglieder in die Ausarbeitung einfließen können. Ein Schwerpunkt des nächsten
halben Jahres ist zum Beispiel die genauere Betrachtung der einzelnen
Landesverbände. Zusammen mit den Landesvorständen wollen wir erarbeiten, wie
auch dort Potenziale besser genutzt und die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen
weiter verbessert werden kann – damit wir unsere Ziele als gesamter Verband
gemeinsam erreichen können.
Denn die politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt war in den
letzten Jahrzehnten selten so kritisch wie jetzt: Die Klimakrise verschärft
sich, die soziale Spaltung schreitet in Deutschland und weltweit immer weiter
voran und beispielsweise feministische Errungenschaften stehen massiv unter
Beschuss. Rechte Parteien und Ideen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch,
bedrohen unsere Demokratie und verschieben gesamte politische und
gesellschaftliche Debatten nach rechts. Neben diesem politischen Rollback sehen
wir mit drei weiteren Jahren Großer Koalition nur Stillstand entgegen. Uns
reicht es nicht, den Status Quo zu verteidigen. In solch einer politischen Lage
braucht es mehr denn je starke, linke Kräfte, die für eine bessere Welt kämpfen.
Wir haben Visionen von einer gerechten, ökologischen und freien Welt, in der wir
alle frei und gut leben können – und die Klimakrise uns nicht unserer
Lebensgrundlagen beraubt hat! Doch um diese Visionen auch zu realisieren, müssen
wir in die Offensive kommen. Dafür müssen wir uns schlagkräftiger aufstellen –
mit mehr Mitgliedern, die in effektiven Strukturen gut eingebunden sind und
gemeinsam zielgerichtet an gesellschaftlicher Veränderung arbeiten. Denn: Um
unsere Welt zum Besseren zu verändern, müssen auch wir uns verändern!
Unsere Leitlinien für Veränderung
Die auf dem 50. Bundeskongress beschlossenen Grundannahmen sind dabei die
Folgenden: Wir brauchen eine Demokratisierung des Verbandes, um viele Menschen
einbinden zu können. Eine Professionalisierung, um Prozesse effektiver zu
gestalten und so allen zu ermöglichen sich einzubringen – auch bei knappen
Zeitressourcen oder anderen Einschränkungen. Und Befähigung, indem wir unseren
Aktiven das Werkzeug an die Hand zu geben, Verantwortung zu übernehmen und
politisch zu wirken.
Wir wollen möglichst viele Leute einbinden. Das können wir vor allem vor Ort
leisten. Bei unseren Ortsgruppen finden junge Menschen in ganz Deutschland eine
Anlaufstelle – zumeist die erste Anlaufstelle. Und nur vor Ort können wir viele
Menschen zusammenbringen, organisieren und einbinden. Gleichzeitig wollen wir
als Verband zusammenwachsen – dafür braucht es mehr Austausch und das
Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam am selben Projekt arbeiten. Es ist Zeit,
neue Wege in unserer Zusammenarbeit zu gehen und neue Formate für diese zu
schaffen.
Dafür brauchen wir klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten: Wir bringen
unterschiedliche Zeitressourcen, Vorkenntnisse und Bedürfnisse mit – und das ist
gut so. Um bei der Zusammenarbeit dennoch voneinander zu profitieren, muss klar
sein, wer für was verantwortlich ist. Mitglieder müssen von ihren gewählten
Verantwortlichen, insbesondere den Bundes- und Landesvorständen, erwarten
können, dass sie die gemeinsam beschlossenen Ziele verfolgen – dafür legen
Vorstände Rechenschaft ab und koordinieren die politische Arbeit. Wir wollen
Aufgabenbereiche bei den Vorständen zusammenlaufen lassen, um Prozesse
zusammenzuführen und strategisch planen zu können.
Eines ist dafür wichtig: Organisation ist kein Nullsummenspiel. Es geht also
nicht darum uns gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern gemeinsam stärker zu
werden. Ein gut und professionell arbeitender Bundesverband bringt uns alle
weiter und starke Ortsgruppen nutzen auch allen anderen Ebenen. Um gemeinsam
stärker zu werden, müssen wir professioneller arbeiten – diese
Professionalisierung wollen wir.
In Zeiten wie diesen müssen wir uns dabei immer fragen: Was tun wir warum, mit
welchen Mitteln können wir unseren Zielen näher kommen? In unserer gemeinsamen
Arbeit wollen wir Räume für Strategiefindung schaffen und unsere Arbeit von
dieser leiten lassen.
Viele sein, viele einbinden
Wir wollen weiter wachsen, wir wollen verschiedene neue Leute dazu gewinnen und
diese Mitglieder einbinden. Das umfasst viele Aspekte:
Wir wollen nicht warten bis Leute zu uns kommen, sondern sie
aktiv ansprechen.
In einigen Städten kommen viele junge Menschen von alleine zur Grünen Jugend.
Doch gerade junge Menschen, die nicht zur typisch grünen Zielgruppe gehören oder
die in strukturschwachen Gebieten leben, kommen oft nicht von alleine auf die
Idee, bei uns in der Grünen Jugend aktiv zu werden. Es ist deshalb unsere
Aufgabe sie aktiv anzusprechen. Das ist Teil eines niedrigschwelligen Zugangs
zum Verband. Dafür müssen wir dorthin gehen, wo sie sich aufhalten – dabei
können uns Kampagnen helfen. Wir müssen uns dafür genau fragen: Wen sprechen wir
wann und wo an? Mit welchen Themen und warum? Dafür müssen sich auch die
Landesvorstände und der Bundesvorstand verantwortlich sehen. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll ein Konzept für einen niedrigschwelligen Zugang zum Verband
erarbeiten, in dem auch die Einbindung der neugewonnenen Mitglieder mitgedacht
wird.
Wir wollen klare Verfahren für die Einbindung neuer
Mitglieder.
Wir freuen uns über alle, die sich durch eine Mitgliedschaft zu unseren
politischen Zielen bekennen. Wir wollen aber mehr als passive Konsument*innen.
Dazu müssen wir versuchen, neue Mitglieder – ob sie zuerst bei einer Ortsgruppe
vorbeischauen, beim Landes- oder Bundesverband Mitglied werden – möglichst
schnell informieren, wie sie bei uns aktiv werden können: Welche Veranstaltungen
stehen vor Ort, in Land und Bund an, an wen können sie sich mit Fragen wenden,
wo können sie sich einbringen? In diesem Rahmen wollen wir auch daran arbeiten,
neue Möglichkeiten für neue Mitglieder schaffen, aktiv zu werden und sich
einzumischen – ohne dass sie dazu direkt Ämter übernehmen sollen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll in Zusammenarbeit mit Bundesgeschäftsstelle und
Landesverbänden das Verfahren zur Kontaktierung von Neumitgliedern überarbeiten.
Dabei soll sie sich auch damit auseinandersetzen, welche Rolle digitale
Hilfsmittel in diesem Prozess einnehmen können. Jedes Mitglied soll nach
Eintritt Informationen darüber erhalten, wie es sich bei uns einbringen kann.
Dazu wollen wir die Mitgliedschaftsregeln für Ortsgruppen und den Bundesverband
vereinheitlichen. Die Arbeitsgruppe soll im Rahmen der Verankerung der
Ortsgruppen in der Bundessatzung Regelungen zur Mitgliedschaft entwickeln.
Wir wollen eine gute Willkommenskultur für Mitglieder, in
der sich alle unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund und
ihren Fähigkeiten willkommen fühlen.
Wer von denjenigen, die sich für uns interessieren, Mitglied und aktiv wird,
entscheidet sich in erster Linie an den ersten Kontakten. Die Ortsgruppen stehen
daher besonders in der Verantwortung, aktiv auf alle Neuen zuzugehen und sie
einzubinden. Bei dieser Aufgabe soll der Bundesverband die Ortsgruppen stärker –
zum Beispiel mit Methodenschulungen oder der Festlegung von Standards –
unterstützen. In den Ortsgruppen braucht es für diese Aufgabe
verantwortungsbewusste Vorstände, die sich aktiv mit diesen Fragen
auseinandersetzen und sich zuständig fühlen. Sie sind diejenigen, die die Arbeit
vor Ort organisieren und deswegen maßgeblich zum Erfolg der Ortsgruppe und damit
des Verbandes beitragen. Die stärkere Dezentralisierung muss deswegen auch zu
einem höheren Ansehen des Amtes vor Ort führen.
Die Grüne Jugend soll ein Ort sein, an dem es von Anfang an Spaß macht, sich zu
engagieren – und nichts, wofür sich neue Mitglieder zunächst viel Sprache und
Verhaltensregeln erarbeiten müssen. Denn das bringt insbesondere junge Menschen
mit anderen sozialen Hintergründen als die Mehrheit unserer Mitglieder dazu, uns
schnell wieder zu verlassen. Deshalb wollen wir neue Kommunikationsmuster
erarbeiten: Wir wollen neue Mitglieder nicht wie jetzt mit sehr vielen
Abkürzungen konfrontieren und deshalb möglichst wenig internes Vokabular und
internen Sprachgebrauch aufbauen. Wir wollen Texte ansprechend formulieren und
nötige Informationen zur Verfügung stellen, wenn wir mit Mitgliedern und
Interessierten kommunizieren. Wir wollen uns bewusst damit auseinandersetzen,
welche sozialen Codes es gibt – nur die wenigsten sind tatsächlich notwendig.
Das mag zu Beginn schwierig erscheinen, ist aber ein kleiner Preis dafür,
Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen schneller und einfacher
willkommen zu heißen.
Wir wollen mehr methodische Schulungen für Amtsträger*innen
und mehr Orte zum Austausch schaffen und die dafür
notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Neben einer Überarbeitung unserer Arbeitsweisen wollen wir mit mehr Schulungen
und Möglichkeiten zum Austausch dafür sorgen, dass wir Mitglieder nicht mit
Aufgaben überfordern. Niemand kommt zu uns als fertige*r Aktivist*in. Viele
Fähigkeiten – in Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder Organisation – sind nicht
einfach so vorhanden, sondern müssen erarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll dafür zum nächsten Bundeskongress ein Konzept erarbeiten.
Wir wollen Standards für verschiedene Aspekte unserer Arbeit
festhalten.
Zusammen mit Schulungen und Austausch können schriftlich festgehaltene Standards
– beispielsweise für die Organisationsweise von Ortsgruppen oder die
Durchführung von Bildungsveranstaltungen – eine gute Grundlage für unsere Arbeit
schaffen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll bis zum nächsten Bundeskongress an
der Überarbeitung bestehender und dem Entwurf neuer Standards arbeiten und einen
Rahmen erarbeiten, in dem diese aktuell gehalten werden können.
Wir wollen Amtsperioden stärker synchronisieren.
Wir wollen, dass Bundesvorstand, Landesvorstände und Ortsgruppenvorstände unter
anderem an strategischen Fragen besser zusammenarbeiten können. Aufgrund sehr
unterschiedlicher Wahlzeitpunkte und Jahrespläne gibt es aktuell jedoch keinen
Zeitpunkt im Jahr, an dem sich die verschiedenen Vorstände als Team finden und
dann gemeinsam auf Ziele hinarbeiten können. Eine besondere Herausforderung ist
z.B. konstanten Kontakt zu den Ortsgruppen zu halten und so einen
kontinuierlichen Austausch zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb vor, die
Amtsperioden der verschiedenen Ebenen zu synchronisieren. Eine Wahl aller
Vorstände im Herbst würde es erlauben, dass der Bundesverband im Winter
Schulungen für alle neu gewählten Landesvorstände anbietet und die
Landesverbände, in Kooperation mit dem Bundesverband, solche Angebote für
Ortsgruppenvorstände schaffen. Das persönliche Kennenlernen, methodisches
Training und Austausch zu Strategiefragen sollen so zu besserer Arbeit und
Kooperation über das Jahr hinweg führen.
Auch werden derzeit die Mitglieder einiger Gremien des Bundesverbands – der
Internationalen Koordination, des Bildungsbeirats und des SPUNKS – zu
unterschiedlichen Zeiten gewählt, was es ebenfalls schwierig macht, als Team
zusammenzufinden und die eigene Arbeit über längere Zeithorizonte zu planen.
Auch hier sollen die Amtsperioden synchronisiert werden.
Wir wollen unseren Aktiven mehr Möglichkeiten geben,
Erfahrung zu sammeln und dafür die Fluktuation in der Grünen
Jugend gezielt verringern.
Durch mehr methodische Schulungen wollen wir unseren Amtsträger*innen helfen,
mehr Wissen über ihre Arbeit zu erhalten. Die beste Schulung ist aber kein
Ersatz dafür, selbst Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen. Die hohe
Fluktuation in unseren Strukturen ist dafür ein Hindernis: Auf der einen Seite
geben viele Amtsträger*innen ihr Amt sehr schnell wieder ab und ihre
Nachfolger*innen müssen vieles neu lernen. Auf der anderen Seite haben die
meisten ehemaligen Amtsträger*innen keine aktive Rolle mehr bei uns, obwohl wir
von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen stark profitieren könnten. Auch für
unsere Ziele in der Frauenförderung ist starke Fluktuation nachteilig, weil wir
so kaum Vorbilder für junge Frauen schaffen können. Wir wollen deshalb die
Fluktuation in Ämtern verringern – durch eine Überarbeitung von Amtszeiten und
Wiederwahlbeschränkungen. Für langjährige Mitglieder wollen wir neue
Möglichkeiten schaffen, ihre Erfahrungen in unsere Arbeit einzubringen –
beispielsweise, indem wir sie in projektbezogene Teams einbinden oder vermehrt
für die Durchführung von Schulungen gewinnen. Insgesamt wollen wir so unsere
langjährigen Mitglieder länger an uns binden, auch indem wir unsere
Wertschätzungs- und Feedbackkultur verbessern und unser Höchstalter leicht
erhöhen.
Wir wollen die Altersgrenze für die Mitgliedschaft in der
Grünen Jugend auf 30 Jahre erhöhen.
Wir konnten im Rahmen der Verbandsanalyse feststellen, dass auch unser niedriges
Höchstalter zu Fluktuationen beiträgt. Viele unserer Mitglieder, die zum
Beispiel nicht studieren, kommen erst deutlich älter zu uns und haben deswegen
deutlich weniger Möglichkeiten, sich noch in der Grünen Jugend einzubringen.
Sich bei den Grünen einzubringen, ist keine Alternative zum Engagement bei der
Grünen Jugend: Bei uns geht es darum durch Kampagnen, Aktionen, Demonstrationen
und Co. gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, dafür bieten wir unseren
Mitgliedern umfassende politische Bildungsangebote. Wir wollen auch Menschen,
die spät bei uns eintreten, mehr Zeit geben, an unserer Bildungsarbeit Teil zu
haben und diese in politischen Aktivismus zu übersetzen. Etwas ältere Mitglieder
können außerdem dabei helfen, unsere Arbeit im Verband kontinuierlich zu
gestalten und unsere Planungshorizonte zu erweitern. Wir wollen uns in Zukunft
Menschen, die spät Mitglied werden öffnen und langjährigen Mitgliedern
ermöglichen, ihre Erfahrungen besser einzubringen. Deshalb wollen wir, dass
unsere Mitglieder insgesamt länger die Möglichkeit haben, bei uns aktiv zu sein,
Neues zu lernen und mit ihren Fähigkeiten die Arbeit der Grünen Jugend zu
gestalten. Wir wollen das Höchstalter auf 30 Jahre anheben.
Alle anderen parteipolitischen Jugendverbände in Deutschland haben ein
Höchstalter von 35. Indem wir mit unserem Höchstalter weit hinter ihnen bleiben,
verwehren wir uns vieler Chancen, Ressourcen und Schlagkraft, mit ihnen auf
Augenhöhe den politischen Diskurs zu gestalten. Eine Erhöhung des
Mitgliedsalters hilft uns dabei, unseren Visionen Ernsthaftigkeit zu verleihen
und sie in die Welt zu tragen.
Vor allem Landesverbände in strukturschwachen Gebieten leiden unter dem
niedrigen Höchstalter, da ihre Aktiven schnell wieder gehen müssen. Eine
Anhebung des Mitgliedsalters kann vor allem für solche Landesverbände einen
Mitglieder- und Finanzsegen mit sich bringen. Die Erhöhung des Höchstalters wäre
deshalb ein Bestandteil einer Strategie, die Grüne Jugend in strukturschwachen
Gebieten besser aufzustellen.
Wir wollen ein Verband aus jungen Leuten sein, die sich trotz Altersdifferenzen
auf Augenhöhe begegnen. In Zukunft auch 29-Jährige, die eine Jugendorganisation
mitgestalten wollen, neben jungen Mitgliedern zu haben ist ein mutiger Schritt,
der uns zusammen weiter bringt. Die Arbeitsgruppe soll dazu bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung und ein Konzept für den Übergang
erarbeiten.
Gremienstruktur und Zusammenarbeit effektiv
gestalten
In Zukunft wollen wir Arbeitsprozesse sinnvoller strukturieren. Wenn wir ein
Problem oder eine Aufgabe erkennen, die bearbeitet werden soll, wollen wir
zuerst die Ziele der Arbeit benennen und unsere Mittel festhalten. Erst dann
überlegen wir, wer die Aufgabe übernimmt, ob es dafür ein Gremium, eine
Zuständige oder mehrere Verantwortliche braucht. Außerdem wollen wir Aufgaben
dort bearbeiten lassen und Probleme dort behandeln, wo sie tatsächlich gelöst
werden können – alles andere führt zu Frustration statt Lösungen.
Wir wollen unsere starre Gremienstruktur aufbrechen: Dafür
wollen wir einerseits Mitarbeit vereinfachen und Projekte
flexibler organisieren und andererseits konstante und
strategischere Arbeit ermöglichen.
Im Bundesverband der Grünen Jugend gibt es im Moment sehr viele Ämter und
Gremien, die teilweise nur schlecht besetzt werden können, deren Aufgaben unklar
sind oder sich überschneiden und die nicht gut arbeiten können.
Wir wollen die Arbeit in der Grünen Jugend deshalb neu aufteilen. Auf der einen
Seite in Teams, die an einzelnen Projekten, für die sie konkret gebildet wurden,
arbeiten, auf der anderen Seite in solchen Gruppen, die sich längerfristig mit
der Ausgestaltung unserer Arbeit beschäftigen und es uns so ermöglichen,
strategischer zu arbeiten.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll für die Überarbeitung der Gremienstruktur im
Rahmen dieser Leitlinien Konzepte erarbeiten, die in der nächsten
Beteiligungsphase diskutiert werden und entsprechende Satzungsänderungen
vorbereiten. Im Rahmen dessen soll die Arbeitsgruppe Perspektiven außerdem an
Umbenennungen von Gremien und Ämtern arbeiten und Namen entwickeln, die Aufgaben
gut widerspiegeln, die verständlich und kurz genug sind, um sie nicht abkürzen
zu müssen.
Wir wollen einerseits mehr in projektbezogenen Teams
arbeiten.
Das Problem in unserer bisherigen Gremienstruktur ist einerseits die ganzjährige
Besetzung aller Gremien, selbst wenn sie für nur in einem Teil des Jahres oder
übers Jahr unregelmäßig verteilte Aufgaben haben. Einige Gremien verfallen nach
ihrer Wahl zeitweise in Inaktivität und können dann, wenn akute Aufgaben
anstehen, schwer wieder reaktiviert werden. Auch gibt es bisher kaum einen
Mechanismus, mit dem Mitglieder, bevor sie ein Amt übernehmen, einen Einblick in
die damit einhergehenden Aufgaben erhalten können. So werden insbesondere junge
Frauen ohne Vorerfahrung häufig zur Übernahme von Ämtern und der damit
einhergehenden Verantwortung überredet, ohne auf diese vorbereitet oder in ihrer
Ausführung begleitet zu sein – viele erfahren dadurch Frustration statt
Empowerment. Wir brauchen deshalb Strukturen, in denen sich Mitglieder auch
kürzer, mit weniger Zeitaufwand und weniger unmittelbarer Verantwortung
einbringen, etwas lernen, sich weiterentwickeln und zum Erfolg unserer Ziele
beitragen können – ohne frustriert und ausgebrannt zu sein.
Wir wollen deshalb künftig möglichst viele Aufgaben in projektbezogenen Teams,
die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt sind, bearbeiten. In solchen Teams
können wir einfacher Aktive mit verschiedenen Wissens- und Erfahrungsständen
zusammenarbeiten lassen, wir können Mitglieder Erfahrung sammeln lassen, bevor
sie für formale Verantwortungspositionen kandidieren und Mitgliedern, die
bereits in der Vergangenheit solche Positionen hatten, die Möglichkeit geben,
ihre Erfahrungen noch in einem anderen und gegebenenfalls weniger intensiven
Rahmen einzubringen. Das gibt Menschen auch bei geringeren Zeitressourcen die
Möglichkeit, sich im Bundesverband der Grünen Jugend einzubringen.
Wir wollen andererseits in längerfristigen Strukturen
arbeiten und dafür Amtszeiten auf zwei Jahre verlängern.
Kurzfristig arbeitende Teams können jedoch nicht strategisch planen. Hierfür
braucht es weiterhin einige feste Gruppen, die kontinuierliche Arbeit planen,
Jahrespläne aufsetzen und langfristige Kampagnen entwerfen. Auch für solche
Aufgaben sind einjährige Amtszeiten häufig unpassend, da sie nur sehr kurze
Planungshorizonte ermöglichen. Jede Gruppe braucht zu Beginn einige Zeit, um
sich kennenzulernen, in der neuen Rolle zurechtzufinden, Arbeit zu sortieren und
ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und kann in dieser Zeit weniger effektiv
arbeiten. Bis man erfolgreich in einem Amt arbeiten kann, muss man erst einiges
lernen und Fehler machen können. Häufige Wechsel verhindern es, dass unsere
Aktiven sich sinnvoll einarbeiten und langfristig gut zusammenarbeiten. Außerdem
erschweren sie es uns, neuen Funktionsträger*innen gute Schulungen anzubieten,
da wir diese umso häufiger brauchen, je häufiger wir neu wählen. Deshalb wollen
wir Amtszeiten von festen Gremien verlängern.
Insbesondere beim Bundesvorstand können wir viel durch eine verlängerte Amtszeit
gewinnen: Unsere Sprecher*innen können bekannter werden, besser Kontakte zu
Journalist*innen aufbauen, unsere Vorstände können sich besser notwendiges
Wissen für ihre Arbeit aneignen, besser als Team zusammenfinden – das auch jetzt
besonders eng zusammenarbeiten muss – und können besser strategisch arbeiten.
Auch, wenn man als junggrüne*r Delegierte*r beispielsweise in einer
Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen eine kürzere Amtszeit hat als alle anderen
Mitglieder des Gremiums, macht das die Arbeit schwerer: Es dauert, sich in ein
Themenfeld einzuarbeiten, die Abläufe zu verstehen und zu lernen sich dort für
die Grüne Jugend sinnvoll einzubringen.
Der Bundesvorstand sowie Delegierte zu Bundesarbeitsgemeinschaften und dem
Länderrat der Grünen und gegebenenfalls weitere Ämter sollen deshalb in Zukunft
für zweijährige Amtszeiten gewählt werden. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
dazu zum nächsten Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten. Bei der
Neugestaltung von Amtszeiten soll auch sichergestellt werden, dass alle
Mitglieder eines Gremiums gleichzeitig gewählt werden. Dabei sollen die
Arbeitsbereiche und Informationen stärker an den Bundesvorstand angegliedert
werden, um eine Gesamtstrategie zu entwickeln und verschiedene
Aktivitätsbereiche zusammendenken zu können.
Wir wollen im Rahmen der Umstrukturierung der
Gremienstruktur neu evaluieren, für welche Aufgaben wir
Wahlen auf der Mitgliederversammlung durchführen.
Dabei müssen wir uns insgesamt fragen, wie welche Gruppen zusammengesetzt
werden. Projektbezogene Teams wurden in der Vergangenheit meist durch
Einberufung durch andere Zuständige, selten durch Wahlen eingesetzt. Alle
längerfristig zusammenarbeitenden Gruppen werden derzeit als formelle Gremien
gewählt. Unter anderem führt das auf Bundeskongressen dazu, dass wir sehr viele
Wahlen durchführen, ohne uns dabei tatsächlich mit den extrem vielen
Kandidat*innen auseinandersetzen zu können und eine informierte Wahl zu treffen.
Dieses Problem wird aktuell durch die Präferenzwahl in Teilen verdeckt, jedoch
kann das für uns keine langfristig tragbare Handhabung sein. Eine Wahl durch die
Mitgliederversammlung ist dann erforderlich, wenn die gewählte Gruppe
eigenständig politische Entscheidungen für die Grüne Jugend trifft oder wenn sie
formelle Macht- oder Kontrollfunktionen inne hat. Auf einige unserer Gremien
trifft das offensichtlich zu, auf viele nicht.
