Veranstaltung: | 51. Bundeskongress der GRÜNEN JUGEND |
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Tagesordnungspunkt: | 0 Beschlüsse |
Antragsteller*in: | Mitgliederversammlung (dort beschlossen am: 17.11.2018) |
Status: | Angenommen |
Beschlossen am: | 17.11.2018 |
Eingereicht: | 17.11.2018, 15:18 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A2-B: Bewegt euch: Umwelt retten!
Antragstext
Unsere Gesellschaft ist in Bewegung. Tausende Menschen gingen bei #unteilbar,
der Seebrücke und #hambibleibt auf die Straße. Ihre Forderungen - und auch die
grünen Wahlerfolge - zeigen, dass es
möglich ist, viele Menschen für globale Solidarität, ambitionierte Umweltpolitik
und einen progressiven pro-europäischen Kurs zu begeistern. All dies sind
Elemente einer Politik, die nicht auf
Abschottung, der Ausbeutung von Mensch und Umwelt und der Auslagerung von
Problemen auf marginalisierte Gruppen und die Umwelt beruht.
Diese Proteste sind auch eine Antwort auf die multiplen Krisen, die wir erleben:
Weltweites Artensterben, Klimakatastrophe, Bankenkrise, der Abbau des
Sozialstaats, das globale Voranschreiten von Autoritarismus und Ausgrenzung. Als
Antwort verstecken sich politische Rechte und Konservative hinter Abschottung,
Ausbeutung und Grenzschließung.
Die politische Trennlinie verläuft dabei immer stärker zwischen einem
transnationalen Politikentwurf und nationalem Egoismus. Wenn Donald Trump das
Pariser Klimaabkommen oder 250.000 Faschist*innen in Polen aufmarschieren machen
wir gemeinsam mit progressiven politischen
Bewegungen klar: Unsere Solidarität kennt keine Grenzen. In diesem Kontext ist
für uns auch die Lösung der sozialen Frage, wie sie Sahra Wagenknecht vertritt,
keine Lösung. Denn jeder Mensch hat
dieselben Rechte, unabhängig davon, an welchem Ort auf der Erde er*sie geboren
ist oder lebt. Uns ist bewusst, dass wir die großen politischen
Herausforderungen, wie die Klimakatastrophe, den Verlust von Biodiversität,
Ungleichheit der Lebensverhältnisse, Hunger, Armut,
Umweltverschmutzung, Krieg und Gewalt nicht mit Kleinstaaterei und Nationalismus
lösen werden.
Wir wollen diese Probleme grundsätzlich angehen und keinen Scheinlösungen
hinterherlaufen. Es geht uns um den Aufbau breiter Gerechtigkeitsperspektiven,
die aufhören Lohnabhängige global gegeneinander auszuspielen. Es geht uns darum,
für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, indem wir Umwelt und Soziales miteinander zu
verknüpfen. Beides gegeneinander auszuspielen verstärkt Ungerechtigkeit und
Ungleichheit.
Ausbeutung, Auslagerung und Abschottung
Die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen seit Mitte des 19.
Jahrhunderts ermöglichten nicht nur Eliten, sondern auch anderen Schichten der
Bevölkerung des Globalen Nordens Teilhabe an einem
höheren Wohlstand. Zwar ermöglichten Kämpfe der Arbeiter*innen, vor allem im
Globalen Norden Lohnsteigerungen und eine Ausweitung des Sozialstaats. Diese
ging allerdings mit einer verstärkten
Ausbeutung von Lohnabhängigen und natürlichen Ressourcen, vor allem im Globalen
Süden einher.
Mit der globalen Ausbreitung neoliberaler Dogmen ab den 70er Jahren wurde der
Wunsch nach Teilhabe an diesem Wohlstandsmodell auch in Ländern wie Brasilien,
Indien, China oder Südafrika größer. In Deutschland schlägt sich diese
Ausweitung neoliberaler Dogmen im weiter voranschreitenden Abbau des
Sozialstaats wieder.