Formelle Strukturen gehen auch immer mit einem stärkeren Maß an Verantwortung
einher: Wer von der Mitgliederversammlung gewählt ist, ist unmittelbar ihr
Rechenschaft schuldig und hat von Beginn an die Aufgabe, selbstständig
zugewiesene Aufgabenbereiche zu bearbeiten, für politische Auswirkungen
geradezustehen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Arbeitsbereich funktioniert.
Ohne vorherige Erfahrungen ist das in vielen Fällen kaum möglich, was bei vielen
Aktiven Frustration verursacht.
Wir wollen Raum für Strategiefindung schaffen.
Wir wollen strategisch arbeiten, das heißt uns also immer nach den geeigneten
Mitteln für die zunächst ermittelten Ziele fragen. Um das zu tun, braucht es
jedoch auch die entsprechenden Räume, diese Strategien zu erarbeiten, wir müssen
uns Zeit für Strategiefindung nehmen und es schaffen, die notwendigen
Akteur*innen zusammenzubringen. Insbesondere bedarf es einer besseren und
tiefgehenderen Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und Landesvorständen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven arbeitet im nächsten Jahr an Konzepten wie diese
Zusammenarbeit, über die vorliegenden Vorschläge von bspw.
Funktionsträger*innenvernetzung und Methodenschulungen hinaus, weiter vertieft
werden kann, zum Beispiel durch einen Ausbau des Treffens des Bundesvorstands
und der Landesvorstände.
Neugestaltung unserer Diskussionsräume
Im Moment fehlt es uns an Räumen, in denen verbandsweite Diskussionen
stattfinden können. Das müssen wir ändern, denn solche Diskussionsräume sind
notwendig, um politischen Diskurs überhaupt zu ermöglichen, gemeinsam wichtige
Entscheidungen zu besprechen, uns weiterzuentwickeln und zu positionieren.
Wir wollen eine Zukunft für den SPUNK schaffen.
Der SPUNK hat das Potential, eine wichtige Rolle für Diskussionen in unserem
Verband einzunehmen, diese anzuregen und einen konstruktiven Rahmen anzubieten –
genauso wie über einzelne Gruppen und Landesverbände hinaus Best Practices und
coole Aktionen miteinander zu teilen. Leider geht seine Reichweite immer weiter
zurück, die politische Debatte findet nicht mehr dort statt. Das wollen wir
ändern und dem SPUNK einen Neustart ermöglichen. Dafür soll die Arbeitsgruppe
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft,
ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Wir wollen Diskussionen dezentral führen.
Wir sind zu viele, um verbandsweite Diskussionen zu führen, während wir uns alle
gegenübersitzen. Dennoch ist es nötig, Wege zu finden, wie wir mit vielen
Leuten, die an verschiedenen Orten leben, diskutieren können. Dafür die
Ortsgruppen zu nutzen und beispielsweise im Vorfeld von Bundeskongressen
Anträge, relevante Strategieentscheidungen, aktuelle und langfristig
entscheidende Themen parallel in verschiedenen Ortsgruppen zu diskutieren, wäre
eine sehr gute Möglichkeit hierfür. Vorbild dafür kann beispielsweise das
Vorprogramm zum 50. Bundeskongress sein. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll die
Voraussetzungen für solche Diskussionen schaffen.
Wir wollen Diskussionen auf Bundeskongressen verbessern,
indem wir ein neues Verfahren zur Antragspriorisierung
entwickeln und nur vordiskutierte Anträge besprechen.
Die Zeit auf Bundeskongressen ist knapp – Diskussionen können dort nur
eingeschränkt stattfinden. Es ist nötig, diese Diskussion im Vorfeld des
Kongresses zu führen. Deshalb wollen wir die Antragsberechtigung für den
Bundeskongress so verändern, dass nicht mehr einzelne Mitglieder, sondern nur
noch Gruppen antragsberechtigt sind. So gewährleisten wir, dass hinter allen
Anträgen, die auf dem Bundeskongress behandelt werden, ein Diskussionsprozess
steht, der beispielsweise in Ortsgruppen oder Fachforen stattfinden kann. Eine
solche Änderung stärkt die Ortsgruppen und Fachforen als Diskussionsplattform
und ermöglicht es uns, den Anträgen, die diese Hürde genommen haben, mehr
Energie auf dem Bundeskongress zu widmen. Außerdem wollen wir über ein neues
Verfahren zur Antragspriorisierung nachdenken: Abstimmungen könnten zum Beispiel
besser vorbereitet werden, wenn zu Beginn der Mitgliederversammlung demokratisch
festgelegt wird, welche Anträge behandelt werden und welche nicht. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu zum nächsten Bundeskongress
Satzungsänderungen erarbeiten.
Wir wollen auf Bundeskongressen mehr Programmpunkte, die
sich – auf verschiedene Arten – mit den politischen Themen
des Kongresses beschäftigen.
Die Bedeutung des Bundeskongresses liegt nicht nur in der Mitgliederversammlung,
sondern auch darin, dass er ein vielfältiges Programm an Workshops, Treffen und
Diskussionen hat. Sehr große Teile des Programms sind allerdings durch
Konvention oder sogar Satzungsbestimmungen festgelegt. Wir wollen ermöglichen,
dass auch durch Workshops oder Diskussionsrunden außerhalb der
Mitgliederversammlung das Kongressthema oder andere wichtige oder aktuelle
Themen behandelt werden und dafür die Anzahl festgeschriebener Programmpunkte
verringern.
Wir wollen überprüfen, ob in Zukunft ein oder zwei
Bundeskongresse pro Jahr stattfinden sollen.
Diskussionen in der Mitgliederversammlung können, egal wie wir sie ausgestalten,
keine Einbindung von sehr vielen Mitgliedern herstellen. Dennoch ist der
Bundeskongress die größte Veranstaltung, zu der jedes Mitglied fahren kann. Er
ist Bildungs- und Diskussionsveranstaltung und wir treffen dort wichtige
Entscheidungen, bei denen möglichst viele Mitglieder anwesend sein sollten. Wir
brauchen andere Angebote, die Diskussionen im Verband besser ermöglichen und
wollen gleichzeitig, dass der Bundeskongress weiter wachsen kann und zentraler
Punkt in unserem Veranstaltungsprogramm ist. Er sollte das Event im
Jahreskalender sein – gut vorbereitet, sowohl organisatorisch als auch
inhaltlich. Das wollen wir durch einen Ausbau von dezentralen Veranstaltungen
und Diskussionen im Vorfeld noch verstärken. Die Aufmerksamkeit des gesamten
Verbandes auf eine so wichtige Veranstaltung zu legen, würde uns besser
gelingen, wenn sie nur einmal jährlich stattfindet. Auch die Vorbereitung könnte
gründlicher und unter weniger Stress geschehen.
Außerdem werden Bundeskongresse teurer, je größer wir werden – unsere
Finanzmittel wachsen aber kaum. Ob wir zwei Bundeskongresse im Jahr langfristig
finanzieren können, ohne an Bildungs- und Diskussionsangeboten, die für die
Einbindung vieler Mitglieder geeigneter sind, zu sparen, ist sehr fraglich.
Stattdessen eine bessere Sommerakademie und Themenkongresse einzuführen, die
Debatten in anderen Formaten erlauben würden, könnte uns die dringend nötigen
Debattenräume schaffen. An solchen Alternativen zu einem der Bundeskongresse und
finanziell machbaren Konzepten soll die Arbeitsgruppe Perspektiven in
Zusammenarbeit mit der Schatzmeisterin arbeiten. Diese sollen in der nächsten
Beteiligungsschleife diskutiert werden.
Ortsgruppen zum Kernstück des Verbands machen
Damit unsere Ortsgruppen tatsächlich zum Kernstück des Verbands werden, bei
denen neue Mitglieder eine Anlaufstelle finden, Diskussion und Bildung genauso
wie politische Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, müssen wir
einige Voraussetzungen erfüllen.
Wir wollen eine einheitliche Aufgliederung und
Mitgliedschaftsregeln und dafür die Ortsgruppen in der
Bundessatzung verankern.
Die Ortsgruppen sind derzeit in Landessatzungen, nicht aber in der
Bundessatzung, geregelt. Das führt dazu, dass sich einige Regelungen sehr
unterscheiden, einige Landesverbände kennen gar keine Ortsgruppen. Für eine
bessere Willkommenskultur wollen wir dabei eine gemeinsame Mitgliederbasis: Neue
Mitglieder können so gleichermaßen Informationen über ihre Ortsgruppe, ihren
Landesverband und den Bundesverband erhalten. Durch eine bessere Verankerung der
Ortsgruppen können wir ihre Rechte stärken und zu einem Verband werden, in dem
Mitglieder gleichermaßen Ortsgruppe, Landesverband und Bundesverband angehören
und diese Ebenen gut auf unsere gemeinsamen politischen Ziele gerichtet
zusammenarbeiten. Dafür soll die Arbeitsgruppe Perspektiven bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten.
Wir wollen klare Verantwortlichkeiten in allen Ortsgruppen
haben.
Um eine Willkommenskultur für neue Mitglieder zu haben, miteinander und mit
anderen Ebenen zusammenzuarbeiten, braucht es klare Verantwortlichkeiten (vor
allem Vorstände) in allen Ortsgruppen. Schon alleine um die Kommunikation
innerhalb des Verbands zu ermöglichen, muss jederzeit klar sein, wer der*die
richtige Ansprechpartner*in ist.
Wir wollen, dass Ortsgruppen durch Bundes- und Landesverband
in ihrer Arbeit unterstützt werden: Durch gemeinsame
Standards, methodische Schulungen, Vernetzung und Angebote
für Veranstaltungen.
An vielen Orten sind wir noch relativ klein, was die Arbeit für viele
Ortsgruppen schwerer macht. Aber auch die stärkeren Ortsgruppen müssen nicht
alle einzeln das Rad neu erfinden. Der Bundesverband und die Landesverbände
haben die Möglichkeit, Grundlagen für die Arbeit vor Ort zu schaffen:
Erfahrungswerte zu Organisation, Veranstaltungs- und Aktionskonzepte, die dann
an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können, Schulungen, die den
Ortsgruppen Werkzeuge für ihre Arbeit an die Hand geben und Vernetzungsangebote
für Ortsgruppenvorstände. Im Rahmen einer Überarbeitung des Ortsgruppenhandbuchs
soll der Bundesverbands Standards festhalten und sie in einer Weiterentwicklung
des Handbuchs herausgeben, die Schulungen und Austausch ergänzen und präzisieren
können. Ein effektiver und professionell arbeitender Bundesverband stärkt so
alle Bereiche der Grünen Jugend und hilft insbesondere kleinen Ortsgruppen und
solchen in strukturschwachen Gebieten weiter. Die Arbeitsgruppe Perspektiven
soll im Rahmen ihrer Arbeit zu Bildungsstrategie, Standards und dem Konzept für
methodische Schulungen Angebote für Ortsgruppen erarbeiten.
Frauen, Inter und Trans fördern
Wir sind ein feministischer Verband: Wir wollen ein Verband sein, in dem Frauen
eine starke Rolle spielen und von dem dringend nötige gesellschaftliche
Veränderung ausgehen kann. Das bedeutet, dass wir vielen jungen Frauen
ermöglichen wollen, sich in der Grünen Jugend einzubringen. Dafür bedarf es
gezielter Förderung und Empowerment, die der Benachteiligung von Frauen
entgegenwirken und sie dazu ermächtigen, aktiv etwas zu verändern. Auch Inter
und Trans bedürfen an einigen Stellen gezielter Förderung; ihrer Diskriminierung
muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist uns wichtig, Frauen, Inter und
Trans nicht jedes Mal pauschal in einen Topf zu werfen, sondern zielgerichtete
Förderangebote zu machen.
Wir wollen eine Geschlechterstrategie, die alle
Arbeitsbereiche und alle Ebenen der Grünen Jugend
berücksichtigt.
Wir haben zwar die Quote als sehr effektives Instrument, Frauenförderung muss
aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Arbeit eine Rolle spielen: Wie
planen wir Veranstaltungen so, dass sie Frauen ansprechen? Wie fördern wir
Frauen in unserer Bildungsarbeit? Wie verwenden wir unsere Finanzmittel so, dass
sie Frauen zugute kommen? Wie schaffen wir weibliche Vorbilder für neue Frauen?
Wie und welche Themen kommunizieren wir nach außen? Wie fördern wir Frauen,
begeistern sie für politische Arbeit und bereiten sie auf die Übernahme von
Verantwortung vor, um nicht nur zur Erfüllung der Quote kurz vor Wahlen
Kandidatinnen zu suchen? Wie können wir effektiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen,
um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen? Wie können wir verhindern, dass
Trans Diskriminierung erfahren? Was braucht es an Förderangeboten für Inter und
Trans, was eignet sich überhaupt? Wo sollten Fördermechanismen mit denen für
Frauen zusammenfallen, wo nicht?
Um in all diesen Bereichen die Potentiale zur Förderung von Frauen und zur
Bekämpfung der Diskriminierung von Inter und Trans zu nutzen, müssen wir uns in
einer Geschlechterstrategie auf Methoden einigen und alle, die an diesen Themen
arbeiten, in die Pflicht nehmen, sie in ihrer Arbeit umzusetzen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu bis zum nächsten Bundeskongress Grundlagen
für eine Geschlechterstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass in unseren zukünftigen Strukturen die
Förderung von Frauen, Inter und Trans stark mit unserer
Alltagsarbeit verknüpft ist.
Solche Methoden können wir im Rahmen des Perspektivenprozesses nicht für immer
festschreiben, sondern müssen sie weiterentwickeln. Die bisherige Struktur des
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrates ist dafür aber kaum geeignet: In viele
der Informationen, wie der Mitgliederentwicklung, der Einbindung von Frauen in
Strukturen oder Teilnehmer*innenzahlen von Veranstaltungen, hat er kaum
Einblick. Wenn er sich Einblick verschafft hat, ist er selten an einer Stelle,
wo er etwas verändern kann und kann häufig nur Berichte erstellen. Daneben ist
die Zuständigkeit für Veränderung unklar: Die Frauen-, Inter-, Trans- und
Genderpolitische Sprecherin hat die beinahe gleichen Aufgaben. Eine Ansiedlung
der Aufgaben im Bundesvorstand – federführend bei der Frauen-, Inter-, Trans-
und Genderpolitischer Sprecherin – kann diese Probleme beheben. Mit
Unterstützung vor allem der politischen Geschäftsführer*in und Schatzmeister*in,
die in ihrer Arbeit besonders viel mit organisatorischen Fragen zu tun haben und
möglicherweise weiteren Aktiven kann sie so an der Anpassung und Umsetzung der
Geschlechterstrategie arbeiten. Den Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrat wollen
wir deshalb in seiner jetzigen Form abschaffen und die Aufgaben vor allem an die
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderpolitische Sprecherin und ein Team um sie
herum geben. Außerdem soll der Austausch zwischen den Zuständigen der Länder
vertieft werden, um so tatsächlich ebenenübergreifend vorgehen zu können. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu eine Satzungsänderung erarbeiten.
Bildung, um die Welt zu verändern
Wir wollen uns mit unserem Bildungsprogramm gegenseitig dabei helfen, die
Gesellschaft und ihre Funktionsweisen zu verstehen – denn Verständnis und
Veränderung müssen Hand in Hand gehen.
Wir wollen eine Bildungsstrategie entwickeln, die
Veranstaltungsformate, Inhalte und Ziele für unsere
Bildungsarbeit betrachtet.
Wir wollen junge Leute in ihrem Politisierungsprozess unterstützen und Wissen
vermitteln, das im Bildungssystem viel zu kurz kommt. Wir wollen unsere
politische Arbeit unterstützen, indem wir inhaltliche Grundlagen für die Planung
von politischen Aktivitäten und unsere Wirkung nach außen vermitteln und uns
immer wieder neue Impulse geben, damit wir politisch nicht auf der Stelle stehen
bleiben. Wenn wir das erreichen wollen, können wir unsere
Bildungsveranstaltungen nicht einzeln für sich selbst stehend planen, sondern
müssen eine Strategie entwickeln, entlang derer wir unser konkretes
Bildungsprogramm planen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll deshalb bis zum
nächsten Bundeskongress Grundlagen für eine Bildungsstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass die Planung der Bildungsarbeit künftig in
einem neuen Team stattfindet, das explizit für die
Bildungsarbeit gebildet wird, sich also nicht aus in andere
Funktionen gewählten Funktionsträger*innen zusammensetzt,
und das gut an den Bundesvorstand angebunden ist.
Die Fachforen leiden derzeit unter ihrer Doppelaufgabe, ein Diskussionsforum zu
sein und Bildungsveranstaltungen zu planen. Die beiden Aufgaben sind jedoch sehr
unterschiedlich. Für die Planung von Bildungsveranstaltungen sind mehrere
verschiedene Fähigkeiten erforderlich, die über die zur Mitarbeit in oder
Koordination von einem Diskussionsraum hinausgehen: Zum einen braucht es
inhaltliches Vorwissen zum Thema und, durch unseren Anspruch,
Gesellschaftskritik und politische Zusammenhänge zu vermitteln, auch zu
verwandten Bereichen. Außerdem brauchen die Organisator*innen methodische und
organisatorische Fähigkeiten und die Lust, Bildungsveranstaltungen zu
organisieren. Viele Mitglieder, die erstmals als Fachforumskoordinator*in
kandidieren, wissen wenig von den bevorstehenden Aufgaben und bringen vor allem
Interesse am Thema mit. Die Fachforen sollen deshalb zukünftig nicht mehr direkt
für die Bildungsarbeit verantwortlich sein, sondern sich darauf konzentrieren,
einen Diskussionsraum zu bilden, in dem interessierte Mitglieder sich
austauschen und für den Verband relevante Debatten führen können.
Die Planung der Bildungsarbeit soll statt wie bisher im Bildungsbeirat zukünftig
in einer eigens hierfür gebildeten Gruppe erfolgen. Diese neue Gruppe soll in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand die Aufgabe haben, das
Bildungsprogramm der Grünen Jugend zu strategisch zu gestalten. Der
Bildungsbeirat besteht zurzeit aus Vertreter*innen der Fachforen und anderer
Gremien – mit der neuen Struktur wollen wir erreichen, dass die neuen
Verantwortlichen nicht nur ihr eigenes Thema in der Bildungsarbeit vertreten,
sondern themenübergreifend, anhand von inhaltlichen und strategischen Fragen
arbeiten: Welche Inhalte brauchen wir in der aktuellen politischen Situation
besonders? Welche Veranstaltungen brauchen wir, um es möglichst vielen
Mitgliedern zu ermöglichen, etwas über zentrale Themen zu lernen? Wie gestalten
wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Themen, zwischen
allgemeinen Fragen und spezialisierterem Wissen? Strategische Fragen für das
Bildungsprogramm können wir im Perspektivenprozess nicht ein für allemal
beantworten. Wir brauchen Orte, an denen neue Impulse für eine Strategie
entstehen und an denen ein Bildungsprogramm geplant wird, die mit unserer
politische Arbeit verknüpft ist und das Synergieeffekte mit unseren anderen
Aktivitäten – oder auch den Bildungsangeboten auf Landes- und Ortsebene –
schafft. Eine neu gestaltete Gruppe, die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt
ist, kann so einen Ort bieten. Die konkrete Planung und Ausführung der
Bildungsveranstaltungen soll in Projektteams erfolgen, die zusätzlich aus
Mitgliedern bestehen, die inhaltliche Expertise oder methodisches Wissen
mitbringen oder die Erfahrung in der Bildungsarbeit sammeln wollen.
Langfristig wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern hier stark
erhöhen, um nicht mehr etliche unterschiedliche, sondern ein gemeinsames
Bildungsprogramm zu haben, das sich gegenseitig ergänzt.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll zum nächsten Bundeskongress im Rahmen der
Umstrukturierung der Gremien einen Vorschlag für die Ausgestaltung dieses Teams,
der weiteren Gestaltung der Bildungsarbeit und der neuen Rolle der Fachforen
erarbeiten.
Rausgehen und nach außen wirken
Als politischer Jugendverband wollen wir nicht nur uns selbst durch
Bildungsangebote weiterentwickeln, sondern auf die Gesellschaft einwirken.
Wir wollen gute Kampagnen nutzen, um unsere
Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf die
Straße zu gehen.
Kampagnen ermöglichen es uns, in einem Zeitraum geballter Aktivität auf der
einen Seite unsere eigenen Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf
der anderen Seite mit vielen hundert Leuten auf die Straße zu gehen, neue Leute
anzusprechen und gesellschaftliche Stimmungen zu beeinflussen. Sie sind deshalb
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Gute Kampagnen erfordern eine politische
Analyse der aktuellen Situation durch den Bundesvorstand. Die
Mitgliederversammlung trifft die relevanten strategischen und politischen
Entscheidungen über unsere Kampagnen. Die Umsetzung soll in Zukunft in einem vom
Bundesvorstand eingesetztem Kampagnenteam erfolgen. Im ganzen Verband benötigen
wir zur Planung und Umsetzung von Kampagnen gute Kommunikationsstrukturen,
starke Ortsgruppen und stabile Strukturen mit klaren Verantwortlichen. Gut
aufgebaute Strukturen sind also die Grundlage für erfolgreiche Kampagnen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll wie oben beschrieben daran arbeiten, diese
Grundlagen zu schaffen und im besonderen eine gute Kommunikationsstruktur
zwischen Bund, Ländern und Ortsgruppen entwerfen – gegebenenfalls unter
Einbeziehung der Bundesgeschäftsstelle.
Wir wollen mehr Schulungen für und Austausch zwischen
Sprecher*innen von verschiedenen Ebenen.
In der Pressearbeit lässt sich viel Zeit und Energie in Arbeit stecken, die uns
nur wenig sichtbar macht; was effektiv ist und was nicht ist dabei für neue
Sprecher*innen nicht einfach einzuschätzen. Wir wollen deshalb im Rahmen von
methodischen Schulungen und durch mehr Austausch mehr Wissen über effektive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei denjenigen schaffen, die uns nach außen
vertreten und Synergieeffekte nutzen.
Wir wollen ein Team schaffen, das angebunden an den
Bundesvorstand an Designfragen und der Weiterentwicklung des
Corporate Designs arbeiten kann.
Das Corporate Design hat unsere Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, viele
Gliederungen und Mitglieder tun sich mit seiner Verwendung aber schwer. Um
unsere Darstellung weiter zu verbessern bietet es sich an, Aktive zu finden, die
den Bundesvorstand in Designfragen unterstützen und dabei an der
Weiterentwicklung des Corporate Designs arbeiten.
Wir wollen, dass unsere Sprecher*innen ihr Amt länger
ausüben, um in der Öffentlichkeit präsenter sein zu können.
Effektive Pressearbeit funktioniert vor allem durch Bekanntheit und persönlichen
Kontakt zu Journalist*innen. Die Doppelspitze und sehr kurzen Amtszeiten unserer
Sprecher*innen (im Bundesverband höchstens zwei Jahre, bei einjährigen
Amtszeiten) machen diese Arbeit schwerer. Bis Kontakte zu Journalist*innen
aufgebaut werden können, vergeht meist der größte Teil des ersten Jahres und es
bleibt nur wenig Zeit, um diese zu nutzen, bis sich Nachfolger*innen neue
Kontakte aufbauen müssen. Wenn unsere Sprecher*innen ihr Amt länger ausführen,
profitieren wir davon als gesamter Verband. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
eine entsprechende Satzungsänderung vorschlagen.
Wir wollen uns effektiv in die Partei und in
zivilgesellschaftliche Bündnisse einbringen, um etwas zu
verändern.
Für gute Partei- und Bündnisarbeit sind die oben beschriebenen organisatorischen
Ansprüche an gute Ortsgruppenarbeit, Zusammenarbeit im Verband usw. die
wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem fehlt es uns hier teilweise an Strategien,
die Zuständigkeiten sind unklar. Eine bessere Absprache zwischen Bund und
Ländern, die durch eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglicht wird, kann hierbei
weiterhelfen.
Von Zeile 367 bis 368:
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft, ob ein gedruckter SPUNK möglichmit neuem Konzept finanzierbar und bewältigbar ist.
Einleitung
Der Prozess
Auf dem 50. Bundeskongress haben wir die Arbeitsgruppe Perspektiven gewählt und
den Perspektivenprozess gestartet, um uns schlagkräftiger aufzustellen. Nach
einem halben Jahr mit Zielfestlegung für und Analyse des Verbands und vielen
Diskussionen, wo es hingehen soll, legen wir mit diesem Beschluss die Leitlinien
fest, entlang derer wir uns als Verband verändern wollen.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll dabei mit Unterstützung des Bundesvorstands
im nächsten halben Jahr diese Projekte konkretisieren, an Strategien arbeiten,
notwendige Satzungsänderungen formulieren und Konzepte erarbeiten. Dabei soll
die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Bundesvorstand und Bundesgeschäftsstelle die
technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit ihrer Vorschläge sicherstellen und
sich in diesem Rahmen mit der Erweiterung unserer Einnahmen und der effektiven
Gestaltung unserer Ausgaben auseinandersetzen.
Eine weitere Beteiligungsphase soll dabei dazu beitragen, dass die Ideen vieler
Mitglieder in die Ausarbeitung einfließen können. Ein Schwerpunkt des nächsten
halben Jahres ist zum Beispiel die genauere Betrachtung der einzelnen
Landesverbände. Zusammen mit den Landesvorständen wollen wir erarbeiten, wie
auch dort Potenziale besser genutzt und die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen
weiter verbessert werden kann – damit wir unsere Ziele als gesamter Verband
gemeinsam erreichen können.
Denn die politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt war in den
letzten Jahrzehnten selten so kritisch wie jetzt: Die Klimakrise verschärft
sich, die soziale Spaltung schreitet in Deutschland und weltweit immer weiter
voran und beispielsweise feministische Errungenschaften stehen massiv unter
Beschuss. Rechte Parteien und Ideen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch,
bedrohen unsere Demokratie und verschieben gesamte politische und
gesellschaftliche Debatten nach rechts. Neben diesem politischen Rollback sehen
wir mit drei weiteren Jahren Großer Koalition nur Stillstand entgegen. Uns
reicht es nicht, den Status Quo zu verteidigen. In solch einer politischen Lage
braucht es mehr denn je starke, linke Kräfte, die für eine bessere Welt kämpfen.
Wir haben Visionen von einer gerechten, ökologischen und freien Welt, in der wir
alle frei und gut leben können – und die Klimakrise uns nicht unserer
Lebensgrundlagen beraubt hat! Doch um diese Visionen auch zu realisieren, müssen
wir in die Offensive kommen. Dafür müssen wir uns schlagkräftiger aufstellen –
mit mehr Mitgliedern, die in effektiven Strukturen gut eingebunden sind und
gemeinsam zielgerichtet an gesellschaftlicher Veränderung arbeiten. Denn: Um
unsere Welt zum Besseren zu verändern, müssen auch wir uns verändern!
Unsere Leitlinien für Veränderung
Die auf dem 50. Bundeskongress beschlossenen Grundannahmen sind dabei die
Folgenden: Wir brauchen eine Demokratisierung des Verbandes, um viele Menschen
einbinden zu können. Eine Professionalisierung, um Prozesse effektiver zu
gestalten und so allen zu ermöglichen sich einzubringen – auch bei knappen
Zeitressourcen oder anderen Einschränkungen. Und Befähigung, indem wir unseren
Aktiven das Werkzeug an die Hand zu geben, Verantwortung zu übernehmen und
politisch zu wirken.
Wir wollen möglichst viele Leute einbinden. Das können wir vor allem vor Ort
leisten. Bei unseren Ortsgruppen finden junge Menschen in ganz Deutschland eine
Anlaufstelle – zumeist die erste Anlaufstelle. Und nur vor Ort können wir viele
Menschen zusammenbringen, organisieren und einbinden. Gleichzeitig wollen wir
als Verband zusammenwachsen – dafür braucht es mehr Austausch und das
Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam am selben Projekt arbeiten. Es ist Zeit,
neue Wege in unserer Zusammenarbeit zu gehen und neue Formate für diese zu
schaffen.
Dafür brauchen wir klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten: Wir bringen
unterschiedliche Zeitressourcen, Vorkenntnisse und Bedürfnisse mit – und das ist
gut so. Um bei der Zusammenarbeit dennoch voneinander zu profitieren, muss klar
sein, wer für was verantwortlich ist. Mitglieder müssen von ihren gewählten
Verantwortlichen, insbesondere den Bundes- und Landesvorständen, erwarten
können, dass sie die gemeinsam beschlossenen Ziele verfolgen – dafür legen
Vorstände Rechenschaft ab und koordinieren die politische Arbeit. Wir wollen
Aufgabenbereiche bei den Vorständen zusammenlaufen lassen, um Prozesse
zusammenzuführen und strategisch planen zu können.
Eines ist dafür wichtig: Organisation ist kein Nullsummenspiel. Es geht also
nicht darum uns gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern gemeinsam stärker zu
werden. Ein gut und professionell arbeitender Bundesverband bringt uns alle
weiter und starke Ortsgruppen nutzen auch allen anderen Ebenen. Um gemeinsam
stärker zu werden, müssen wir professioneller arbeiten – diese
Professionalisierung wollen wir.
In Zeiten wie diesen müssen wir uns dabei immer fragen: Was tun wir warum, mit
welchen Mitteln können wir unseren Zielen näher kommen? In unserer gemeinsamen
Arbeit wollen wir Räume für Strategiefindung schaffen und unsere Arbeit von
dieser leiten lassen.
Viele sein, viele einbinden
Wir wollen weiter wachsen, wir wollen verschiedene neue Leute dazu gewinnen und
diese Mitglieder einbinden. Das umfasst viele Aspekte:
Wir wollen nicht warten bis Leute zu uns kommen, sondern sie
aktiv ansprechen.
In einigen Städten kommen viele junge Menschen von alleine zur Grünen Jugend.
Doch gerade junge Menschen, die nicht zur typisch grünen Zielgruppe gehören oder
die in strukturschwachen Gebieten leben, kommen oft nicht von alleine auf die
Idee, bei uns in der Grünen Jugend aktiv zu werden. Es ist deshalb unsere
Aufgabe sie aktiv anzusprechen. Das ist Teil eines niedrigschwelligen Zugangs
zum Verband. Dafür müssen wir dorthin gehen, wo sie sich aufhalten – dabei
können uns Kampagnen helfen. Wir müssen uns dafür genau fragen: Wen sprechen wir
wann und wo an? Mit welchen Themen und warum? Dafür müssen sich auch die
Landesvorstände und der Bundesvorstand verantwortlich sehen. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll ein Konzept für einen niedrigschwelligen Zugang zum Verband
erarbeiten, in dem auch die Einbindung der neugewonnenen Mitglieder mitgedacht
wird.
Wir wollen klare Verfahren für die Einbindung neuer
Mitglieder.
Wir freuen uns über alle, die sich durch eine Mitgliedschaft zu unseren
politischen Zielen bekennen. Wir wollen aber mehr als passive Konsument*innen.
Dazu müssen wir versuchen, neue Mitglieder – ob sie zuerst bei einer Ortsgruppe
vorbeischauen, beim Landes- oder Bundesverband Mitglied werden – möglichst
schnell informieren, wie sie bei uns aktiv werden können: Welche Veranstaltungen
stehen vor Ort, in Land und Bund an, an wen können sie sich mit Fragen wenden,
wo können sie sich einbringen? In diesem Rahmen wollen wir auch daran arbeiten,
neue Möglichkeiten für neue Mitglieder schaffen, aktiv zu werden und sich
einzumischen – ohne dass sie dazu direkt Ämter übernehmen sollen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll in Zusammenarbeit mit Bundesgeschäftsstelle und
Landesverbänden das Verfahren zur Kontaktierung von Neumitgliedern überarbeiten.
Dabei soll sie sich auch damit auseinandersetzen, welche Rolle digitale
Hilfsmittel in diesem Prozess einnehmen können. Jedes Mitglied soll nach
Eintritt Informationen darüber erhalten, wie es sich bei uns einbringen kann.
Dazu wollen wir die Mitgliedschaftsregeln für Ortsgruppen und den Bundesverband
vereinheitlichen. Die Arbeitsgruppe soll im Rahmen der Verankerung der
Ortsgruppen in der Bundessatzung Regelungen zur Mitgliedschaft entwickeln.
Wir wollen eine gute Willkommenskultur für Mitglieder, in
der sich alle unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund und
ihren Fähigkeiten willkommen fühlen.
Wer von denjenigen, die sich für uns interessieren, Mitglied und aktiv wird,
entscheidet sich in erster Linie an den ersten Kontakten. Die Ortsgruppen stehen
daher besonders in der Verantwortung, aktiv auf alle Neuen zuzugehen und sie
einzubinden. Bei dieser Aufgabe soll der Bundesverband die Ortsgruppen stärker –
zum Beispiel mit Methodenschulungen oder der Festlegung von Standards –
unterstützen. In den Ortsgruppen braucht es für diese Aufgabe
verantwortungsbewusste Vorstände, die sich aktiv mit diesen Fragen
auseinandersetzen und sich zuständig fühlen. Sie sind diejenigen, die die Arbeit
vor Ort organisieren und deswegen maßgeblich zum Erfolg der Ortsgruppe und damit
des Verbandes beitragen. Die stärkere Dezentralisierung muss deswegen auch zu
einem höheren Ansehen des Amtes vor Ort führen.
Die Grüne Jugend soll ein Ort sein, an dem es von Anfang an Spaß macht, sich zu
engagieren – und nichts, wofür sich neue Mitglieder zunächst viel Sprache und
Verhaltensregeln erarbeiten müssen. Denn das bringt insbesondere junge Menschen
mit anderen sozialen Hintergründen als die Mehrheit unserer Mitglieder dazu, uns
schnell wieder zu verlassen. Deshalb wollen wir neue Kommunikationsmuster
erarbeiten: Wir wollen neue Mitglieder nicht wie jetzt mit sehr vielen
Abkürzungen konfrontieren und deshalb möglichst wenig internes Vokabular und
internen Sprachgebrauch aufbauen. Wir wollen Texte ansprechend formulieren und
nötige Informationen zur Verfügung stellen, wenn wir mit Mitgliedern und
Interessierten kommunizieren. Wir wollen uns bewusst damit auseinandersetzen,
welche sozialen Codes es gibt – nur die wenigsten sind tatsächlich notwendig.
Das mag zu Beginn schwierig erscheinen, ist aber ein kleiner Preis dafür,
Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen schneller und einfacher
willkommen zu heißen.
Wir wollen mehr methodische Schulungen für Amtsträger*innen
und mehr Orte zum Austausch schaffen und die dafür
notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Neben einer Überarbeitung unserer Arbeitsweisen wollen wir mit mehr Schulungen
und Möglichkeiten zum Austausch dafür sorgen, dass wir Mitglieder nicht mit
Aufgaben überfordern. Niemand kommt zu uns als fertige*r Aktivist*in. Viele
Fähigkeiten – in Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder Organisation – sind nicht
einfach so vorhanden, sondern müssen erarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll dafür zum nächsten Bundeskongress ein Konzept erarbeiten.
Wir wollen Standards für verschiedene Aspekte unserer Arbeit
festhalten.
Zusammen mit Schulungen und Austausch können schriftlich festgehaltene Standards
– beispielsweise für die Organisationsweise von Ortsgruppen oder die
Durchführung von Bildungsveranstaltungen – eine gute Grundlage für unsere Arbeit
schaffen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll bis zum nächsten Bundeskongress an
der Überarbeitung bestehender und dem Entwurf neuer Standards arbeiten und einen
Rahmen erarbeiten, in dem diese aktuell gehalten werden können.
Wir wollen Amtsperioden stärker synchronisieren.
Wir wollen, dass Bundesvorstand, Landesvorstände und Ortsgruppenvorstände unter
anderem an strategischen Fragen besser zusammenarbeiten können. Aufgrund sehr
unterschiedlicher Wahlzeitpunkte und Jahrespläne gibt es aktuell jedoch keinen
Zeitpunkt im Jahr, an dem sich die verschiedenen Vorstände als Team finden und
dann gemeinsam auf Ziele hinarbeiten können. Eine besondere Herausforderung ist
z.B. konstanten Kontakt zu den Ortsgruppen zu halten und so einen
kontinuierlichen Austausch zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb vor, die
Amtsperioden der verschiedenen Ebenen zu synchronisieren. Eine Wahl aller
Vorstände im Herbst würde es erlauben, dass der Bundesverband im Winter
Schulungen für alle neu gewählten Landesvorstände anbietet und die
Landesverbände, in Kooperation mit dem Bundesverband, solche Angebote für
Ortsgruppenvorstände schaffen. Das persönliche Kennenlernen, methodisches
Training und Austausch zu Strategiefragen sollen so zu besserer Arbeit und
Kooperation über das Jahr hinweg führen.
Auch werden derzeit die Mitglieder einiger Gremien des Bundesverbands – der
Internationalen Koordination, des Bildungsbeirats und des SPUNKS – zu
unterschiedlichen Zeiten gewählt, was es ebenfalls schwierig macht, als Team
zusammenzufinden und die eigene Arbeit über längere Zeithorizonte zu planen.
Auch hier sollen die Amtsperioden synchronisiert werden.
Wir wollen unseren Aktiven mehr Möglichkeiten geben,
Erfahrung zu sammeln und dafür die Fluktuation in der Grünen
Jugend gezielt verringern.
Durch mehr methodische Schulungen wollen wir unseren Amtsträger*innen helfen,
mehr Wissen über ihre Arbeit zu erhalten. Die beste Schulung ist aber kein
Ersatz dafür, selbst Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen. Die hohe
Fluktuation in unseren Strukturen ist dafür ein Hindernis: Auf der einen Seite
geben viele Amtsträger*innen ihr Amt sehr schnell wieder ab und ihre
Nachfolger*innen müssen vieles neu lernen. Auf der anderen Seite haben die
meisten ehemaligen Amtsträger*innen keine aktive Rolle mehr bei uns, obwohl wir
von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen stark profitieren könnten. Auch für
unsere Ziele in der Frauenförderung ist starke Fluktuation nachteilig, weil wir
so kaum Vorbilder für junge Frauen schaffen können. Wir wollen deshalb die
Fluktuation in Ämtern verringern – durch eine Überarbeitung von Amtszeiten und
Wiederwahlbeschränkungen. Für langjährige Mitglieder wollen wir neue
Möglichkeiten schaffen, ihre Erfahrungen in unsere Arbeit einzubringen –
beispielsweise, indem wir sie in projektbezogene Teams einbinden oder vermehrt
für die Durchführung von Schulungen gewinnen. Insgesamt wollen wir so unsere
langjährigen Mitglieder länger an uns binden, auch indem wir unsere
Wertschätzungs- und Feedbackkultur verbessern und unser Höchstalter leicht
erhöhen.
Wir wollen die Altersgrenze für die Mitgliedschaft in der
Grünen Jugend auf 30 Jahre erhöhen.
Wir konnten im Rahmen der Verbandsanalyse feststellen, dass auch unser niedriges
Höchstalter zu Fluktuationen beiträgt. Viele unserer Mitglieder, die zum
Beispiel nicht studieren, kommen erst deutlich älter zu uns und haben deswegen
deutlich weniger Möglichkeiten, sich noch in der Grünen Jugend einzubringen.
Sich bei den Grünen einzubringen, ist keine Alternative zum Engagement bei der
Grünen Jugend: Bei uns geht es darum durch Kampagnen, Aktionen, Demonstrationen
und Co. gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, dafür bieten wir unseren
Mitgliedern umfassende politische Bildungsangebote. Wir wollen auch Menschen,
die spät bei uns eintreten, mehr Zeit geben, an unserer Bildungsarbeit Teil zu
haben und diese in politischen Aktivismus zu übersetzen. Etwas ältere Mitglieder
können außerdem dabei helfen, unsere Arbeit im Verband kontinuierlich zu
gestalten und unsere Planungshorizonte zu erweitern. Wir wollen uns in Zukunft
Menschen, die spät Mitglied werden öffnen und langjährigen Mitgliedern
ermöglichen, ihre Erfahrungen besser einzubringen. Deshalb wollen wir, dass
unsere Mitglieder insgesamt länger die Möglichkeit haben, bei uns aktiv zu sein,
Neues zu lernen und mit ihren Fähigkeiten die Arbeit der Grünen Jugend zu
gestalten. Wir wollen das Höchstalter auf 30 Jahre anheben.
Alle anderen parteipolitischen Jugendverbände in Deutschland haben ein
Höchstalter von 35. Indem wir mit unserem Höchstalter weit hinter ihnen bleiben,
verwehren wir uns vieler Chancen, Ressourcen und Schlagkraft, mit ihnen auf
Augenhöhe den politischen Diskurs zu gestalten. Eine Erhöhung des
Mitgliedsalters hilft uns dabei, unseren Visionen Ernsthaftigkeit zu verleihen
und sie in die Welt zu tragen.
Vor allem Landesverbände in strukturschwachen Gebieten leiden unter dem
niedrigen Höchstalter, da ihre Aktiven schnell wieder gehen müssen. Eine
Anhebung des Mitgliedsalters kann vor allem für solche Landesverbände einen
Mitglieder- und Finanzsegen mit sich bringen. Die Erhöhung des Höchstalters wäre
deshalb ein Bestandteil einer Strategie, die Grüne Jugend in strukturschwachen
Gebieten besser aufzustellen.
Wir wollen ein Verband aus jungen Leuten sein, die sich trotz Altersdifferenzen
auf Augenhöhe begegnen. In Zukunft auch 29-Jährige, die eine Jugendorganisation
mitgestalten wollen, neben jungen Mitgliedern zu haben ist ein mutiger Schritt,
der uns zusammen weiter bringt. Die Arbeitsgruppe soll dazu bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung und ein Konzept für den Übergang
erarbeiten.
Gremienstruktur und Zusammenarbeit effektiv
gestalten
In Zukunft wollen wir Arbeitsprozesse sinnvoller strukturieren. Wenn wir ein
Problem oder eine Aufgabe erkennen, die bearbeitet werden soll, wollen wir
zuerst die Ziele der Arbeit benennen und unsere Mittel festhalten. Erst dann
überlegen wir, wer die Aufgabe übernimmt, ob es dafür ein Gremium, eine
Zuständige oder mehrere Verantwortliche braucht. Außerdem wollen wir Aufgaben
dort bearbeiten lassen und Probleme dort behandeln, wo sie tatsächlich gelöst
werden können – alles andere führt zu Frustration statt Lösungen.
Wir wollen unsere starre Gremienstruktur aufbrechen: Dafür
wollen wir einerseits Mitarbeit vereinfachen und Projekte
flexibler organisieren und andererseits konstante und
strategischere Arbeit ermöglichen.
Im Bundesverband der Grünen Jugend gibt es im Moment sehr viele Ämter und
Gremien, die teilweise nur schlecht besetzt werden können, deren Aufgaben unklar
sind oder sich überschneiden und die nicht gut arbeiten können.
Wir wollen die Arbeit in der Grünen Jugend deshalb neu aufteilen. Auf der einen
Seite in Teams, die an einzelnen Projekten, für die sie konkret gebildet wurden,
arbeiten, auf der anderen Seite in solchen Gruppen, die sich längerfristig mit
der Ausgestaltung unserer Arbeit beschäftigen und es uns so ermöglichen,
strategischer zu arbeiten.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll für die Überarbeitung der Gremienstruktur im
Rahmen dieser Leitlinien Konzepte erarbeiten, die in der nächsten
Beteiligungsphase diskutiert werden und entsprechende Satzungsänderungen
vorbereiten. Im Rahmen dessen soll die Arbeitsgruppe Perspektiven außerdem an
Umbenennungen von Gremien und Ämtern arbeiten und Namen entwickeln, die Aufgaben
gut widerspiegeln, die verständlich und kurz genug sind, um sie nicht abkürzen
zu müssen.
Wir wollen einerseits mehr in projektbezogenen Teams
arbeiten.
Das Problem in unserer bisherigen Gremienstruktur ist einerseits die ganzjährige
Besetzung aller Gremien, selbst wenn sie für nur in einem Teil des Jahres oder
übers Jahr unregelmäßig verteilte Aufgaben haben. Einige Gremien verfallen nach
ihrer Wahl zeitweise in Inaktivität und können dann, wenn akute Aufgaben
anstehen, schwer wieder reaktiviert werden. Auch gibt es bisher kaum einen
Mechanismus, mit dem Mitglieder, bevor sie ein Amt übernehmen, einen Einblick in
die damit einhergehenden Aufgaben erhalten können. So werden insbesondere junge
Frauen ohne Vorerfahrung häufig zur Übernahme von Ämtern und der damit
einhergehenden Verantwortung überredet, ohne auf diese vorbereitet oder in ihrer
Ausführung begleitet zu sein – viele erfahren dadurch Frustration statt
Empowerment. Wir brauchen deshalb Strukturen, in denen sich Mitglieder auch
kürzer, mit weniger Zeitaufwand und weniger unmittelbarer Verantwortung
einbringen, etwas lernen, sich weiterentwickeln und zum Erfolg unserer Ziele
beitragen können – ohne frustriert und ausgebrannt zu sein.
Wir wollen deshalb künftig möglichst viele Aufgaben in projektbezogenen Teams,
die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt sind, bearbeiten. In solchen Teams
können wir einfacher Aktive mit verschiedenen Wissens- und Erfahrungsständen
zusammenarbeiten lassen, wir können Mitglieder Erfahrung sammeln lassen, bevor
sie für formale Verantwortungspositionen kandidieren und Mitgliedern, die
bereits in der Vergangenheit solche Positionen hatten, die Möglichkeit geben,
ihre Erfahrungen noch in einem anderen und gegebenenfalls weniger intensiven
Rahmen einzubringen. Das gibt Menschen auch bei geringeren Zeitressourcen die
Möglichkeit, sich im Bundesverband der Grünen Jugend einzubringen.
Wir wollen andererseits in längerfristigen Strukturen
arbeiten und dafür Amtszeiten auf zwei Jahre verlängern.
Kurzfristig arbeitende Teams können jedoch nicht strategisch planen. Hierfür
braucht es weiterhin einige feste Gruppen, die kontinuierliche Arbeit planen,
Jahrespläne aufsetzen und langfristige Kampagnen entwerfen. Auch für solche
Aufgaben sind einjährige Amtszeiten häufig unpassend, da sie nur sehr kurze
Planungshorizonte ermöglichen. Jede Gruppe braucht zu Beginn einige Zeit, um
sich kennenzulernen, in der neuen Rolle zurechtzufinden, Arbeit zu sortieren und
ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und kann in dieser Zeit weniger effektiv
arbeiten. Bis man erfolgreich in einem Amt arbeiten kann, muss man erst einiges
lernen und Fehler machen können. Häufige Wechsel verhindern es, dass unsere
Aktiven sich sinnvoll einarbeiten und langfristig gut zusammenarbeiten. Außerdem
erschweren sie es uns, neuen Funktionsträger*innen gute Schulungen anzubieten,
da wir diese umso häufiger brauchen, je häufiger wir neu wählen. Deshalb wollen
wir Amtszeiten von festen Gremien verlängern.
Insbesondere beim Bundesvorstand können wir viel durch eine verlängerte Amtszeit
gewinnen: Unsere Sprecher*innen können bekannter werden, besser Kontakte zu
Journalist*innen aufbauen, unsere Vorstände können sich besser notwendiges
Wissen für ihre Arbeit aneignen, besser als Team zusammenfinden – das auch jetzt
besonders eng zusammenarbeiten muss – und können besser strategisch arbeiten.
Auch, wenn man als junggrüne*r Delegierte*r beispielsweise in einer
Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen eine kürzere Amtszeit hat als alle anderen
Mitglieder des Gremiums, macht das die Arbeit schwerer: Es dauert, sich in ein
Themenfeld einzuarbeiten, die Abläufe zu verstehen und zu lernen sich dort für
die Grüne Jugend sinnvoll einzubringen.
Der Bundesvorstand sowie Delegierte zu Bundesarbeitsgemeinschaften und dem
Länderrat der Grünen und gegebenenfalls weitere Ämter sollen deshalb in Zukunft
für zweijährige Amtszeiten gewählt werden. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
dazu zum nächsten Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten. Bei der
Neugestaltung von Amtszeiten soll auch sichergestellt werden, dass alle
Mitglieder eines Gremiums gleichzeitig gewählt werden. Dabei sollen die
Arbeitsbereiche und Informationen stärker an den Bundesvorstand angegliedert
werden, um eine Gesamtstrategie zu entwickeln und verschiedene
Aktivitätsbereiche zusammendenken zu können.
Wir wollen im Rahmen der Umstrukturierung der
Gremienstruktur neu evaluieren, für welche Aufgaben wir
Wahlen auf der Mitgliederversammlung durchführen.
Dabei müssen wir uns insgesamt fragen, wie welche Gruppen zusammengesetzt
werden. Projektbezogene Teams wurden in der Vergangenheit meist durch
Einberufung durch andere Zuständige, selten durch Wahlen eingesetzt. Alle
längerfristig zusammenarbeitenden Gruppen werden derzeit als formelle Gremien
gewählt. Unter anderem führt das auf Bundeskongressen dazu, dass wir sehr viele
Wahlen durchführen, ohne uns dabei tatsächlich mit den extrem vielen
Kandidat*innen auseinandersetzen zu können und eine informierte Wahl zu treffen.
Dieses Problem wird aktuell durch die Präferenzwahl in Teilen verdeckt, jedoch
kann das für uns keine langfristig tragbare Handhabung sein. Eine Wahl durch die
Mitgliederversammlung ist dann erforderlich, wenn die gewählte Gruppe
eigenständig politische Entscheidungen für die Grüne Jugend trifft oder wenn sie
formelle Macht- oder Kontrollfunktionen inne hat. Auf einige unserer Gremien
trifft das offensichtlich zu, auf viele nicht.
Formelle Strukturen gehen auch immer mit einem stärkeren Maß an Verantwortung
einher: Wer von der Mitgliederversammlung gewählt ist, ist unmittelbar ihr
Rechenschaft schuldig und hat von Beginn an die Aufgabe, selbstständig
zugewiesene Aufgabenbereiche zu bearbeiten, für politische Auswirkungen
geradezustehen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Arbeitsbereich funktioniert.
Ohne vorherige Erfahrungen ist das in vielen Fällen kaum möglich, was bei vielen
Aktiven Frustration verursacht.
Wir wollen Raum für Strategiefindung schaffen.
Wir wollen strategisch arbeiten, das heißt uns also immer nach den geeigneten
Mitteln für die zunächst ermittelten Ziele fragen. Um das zu tun, braucht es
jedoch auch die entsprechenden Räume, diese Strategien zu erarbeiten, wir müssen
uns Zeit für Strategiefindung nehmen und es schaffen, die notwendigen
Akteur*innen zusammenzubringen. Insbesondere bedarf es einer besseren und
tiefgehenderen Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und Landesvorständen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven arbeitet im nächsten Jahr an Konzepten wie diese
Zusammenarbeit, über die vorliegenden Vorschläge von bspw.
Funktionsträger*innenvernetzung und Methodenschulungen hinaus, weiter vertieft
werden kann, zum Beispiel durch einen Ausbau des Treffens des Bundesvorstands
und der Landesvorstände.
Neugestaltung unserer Diskussionsräume
Im Moment fehlt es uns an Räumen, in denen verbandsweite Diskussionen
stattfinden können. Das müssen wir ändern, denn solche Diskussionsräume sind
notwendig, um politischen Diskurs überhaupt zu ermöglichen, gemeinsam wichtige
Entscheidungen zu besprechen, uns weiterzuentwickeln und zu positionieren.
Wir wollen eine Zukunft für den SPUNK schaffen.
Der SPUNK hat das Potential, eine wichtige Rolle für Diskussionen in unserem
Verband einzunehmen, diese anzuregen und einen konstruktiven Rahmen anzubieten –
genauso wie über einzelne Gruppen und Landesverbände hinaus Best Practices und
coole Aktionen miteinander zu teilen. Leider geht seine Reichweite immer weiter
zurück, die politische Debatte findet nicht mehr dort statt. Das wollen wir
ändern und dem SPUNK einen Neustart ermöglichen. Dafür soll die Arbeitsgruppe
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft,
ob ein gedruckter SPUNK möglichmit neuem Konzept finanzierbar und bewältigbar ist.
Wir wollen Diskussionen dezentral führen.
Wir sind zu viele, um verbandsweite Diskussionen zu führen, während wir uns alle
gegenübersitzen. Dennoch ist es nötig, Wege zu finden, wie wir mit vielen
Leuten, die an verschiedenen Orten leben, diskutieren können. Dafür die
Ortsgruppen zu nutzen und beispielsweise im Vorfeld von Bundeskongressen
Anträge, relevante Strategieentscheidungen, aktuelle und langfristig
entscheidende Themen parallel in verschiedenen Ortsgruppen zu diskutieren, wäre
eine sehr gute Möglichkeit hierfür. Vorbild dafür kann beispielsweise das
Vorprogramm zum 50. Bundeskongress sein. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll die
Voraussetzungen für solche Diskussionen schaffen.
Wir wollen Diskussionen auf Bundeskongressen verbessern,
indem wir ein neues Verfahren zur Antragspriorisierung
entwickeln und nur vordiskutierte Anträge besprechen.
Die Zeit auf Bundeskongressen ist knapp – Diskussionen können dort nur
eingeschränkt stattfinden. Es ist nötig, diese Diskussion im Vorfeld des
Kongresses zu führen. Deshalb wollen wir die Antragsberechtigung für den
Bundeskongress so verändern, dass nicht mehr einzelne Mitglieder, sondern nur
noch Gruppen antragsberechtigt sind. So gewährleisten wir, dass hinter allen
Anträgen, die auf dem Bundeskongress behandelt werden, ein Diskussionsprozess
steht, der beispielsweise in Ortsgruppen oder Fachforen stattfinden kann. Eine
solche Änderung stärkt die Ortsgruppen und Fachforen als Diskussionsplattform
und ermöglicht es uns, den Anträgen, die diese Hürde genommen haben, mehr
Energie auf dem Bundeskongress zu widmen. Außerdem wollen wir über ein neues
Verfahren zur Antragspriorisierung nachdenken: Abstimmungen könnten zum Beispiel
besser vorbereitet werden, wenn zu Beginn der Mitgliederversammlung demokratisch
festgelegt wird, welche Anträge behandelt werden und welche nicht. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu zum nächsten Bundeskongress
Satzungsänderungen erarbeiten.
Wir wollen auf Bundeskongressen mehr Programmpunkte, die
sich – auf verschiedene Arten – mit den politischen Themen
des Kongresses beschäftigen.
Die Bedeutung des Bundeskongresses liegt nicht nur in der Mitgliederversammlung,
sondern auch darin, dass er ein vielfältiges Programm an Workshops, Treffen und
Diskussionen hat. Sehr große Teile des Programms sind allerdings durch
Konvention oder sogar Satzungsbestimmungen festgelegt. Wir wollen ermöglichen,
dass auch durch Workshops oder Diskussionsrunden außerhalb der
Mitgliederversammlung das Kongressthema oder andere wichtige oder aktuelle
Themen behandelt werden und dafür die Anzahl festgeschriebener Programmpunkte
verringern.
Wir wollen überprüfen, ob in Zukunft ein oder zwei
Bundeskongresse pro Jahr stattfinden sollen.
Diskussionen in der Mitgliederversammlung können, egal wie wir sie ausgestalten,
keine Einbindung von sehr vielen Mitgliedern herstellen. Dennoch ist der
Bundeskongress die größte Veranstaltung, zu der jedes Mitglied fahren kann. Er
ist Bildungs- und Diskussionsveranstaltung und wir treffen dort wichtige
Entscheidungen, bei denen möglichst viele Mitglieder anwesend sein sollten. Wir
brauchen andere Angebote, die Diskussionen im Verband besser ermöglichen und
wollen gleichzeitig, dass der Bundeskongress weiter wachsen kann und zentraler
Punkt in unserem Veranstaltungsprogramm ist. Er sollte das Event im
Jahreskalender sein – gut vorbereitet, sowohl organisatorisch als auch
inhaltlich. Das wollen wir durch einen Ausbau von dezentralen Veranstaltungen
und Diskussionen im Vorfeld noch verstärken. Die Aufmerksamkeit des gesamten
Verbandes auf eine so wichtige Veranstaltung zu legen, würde uns besser
gelingen, wenn sie nur einmal jährlich stattfindet. Auch die Vorbereitung könnte
gründlicher und unter weniger Stress geschehen.
Außerdem werden Bundeskongresse teurer, je größer wir werden – unsere
Finanzmittel wachsen aber kaum. Ob wir zwei Bundeskongresse im Jahr langfristig
finanzieren können, ohne an Bildungs- und Diskussionsangeboten, die für die
Einbindung vieler Mitglieder geeigneter sind, zu sparen, ist sehr fraglich.
Stattdessen eine bessere Sommerakademie und Themenkongresse einzuführen, die
Debatten in anderen Formaten erlauben würden, könnte uns die dringend nötigen
Debattenräume schaffen. An solchen Alternativen zu einem der Bundeskongresse und
finanziell machbaren Konzepten soll die Arbeitsgruppe Perspektiven in
Zusammenarbeit mit der Schatzmeisterin arbeiten. Diese sollen in der nächsten
Beteiligungsschleife diskutiert werden.
Ortsgruppen zum Kernstück des Verbands machen
Damit unsere Ortsgruppen tatsächlich zum Kernstück des Verbands werden, bei
denen neue Mitglieder eine Anlaufstelle finden, Diskussion und Bildung genauso
wie politische Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, müssen wir
einige Voraussetzungen erfüllen.
Wir wollen eine einheitliche Aufgliederung und
Mitgliedschaftsregeln und dafür die Ortsgruppen in der
Bundessatzung verankern.
Die Ortsgruppen sind derzeit in Landessatzungen, nicht aber in der
Bundessatzung, geregelt. Das führt dazu, dass sich einige Regelungen sehr
unterscheiden, einige Landesverbände kennen gar keine Ortsgruppen. Für eine
bessere Willkommenskultur wollen wir dabei eine gemeinsame Mitgliederbasis: Neue
Mitglieder können so gleichermaßen Informationen über ihre Ortsgruppe, ihren
Landesverband und den Bundesverband erhalten. Durch eine bessere Verankerung der
Ortsgruppen können wir ihre Rechte stärken und zu einem Verband werden, in dem
Mitglieder gleichermaßen Ortsgruppe, Landesverband und Bundesverband angehören
und diese Ebenen gut auf unsere gemeinsamen politischen Ziele gerichtet
zusammenarbeiten. Dafür soll die Arbeitsgruppe Perspektiven bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten.
Wir wollen klare Verantwortlichkeiten in allen Ortsgruppen
haben.
Um eine Willkommenskultur für neue Mitglieder zu haben, miteinander und mit
anderen Ebenen zusammenzuarbeiten, braucht es klare Verantwortlichkeiten (vor
allem Vorstände) in allen Ortsgruppen. Schon alleine um die Kommunikation
innerhalb des Verbands zu ermöglichen, muss jederzeit klar sein, wer der*die
richtige Ansprechpartner*in ist.
Wir wollen, dass Ortsgruppen durch Bundes- und Landesverband
in ihrer Arbeit unterstützt werden: Durch gemeinsame
Standards, methodische Schulungen, Vernetzung und Angebote
für Veranstaltungen.
An vielen Orten sind wir noch relativ klein, was die Arbeit für viele
Ortsgruppen schwerer macht. Aber auch die stärkeren Ortsgruppen müssen nicht
alle einzeln das Rad neu erfinden. Der Bundesverband und die Landesverbände
haben die Möglichkeit, Grundlagen für die Arbeit vor Ort zu schaffen:
Erfahrungswerte zu Organisation, Veranstaltungs- und Aktionskonzepte, die dann
an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können, Schulungen, die den
Ortsgruppen Werkzeuge für ihre Arbeit an die Hand geben und Vernetzungsangebote
für Ortsgruppenvorstände. Im Rahmen einer Überarbeitung des Ortsgruppenhandbuchs
soll der Bundesverbands Standards festhalten und sie in einer Weiterentwicklung
des Handbuchs herausgeben, die Schulungen und Austausch ergänzen und präzisieren
können. Ein effektiver und professionell arbeitender Bundesverband stärkt so
alle Bereiche der Grünen Jugend und hilft insbesondere kleinen Ortsgruppen und
solchen in strukturschwachen Gebieten weiter. Die Arbeitsgruppe Perspektiven
soll im Rahmen ihrer Arbeit zu Bildungsstrategie, Standards und dem Konzept für
methodische Schulungen Angebote für Ortsgruppen erarbeiten.
Frauen, Inter und Trans fördern
Wir sind ein feministischer Verband: Wir wollen ein Verband sein, in dem Frauen
eine starke Rolle spielen und von dem dringend nötige gesellschaftliche
Veränderung ausgehen kann. Das bedeutet, dass wir vielen jungen Frauen
ermöglichen wollen, sich in der Grünen Jugend einzubringen. Dafür bedarf es
gezielter Förderung und Empowerment, die der Benachteiligung von Frauen
entgegenwirken und sie dazu ermächtigen, aktiv etwas zu verändern. Auch Inter
und Trans bedürfen an einigen Stellen gezielter Förderung; ihrer Diskriminierung
muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist uns wichtig, Frauen, Inter und
Trans nicht jedes Mal pauschal in einen Topf zu werfen, sondern zielgerichtete
Förderangebote zu machen.
Wir wollen eine Geschlechterstrategie, die alle
Arbeitsbereiche und alle Ebenen der Grünen Jugend
berücksichtigt.
Wir haben zwar die Quote als sehr effektives Instrument, Frauenförderung muss
aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Arbeit eine Rolle spielen: Wie
planen wir Veranstaltungen so, dass sie Frauen ansprechen? Wie fördern wir
Frauen in unserer Bildungsarbeit? Wie verwenden wir unsere Finanzmittel so, dass
sie Frauen zugute kommen? Wie schaffen wir weibliche Vorbilder für neue Frauen?
Wie und welche Themen kommunizieren wir nach außen? Wie fördern wir Frauen,
begeistern sie für politische Arbeit und bereiten sie auf die Übernahme von
Verantwortung vor, um nicht nur zur Erfüllung der Quote kurz vor Wahlen
Kandidatinnen zu suchen? Wie können wir effektiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen,
um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen? Wie können wir verhindern, dass
Trans Diskriminierung erfahren? Was braucht es an Förderangeboten für Inter und
Trans, was eignet sich überhaupt? Wo sollten Fördermechanismen mit denen für
Frauen zusammenfallen, wo nicht?
Um in all diesen Bereichen die Potentiale zur Förderung von Frauen und zur
Bekämpfung der Diskriminierung von Inter und Trans zu nutzen, müssen wir uns in
einer Geschlechterstrategie auf Methoden einigen und alle, die an diesen Themen
arbeiten, in die Pflicht nehmen, sie in ihrer Arbeit umzusetzen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu bis zum nächsten Bundeskongress Grundlagen
für eine Geschlechterstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass in unseren zukünftigen Strukturen die
Förderung von Frauen, Inter und Trans stark mit unserer
Alltagsarbeit verknüpft ist.
Solche Methoden können wir im Rahmen des Perspektivenprozesses nicht für immer
festschreiben, sondern müssen sie weiterentwickeln. Die bisherige Struktur des
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrates ist dafür aber kaum geeignet: In viele
der Informationen, wie der Mitgliederentwicklung, der Einbindung von Frauen in
Strukturen oder Teilnehmer*innenzahlen von Veranstaltungen, hat er kaum
Einblick. Wenn er sich Einblick verschafft hat, ist er selten an einer Stelle,
wo er etwas verändern kann und kann häufig nur Berichte erstellen. Daneben ist
die Zuständigkeit für Veränderung unklar: Die Frauen-, Inter-, Trans- und
Genderpolitische Sprecherin hat die beinahe gleichen Aufgaben. Eine Ansiedlung
der Aufgaben im Bundesvorstand – federführend bei der Frauen-, Inter-, Trans-
und Genderpolitischer Sprecherin – kann diese Probleme beheben. Mit
Unterstützung vor allem der politischen Geschäftsführer*in und Schatzmeister*in,
die in ihrer Arbeit besonders viel mit organisatorischen Fragen zu tun haben und
möglicherweise weiteren Aktiven kann sie so an der Anpassung und Umsetzung der
Geschlechterstrategie arbeiten. Den Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrat wollen
wir deshalb in seiner jetzigen Form abschaffen und die Aufgaben vor allem an die
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderpolitische Sprecherin und ein Team um sie
herum geben. Außerdem soll der Austausch zwischen den Zuständigen der Länder
vertieft werden, um so tatsächlich ebenenübergreifend vorgehen zu können. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu eine Satzungsänderung erarbeiten.
Bildung, um die Welt zu verändern
Wir wollen uns mit unserem Bildungsprogramm gegenseitig dabei helfen, die
Gesellschaft und ihre Funktionsweisen zu verstehen – denn Verständnis und
Veränderung müssen Hand in Hand gehen.
Wir wollen eine Bildungsstrategie entwickeln, die
Veranstaltungsformate, Inhalte und Ziele für unsere
Bildungsarbeit betrachtet.
Wir wollen junge Leute in ihrem Politisierungsprozess unterstützen und Wissen
vermitteln, das im Bildungssystem viel zu kurz kommt. Wir wollen unsere
politische Arbeit unterstützen, indem wir inhaltliche Grundlagen für die Planung
von politischen Aktivitäten und unsere Wirkung nach außen vermitteln und uns
immer wieder neue Impulse geben, damit wir politisch nicht auf der Stelle stehen
bleiben. Wenn wir das erreichen wollen, können wir unsere
Bildungsveranstaltungen nicht einzeln für sich selbst stehend planen, sondern
müssen eine Strategie entwickeln, entlang derer wir unser konkretes
Bildungsprogramm planen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll deshalb bis zum
nächsten Bundeskongress Grundlagen für eine Bildungsstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass die Planung der Bildungsarbeit künftig in
einem neuen Team stattfindet, das explizit für die
Bildungsarbeit gebildet wird, sich also nicht aus in andere
Funktionen gewählten Funktionsträger*innen zusammensetzt,
und das gut an den Bundesvorstand angebunden ist.
Die Fachforen leiden derzeit unter ihrer Doppelaufgabe, ein Diskussionsforum zu
sein und Bildungsveranstaltungen zu planen. Die beiden Aufgaben sind jedoch sehr
unterschiedlich. Für die Planung von Bildungsveranstaltungen sind mehrere
verschiedene Fähigkeiten erforderlich, die über die zur Mitarbeit in oder
Koordination von einem Diskussionsraum hinausgehen: Zum einen braucht es
inhaltliches Vorwissen zum Thema und, durch unseren Anspruch,
Gesellschaftskritik und politische Zusammenhänge zu vermitteln, auch zu
verwandten Bereichen. Außerdem brauchen die Organisator*innen methodische und
organisatorische Fähigkeiten und die Lust, Bildungsveranstaltungen zu
organisieren. Viele Mitglieder, die erstmals als Fachforumskoordinator*in
kandidieren, wissen wenig von den bevorstehenden Aufgaben und bringen vor allem
Interesse am Thema mit. Die Fachforen sollen deshalb zukünftig nicht mehr direkt
für die Bildungsarbeit verantwortlich sein, sondern sich darauf konzentrieren,
einen Diskussionsraum zu bilden, in dem interessierte Mitglieder sich
austauschen und für den Verband relevante Debatten führen können.
Die Planung der Bildungsarbeit soll statt wie bisher im Bildungsbeirat zukünftig
in einer eigens hierfür gebildeten Gruppe erfolgen. Diese neue Gruppe soll in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand die Aufgabe haben, das
Bildungsprogramm der Grünen Jugend zu strategisch zu gestalten. Der
Bildungsbeirat besteht zurzeit aus Vertreter*innen der Fachforen und anderer
Gremien – mit der neuen Struktur wollen wir erreichen, dass die neuen
Verantwortlichen nicht nur ihr eigenes Thema in der Bildungsarbeit vertreten,
sondern themenübergreifend, anhand von inhaltlichen und strategischen Fragen
arbeiten: Welche Inhalte brauchen wir in der aktuellen politischen Situation
besonders? Welche Veranstaltungen brauchen wir, um es möglichst vielen
Mitgliedern zu ermöglichen, etwas über zentrale Themen zu lernen? Wie gestalten
wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Themen, zwischen
allgemeinen Fragen und spezialisierterem Wissen? Strategische Fragen für das
Bildungsprogramm können wir im Perspektivenprozess nicht ein für allemal
beantworten. Wir brauchen Orte, an denen neue Impulse für eine Strategie
entstehen und an denen ein Bildungsprogramm geplant wird, die mit unserer
politische Arbeit verknüpft ist und das Synergieeffekte mit unseren anderen
Aktivitäten – oder auch den Bildungsangeboten auf Landes- und Ortsebene –
schafft. Eine neu gestaltete Gruppe, die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt
ist, kann so einen Ort bieten. Die konkrete Planung und Ausführung der
Bildungsveranstaltungen soll in Projektteams erfolgen, die zusätzlich aus
Mitgliedern bestehen, die inhaltliche Expertise oder methodisches Wissen
mitbringen oder die Erfahrung in der Bildungsarbeit sammeln wollen.
Langfristig wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern hier stark
erhöhen, um nicht mehr etliche unterschiedliche, sondern ein gemeinsames
Bildungsprogramm zu haben, das sich gegenseitig ergänzt.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll zum nächsten Bundeskongress im Rahmen der
Umstrukturierung der Gremien einen Vorschlag für die Ausgestaltung dieses Teams,
der weiteren Gestaltung der Bildungsarbeit und der neuen Rolle der Fachforen
erarbeiten.
Rausgehen und nach außen wirken
Als politischer Jugendverband wollen wir nicht nur uns selbst durch
Bildungsangebote weiterentwickeln, sondern auf die Gesellschaft einwirken.
Wir wollen gute Kampagnen nutzen, um unsere
Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf die
Straße zu gehen.
Kampagnen ermöglichen es uns, in einem Zeitraum geballter Aktivität auf der
einen Seite unsere eigenen Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf
der anderen Seite mit vielen hundert Leuten auf die Straße zu gehen, neue Leute
anzusprechen und gesellschaftliche Stimmungen zu beeinflussen. Sie sind deshalb
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Gute Kampagnen erfordern eine politische
Analyse der aktuellen Situation durch den Bundesvorstand. Die
Mitgliederversammlung trifft die relevanten strategischen und politischen
Entscheidungen über unsere Kampagnen. Die Umsetzung soll in Zukunft in einem vom
Bundesvorstand eingesetztem Kampagnenteam erfolgen. Im ganzen Verband benötigen
wir zur Planung und Umsetzung von Kampagnen gute Kommunikationsstrukturen,
starke Ortsgruppen und stabile Strukturen mit klaren Verantwortlichen. Gut
aufgebaute Strukturen sind also die Grundlage für erfolgreiche Kampagnen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll wie oben beschrieben daran arbeiten, diese
Grundlagen zu schaffen und im besonderen eine gute Kommunikationsstruktur
zwischen Bund, Ländern und Ortsgruppen entwerfen – gegebenenfalls unter
Einbeziehung der Bundesgeschäftsstelle.
Wir wollen mehr Schulungen für und Austausch zwischen
Sprecher*innen von verschiedenen Ebenen.
In der Pressearbeit lässt sich viel Zeit und Energie in Arbeit stecken, die uns
nur wenig sichtbar macht; was effektiv ist und was nicht ist dabei für neue
Sprecher*innen nicht einfach einzuschätzen. Wir wollen deshalb im Rahmen von
methodischen Schulungen und durch mehr Austausch mehr Wissen über effektive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei denjenigen schaffen, die uns nach außen
vertreten und Synergieeffekte nutzen.
Wir wollen ein Team schaffen, das angebunden an den
Bundesvorstand an Designfragen und der Weiterentwicklung des
Corporate Designs arbeiten kann.
Das Corporate Design hat unsere Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, viele
Gliederungen und Mitglieder tun sich mit seiner Verwendung aber schwer. Um
unsere Darstellung weiter zu verbessern bietet es sich an, Aktive zu finden, die
den Bundesvorstand in Designfragen unterstützen und dabei an der
Weiterentwicklung des Corporate Designs arbeiten.
Wir wollen, dass unsere Sprecher*innen ihr Amt länger
ausüben, um in der Öffentlichkeit präsenter sein zu können.
Effektive Pressearbeit funktioniert vor allem durch Bekanntheit und persönlichen
Kontakt zu Journalist*innen. Die Doppelspitze und sehr kurzen Amtszeiten unserer
Sprecher*innen (im Bundesverband höchstens zwei Jahre, bei einjährigen
Amtszeiten) machen diese Arbeit schwerer. Bis Kontakte zu Journalist*innen
aufgebaut werden können, vergeht meist der größte Teil des ersten Jahres und es
bleibt nur wenig Zeit, um diese zu nutzen, bis sich Nachfolger*innen neue
Kontakte aufbauen müssen. Wenn unsere Sprecher*innen ihr Amt länger ausführen,
profitieren wir davon als gesamter Verband. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
eine entsprechende Satzungsänderung vorschlagen.
Wir wollen uns effektiv in die Partei und in
zivilgesellschaftliche Bündnisse einbringen, um etwas zu
verändern.
Für gute Partei- und Bündnisarbeit sind die oben beschriebenen organisatorischen
Ansprüche an gute Ortsgruppenarbeit, Zusammenarbeit im Verband usw. die
wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem fehlt es uns hier teilweise an Strategien,
die Zuständigkeiten sind unklar. Eine bessere Absprache zwischen Bund und
Ländern, die durch eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglicht wird, kann hierbei
weiterhelfen.
Antragstext
Von Zeile 367 bis 368 einfügen:
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft, ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Einleitung
Der Prozess
Auf dem 50. Bundeskongress haben wir die Arbeitsgruppe Perspektiven gewählt und
den Perspektivenprozess gestartet, um uns schlagkräftiger aufzustellen. Nach
einem halben Jahr mit Zielfestlegung für und Analyse des Verbands und vielen
Diskussionen, wo es hingehen soll, legen wir mit diesem Beschluss die Leitlinien
fest, entlang derer wir uns als Verband verändern wollen.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll dabei mit Unterstützung des Bundesvorstands
im nächsten halben Jahr diese Projekte konkretisieren, an Strategien arbeiten,
notwendige Satzungsänderungen formulieren und Konzepte erarbeiten. Dabei soll
die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Bundesvorstand und Bundesgeschäftsstelle die
technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit ihrer Vorschläge sicherstellen und
sich in diesem Rahmen mit der Erweiterung unserer Einnahmen und der effektiven
Gestaltung unserer Ausgaben auseinandersetzen.
Eine weitere Beteiligungsphase soll dabei dazu beitragen, dass die Ideen vieler
Mitglieder in die Ausarbeitung einfließen können. Ein Schwerpunkt des nächsten
halben Jahres ist zum Beispiel die genauere Betrachtung der einzelnen
Landesverbände. Zusammen mit den Landesvorständen wollen wir erarbeiten, wie
auch dort Potenziale besser genutzt und die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen
weiter verbessert werden kann – damit wir unsere Ziele als gesamter Verband
gemeinsam erreichen können.
Denn die politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt war in den
letzten Jahrzehnten selten so kritisch wie jetzt: Die Klimakrise verschärft
sich, die soziale Spaltung schreitet in Deutschland und weltweit immer weiter
voran und beispielsweise feministische Errungenschaften stehen massiv unter
Beschuss. Rechte Parteien und Ideen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch,
bedrohen unsere Demokratie und verschieben gesamte politische und
gesellschaftliche Debatten nach rechts. Neben diesem politischen Rollback sehen
wir mit drei weiteren Jahren Großer Koalition nur Stillstand entgegen. Uns
reicht es nicht, den Status Quo zu verteidigen. In solch einer politischen Lage
braucht es mehr denn je starke, linke Kräfte, die für eine bessere Welt kämpfen.
Wir haben Visionen von einer gerechten, ökologischen und freien Welt, in der wir
alle frei und gut leben können – und die Klimakrise uns nicht unserer
Lebensgrundlagen beraubt hat! Doch um diese Visionen auch zu realisieren, müssen
wir in die Offensive kommen. Dafür müssen wir uns schlagkräftiger aufstellen –
mit mehr Mitgliedern, die in effektiven Strukturen gut eingebunden sind und
gemeinsam zielgerichtet an gesellschaftlicher Veränderung arbeiten. Denn: Um
unsere Welt zum Besseren zu verändern, müssen auch wir uns verändern!
Unsere Leitlinien für Veränderung
Die auf dem 50. Bundeskongress beschlossenen Grundannahmen sind dabei die
Folgenden: Wir brauchen eine Demokratisierung des Verbandes, um viele Menschen
einbinden zu können. Eine Professionalisierung, um Prozesse effektiver zu
gestalten und so allen zu ermöglichen sich einzubringen – auch bei knappen
Zeitressourcen oder anderen Einschränkungen. Und Befähigung, indem wir unseren
Aktiven das Werkzeug an die Hand zu geben, Verantwortung zu übernehmen und
politisch zu wirken.
Wir wollen möglichst viele Leute einbinden. Das können wir vor allem vor Ort
leisten. Bei unseren Ortsgruppen finden junge Menschen in ganz Deutschland eine
Anlaufstelle – zumeist die erste Anlaufstelle. Und nur vor Ort können wir viele
Menschen zusammenbringen, organisieren und einbinden. Gleichzeitig wollen wir
als Verband zusammenwachsen – dafür braucht es mehr Austausch und das
Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam am selben Projekt arbeiten. Es ist Zeit,
neue Wege in unserer Zusammenarbeit zu gehen und neue Formate für diese zu
schaffen.
Dafür brauchen wir klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten: Wir bringen
unterschiedliche Zeitressourcen, Vorkenntnisse und Bedürfnisse mit – und das ist
gut so. Um bei der Zusammenarbeit dennoch voneinander zu profitieren, muss klar
sein, wer für was verantwortlich ist. Mitglieder müssen von ihren gewählten
Verantwortlichen, insbesondere den Bundes- und Landesvorständen, erwarten
können, dass sie die gemeinsam beschlossenen Ziele verfolgen – dafür legen
Vorstände Rechenschaft ab und koordinieren die politische Arbeit. Wir wollen
Aufgabenbereiche bei den Vorständen zusammenlaufen lassen, um Prozesse
zusammenzuführen und strategisch planen zu können.
Eines ist dafür wichtig: Organisation ist kein Nullsummenspiel. Es geht also
nicht darum uns gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern gemeinsam stärker zu
werden. Ein gut und professionell arbeitender Bundesverband bringt uns alle
weiter und starke Ortsgruppen nutzen auch allen anderen Ebenen. Um gemeinsam
stärker zu werden, müssen wir professioneller arbeiten – diese
Professionalisierung wollen wir.
In Zeiten wie diesen müssen wir uns dabei immer fragen: Was tun wir warum, mit
welchen Mitteln können wir unseren Zielen näher kommen? In unserer gemeinsamen
Arbeit wollen wir Räume für Strategiefindung schaffen und unsere Arbeit von
dieser leiten lassen.
Viele sein, viele einbinden
Wir wollen weiter wachsen, wir wollen verschiedene neue Leute dazu gewinnen und
diese Mitglieder einbinden. Das umfasst viele Aspekte:
Wir wollen nicht warten bis Leute zu uns kommen, sondern sie
aktiv ansprechen.
In einigen Städten kommen viele junge Menschen von alleine zur Grünen Jugend.
Doch gerade junge Menschen, die nicht zur typisch grünen Zielgruppe gehören oder
die in strukturschwachen Gebieten leben, kommen oft nicht von alleine auf die
Idee, bei uns in der Grünen Jugend aktiv zu werden. Es ist deshalb unsere
Aufgabe sie aktiv anzusprechen. Das ist Teil eines niedrigschwelligen Zugangs
zum Verband. Dafür müssen wir dorthin gehen, wo sie sich aufhalten – dabei
können uns Kampagnen helfen. Wir müssen uns dafür genau fragen: Wen sprechen wir
wann und wo an? Mit welchen Themen und warum? Dafür müssen sich auch die
Landesvorstände und der Bundesvorstand verantwortlich sehen. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll ein Konzept für einen niedrigschwelligen Zugang zum Verband
erarbeiten, in dem auch die Einbindung der neugewonnenen Mitglieder mitgedacht
wird.
Wir wollen klare Verfahren für die Einbindung neuer
Mitglieder.
Wir freuen uns über alle, die sich durch eine Mitgliedschaft zu unseren
politischen Zielen bekennen. Wir wollen aber mehr als passive Konsument*innen.
Dazu müssen wir versuchen, neue Mitglieder – ob sie zuerst bei einer Ortsgruppe
vorbeischauen, beim Landes- oder Bundesverband Mitglied werden – möglichst
schnell informieren, wie sie bei uns aktiv werden können: Welche Veranstaltungen
stehen vor Ort, in Land und Bund an, an wen können sie sich mit Fragen wenden,
wo können sie sich einbringen? In diesem Rahmen wollen wir auch daran arbeiten,
neue Möglichkeiten für neue Mitglieder schaffen, aktiv zu werden und sich
einzumischen – ohne dass sie dazu direkt Ämter übernehmen sollen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll in Zusammenarbeit mit Bundesgeschäftsstelle und
Landesverbänden das Verfahren zur Kontaktierung von Neumitgliedern überarbeiten.
Dabei soll sie sich auch damit auseinandersetzen, welche Rolle digitale
Hilfsmittel in diesem Prozess einnehmen können. Jedes Mitglied soll nach
Eintritt Informationen darüber erhalten, wie es sich bei uns einbringen kann.
Dazu wollen wir die Mitgliedschaftsregeln für Ortsgruppen und den Bundesverband
vereinheitlichen. Die Arbeitsgruppe soll im Rahmen der Verankerung der
Ortsgruppen in der Bundessatzung Regelungen zur Mitgliedschaft entwickeln.
Wir wollen eine gute Willkommenskultur für Mitglieder, in
der sich alle unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund und
ihren Fähigkeiten willkommen fühlen.
Wer von denjenigen, die sich für uns interessieren, Mitglied und aktiv wird,
entscheidet sich in erster Linie an den ersten Kontakten. Die Ortsgruppen stehen
daher besonders in der Verantwortung, aktiv auf alle Neuen zuzugehen und sie
einzubinden. Bei dieser Aufgabe soll der Bundesverband die Ortsgruppen stärker –
zum Beispiel mit Methodenschulungen oder der Festlegung von Standards –
unterstützen. In den Ortsgruppen braucht es für diese Aufgabe
verantwortungsbewusste Vorstände, die sich aktiv mit diesen Fragen
auseinandersetzen und sich zuständig fühlen. Sie sind diejenigen, die die Arbeit
vor Ort organisieren und deswegen maßgeblich zum Erfolg der Ortsgruppe und damit
des Verbandes beitragen. Die stärkere Dezentralisierung muss deswegen auch zu
einem höheren Ansehen des Amtes vor Ort führen.
Die Grüne Jugend soll ein Ort sein, an dem es von Anfang an Spaß macht, sich zu
engagieren – und nichts, wofür sich neue Mitglieder zunächst viel Sprache und
Verhaltensregeln erarbeiten müssen. Denn das bringt insbesondere junge Menschen
mit anderen sozialen Hintergründen als die Mehrheit unserer Mitglieder dazu, uns
schnell wieder zu verlassen. Deshalb wollen wir neue Kommunikationsmuster
erarbeiten: Wir wollen neue Mitglieder nicht wie jetzt mit sehr vielen
Abkürzungen konfrontieren und deshalb möglichst wenig internes Vokabular und
internen Sprachgebrauch aufbauen. Wir wollen Texte ansprechend formulieren und
nötige Informationen zur Verfügung stellen, wenn wir mit Mitgliedern und
Interessierten kommunizieren. Wir wollen uns bewusst damit auseinandersetzen,
welche sozialen Codes es gibt – nur die wenigsten sind tatsächlich notwendig.
Das mag zu Beginn schwierig erscheinen, ist aber ein kleiner Preis dafür,
Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen schneller und einfacher
willkommen zu heißen.
Wir wollen mehr methodische Schulungen für Amtsträger*innen
und mehr Orte zum Austausch schaffen und die dafür
notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Neben einer Überarbeitung unserer Arbeitsweisen wollen wir mit mehr Schulungen
und Möglichkeiten zum Austausch dafür sorgen, dass wir Mitglieder nicht mit
Aufgaben überfordern. Niemand kommt zu uns als fertige*r Aktivist*in. Viele
Fähigkeiten – in Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder Organisation – sind nicht
einfach so vorhanden, sondern müssen erarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll dafür zum nächsten Bundeskongress ein Konzept erarbeiten.
Wir wollen Standards für verschiedene Aspekte unserer Arbeit
festhalten.
Zusammen mit Schulungen und Austausch können schriftlich festgehaltene Standards
– beispielsweise für die Organisationsweise von Ortsgruppen oder die
Durchführung von Bildungsveranstaltungen – eine gute Grundlage für unsere Arbeit
schaffen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll bis zum nächsten Bundeskongress an
der Überarbeitung bestehender und dem Entwurf neuer Standards arbeiten und einen
Rahmen erarbeiten, in dem diese aktuell gehalten werden können.
Wir wollen Amtsperioden stärker synchronisieren.
Wir wollen, dass Bundesvorstand, Landesvorstände und Ortsgruppenvorstände unter
anderem an strategischen Fragen besser zusammenarbeiten können. Aufgrund sehr
unterschiedlicher Wahlzeitpunkte und Jahrespläne gibt es aktuell jedoch keinen
Zeitpunkt im Jahr, an dem sich die verschiedenen Vorstände als Team finden und
dann gemeinsam auf Ziele hinarbeiten können. Eine besondere Herausforderung ist
z.B. konstanten Kontakt zu den Ortsgruppen zu halten und so einen
kontinuierlichen Austausch zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb vor, die
Amtsperioden der verschiedenen Ebenen zu synchronisieren. Eine Wahl aller
Vorstände im Herbst würde es erlauben, dass der Bundesverband im Winter
Schulungen für alle neu gewählten Landesvorstände anbietet und die
Landesverbände, in Kooperation mit dem Bundesverband, solche Angebote für
Ortsgruppenvorstände schaffen. Das persönliche Kennenlernen, methodisches
Training und Austausch zu Strategiefragen sollen so zu besserer Arbeit und
Kooperation über das Jahr hinweg führen.
Auch werden derzeit die Mitglieder einiger Gremien des Bundesverbands – der
Internationalen Koordination, des Bildungsbeirats und des SPUNKS – zu
unterschiedlichen Zeiten gewählt, was es ebenfalls schwierig macht, als Team
zusammenzufinden und die eigene Arbeit über längere Zeithorizonte zu planen.
Auch hier sollen die Amtsperioden synchronisiert werden.
Wir wollen unseren Aktiven mehr Möglichkeiten geben,
Erfahrung zu sammeln und dafür die Fluktuation in der Grünen
Jugend gezielt verringern.
Durch mehr methodische Schulungen wollen wir unseren Amtsträger*innen helfen,
mehr Wissen über ihre Arbeit zu erhalten. Die beste Schulung ist aber kein
Ersatz dafür, selbst Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen. Die hohe
Fluktuation in unseren Strukturen ist dafür ein Hindernis: Auf der einen Seite
geben viele Amtsträger*innen ihr Amt sehr schnell wieder ab und ihre
Nachfolger*innen müssen vieles neu lernen. Auf der anderen Seite haben die
meisten ehemaligen Amtsträger*innen keine aktive Rolle mehr bei uns, obwohl wir
von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen stark profitieren könnten. Auch für
unsere Ziele in der Frauenförderung ist starke Fluktuation nachteilig, weil wir
so kaum Vorbilder für junge Frauen schaffen können. Wir wollen deshalb die
Fluktuation in Ämtern verringern – durch eine Überarbeitung von Amtszeiten und
Wiederwahlbeschränkungen. Für langjährige Mitglieder wollen wir neue
Möglichkeiten schaffen, ihre Erfahrungen in unsere Arbeit einzubringen –
beispielsweise, indem wir sie in projektbezogene Teams einbinden oder vermehrt
für die Durchführung von Schulungen gewinnen. Insgesamt wollen wir so unsere
langjährigen Mitglieder länger an uns binden, auch indem wir unsere
Wertschätzungs- und Feedbackkultur verbessern und unser Höchstalter leicht
erhöhen.
Wir wollen die Altersgrenze für die Mitgliedschaft in der
Grünen Jugend auf 30 Jahre erhöhen.
Wir konnten im Rahmen der Verbandsanalyse feststellen, dass auch unser niedriges
Höchstalter zu Fluktuationen beiträgt. Viele unserer Mitglieder, die zum
Beispiel nicht studieren, kommen erst deutlich älter zu uns und haben deswegen
deutlich weniger Möglichkeiten, sich noch in der Grünen Jugend einzubringen.
Sich bei den Grünen einzubringen, ist keine Alternative zum Engagement bei der
Grünen Jugend: Bei uns geht es darum durch Kampagnen, Aktionen, Demonstrationen
und Co. gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, dafür bieten wir unseren
Mitgliedern umfassende politische Bildungsangebote. Wir wollen auch Menschen,
die spät bei uns eintreten, mehr Zeit geben, an unserer Bildungsarbeit Teil zu
haben und diese in politischen Aktivismus zu übersetzen. Etwas ältere Mitglieder
können außerdem dabei helfen, unsere Arbeit im Verband kontinuierlich zu
gestalten und unsere Planungshorizonte zu erweitern. Wir wollen uns in Zukunft
Menschen, die spät Mitglied werden öffnen und langjährigen Mitgliedern
ermöglichen, ihre Erfahrungen besser einzubringen. Deshalb wollen wir, dass
unsere Mitglieder insgesamt länger die Möglichkeit haben, bei uns aktiv zu sein,
Neues zu lernen und mit ihren Fähigkeiten die Arbeit der Grünen Jugend zu
gestalten. Wir wollen das Höchstalter auf 30 Jahre anheben.
Alle anderen parteipolitischen Jugendverbände in Deutschland haben ein
Höchstalter von 35. Indem wir mit unserem Höchstalter weit hinter ihnen bleiben,
verwehren wir uns vieler Chancen, Ressourcen und Schlagkraft, mit ihnen auf
Augenhöhe den politischen Diskurs zu gestalten. Eine Erhöhung des
Mitgliedsalters hilft uns dabei, unseren Visionen Ernsthaftigkeit zu verleihen
und sie in die Welt zu tragen.
Vor allem Landesverbände in strukturschwachen Gebieten leiden unter dem
niedrigen Höchstalter, da ihre Aktiven schnell wieder gehen müssen. Eine
Anhebung des Mitgliedsalters kann vor allem für solche Landesverbände einen
Mitglieder- und Finanzsegen mit sich bringen. Die Erhöhung des Höchstalters wäre
deshalb ein Bestandteil einer Strategie, die Grüne Jugend in strukturschwachen
Gebieten besser aufzustellen.
Wir wollen ein Verband aus jungen Leuten sein, die sich trotz Altersdifferenzen
auf Augenhöhe begegnen. In Zukunft auch 29-Jährige, die eine Jugendorganisation
mitgestalten wollen, neben jungen Mitgliedern zu haben ist ein mutiger Schritt,
der uns zusammen weiter bringt. Die Arbeitsgruppe soll dazu bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung und ein Konzept für den Übergang
erarbeiten.
Gremienstruktur und Zusammenarbeit effektiv
gestalten
In Zukunft wollen wir Arbeitsprozesse sinnvoller strukturieren. Wenn wir ein
Problem oder eine Aufgabe erkennen, die bearbeitet werden soll, wollen wir
zuerst die Ziele der Arbeit benennen und unsere Mittel festhalten. Erst dann
überlegen wir, wer die Aufgabe übernimmt, ob es dafür ein Gremium, eine
Zuständige oder mehrere Verantwortliche braucht. Außerdem wollen wir Aufgaben
dort bearbeiten lassen und Probleme dort behandeln, wo sie tatsächlich gelöst
werden können – alles andere führt zu Frustration statt Lösungen.
Wir wollen unsere starre Gremienstruktur aufbrechen: Dafür
wollen wir einerseits Mitarbeit vereinfachen und Projekte
flexibler organisieren und andererseits konstante und
strategischere Arbeit ermöglichen.
Im Bundesverband der Grünen Jugend gibt es im Moment sehr viele Ämter und
Gremien, die teilweise nur schlecht besetzt werden können, deren Aufgaben unklar
sind oder sich überschneiden und die nicht gut arbeiten können.
Wir wollen die Arbeit in der Grünen Jugend deshalb neu aufteilen. Auf der einen
Seite in Teams, die an einzelnen Projekten, für die sie konkret gebildet wurden,
arbeiten, auf der anderen Seite in solchen Gruppen, die sich längerfristig mit
der Ausgestaltung unserer Arbeit beschäftigen und es uns so ermöglichen,
strategischer zu arbeiten.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll für die Überarbeitung der Gremienstruktur im
Rahmen dieser Leitlinien Konzepte erarbeiten, die in der nächsten
Beteiligungsphase diskutiert werden und entsprechende Satzungsänderungen
vorbereiten. Im Rahmen dessen soll die Arbeitsgruppe Perspektiven außerdem an
Umbenennungen von Gremien und Ämtern arbeiten und Namen entwickeln, die Aufgaben
gut widerspiegeln, die verständlich und kurz genug sind, um sie nicht abkürzen
zu müssen.
Wir wollen einerseits mehr in projektbezogenen Teams
arbeiten.
Das Problem in unserer bisherigen Gremienstruktur ist einerseits die ganzjährige
Besetzung aller Gremien, selbst wenn sie für nur in einem Teil des Jahres oder
übers Jahr unregelmäßig verteilte Aufgaben haben. Einige Gremien verfallen nach
ihrer Wahl zeitweise in Inaktivität und können dann, wenn akute Aufgaben
anstehen, schwer wieder reaktiviert werden. Auch gibt es bisher kaum einen
Mechanismus, mit dem Mitglieder, bevor sie ein Amt übernehmen, einen Einblick in
die damit einhergehenden Aufgaben erhalten können. So werden insbesondere junge
Frauen ohne Vorerfahrung häufig zur Übernahme von Ämtern und der damit
einhergehenden Verantwortung überredet, ohne auf diese vorbereitet oder in ihrer
Ausführung begleitet zu sein – viele erfahren dadurch Frustration statt
Empowerment. Wir brauchen deshalb Strukturen, in denen sich Mitglieder auch
kürzer, mit weniger Zeitaufwand und weniger unmittelbarer Verantwortung
einbringen, etwas lernen, sich weiterentwickeln und zum Erfolg unserer Ziele
beitragen können – ohne frustriert und ausgebrannt zu sein.
Wir wollen deshalb künftig möglichst viele Aufgaben in projektbezogenen Teams,
die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt sind, bearbeiten. In solchen Teams
können wir einfacher Aktive mit verschiedenen Wissens- und Erfahrungsständen
zusammenarbeiten lassen, wir können Mitglieder Erfahrung sammeln lassen, bevor
sie für formale Verantwortungspositionen kandidieren und Mitgliedern, die
bereits in der Vergangenheit solche Positionen hatten, die Möglichkeit geben,
ihre Erfahrungen noch in einem anderen und gegebenenfalls weniger intensiven
Rahmen einzubringen. Das gibt Menschen auch bei geringeren Zeitressourcen die
Möglichkeit, sich im Bundesverband der Grünen Jugend einzubringen.
Wir wollen andererseits in längerfristigen Strukturen
arbeiten und dafür Amtszeiten auf zwei Jahre verlängern.
Kurzfristig arbeitende Teams können jedoch nicht strategisch planen. Hierfür
braucht es weiterhin einige feste Gruppen, die kontinuierliche Arbeit planen,
Jahrespläne aufsetzen und langfristige Kampagnen entwerfen. Auch für solche
Aufgaben sind einjährige Amtszeiten häufig unpassend, da sie nur sehr kurze
Planungshorizonte ermöglichen. Jede Gruppe braucht zu Beginn einige Zeit, um
sich kennenzulernen, in der neuen Rolle zurechtzufinden, Arbeit zu sortieren und
ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und kann in dieser Zeit weniger effektiv
arbeiten. Bis man erfolgreich in einem Amt arbeiten kann, muss man erst einiges
lernen und Fehler machen können. Häufige Wechsel verhindern es, dass unsere
Aktiven sich sinnvoll einarbeiten und langfristig gut zusammenarbeiten. Außerdem
erschweren sie es uns, neuen Funktionsträger*innen gute Schulungen anzubieten,
da wir diese umso häufiger brauchen, je häufiger wir neu wählen. Deshalb wollen
wir Amtszeiten von festen Gremien verlängern.
Insbesondere beim Bundesvorstand können wir viel durch eine verlängerte Amtszeit
gewinnen: Unsere Sprecher*innen können bekannter werden, besser Kontakte zu
Journalist*innen aufbauen, unsere Vorstände können sich besser notwendiges
Wissen für ihre Arbeit aneignen, besser als Team zusammenfinden – das auch jetzt
besonders eng zusammenarbeiten muss – und können besser strategisch arbeiten.
Auch, wenn man als junggrüne*r Delegierte*r beispielsweise in einer
Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen eine kürzere Amtszeit hat als alle anderen
Mitglieder des Gremiums, macht das die Arbeit schwerer: Es dauert, sich in ein
Themenfeld einzuarbeiten, die Abläufe zu verstehen und zu lernen sich dort für
die Grüne Jugend sinnvoll einzubringen.
Der Bundesvorstand sowie Delegierte zu Bundesarbeitsgemeinschaften und dem
Länderrat der Grünen und gegebenenfalls weitere Ämter sollen deshalb in Zukunft
für zweijährige Amtszeiten gewählt werden. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
dazu zum nächsten Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten. Bei der
Neugestaltung von Amtszeiten soll auch sichergestellt werden, dass alle
Mitglieder eines Gremiums gleichzeitig gewählt werden. Dabei sollen die
Arbeitsbereiche und Informationen stärker an den Bundesvorstand angegliedert
werden, um eine Gesamtstrategie zu entwickeln und verschiedene
Aktivitätsbereiche zusammendenken zu können.
Wir wollen im Rahmen der Umstrukturierung der
Gremienstruktur neu evaluieren, für welche Aufgaben wir
Wahlen auf der Mitgliederversammlung durchführen.
Dabei müssen wir uns insgesamt fragen, wie welche Gruppen zusammengesetzt
werden. Projektbezogene Teams wurden in der Vergangenheit meist durch
Einberufung durch andere Zuständige, selten durch Wahlen eingesetzt. Alle
längerfristig zusammenarbeitenden Gruppen werden derzeit als formelle Gremien
gewählt. Unter anderem führt das auf Bundeskongressen dazu, dass wir sehr viele
Wahlen durchführen, ohne uns dabei tatsächlich mit den extrem vielen
Kandidat*innen auseinandersetzen zu können und eine informierte Wahl zu treffen.
Dieses Problem wird aktuell durch die Präferenzwahl in Teilen verdeckt, jedoch
kann das für uns keine langfristig tragbare Handhabung sein. Eine Wahl durch die
Mitgliederversammlung ist dann erforderlich, wenn die gewählte Gruppe
eigenständig politische Entscheidungen für die Grüne Jugend trifft oder wenn sie
formelle Macht- oder Kontrollfunktionen inne hat. Auf einige unserer Gremien
trifft das offensichtlich zu, auf viele nicht.
Formelle Strukturen gehen auch immer mit einem stärkeren Maß an Verantwortung
einher: Wer von der Mitgliederversammlung gewählt ist, ist unmittelbar ihr
Rechenschaft schuldig und hat von Beginn an die Aufgabe, selbstständig
zugewiesene Aufgabenbereiche zu bearbeiten, für politische Auswirkungen
geradezustehen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Arbeitsbereich funktioniert.
Ohne vorherige Erfahrungen ist das in vielen Fällen kaum möglich, was bei vielen
Aktiven Frustration verursacht.
Wir wollen Raum für Strategiefindung schaffen.
Wir wollen strategisch arbeiten, das heißt uns also immer nach den geeigneten
Mitteln für die zunächst ermittelten Ziele fragen. Um das zu tun, braucht es
jedoch auch die entsprechenden Räume, diese Strategien zu erarbeiten, wir müssen
uns Zeit für Strategiefindung nehmen und es schaffen, die notwendigen
Akteur*innen zusammenzubringen. Insbesondere bedarf es einer besseren und
tiefgehenderen Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und Landesvorständen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven arbeitet im nächsten Jahr an Konzepten wie diese
Zusammenarbeit, über die vorliegenden Vorschläge von bspw.
Funktionsträger*innenvernetzung und Methodenschulungen hinaus, weiter vertieft
werden kann, zum Beispiel durch einen Ausbau des Treffens des Bundesvorstands
und der Landesvorstände.
Neugestaltung unserer Diskussionsräume
Im Moment fehlt es uns an Räumen, in denen verbandsweite Diskussionen
stattfinden können. Das müssen wir ändern, denn solche Diskussionsräume sind
notwendig, um politischen Diskurs überhaupt zu ermöglichen, gemeinsam wichtige
Entscheidungen zu besprechen, uns weiterzuentwickeln und zu positionieren.
Wir wollen eine Zukunft für den SPUNK schaffen.
Der SPUNK hat das Potential, eine wichtige Rolle für Diskussionen in unserem
Verband einzunehmen, diese anzuregen und einen konstruktiven Rahmen anzubieten –
genauso wie über einzelne Gruppen und Landesverbände hinaus Best Practices und
coole Aktionen miteinander zu teilen. Leider geht seine Reichweite immer weiter
zurück, die politische Debatte findet nicht mehr dort statt. Das wollen wir
ändern und dem SPUNK einen Neustart ermöglichen. Dafür soll die Arbeitsgruppe
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft,
ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Wir wollen Diskussionen dezentral führen.
Wir sind zu viele, um verbandsweite Diskussionen zu führen, während wir uns alle
gegenübersitzen. Dennoch ist es nötig, Wege zu finden, wie wir mit vielen
Leuten, die an verschiedenen Orten leben, diskutieren können. Dafür die
Ortsgruppen zu nutzen und beispielsweise im Vorfeld von Bundeskongressen
Anträge, relevante Strategieentscheidungen, aktuelle und langfristig
entscheidende Themen parallel in verschiedenen Ortsgruppen zu diskutieren, wäre
eine sehr gute Möglichkeit hierfür. Vorbild dafür kann beispielsweise das
Vorprogramm zum 50. Bundeskongress sein. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll die
Voraussetzungen für solche Diskussionen schaffen.
Wir wollen Diskussionen auf Bundeskongressen verbessern,
indem wir ein neues Verfahren zur Antragspriorisierung
entwickeln und nur vordiskutierte Anträge besprechen.
Die Zeit auf Bundeskongressen ist knapp – Diskussionen können dort nur
eingeschränkt stattfinden. Es ist nötig, diese Diskussion im Vorfeld des
Kongresses zu führen. Deshalb wollen wir die Antragsberechtigung für den
Bundeskongress so verändern, dass nicht mehr einzelne Mitglieder, sondern nur
noch Gruppen antragsberechtigt sind. So gewährleisten wir, dass hinter allen
Anträgen, die auf dem Bundeskongress behandelt werden, ein Diskussionsprozess
steht, der beispielsweise in Ortsgruppen oder Fachforen stattfinden kann. Eine
solche Änderung stärkt die Ortsgruppen und Fachforen als Diskussionsplattform
und ermöglicht es uns, den Anträgen, die diese Hürde genommen haben, mehr
Energie auf dem Bundeskongress zu widmen. Außerdem wollen wir über ein neues
Verfahren zur Antragspriorisierung nachdenken: Abstimmungen könnten zum Beispiel
besser vorbereitet werden, wenn zu Beginn der Mitgliederversammlung demokratisch
festgelegt wird, welche Anträge behandelt werden und welche nicht. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu zum nächsten Bundeskongress
Satzungsänderungen erarbeiten.
Wir wollen auf Bundeskongressen mehr Programmpunkte, die
sich – auf verschiedene Arten – mit den politischen Themen
des Kongresses beschäftigen.
Die Bedeutung des Bundeskongresses liegt nicht nur in der Mitgliederversammlung,
sondern auch darin, dass er ein vielfältiges Programm an Workshops, Treffen und
Diskussionen hat. Sehr große Teile des Programms sind allerdings durch
Konvention oder sogar Satzungsbestimmungen festgelegt. Wir wollen ermöglichen,
dass auch durch Workshops oder Diskussionsrunden außerhalb der
Mitgliederversammlung das Kongressthema oder andere wichtige oder aktuelle
Themen behandelt werden und dafür die Anzahl festgeschriebener Programmpunkte
verringern.
Wir wollen überprüfen, ob in Zukunft ein oder zwei
Bundeskongresse pro Jahr stattfinden sollen.
Diskussionen in der Mitgliederversammlung können, egal wie wir sie ausgestalten,
keine Einbindung von sehr vielen Mitgliedern herstellen. Dennoch ist der
Bundeskongress die größte Veranstaltung, zu der jedes Mitglied fahren kann. Er
ist Bildungs- und Diskussionsveranstaltung und wir treffen dort wichtige
Entscheidungen, bei denen möglichst viele Mitglieder anwesend sein sollten. Wir
brauchen andere Angebote, die Diskussionen im Verband besser ermöglichen und
wollen gleichzeitig, dass der Bundeskongress weiter wachsen kann und zentraler
Punkt in unserem Veranstaltungsprogramm ist. Er sollte das Event im
Jahreskalender sein – gut vorbereitet, sowohl organisatorisch als auch
inhaltlich. Das wollen wir durch einen Ausbau von dezentralen Veranstaltungen
und Diskussionen im Vorfeld noch verstärken. Die Aufmerksamkeit des gesamten
Verbandes auf eine so wichtige Veranstaltung zu legen, würde uns besser
gelingen, wenn sie nur einmal jährlich stattfindet. Auch die Vorbereitung könnte
gründlicher und unter weniger Stress geschehen.
Außerdem werden Bundeskongresse teurer, je größer wir werden – unsere
Finanzmittel wachsen aber kaum. Ob wir zwei Bundeskongresse im Jahr langfristig
finanzieren können, ohne an Bildungs- und Diskussionsangeboten, die für die
Einbindung vieler Mitglieder geeigneter sind, zu sparen, ist sehr fraglich.
Stattdessen eine bessere Sommerakademie und Themenkongresse einzuführen, die
Debatten in anderen Formaten erlauben würden, könnte uns die dringend nötigen
Debattenräume schaffen. An solchen Alternativen zu einem der Bundeskongresse und
finanziell machbaren Konzepten soll die Arbeitsgruppe Perspektiven in
Zusammenarbeit mit der Schatzmeisterin arbeiten. Diese sollen in der nächsten
Beteiligungsschleife diskutiert werden.
Ortsgruppen zum Kernstück des Verbands machen
Damit unsere Ortsgruppen tatsächlich zum Kernstück des Verbands werden, bei
denen neue Mitglieder eine Anlaufstelle finden, Diskussion und Bildung genauso
wie politische Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, müssen wir
einige Voraussetzungen erfüllen.
Wir wollen eine einheitliche Aufgliederung und
Mitgliedschaftsregeln und dafür die Ortsgruppen in der
Bundessatzung verankern.
Die Ortsgruppen sind derzeit in Landessatzungen, nicht aber in der
Bundessatzung, geregelt. Das führt dazu, dass sich einige Regelungen sehr
unterscheiden, einige Landesverbände kennen gar keine Ortsgruppen. Für eine
bessere Willkommenskultur wollen wir dabei eine gemeinsame Mitgliederbasis: Neue
Mitglieder können so gleichermaßen Informationen über ihre Ortsgruppe, ihren
Landesverband und den Bundesverband erhalten. Durch eine bessere Verankerung der
Ortsgruppen können wir ihre Rechte stärken und zu einem Verband werden, in dem
Mitglieder gleichermaßen Ortsgruppe, Landesverband und Bundesverband angehören
und diese Ebenen gut auf unsere gemeinsamen politischen Ziele gerichtet
zusammenarbeiten. Dafür soll die Arbeitsgruppe Perspektiven bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten.
Wir wollen klare Verantwortlichkeiten in allen Ortsgruppen
haben.
Um eine Willkommenskultur für neue Mitglieder zu haben, miteinander und mit
anderen Ebenen zusammenzuarbeiten, braucht es klare Verantwortlichkeiten (vor
allem Vorstände) in allen Ortsgruppen. Schon alleine um die Kommunikation
innerhalb des Verbands zu ermöglichen, muss jederzeit klar sein, wer der*die
richtige Ansprechpartner*in ist.
Wir wollen, dass Ortsgruppen durch Bundes- und Landesverband
in ihrer Arbeit unterstützt werden: Durch gemeinsame
Standards, methodische Schulungen, Vernetzung und Angebote
für Veranstaltungen.
An vielen Orten sind wir noch relativ klein, was die Arbeit für viele
Ortsgruppen schwerer macht. Aber auch die stärkeren Ortsgruppen müssen nicht
alle einzeln das Rad neu erfinden. Der Bundesverband und die Landesverbände
haben die Möglichkeit, Grundlagen für die Arbeit vor Ort zu schaffen:
Erfahrungswerte zu Organisation, Veranstaltungs- und Aktionskonzepte, die dann
an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können, Schulungen, die den
Ortsgruppen Werkzeuge für ihre Arbeit an die Hand geben und Vernetzungsangebote
für Ortsgruppenvorstände. Im Rahmen einer Überarbeitung des Ortsgruppenhandbuchs
soll der Bundesverbands Standards festhalten und sie in einer Weiterentwicklung
des Handbuchs herausgeben, die Schulungen und Austausch ergänzen und präzisieren
können. Ein effektiver und professionell arbeitender Bundesverband stärkt so
alle Bereiche der Grünen Jugend und hilft insbesondere kleinen Ortsgruppen und
solchen in strukturschwachen Gebieten weiter. Die Arbeitsgruppe Perspektiven
soll im Rahmen ihrer Arbeit zu Bildungsstrategie, Standards und dem Konzept für
methodische Schulungen Angebote für Ortsgruppen erarbeiten.
Frauen, Inter und Trans fördern
Wir sind ein feministischer Verband: Wir wollen ein Verband sein, in dem Frauen
eine starke Rolle spielen und von dem dringend nötige gesellschaftliche
Veränderung ausgehen kann. Das bedeutet, dass wir vielen jungen Frauen
ermöglichen wollen, sich in der Grünen Jugend einzubringen. Dafür bedarf es
gezielter Förderung und Empowerment, die der Benachteiligung von Frauen
entgegenwirken und sie dazu ermächtigen, aktiv etwas zu verändern. Auch Inter
und Trans bedürfen an einigen Stellen gezielter Förderung; ihrer Diskriminierung
muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist uns wichtig, Frauen, Inter und
Trans nicht jedes Mal pauschal in einen Topf zu werfen, sondern zielgerichtete
Förderangebote zu machen.
Wir wollen eine Geschlechterstrategie, die alle
Arbeitsbereiche und alle Ebenen der Grünen Jugend
berücksichtigt.
Wir haben zwar die Quote als sehr effektives Instrument, Frauenförderung muss
aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Arbeit eine Rolle spielen: Wie
planen wir Veranstaltungen so, dass sie Frauen ansprechen? Wie fördern wir
Frauen in unserer Bildungsarbeit? Wie verwenden wir unsere Finanzmittel so, dass
sie Frauen zugute kommen? Wie schaffen wir weibliche Vorbilder für neue Frauen?
Wie und welche Themen kommunizieren wir nach außen? Wie fördern wir Frauen,
begeistern sie für politische Arbeit und bereiten sie auf die Übernahme von
Verantwortung vor, um nicht nur zur Erfüllung der Quote kurz vor Wahlen
Kandidatinnen zu suchen? Wie können wir effektiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen,
um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen? Wie können wir verhindern, dass
Trans Diskriminierung erfahren? Was braucht es an Förderangeboten für Inter und
Trans, was eignet sich überhaupt? Wo sollten Fördermechanismen mit denen für
Frauen zusammenfallen, wo nicht?
Um in all diesen Bereichen die Potentiale zur Förderung von Frauen und zur
Bekämpfung der Diskriminierung von Inter und Trans zu nutzen, müssen wir uns in
einer Geschlechterstrategie auf Methoden einigen und alle, die an diesen Themen
arbeiten, in die Pflicht nehmen, sie in ihrer Arbeit umzusetzen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu bis zum nächsten Bundeskongress Grundlagen
für eine Geschlechterstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass in unseren zukünftigen Strukturen die
Förderung von Frauen, Inter und Trans stark mit unserer
Alltagsarbeit verknüpft ist.
Solche Methoden können wir im Rahmen des Perspektivenprozesses nicht für immer
festschreiben, sondern müssen sie weiterentwickeln. Die bisherige Struktur des
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrates ist dafür aber kaum geeignet: In viele
der Informationen, wie der Mitgliederentwicklung, der Einbindung von Frauen in
Strukturen oder Teilnehmer*innenzahlen von Veranstaltungen, hat er kaum
Einblick. Wenn er sich Einblick verschafft hat, ist er selten an einer Stelle,
wo er etwas verändern kann und kann häufig nur Berichte erstellen. Daneben ist
die Zuständigkeit für Veränderung unklar: Die Frauen-, Inter-, Trans- und
Genderpolitische Sprecherin hat die beinahe gleichen Aufgaben. Eine Ansiedlung
der Aufgaben im Bundesvorstand – federführend bei der Frauen-, Inter-, Trans-
und Genderpolitischer Sprecherin – kann diese Probleme beheben. Mit
Unterstützung vor allem der politischen Geschäftsführer*in und Schatzmeister*in,
die in ihrer Arbeit besonders viel mit organisatorischen Fragen zu tun haben und
möglicherweise weiteren Aktiven kann sie so an der Anpassung und Umsetzung der
Geschlechterstrategie arbeiten. Den Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrat wollen
wir deshalb in seiner jetzigen Form abschaffen und die Aufgaben vor allem an die
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderpolitische Sprecherin und ein Team um sie
herum geben. Außerdem soll der Austausch zwischen den Zuständigen der Länder
vertieft werden, um so tatsächlich ebenenübergreifend vorgehen zu können. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu eine Satzungsänderung erarbeiten.
Bildung, um die Welt zu verändern
Wir wollen uns mit unserem Bildungsprogramm gegenseitig dabei helfen, die
Gesellschaft und ihre Funktionsweisen zu verstehen – denn Verständnis und
Veränderung müssen Hand in Hand gehen.
Wir wollen eine Bildungsstrategie entwickeln, die
Veranstaltungsformate, Inhalte und Ziele für unsere
Bildungsarbeit betrachtet.
Wir wollen junge Leute in ihrem Politisierungsprozess unterstützen und Wissen
vermitteln, das im Bildungssystem viel zu kurz kommt. Wir wollen unsere
politische Arbeit unterstützen, indem wir inhaltliche Grundlagen für die Planung
von politischen Aktivitäten und unsere Wirkung nach außen vermitteln und uns
immer wieder neue Impulse geben, damit wir politisch nicht auf der Stelle stehen
bleiben. Wenn wir das erreichen wollen, können wir unsere
Bildungsveranstaltungen nicht einzeln für sich selbst stehend planen, sondern
müssen eine Strategie entwickeln, entlang derer wir unser konkretes
Bildungsprogramm planen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll deshalb bis zum
nächsten Bundeskongress Grundlagen für eine Bildungsstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass die Planung der Bildungsarbeit künftig in
einem neuen Team stattfindet, das explizit für die
Bildungsarbeit gebildet wird, sich also nicht aus in andere
Funktionen gewählten Funktionsträger*innen zusammensetzt,
und das gut an den Bundesvorstand angebunden ist.
Die Fachforen leiden derzeit unter ihrer Doppelaufgabe, ein Diskussionsforum zu
sein und Bildungsveranstaltungen zu planen. Die beiden Aufgaben sind jedoch sehr
unterschiedlich. Für die Planung von Bildungsveranstaltungen sind mehrere
verschiedene Fähigkeiten erforderlich, die über die zur Mitarbeit in oder
Koordination von einem Diskussionsraum hinausgehen: Zum einen braucht es
inhaltliches Vorwissen zum Thema und, durch unseren Anspruch,
Gesellschaftskritik und politische Zusammenhänge zu vermitteln, auch zu
verwandten Bereichen. Außerdem brauchen die Organisator*innen methodische und
organisatorische Fähigkeiten und die Lust, Bildungsveranstaltungen zu
organisieren. Viele Mitglieder, die erstmals als Fachforumskoordinator*in
kandidieren, wissen wenig von den bevorstehenden Aufgaben und bringen vor allem
Interesse am Thema mit. Die Fachforen sollen deshalb zukünftig nicht mehr direkt
für die Bildungsarbeit verantwortlich sein, sondern sich darauf konzentrieren,
einen Diskussionsraum zu bilden, in dem interessierte Mitglieder sich
austauschen und für den Verband relevante Debatten führen können.
Die Planung der Bildungsarbeit soll statt wie bisher im Bildungsbeirat zukünftig
in einer eigens hierfür gebildeten Gruppe erfolgen. Diese neue Gruppe soll in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand die Aufgabe haben, das
Bildungsprogramm der Grünen Jugend zu strategisch zu gestalten. Der
Bildungsbeirat besteht zurzeit aus Vertreter*innen der Fachforen und anderer
Gremien – mit der neuen Struktur wollen wir erreichen, dass die neuen
Verantwortlichen nicht nur ihr eigenes Thema in der Bildungsarbeit vertreten,
sondern themenübergreifend, anhand von inhaltlichen und strategischen Fragen
arbeiten: Welche Inhalte brauchen wir in der aktuellen politischen Situation
besonders? Welche Veranstaltungen brauchen wir, um es möglichst vielen
Mitgliedern zu ermöglichen, etwas über zentrale Themen zu lernen? Wie gestalten
wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Themen, zwischen
allgemeinen Fragen und spezialisierterem Wissen? Strategische Fragen für das
Bildungsprogramm können wir im Perspektivenprozess nicht ein für allemal
beantworten. Wir brauchen Orte, an denen neue Impulse für eine Strategie
entstehen und an denen ein Bildungsprogramm geplant wird, die mit unserer
politische Arbeit verknüpft ist und das Synergieeffekte mit unseren anderen
Aktivitäten – oder auch den Bildungsangeboten auf Landes- und Ortsebene –
schafft. Eine neu gestaltete Gruppe, die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt
ist, kann so einen Ort bieten. Die konkrete Planung und Ausführung der
Bildungsveranstaltungen soll in Projektteams erfolgen, die zusätzlich aus
Mitgliedern bestehen, die inhaltliche Expertise oder methodisches Wissen
mitbringen oder die Erfahrung in der Bildungsarbeit sammeln wollen.
Langfristig wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern hier stark
erhöhen, um nicht mehr etliche unterschiedliche, sondern ein gemeinsames
Bildungsprogramm zu haben, das sich gegenseitig ergänzt.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll zum nächsten Bundeskongress im Rahmen der
Umstrukturierung der Gremien einen Vorschlag für die Ausgestaltung dieses Teams,
der weiteren Gestaltung der Bildungsarbeit und der neuen Rolle der Fachforen
erarbeiten.
Rausgehen und nach außen wirken
Als politischer Jugendverband wollen wir nicht nur uns selbst durch
Bildungsangebote weiterentwickeln, sondern auf die Gesellschaft einwirken.
Wir wollen gute Kampagnen nutzen, um unsere
Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf die
Straße zu gehen.
Kampagnen ermöglichen es uns, in einem Zeitraum geballter Aktivität auf der
einen Seite unsere eigenen Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf
der anderen Seite mit vielen hundert Leuten auf die Straße zu gehen, neue Leute
anzusprechen und gesellschaftliche Stimmungen zu beeinflussen. Sie sind deshalb
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Gute Kampagnen erfordern eine politische
Analyse der aktuellen Situation durch den Bundesvorstand. Die
Mitgliederversammlung trifft die relevanten strategischen und politischen
Entscheidungen über unsere Kampagnen. Die Umsetzung soll in Zukunft in einem vom
Bundesvorstand eingesetztem Kampagnenteam erfolgen. Im ganzen Verband benötigen
wir zur Planung und Umsetzung von Kampagnen gute Kommunikationsstrukturen,
starke Ortsgruppen und stabile Strukturen mit klaren Verantwortlichen. Gut
aufgebaute Strukturen sind also die Grundlage für erfolgreiche Kampagnen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll wie oben beschrieben daran arbeiten, diese
Grundlagen zu schaffen und im besonderen eine gute Kommunikationsstruktur
zwischen Bund, Ländern und Ortsgruppen entwerfen – gegebenenfalls unter
Einbeziehung der Bundesgeschäftsstelle.
Wir wollen mehr Schulungen für und Austausch zwischen
Sprecher*innen von verschiedenen Ebenen.
In der Pressearbeit lässt sich viel Zeit und Energie in Arbeit stecken, die uns
nur wenig sichtbar macht; was effektiv ist und was nicht ist dabei für neue
Sprecher*innen nicht einfach einzuschätzen. Wir wollen deshalb im Rahmen von
methodischen Schulungen und durch mehr Austausch mehr Wissen über effektive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei denjenigen schaffen, die uns nach außen
vertreten und Synergieeffekte nutzen.
Wir wollen ein Team schaffen, das angebunden an den
Bundesvorstand an Designfragen und der Weiterentwicklung des
Corporate Designs arbeiten kann.
Das Corporate Design hat unsere Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, viele
Gliederungen und Mitglieder tun sich mit seiner Verwendung aber schwer. Um
unsere Darstellung weiter zu verbessern bietet es sich an, Aktive zu finden, die
den Bundesvorstand in Designfragen unterstützen und dabei an der
Weiterentwicklung des Corporate Designs arbeiten.
Wir wollen, dass unsere Sprecher*innen ihr Amt länger
ausüben, um in der Öffentlichkeit präsenter sein zu können.
Effektive Pressearbeit funktioniert vor allem durch Bekanntheit und persönlichen
Kontakt zu Journalist*innen. Die Doppelspitze und sehr kurzen Amtszeiten unserer
Sprecher*innen (im Bundesverband höchstens zwei Jahre, bei einjährigen
Amtszeiten) machen diese Arbeit schwerer. Bis Kontakte zu Journalist*innen
aufgebaut werden können, vergeht meist der größte Teil des ersten Jahres und es
bleibt nur wenig Zeit, um diese zu nutzen, bis sich Nachfolger*innen neue
Kontakte aufbauen müssen. Wenn unsere Sprecher*innen ihr Amt länger ausführen,
profitieren wir davon als gesamter Verband. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
eine entsprechende Satzungsänderung vorschlagen.
Wir wollen uns effektiv in die Partei und in
zivilgesellschaftliche Bündnisse einbringen, um etwas zu
verändern.
Für gute Partei- und Bündnisarbeit sind die oben beschriebenen organisatorischen
Ansprüche an gute Ortsgruppenarbeit, Zusammenarbeit im Verband usw. die
wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem fehlt es uns hier teilweise an Strategien,
die Zuständigkeiten sind unklar. Eine bessere Absprache zwischen Bund und
Ländern, die durch eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglicht wird, kann hierbei
weiterhelfen.
Von Zeile 367 bis 368 einfügen:
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft, ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Einleitung
Der Prozess
Auf dem 50. Bundeskongress haben wir die Arbeitsgruppe Perspektiven gewählt und
den Perspektivenprozess gestartet, um uns schlagkräftiger aufzustellen. Nach
einem halben Jahr mit Zielfestlegung für und Analyse des Verbands und vielen
Diskussionen, wo es hingehen soll, legen wir mit diesem Beschluss die Leitlinien
fest, entlang derer wir uns als Verband verändern wollen.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll dabei mit Unterstützung des Bundesvorstands
im nächsten halben Jahr diese Projekte konkretisieren, an Strategien arbeiten,
notwendige Satzungsänderungen formulieren und Konzepte erarbeiten. Dabei soll
die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Bundesvorstand und Bundesgeschäftsstelle die
technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit ihrer Vorschläge sicherstellen und
sich in diesem Rahmen mit der Erweiterung unserer Einnahmen und der effektiven
Gestaltung unserer Ausgaben auseinandersetzen.
Eine weitere Beteiligungsphase soll dabei dazu beitragen, dass die Ideen vieler
Mitglieder in die Ausarbeitung einfließen können. Ein Schwerpunkt des nächsten
halben Jahres ist zum Beispiel die genauere Betrachtung der einzelnen
Landesverbände. Zusammen mit den Landesvorständen wollen wir erarbeiten, wie
auch dort Potenziale besser genutzt und die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen
weiter verbessert werden kann – damit wir unsere Ziele als gesamter Verband
gemeinsam erreichen können.
Denn die politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt war in den
letzten Jahrzehnten selten so kritisch wie jetzt: Die Klimakrise verschärft
sich, die soziale Spaltung schreitet in Deutschland und weltweit immer weiter
voran und beispielsweise feministische Errungenschaften stehen massiv unter
Beschuss. Rechte Parteien und Ideen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch,
bedrohen unsere Demokratie und verschieben gesamte politische und
gesellschaftliche Debatten nach rechts. Neben diesem politischen Rollback sehen
wir mit drei weiteren Jahren Großer Koalition nur Stillstand entgegen. Uns
reicht es nicht, den Status Quo zu verteidigen. In solch einer politischen Lage
braucht es mehr denn je starke, linke Kräfte, die für eine bessere Welt kämpfen.
Wir haben Visionen von einer gerechten, ökologischen und freien Welt, in der wir
alle frei und gut leben können – und die Klimakrise uns nicht unserer
Lebensgrundlagen beraubt hat! Doch um diese Visionen auch zu realisieren, müssen
wir in die Offensive kommen. Dafür müssen wir uns schlagkräftiger aufstellen –
mit mehr Mitgliedern, die in effektiven Strukturen gut eingebunden sind und
gemeinsam zielgerichtet an gesellschaftlicher Veränderung arbeiten. Denn: Um
unsere Welt zum Besseren zu verändern, müssen auch wir uns verändern!
Unsere Leitlinien für Veränderung
Die auf dem 50. Bundeskongress beschlossenen Grundannahmen sind dabei die
Folgenden: Wir brauchen eine Demokratisierung des Verbandes, um viele Menschen
einbinden zu können. Eine Professionalisierung, um Prozesse effektiver zu
gestalten und so allen zu ermöglichen sich einzubringen – auch bei knappen
Zeitressourcen oder anderen Einschränkungen. Und Befähigung, indem wir unseren
Aktiven das Werkzeug an die Hand zu geben, Verantwortung zu übernehmen und
politisch zu wirken.
Wir wollen möglichst viele Leute einbinden. Das können wir vor allem vor Ort
leisten. Bei unseren Ortsgruppen finden junge Menschen in ganz Deutschland eine
Anlaufstelle – zumeist die erste Anlaufstelle. Und nur vor Ort können wir viele
Menschen zusammenbringen, organisieren und einbinden. Gleichzeitig wollen wir
als Verband zusammenwachsen – dafür braucht es mehr Austausch und das
Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam am selben Projekt arbeiten. Es ist Zeit,
neue Wege in unserer Zusammenarbeit zu gehen und neue Formate für diese zu
schaffen.
Dafür brauchen wir klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten: Wir bringen
unterschiedliche Zeitressourcen, Vorkenntnisse und Bedürfnisse mit – und das ist
gut so. Um bei der Zusammenarbeit dennoch voneinander zu profitieren, muss klar
sein, wer für was verantwortlich ist. Mitglieder müssen von ihren gewählten
Verantwortlichen, insbesondere den Bundes- und Landesvorständen, erwarten
können, dass sie die gemeinsam beschlossenen Ziele verfolgen – dafür legen
Vorstände Rechenschaft ab und koordinieren die politische Arbeit. Wir wollen
Aufgabenbereiche bei den Vorständen zusammenlaufen lassen, um Prozesse
zusammenzuführen und strategisch planen zu können.
Eines ist dafür wichtig: Organisation ist kein Nullsummenspiel. Es geht also
nicht darum uns gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern gemeinsam stärker zu
werden. Ein gut und professionell arbeitender Bundesverband bringt uns alle
weiter und starke Ortsgruppen nutzen auch allen anderen Ebenen. Um gemeinsam
stärker zu werden, müssen wir professioneller arbeiten – diese
Professionalisierung wollen wir.
In Zeiten wie diesen müssen wir uns dabei immer fragen: Was tun wir warum, mit
welchen Mitteln können wir unseren Zielen näher kommen? In unserer gemeinsamen
Arbeit wollen wir Räume für Strategiefindung schaffen und unsere Arbeit von
dieser leiten lassen.
Viele sein, viele einbinden
Wir wollen weiter wachsen, wir wollen verschiedene neue Leute dazu gewinnen und
diese Mitglieder einbinden. Das umfasst viele Aspekte:
Wir wollen nicht warten bis Leute zu uns kommen, sondern sie
aktiv ansprechen.
In einigen Städten kommen viele junge Menschen von alleine zur Grünen Jugend.
Doch gerade junge Menschen, die nicht zur typisch grünen Zielgruppe gehören oder
die in strukturschwachen Gebieten leben, kommen oft nicht von alleine auf die
Idee, bei uns in der Grünen Jugend aktiv zu werden. Es ist deshalb unsere
Aufgabe sie aktiv anzusprechen. Das ist Teil eines niedrigschwelligen Zugangs
zum Verband. Dafür müssen wir dorthin gehen, wo sie sich aufhalten – dabei
können uns Kampagnen helfen. Wir müssen uns dafür genau fragen: Wen sprechen wir
wann und wo an? Mit welchen Themen und warum? Dafür müssen sich auch die
Landesvorstände und der Bundesvorstand verantwortlich sehen. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll ein Konzept für einen niedrigschwelligen Zugang zum Verband
erarbeiten, in dem auch die Einbindung der neugewonnenen Mitglieder mitgedacht
wird.
Wir wollen klare Verfahren für die Einbindung neuer
Mitglieder.
Wir freuen uns über alle, die sich durch eine Mitgliedschaft zu unseren
politischen Zielen bekennen. Wir wollen aber mehr als passive Konsument*innen.
Dazu müssen wir versuchen, neue Mitglieder – ob sie zuerst bei einer Ortsgruppe
vorbeischauen, beim Landes- oder Bundesverband Mitglied werden – möglichst
schnell informieren, wie sie bei uns aktiv werden können: Welche Veranstaltungen
stehen vor Ort, in Land und Bund an, an wen können sie sich mit Fragen wenden,
wo können sie sich einbringen? In diesem Rahmen wollen wir auch daran arbeiten,
neue Möglichkeiten für neue Mitglieder schaffen, aktiv zu werden und sich
einzumischen – ohne dass sie dazu direkt Ämter übernehmen sollen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll in Zusammenarbeit mit Bundesgeschäftsstelle und
Landesverbänden das Verfahren zur Kontaktierung von Neumitgliedern überarbeiten.
Dabei soll sie sich auch damit auseinandersetzen, welche Rolle digitale
Hilfsmittel in diesem Prozess einnehmen können. Jedes Mitglied soll nach
Eintritt Informationen darüber erhalten, wie es sich bei uns einbringen kann.
Dazu wollen wir die Mitgliedschaftsregeln für Ortsgruppen und den Bundesverband
vereinheitlichen. Die Arbeitsgruppe soll im Rahmen der Verankerung der
Ortsgruppen in der Bundessatzung Regelungen zur Mitgliedschaft entwickeln.
Wir wollen eine gute Willkommenskultur für Mitglieder, in
der sich alle unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund und
ihren Fähigkeiten willkommen fühlen.
Wer von denjenigen, die sich für uns interessieren, Mitglied und aktiv wird,
entscheidet sich in erster Linie an den ersten Kontakten. Die Ortsgruppen stehen
daher besonders in der Verantwortung, aktiv auf alle Neuen zuzugehen und sie
einzubinden. Bei dieser Aufgabe soll der Bundesverband die Ortsgruppen stärker –
zum Beispiel mit Methodenschulungen oder der Festlegung von Standards –
unterstützen. In den Ortsgruppen braucht es für diese Aufgabe
verantwortungsbewusste Vorstände, die sich aktiv mit diesen Fragen
auseinandersetzen und sich zuständig fühlen. Sie sind diejenigen, die die Arbeit
vor Ort organisieren und deswegen maßgeblich zum Erfolg der Ortsgruppe und damit
des Verbandes beitragen. Die stärkere Dezentralisierung muss deswegen auch zu
einem höheren Ansehen des Amtes vor Ort führen.
Die Grüne Jugend soll ein Ort sein, an dem es von Anfang an Spaß macht, sich zu
engagieren – und nichts, wofür sich neue Mitglieder zunächst viel Sprache und
Verhaltensregeln erarbeiten müssen. Denn das bringt insbesondere junge Menschen
mit anderen sozialen Hintergründen als die Mehrheit unserer Mitglieder dazu, uns
schnell wieder zu verlassen. Deshalb wollen wir neue Kommunikationsmuster
erarbeiten: Wir wollen neue Mitglieder nicht wie jetzt mit sehr vielen
Abkürzungen konfrontieren und deshalb möglichst wenig internes Vokabular und
internen Sprachgebrauch aufbauen. Wir wollen Texte ansprechend formulieren und
nötige Informationen zur Verfügung stellen, wenn wir mit Mitgliedern und
Interessierten kommunizieren. Wir wollen uns bewusst damit auseinandersetzen,
welche sozialen Codes es gibt – nur die wenigsten sind tatsächlich notwendig.
Das mag zu Beginn schwierig erscheinen, ist aber ein kleiner Preis dafür,
Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen schneller und einfacher
willkommen zu heißen.
Wir wollen mehr methodische Schulungen für Amtsträger*innen
und mehr Orte zum Austausch schaffen und die dafür
notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Neben einer Überarbeitung unserer Arbeitsweisen wollen wir mit mehr Schulungen
und Möglichkeiten zum Austausch dafür sorgen, dass wir Mitglieder nicht mit
Aufgaben überfordern. Niemand kommt zu uns als fertige*r Aktivist*in. Viele
Fähigkeiten – in Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder Organisation – sind nicht
einfach so vorhanden, sondern müssen erarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe
Perspektiven soll dafür zum nächsten Bundeskongress ein Konzept erarbeiten.
Wir wollen Standards für verschiedene Aspekte unserer Arbeit
festhalten.
Zusammen mit Schulungen und Austausch können schriftlich festgehaltene Standards
– beispielsweise für die Organisationsweise von Ortsgruppen oder die
Durchführung von Bildungsveranstaltungen – eine gute Grundlage für unsere Arbeit
schaffen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll bis zum nächsten Bundeskongress an
der Überarbeitung bestehender und dem Entwurf neuer Standards arbeiten und einen
Rahmen erarbeiten, in dem diese aktuell gehalten werden können.
Wir wollen Amtsperioden stärker synchronisieren.
Wir wollen, dass Bundesvorstand, Landesvorstände und Ortsgruppenvorstände unter
anderem an strategischen Fragen besser zusammenarbeiten können. Aufgrund sehr
unterschiedlicher Wahlzeitpunkte und Jahrespläne gibt es aktuell jedoch keinen
Zeitpunkt im Jahr, an dem sich die verschiedenen Vorstände als Team finden und
dann gemeinsam auf Ziele hinarbeiten können. Eine besondere Herausforderung ist
z.B. konstanten Kontakt zu den Ortsgruppen zu halten und so einen
kontinuierlichen Austausch zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb vor, die
Amtsperioden der verschiedenen Ebenen zu synchronisieren. Eine Wahl aller
Vorstände im Herbst würde es erlauben, dass der Bundesverband im Winter
Schulungen für alle neu gewählten Landesvorstände anbietet und die
Landesverbände, in Kooperation mit dem Bundesverband, solche Angebote für
Ortsgruppenvorstände schaffen. Das persönliche Kennenlernen, methodisches
Training und Austausch zu Strategiefragen sollen so zu besserer Arbeit und
Kooperation über das Jahr hinweg führen.
Auch werden derzeit die Mitglieder einiger Gremien des Bundesverbands – der
Internationalen Koordination, des Bildungsbeirats und des SPUNKS – zu
unterschiedlichen Zeiten gewählt, was es ebenfalls schwierig macht, als Team
zusammenzufinden und die eigene Arbeit über längere Zeithorizonte zu planen.
Auch hier sollen die Amtsperioden synchronisiert werden.
Wir wollen unseren Aktiven mehr Möglichkeiten geben,
Erfahrung zu sammeln und dafür die Fluktuation in der Grünen
Jugend gezielt verringern.
Durch mehr methodische Schulungen wollen wir unseren Amtsträger*innen helfen,
mehr Wissen über ihre Arbeit zu erhalten. Die beste Schulung ist aber kein
Ersatz dafür, selbst Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen. Die hohe
Fluktuation in unseren Strukturen ist dafür ein Hindernis: Auf der einen Seite
geben viele Amtsträger*innen ihr Amt sehr schnell wieder ab und ihre
Nachfolger*innen müssen vieles neu lernen. Auf der anderen Seite haben die
meisten ehemaligen Amtsträger*innen keine aktive Rolle mehr bei uns, obwohl wir
von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen stark profitieren könnten. Auch für
unsere Ziele in der Frauenförderung ist starke Fluktuation nachteilig, weil wir
so kaum Vorbilder für junge Frauen schaffen können. Wir wollen deshalb die
Fluktuation in Ämtern verringern – durch eine Überarbeitung von Amtszeiten und
Wiederwahlbeschränkungen. Für langjährige Mitglieder wollen wir neue
Möglichkeiten schaffen, ihre Erfahrungen in unsere Arbeit einzubringen –
beispielsweise, indem wir sie in projektbezogene Teams einbinden oder vermehrt
für die Durchführung von Schulungen gewinnen. Insgesamt wollen wir so unsere
langjährigen Mitglieder länger an uns binden, auch indem wir unsere
Wertschätzungs- und Feedbackkultur verbessern und unser Höchstalter leicht
erhöhen.
Wir wollen die Altersgrenze für die Mitgliedschaft in der
Grünen Jugend auf 30 Jahre erhöhen.
Wir konnten im Rahmen der Verbandsanalyse feststellen, dass auch unser niedriges
Höchstalter zu Fluktuationen beiträgt. Viele unserer Mitglieder, die zum
Beispiel nicht studieren, kommen erst deutlich älter zu uns und haben deswegen
deutlich weniger Möglichkeiten, sich noch in der Grünen Jugend einzubringen.
Sich bei den Grünen einzubringen, ist keine Alternative zum Engagement bei der
Grünen Jugend: Bei uns geht es darum durch Kampagnen, Aktionen, Demonstrationen
und Co. gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern, dafür bieten wir unseren
Mitgliedern umfassende politische Bildungsangebote. Wir wollen auch Menschen,
die spät bei uns eintreten, mehr Zeit geben, an unserer Bildungsarbeit Teil zu
haben und diese in politischen Aktivismus zu übersetzen. Etwas ältere Mitglieder
können außerdem dabei helfen, unsere Arbeit im Verband kontinuierlich zu
gestalten und unsere Planungshorizonte zu erweitern. Wir wollen uns in Zukunft
Menschen, die spät Mitglied werden öffnen und langjährigen Mitgliedern
ermöglichen, ihre Erfahrungen besser einzubringen. Deshalb wollen wir, dass
unsere Mitglieder insgesamt länger die Möglichkeit haben, bei uns aktiv zu sein,
Neues zu lernen und mit ihren Fähigkeiten die Arbeit der Grünen Jugend zu
gestalten. Wir wollen das Höchstalter auf 30 Jahre anheben.
Alle anderen parteipolitischen Jugendverbände in Deutschland haben ein
Höchstalter von 35. Indem wir mit unserem Höchstalter weit hinter ihnen bleiben,
verwehren wir uns vieler Chancen, Ressourcen und Schlagkraft, mit ihnen auf
Augenhöhe den politischen Diskurs zu gestalten. Eine Erhöhung des
Mitgliedsalters hilft uns dabei, unseren Visionen Ernsthaftigkeit zu verleihen
und sie in die Welt zu tragen.
Vor allem Landesverbände in strukturschwachen Gebieten leiden unter dem
niedrigen Höchstalter, da ihre Aktiven schnell wieder gehen müssen. Eine
Anhebung des Mitgliedsalters kann vor allem für solche Landesverbände einen
Mitglieder- und Finanzsegen mit sich bringen. Die Erhöhung des Höchstalters wäre
deshalb ein Bestandteil einer Strategie, die Grüne Jugend in strukturschwachen
Gebieten besser aufzustellen.
Wir wollen ein Verband aus jungen Leuten sein, die sich trotz Altersdifferenzen
auf Augenhöhe begegnen. In Zukunft auch 29-Jährige, die eine Jugendorganisation
mitgestalten wollen, neben jungen Mitgliedern zu haben ist ein mutiger Schritt,
der uns zusammen weiter bringt. Die Arbeitsgruppe soll dazu bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung und ein Konzept für den Übergang
erarbeiten.
Gremienstruktur und Zusammenarbeit effektiv
gestalten
In Zukunft wollen wir Arbeitsprozesse sinnvoller strukturieren. Wenn wir ein
Problem oder eine Aufgabe erkennen, die bearbeitet werden soll, wollen wir
zuerst die Ziele der Arbeit benennen und unsere Mittel festhalten. Erst dann
überlegen wir, wer die Aufgabe übernimmt, ob es dafür ein Gremium, eine
Zuständige oder mehrere Verantwortliche braucht. Außerdem wollen wir Aufgaben
dort bearbeiten lassen und Probleme dort behandeln, wo sie tatsächlich gelöst
werden können – alles andere führt zu Frustration statt Lösungen.
Wir wollen unsere starre Gremienstruktur aufbrechen: Dafür
wollen wir einerseits Mitarbeit vereinfachen und Projekte
flexibler organisieren und andererseits konstante und
strategischere Arbeit ermöglichen.
Im Bundesverband der Grünen Jugend gibt es im Moment sehr viele Ämter und
Gremien, die teilweise nur schlecht besetzt werden können, deren Aufgaben unklar
sind oder sich überschneiden und die nicht gut arbeiten können.
Wir wollen die Arbeit in der Grünen Jugend deshalb neu aufteilen. Auf der einen
Seite in Teams, die an einzelnen Projekten, für die sie konkret gebildet wurden,
arbeiten, auf der anderen Seite in solchen Gruppen, die sich längerfristig mit
der Ausgestaltung unserer Arbeit beschäftigen und es uns so ermöglichen,
strategischer zu arbeiten.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll für die Überarbeitung der Gremienstruktur im
Rahmen dieser Leitlinien Konzepte erarbeiten, die in der nächsten
Beteiligungsphase diskutiert werden und entsprechende Satzungsänderungen
vorbereiten. Im Rahmen dessen soll die Arbeitsgruppe Perspektiven außerdem an
Umbenennungen von Gremien und Ämtern arbeiten und Namen entwickeln, die Aufgaben
gut widerspiegeln, die verständlich und kurz genug sind, um sie nicht abkürzen
zu müssen.
Wir wollen einerseits mehr in projektbezogenen Teams
arbeiten.
Das Problem in unserer bisherigen Gremienstruktur ist einerseits die ganzjährige
Besetzung aller Gremien, selbst wenn sie für nur in einem Teil des Jahres oder
übers Jahr unregelmäßig verteilte Aufgaben haben. Einige Gremien verfallen nach
ihrer Wahl zeitweise in Inaktivität und können dann, wenn akute Aufgaben
anstehen, schwer wieder reaktiviert werden. Auch gibt es bisher kaum einen
Mechanismus, mit dem Mitglieder, bevor sie ein Amt übernehmen, einen Einblick in
die damit einhergehenden Aufgaben erhalten können. So werden insbesondere junge
Frauen ohne Vorerfahrung häufig zur Übernahme von Ämtern und der damit
einhergehenden Verantwortung überredet, ohne auf diese vorbereitet oder in ihrer
Ausführung begleitet zu sein – viele erfahren dadurch Frustration statt
Empowerment. Wir brauchen deshalb Strukturen, in denen sich Mitglieder auch
kürzer, mit weniger Zeitaufwand und weniger unmittelbarer Verantwortung
einbringen, etwas lernen, sich weiterentwickeln und zum Erfolg unserer Ziele
beitragen können – ohne frustriert und ausgebrannt zu sein.
Wir wollen deshalb künftig möglichst viele Aufgaben in projektbezogenen Teams,
die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt sind, bearbeiten. In solchen Teams
können wir einfacher Aktive mit verschiedenen Wissens- und Erfahrungsständen
zusammenarbeiten lassen, wir können Mitglieder Erfahrung sammeln lassen, bevor
sie für formale Verantwortungspositionen kandidieren und Mitgliedern, die
bereits in der Vergangenheit solche Positionen hatten, die Möglichkeit geben,
ihre Erfahrungen noch in einem anderen und gegebenenfalls weniger intensiven
Rahmen einzubringen. Das gibt Menschen auch bei geringeren Zeitressourcen die
Möglichkeit, sich im Bundesverband der Grünen Jugend einzubringen.
Wir wollen andererseits in längerfristigen Strukturen
arbeiten und dafür Amtszeiten auf zwei Jahre verlängern.
Kurzfristig arbeitende Teams können jedoch nicht strategisch planen. Hierfür
braucht es weiterhin einige feste Gruppen, die kontinuierliche Arbeit planen,
Jahrespläne aufsetzen und langfristige Kampagnen entwerfen. Auch für solche
Aufgaben sind einjährige Amtszeiten häufig unpassend, da sie nur sehr kurze
Planungshorizonte ermöglichen. Jede Gruppe braucht zu Beginn einige Zeit, um
sich kennenzulernen, in der neuen Rolle zurechtzufinden, Arbeit zu sortieren und
ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und kann in dieser Zeit weniger effektiv
arbeiten. Bis man erfolgreich in einem Amt arbeiten kann, muss man erst einiges
lernen und Fehler machen können. Häufige Wechsel verhindern es, dass unsere
Aktiven sich sinnvoll einarbeiten und langfristig gut zusammenarbeiten. Außerdem
erschweren sie es uns, neuen Funktionsträger*innen gute Schulungen anzubieten,
da wir diese umso häufiger brauchen, je häufiger wir neu wählen. Deshalb wollen
wir Amtszeiten von festen Gremien verlängern.
Insbesondere beim Bundesvorstand können wir viel durch eine verlängerte Amtszeit
gewinnen: Unsere Sprecher*innen können bekannter werden, besser Kontakte zu
Journalist*innen aufbauen, unsere Vorstände können sich besser notwendiges
Wissen für ihre Arbeit aneignen, besser als Team zusammenfinden – das auch jetzt
besonders eng zusammenarbeiten muss – und können besser strategisch arbeiten.
Auch, wenn man als junggrüne*r Delegierte*r beispielsweise in einer
Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen eine kürzere Amtszeit hat als alle anderen
Mitglieder des Gremiums, macht das die Arbeit schwerer: Es dauert, sich in ein
Themenfeld einzuarbeiten, die Abläufe zu verstehen und zu lernen sich dort für
die Grüne Jugend sinnvoll einzubringen.
Der Bundesvorstand sowie Delegierte zu Bundesarbeitsgemeinschaften und dem
Länderrat der Grünen und gegebenenfalls weitere Ämter sollen deshalb in Zukunft
für zweijährige Amtszeiten gewählt werden. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
dazu zum nächsten Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten. Bei der
Neugestaltung von Amtszeiten soll auch sichergestellt werden, dass alle
Mitglieder eines Gremiums gleichzeitig gewählt werden. Dabei sollen die
Arbeitsbereiche und Informationen stärker an den Bundesvorstand angegliedert
werden, um eine Gesamtstrategie zu entwickeln und verschiedene
Aktivitätsbereiche zusammendenken zu können.
Wir wollen im Rahmen der Umstrukturierung der
Gremienstruktur neu evaluieren, für welche Aufgaben wir
Wahlen auf der Mitgliederversammlung durchführen.
Dabei müssen wir uns insgesamt fragen, wie welche Gruppen zusammengesetzt
werden. Projektbezogene Teams wurden in der Vergangenheit meist durch
Einberufung durch andere Zuständige, selten durch Wahlen eingesetzt. Alle
längerfristig zusammenarbeitenden Gruppen werden derzeit als formelle Gremien
gewählt. Unter anderem führt das auf Bundeskongressen dazu, dass wir sehr viele
Wahlen durchführen, ohne uns dabei tatsächlich mit den extrem vielen
Kandidat*innen auseinandersetzen zu können und eine informierte Wahl zu treffen.
Dieses Problem wird aktuell durch die Präferenzwahl in Teilen verdeckt, jedoch
kann das für uns keine langfristig tragbare Handhabung sein. Eine Wahl durch die
Mitgliederversammlung ist dann erforderlich, wenn die gewählte Gruppe
eigenständig politische Entscheidungen für die Grüne Jugend trifft oder wenn sie
formelle Macht- oder Kontrollfunktionen inne hat. Auf einige unserer Gremien
trifft das offensichtlich zu, auf viele nicht.
Formelle Strukturen gehen auch immer mit einem stärkeren Maß an Verantwortung
einher: Wer von der Mitgliederversammlung gewählt ist, ist unmittelbar ihr
Rechenschaft schuldig und hat von Beginn an die Aufgabe, selbstständig
zugewiesene Aufgabenbereiche zu bearbeiten, für politische Auswirkungen
geradezustehen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Arbeitsbereich funktioniert.
Ohne vorherige Erfahrungen ist das in vielen Fällen kaum möglich, was bei vielen
Aktiven Frustration verursacht.
Wir wollen Raum für Strategiefindung schaffen.
Wir wollen strategisch arbeiten, das heißt uns also immer nach den geeigneten
Mitteln für die zunächst ermittelten Ziele fragen. Um das zu tun, braucht es
jedoch auch die entsprechenden Räume, diese Strategien zu erarbeiten, wir müssen
uns Zeit für Strategiefindung nehmen und es schaffen, die notwendigen
Akteur*innen zusammenzubringen. Insbesondere bedarf es einer besseren und
tiefgehenderen Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und Landesvorständen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven arbeitet im nächsten Jahr an Konzepten wie diese
Zusammenarbeit, über die vorliegenden Vorschläge von bspw.
Funktionsträger*innenvernetzung und Methodenschulungen hinaus, weiter vertieft
werden kann, zum Beispiel durch einen Ausbau des Treffens des Bundesvorstands
und der Landesvorstände.
Neugestaltung unserer Diskussionsräume
Im Moment fehlt es uns an Räumen, in denen verbandsweite Diskussionen
stattfinden können. Das müssen wir ändern, denn solche Diskussionsräume sind
notwendig, um politischen Diskurs überhaupt zu ermöglichen, gemeinsam wichtige
Entscheidungen zu besprechen, uns weiterzuentwickeln und zu positionieren.
Wir wollen eine Zukunft für den SPUNK schaffen.
Der SPUNK hat das Potential, eine wichtige Rolle für Diskussionen in unserem
Verband einzunehmen, diese anzuregen und einen konstruktiven Rahmen anzubieten –
genauso wie über einzelne Gruppen und Landesverbände hinaus Best Practices und
coole Aktionen miteinander zu teilen. Leider geht seine Reichweite immer weiter
zurück, die politische Debatte findet nicht mehr dort statt. Das wollen wir
ändern und dem SPUNK einen Neustart ermöglichen. Dafür soll die Arbeitsgruppe
Perspektiven im nächsten halben Jahr ein Konzept entwickeln, das auch überprüft,
ob ein gedruckter SPUNK wieder möglich ist und ob wir uns diesen diesmal sowohl finanziell als auch vom deutlich erhöhten Arbeitsaufwand einer gedruckten Zeitunng leisten können.
Wir wollen Diskussionen dezentral führen.
Wir sind zu viele, um verbandsweite Diskussionen zu führen, während wir uns alle
gegenübersitzen. Dennoch ist es nötig, Wege zu finden, wie wir mit vielen
Leuten, die an verschiedenen Orten leben, diskutieren können. Dafür die
Ortsgruppen zu nutzen und beispielsweise im Vorfeld von Bundeskongressen
Anträge, relevante Strategieentscheidungen, aktuelle und langfristig
entscheidende Themen parallel in verschiedenen Ortsgruppen zu diskutieren, wäre
eine sehr gute Möglichkeit hierfür. Vorbild dafür kann beispielsweise das
Vorprogramm zum 50. Bundeskongress sein. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll die
Voraussetzungen für solche Diskussionen schaffen.
Wir wollen Diskussionen auf Bundeskongressen verbessern,
indem wir ein neues Verfahren zur Antragspriorisierung
entwickeln und nur vordiskutierte Anträge besprechen.
Die Zeit auf Bundeskongressen ist knapp – Diskussionen können dort nur
eingeschränkt stattfinden. Es ist nötig, diese Diskussion im Vorfeld des
Kongresses zu führen. Deshalb wollen wir die Antragsberechtigung für den
Bundeskongress so verändern, dass nicht mehr einzelne Mitglieder, sondern nur
noch Gruppen antragsberechtigt sind. So gewährleisten wir, dass hinter allen
Anträgen, die auf dem Bundeskongress behandelt werden, ein Diskussionsprozess
steht, der beispielsweise in Ortsgruppen oder Fachforen stattfinden kann. Eine
solche Änderung stärkt die Ortsgruppen und Fachforen als Diskussionsplattform
und ermöglicht es uns, den Anträgen, die diese Hürde genommen haben, mehr
Energie auf dem Bundeskongress zu widmen. Außerdem wollen wir über ein neues
Verfahren zur Antragspriorisierung nachdenken: Abstimmungen könnten zum Beispiel
besser vorbereitet werden, wenn zu Beginn der Mitgliederversammlung demokratisch
festgelegt wird, welche Anträge behandelt werden und welche nicht. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu zum nächsten Bundeskongress
Satzungsänderungen erarbeiten.
Wir wollen auf Bundeskongressen mehr Programmpunkte, die
sich – auf verschiedene Arten – mit den politischen Themen
des Kongresses beschäftigen.
Die Bedeutung des Bundeskongresses liegt nicht nur in der Mitgliederversammlung,
sondern auch darin, dass er ein vielfältiges Programm an Workshops, Treffen und
Diskussionen hat. Sehr große Teile des Programms sind allerdings durch
Konvention oder sogar Satzungsbestimmungen festgelegt. Wir wollen ermöglichen,
dass auch durch Workshops oder Diskussionsrunden außerhalb der
Mitgliederversammlung das Kongressthema oder andere wichtige oder aktuelle
Themen behandelt werden und dafür die Anzahl festgeschriebener Programmpunkte
verringern.
Wir wollen überprüfen, ob in Zukunft ein oder zwei
Bundeskongresse pro Jahr stattfinden sollen.
Diskussionen in der Mitgliederversammlung können, egal wie wir sie ausgestalten,
keine Einbindung von sehr vielen Mitgliedern herstellen. Dennoch ist der
Bundeskongress die größte Veranstaltung, zu der jedes Mitglied fahren kann. Er
ist Bildungs- und Diskussionsveranstaltung und wir treffen dort wichtige
Entscheidungen, bei denen möglichst viele Mitglieder anwesend sein sollten. Wir
brauchen andere Angebote, die Diskussionen im Verband besser ermöglichen und
wollen gleichzeitig, dass der Bundeskongress weiter wachsen kann und zentraler
Punkt in unserem Veranstaltungsprogramm ist. Er sollte das Event im
Jahreskalender sein – gut vorbereitet, sowohl organisatorisch als auch
inhaltlich. Das wollen wir durch einen Ausbau von dezentralen Veranstaltungen
und Diskussionen im Vorfeld noch verstärken. Die Aufmerksamkeit des gesamten
Verbandes auf eine so wichtige Veranstaltung zu legen, würde uns besser
gelingen, wenn sie nur einmal jährlich stattfindet. Auch die Vorbereitung könnte
gründlicher und unter weniger Stress geschehen.
Außerdem werden Bundeskongresse teurer, je größer wir werden – unsere
Finanzmittel wachsen aber kaum. Ob wir zwei Bundeskongresse im Jahr langfristig
finanzieren können, ohne an Bildungs- und Diskussionsangeboten, die für die
Einbindung vieler Mitglieder geeigneter sind, zu sparen, ist sehr fraglich.
Stattdessen eine bessere Sommerakademie und Themenkongresse einzuführen, die
Debatten in anderen Formaten erlauben würden, könnte uns die dringend nötigen
Debattenräume schaffen. An solchen Alternativen zu einem der Bundeskongresse und
finanziell machbaren Konzepten soll die Arbeitsgruppe Perspektiven in
Zusammenarbeit mit der Schatzmeisterin arbeiten. Diese sollen in der nächsten
Beteiligungsschleife diskutiert werden.
Ortsgruppen zum Kernstück des Verbands machen
Damit unsere Ortsgruppen tatsächlich zum Kernstück des Verbands werden, bei
denen neue Mitglieder eine Anlaufstelle finden, Diskussion und Bildung genauso
wie politische Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, müssen wir
einige Voraussetzungen erfüllen.
Wir wollen eine einheitliche Aufgliederung und
Mitgliedschaftsregeln und dafür die Ortsgruppen in der
Bundessatzung verankern.
Die Ortsgruppen sind derzeit in Landessatzungen, nicht aber in der
Bundessatzung, geregelt. Das führt dazu, dass sich einige Regelungen sehr
unterscheiden, einige Landesverbände kennen gar keine Ortsgruppen. Für eine
bessere Willkommenskultur wollen wir dabei eine gemeinsame Mitgliederbasis: Neue
Mitglieder können so gleichermaßen Informationen über ihre Ortsgruppe, ihren
Landesverband und den Bundesverband erhalten. Durch eine bessere Verankerung der
Ortsgruppen können wir ihre Rechte stärken und zu einem Verband werden, in dem
Mitglieder gleichermaßen Ortsgruppe, Landesverband und Bundesverband angehören
und diese Ebenen gut auf unsere gemeinsamen politischen Ziele gerichtet
zusammenarbeiten. Dafür soll die Arbeitsgruppe Perspektiven bis zum nächsten
Bundeskongress eine Satzungsänderung erarbeiten.
Wir wollen klare Verantwortlichkeiten in allen Ortsgruppen
haben.
Um eine Willkommenskultur für neue Mitglieder zu haben, miteinander und mit
anderen Ebenen zusammenzuarbeiten, braucht es klare Verantwortlichkeiten (vor
allem Vorstände) in allen Ortsgruppen. Schon alleine um die Kommunikation
innerhalb des Verbands zu ermöglichen, muss jederzeit klar sein, wer der*die
richtige Ansprechpartner*in ist.
Wir wollen, dass Ortsgruppen durch Bundes- und Landesverband
in ihrer Arbeit unterstützt werden: Durch gemeinsame
Standards, methodische Schulungen, Vernetzung und Angebote
für Veranstaltungen.
An vielen Orten sind wir noch relativ klein, was die Arbeit für viele
Ortsgruppen schwerer macht. Aber auch die stärkeren Ortsgruppen müssen nicht
alle einzeln das Rad neu erfinden. Der Bundesverband und die Landesverbände
haben die Möglichkeit, Grundlagen für die Arbeit vor Ort zu schaffen:
Erfahrungswerte zu Organisation, Veranstaltungs- und Aktionskonzepte, die dann
an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können, Schulungen, die den
Ortsgruppen Werkzeuge für ihre Arbeit an die Hand geben und Vernetzungsangebote
für Ortsgruppenvorstände. Im Rahmen einer Überarbeitung des Ortsgruppenhandbuchs
soll der Bundesverbands Standards festhalten und sie in einer Weiterentwicklung
des Handbuchs herausgeben, die Schulungen und Austausch ergänzen und präzisieren
können. Ein effektiver und professionell arbeitender Bundesverband stärkt so
alle Bereiche der Grünen Jugend und hilft insbesondere kleinen Ortsgruppen und
solchen in strukturschwachen Gebieten weiter. Die Arbeitsgruppe Perspektiven
soll im Rahmen ihrer Arbeit zu Bildungsstrategie, Standards und dem Konzept für
methodische Schulungen Angebote für Ortsgruppen erarbeiten.
Frauen, Inter und Trans fördern
Wir sind ein feministischer Verband: Wir wollen ein Verband sein, in dem Frauen
eine starke Rolle spielen und von dem dringend nötige gesellschaftliche
Veränderung ausgehen kann. Das bedeutet, dass wir vielen jungen Frauen
ermöglichen wollen, sich in der Grünen Jugend einzubringen. Dafür bedarf es
gezielter Förderung und Empowerment, die der Benachteiligung von Frauen
entgegenwirken und sie dazu ermächtigen, aktiv etwas zu verändern. Auch Inter
und Trans bedürfen an einigen Stellen gezielter Förderung; ihrer Diskriminierung
muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist uns wichtig, Frauen, Inter und
Trans nicht jedes Mal pauschal in einen Topf zu werfen, sondern zielgerichtete
Förderangebote zu machen.
Wir wollen eine Geschlechterstrategie, die alle
Arbeitsbereiche und alle Ebenen der Grünen Jugend
berücksichtigt.
Wir haben zwar die Quote als sehr effektives Instrument, Frauenförderung muss
aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Arbeit eine Rolle spielen: Wie
planen wir Veranstaltungen so, dass sie Frauen ansprechen? Wie fördern wir
Frauen in unserer Bildungsarbeit? Wie verwenden wir unsere Finanzmittel so, dass
sie Frauen zugute kommen? Wie schaffen wir weibliche Vorbilder für neue Frauen?
Wie und welche Themen kommunizieren wir nach außen? Wie fördern wir Frauen,
begeistern sie für politische Arbeit und bereiten sie auf die Übernahme von
Verantwortung vor, um nicht nur zur Erfüllung der Quote kurz vor Wahlen
Kandidatinnen zu suchen? Wie können wir effektiv gegen sexuelle Gewalt vorgehen,
um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen? Wie können wir verhindern, dass
Trans Diskriminierung erfahren? Was braucht es an Förderangeboten für Inter und
Trans, was eignet sich überhaupt? Wo sollten Fördermechanismen mit denen für
Frauen zusammenfallen, wo nicht?
Um in all diesen Bereichen die Potentiale zur Förderung von Frauen und zur
Bekämpfung der Diskriminierung von Inter und Trans zu nutzen, müssen wir uns in
einer Geschlechterstrategie auf Methoden einigen und alle, die an diesen Themen
arbeiten, in die Pflicht nehmen, sie in ihrer Arbeit umzusetzen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu bis zum nächsten Bundeskongress Grundlagen
für eine Geschlechterstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass in unseren zukünftigen Strukturen die
Förderung von Frauen, Inter und Trans stark mit unserer
Alltagsarbeit verknüpft ist.
Solche Methoden können wir im Rahmen des Perspektivenprozesses nicht für immer
festschreiben, sondern müssen sie weiterentwickeln. Die bisherige Struktur des
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrates ist dafür aber kaum geeignet: In viele
der Informationen, wie der Mitgliederentwicklung, der Einbindung von Frauen in
Strukturen oder Teilnehmer*innenzahlen von Veranstaltungen, hat er kaum
Einblick. Wenn er sich Einblick verschafft hat, ist er selten an einer Stelle,
wo er etwas verändern kann und kann häufig nur Berichte erstellen. Daneben ist
die Zuständigkeit für Veränderung unklar: Die Frauen-, Inter-, Trans- und
Genderpolitische Sprecherin hat die beinahe gleichen Aufgaben. Eine Ansiedlung
der Aufgaben im Bundesvorstand – federführend bei der Frauen-, Inter-, Trans-
und Genderpolitischer Sprecherin – kann diese Probleme beheben. Mit
Unterstützung vor allem der politischen Geschäftsführer*in und Schatzmeister*in,
die in ihrer Arbeit besonders viel mit organisatorischen Fragen zu tun haben und
möglicherweise weiteren Aktiven kann sie so an der Anpassung und Umsetzung der
Geschlechterstrategie arbeiten. Den Frauen-, Inter-, Trans- und Genderrat wollen
wir deshalb in seiner jetzigen Form abschaffen und die Aufgaben vor allem an die
Frauen-, Inter-, Trans- und Genderpolitische Sprecherin und ein Team um sie
herum geben. Außerdem soll der Austausch zwischen den Zuständigen der Länder
vertieft werden, um so tatsächlich ebenenübergreifend vorgehen zu können. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll dazu eine Satzungsänderung erarbeiten.
Bildung, um die Welt zu verändern
Wir wollen uns mit unserem Bildungsprogramm gegenseitig dabei helfen, die
Gesellschaft und ihre Funktionsweisen zu verstehen – denn Verständnis und
Veränderung müssen Hand in Hand gehen.
Wir wollen eine Bildungsstrategie entwickeln, die
Veranstaltungsformate, Inhalte und Ziele für unsere
Bildungsarbeit betrachtet.
Wir wollen junge Leute in ihrem Politisierungsprozess unterstützen und Wissen
vermitteln, das im Bildungssystem viel zu kurz kommt. Wir wollen unsere
politische Arbeit unterstützen, indem wir inhaltliche Grundlagen für die Planung
von politischen Aktivitäten und unsere Wirkung nach außen vermitteln und uns
immer wieder neue Impulse geben, damit wir politisch nicht auf der Stelle stehen
bleiben. Wenn wir das erreichen wollen, können wir unsere
Bildungsveranstaltungen nicht einzeln für sich selbst stehend planen, sondern
müssen eine Strategie entwickeln, entlang derer wir unser konkretes
Bildungsprogramm planen. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll deshalb bis zum
nächsten Bundeskongress Grundlagen für eine Bildungsstrategie erarbeiten.
Wir wollen, dass die Planung der Bildungsarbeit künftig in
einem neuen Team stattfindet, das explizit für die
Bildungsarbeit gebildet wird, sich also nicht aus in andere
Funktionen gewählten Funktionsträger*innen zusammensetzt,
und das gut an den Bundesvorstand angebunden ist.
Die Fachforen leiden derzeit unter ihrer Doppelaufgabe, ein Diskussionsforum zu
sein und Bildungsveranstaltungen zu planen. Die beiden Aufgaben sind jedoch sehr
unterschiedlich. Für die Planung von Bildungsveranstaltungen sind mehrere
verschiedene Fähigkeiten erforderlich, die über die zur Mitarbeit in oder
Koordination von einem Diskussionsraum hinausgehen: Zum einen braucht es
inhaltliches Vorwissen zum Thema und, durch unseren Anspruch,
Gesellschaftskritik und politische Zusammenhänge zu vermitteln, auch zu
verwandten Bereichen. Außerdem brauchen die Organisator*innen methodische und
organisatorische Fähigkeiten und die Lust, Bildungsveranstaltungen zu
organisieren. Viele Mitglieder, die erstmals als Fachforumskoordinator*in
kandidieren, wissen wenig von den bevorstehenden Aufgaben und bringen vor allem
Interesse am Thema mit. Die Fachforen sollen deshalb zukünftig nicht mehr direkt
für die Bildungsarbeit verantwortlich sein, sondern sich darauf konzentrieren,
einen Diskussionsraum zu bilden, in dem interessierte Mitglieder sich
austauschen und für den Verband relevante Debatten führen können.
Die Planung der Bildungsarbeit soll statt wie bisher im Bildungsbeirat zukünftig
in einer eigens hierfür gebildeten Gruppe erfolgen. Diese neue Gruppe soll in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand die Aufgabe haben, das
Bildungsprogramm der Grünen Jugend zu strategisch zu gestalten. Der
Bildungsbeirat besteht zurzeit aus Vertreter*innen der Fachforen und anderer
Gremien – mit der neuen Struktur wollen wir erreichen, dass die neuen
Verantwortlichen nicht nur ihr eigenes Thema in der Bildungsarbeit vertreten,
sondern themenübergreifend, anhand von inhaltlichen und strategischen Fragen
arbeiten: Welche Inhalte brauchen wir in der aktuellen politischen Situation
besonders? Welche Veranstaltungen brauchen wir, um es möglichst vielen
Mitgliedern zu ermöglichen, etwas über zentrale Themen zu lernen? Wie gestalten
wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Themen, zwischen
allgemeinen Fragen und spezialisierterem Wissen? Strategische Fragen für das
Bildungsprogramm können wir im Perspektivenprozess nicht ein für allemal
beantworten. Wir brauchen Orte, an denen neue Impulse für eine Strategie
entstehen und an denen ein Bildungsprogramm geplant wird, die mit unserer
politische Arbeit verknüpft ist und das Synergieeffekte mit unseren anderen
Aktivitäten – oder auch den Bildungsangeboten auf Landes- und Ortsebene –
schafft. Eine neu gestaltete Gruppe, die eng mit dem Bundesvorstand verzahnt
ist, kann so einen Ort bieten. Die konkrete Planung und Ausführung der
Bildungsveranstaltungen soll in Projektteams erfolgen, die zusätzlich aus
Mitgliedern bestehen, die inhaltliche Expertise oder methodisches Wissen
mitbringen oder die Erfahrung in der Bildungsarbeit sammeln wollen.
Langfristig wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern hier stark
erhöhen, um nicht mehr etliche unterschiedliche, sondern ein gemeinsames
Bildungsprogramm zu haben, das sich gegenseitig ergänzt.
Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll zum nächsten Bundeskongress im Rahmen der
Umstrukturierung der Gremien einen Vorschlag für die Ausgestaltung dieses Teams,
der weiteren Gestaltung der Bildungsarbeit und der neuen Rolle der Fachforen
erarbeiten.
Rausgehen und nach außen wirken
Als politischer Jugendverband wollen wir nicht nur uns selbst durch
Bildungsangebote weiterentwickeln, sondern auf die Gesellschaft einwirken.
Wir wollen gute Kampagnen nutzen, um unsere
Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf die
Straße zu gehen.
Kampagnen ermöglichen es uns, in einem Zeitraum geballter Aktivität auf der
einen Seite unsere eigenen Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln und auf
der anderen Seite mit vielen hundert Leuten auf die Straße zu gehen, neue Leute
anzusprechen und gesellschaftliche Stimmungen zu beeinflussen. Sie sind deshalb
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Gute Kampagnen erfordern eine politische
Analyse der aktuellen Situation durch den Bundesvorstand. Die
Mitgliederversammlung trifft die relevanten strategischen und politischen
Entscheidungen über unsere Kampagnen. Die Umsetzung soll in Zukunft in einem vom
Bundesvorstand eingesetztem Kampagnenteam erfolgen. Im ganzen Verband benötigen
wir zur Planung und Umsetzung von Kampagnen gute Kommunikationsstrukturen,
starke Ortsgruppen und stabile Strukturen mit klaren Verantwortlichen. Gut
aufgebaute Strukturen sind also die Grundlage für erfolgreiche Kampagnen. Die
Arbeitsgruppe Perspektiven soll wie oben beschrieben daran arbeiten, diese
Grundlagen zu schaffen und im besonderen eine gute Kommunikationsstruktur
zwischen Bund, Ländern und Ortsgruppen entwerfen – gegebenenfalls unter
Einbeziehung der Bundesgeschäftsstelle.
Wir wollen mehr Schulungen für und Austausch zwischen
Sprecher*innen von verschiedenen Ebenen.
In der Pressearbeit lässt sich viel Zeit und Energie in Arbeit stecken, die uns
nur wenig sichtbar macht; was effektiv ist und was nicht ist dabei für neue
Sprecher*innen nicht einfach einzuschätzen. Wir wollen deshalb im Rahmen von
methodischen Schulungen und durch mehr Austausch mehr Wissen über effektive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei denjenigen schaffen, die uns nach außen
vertreten und Synergieeffekte nutzen.
Wir wollen ein Team schaffen, das angebunden an den
Bundesvorstand an Designfragen und der Weiterentwicklung des
Corporate Designs arbeiten kann.
Das Corporate Design hat unsere Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, viele
Gliederungen und Mitglieder tun sich mit seiner Verwendung aber schwer. Um
unsere Darstellung weiter zu verbessern bietet es sich an, Aktive zu finden, die
den Bundesvorstand in Designfragen unterstützen und dabei an der
Weiterentwicklung des Corporate Designs arbeiten.
Wir wollen, dass unsere Sprecher*innen ihr Amt länger
ausüben, um in der Öffentlichkeit präsenter sein zu können.
Effektive Pressearbeit funktioniert vor allem durch Bekanntheit und persönlichen
Kontakt zu Journalist*innen. Die Doppelspitze und sehr kurzen Amtszeiten unserer
Sprecher*innen (im Bundesverband höchstens zwei Jahre, bei einjährigen
Amtszeiten) machen diese Arbeit schwerer. Bis Kontakte zu Journalist*innen
aufgebaut werden können, vergeht meist der größte Teil des ersten Jahres und es
bleibt nur wenig Zeit, um diese zu nutzen, bis sich Nachfolger*innen neue
Kontakte aufbauen müssen. Wenn unsere Sprecher*innen ihr Amt länger ausführen,
profitieren wir davon als gesamter Verband. Die Arbeitsgruppe Perspektiven soll
eine entsprechende Satzungsänderung vorschlagen.
Wir wollen uns effektiv in die Partei und in
zivilgesellschaftliche Bündnisse einbringen, um etwas zu
verändern.
Für gute Partei- und Bündnisarbeit sind die oben beschriebenen organisatorischen
Ansprüche an gute Ortsgruppenarbeit, Zusammenarbeit im Verband usw. die
wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem fehlt es uns hier teilweise an Strategien,
die Zuständigkeiten sind unklar. Eine bessere Absprache zwischen Bund und
Ländern, die durch eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglicht wird, kann hierbei
weiterhelfen.
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