Menschen werden nicht nur ausgebeutet. Insbesondere im Globalen Norden sind sie
auch Teil einer Struktur, die andere Menschen ausbeutet. Die massive
Überproduktion des Kapitalismus für eigentlich
gesättigte Märkte führt zu massiven Folgen für die Umwelt und Menschen.
Ausbeutung, Externalisierung und Abschottung sind zentrale Mechanismen, die dies
ermöglichen.
Menschen werden nicht nur ausgebeutet. Insbesondere im Globalen Norden sind sie
auch Teil einer Struktur, die andere Menschen ausbeutet. Die massive
Überproduktion des Kapitalismus für eigentlich
gesättigte Märkte führt zu massiven Folgen für die Umwelt und Menschen.
Ausbeutung, Externalisierung und Abschottung sind zentrale Mechanismen, die dies
ermöglichen.
So wird die Produktion von Gütern durch die Ausbeutung von Mensch und Umwelt
ermöglicht. Dies beinhaltet beispielsweise Landgrabbing durch multinationale
Konzerne im Globalen Süden, Lohndumping im Norden, die Missachtung von
Arbeitsschutzbestimmungen und die massive Zerstörung von Biodiversität, wie sie
beispielsweise bei der Abholzung von Regenwäldern oder dem globalen
Insektensterben deutlich wird.
Darüber hinaus werden die Kosten und Folgen von Produktion und Konsum vom
Globalen Norden in den Globalen Süden ausgelagert, also externalisiert. Große
Teile der Produktion im globalen Norden basieren beispielsweise auf der Nutzung
fossiler Energieträger. Die Folgen durch die Klimakrise sind allseits bekannt.
Sie belasten vor allem den Globalen Süden. Darüber hinaus werden insbesondere
durch den Globalen Norden globale Senken in Anspruch genommen. Darunter sind
Aspekte des globalen Ökosystems zu verstehen, die für die Entsorgung von
Abfallprodukten genutzt werden. Beispiele sind die Atmosphäre, in die
Treibhausgase gelangen, Böden, die unter Mülldeponien liegen oder Meere, die
sich immer stärker mit Plastik und anderem Müll anreichern und die auch CO2
speichern. Doch die Kapazität dieser Senken ist endlich, ihre Übernutzung führt
zu einer Verstärkung jetzt schon bestehender Ungerechtigkeiten.
Das System kann in der jetzigen Form nur bestehen, wenn es Ressourcen gibt, die
ausgebeutet werden können und Externalisierung möglich ist. Ausgrenzung und
Ungerechtigkeit ermöglichen die Funktion des Systems.
Dies sind zentrale Elemente von Produktion und Reproduktion kapitalistischer
Gesellschaften: Menschen und Umwelt werden ausgebeutet. Kapitalistische Zentren
lagern die Kosten ihres Lebensstils in den Globalen Süden aus . Die
Wirtschaftsweise des Globalen Nordens ist von diesen Elementen abhängig. Macht,
Herrschaft, Ungleichheit und auch Gewalt ermöglichen momentan die
Aufrechterhaltung dieser Wirtschaftsweise.
Wir sehen die Folgen dieser Art des Wirtschaftens. Als Antwort werden materielle
Zugeständnisse seitens der herrschenden Klassen zurückgeschraubt und Freiheiten
immer weiter eingeschränkt. In diesen Tenor verfällt auch die politische Rechte.
Ihre Antwort basiert auf Abschottung, Neoliberalisierung und Ausgrenzung.
Um die oben genannten Probleme zu lösen, müssen wir für ein freiheitliches,
solidarisch-kooperatives Leben im Rahmen der ökologischen Grenzen unseres
Planeten, also für die Überwindung des
Kapitalismus, streiten. Das schaffen wir nicht alleine. Wir müssen uns an der
Seite politischer Bewegungen und der Zivilgesellschaft einmischen. Und wir
müssen Kämpfe global miteinander verknüpfen: Globale und lokale Kämpfe gehören
zusammen. Und die vermeintliche Trennung zwischen „Umwelt“ und „Sozialem“ ist
keine. Beide Aspekte müssen zusammengedacht werden, denn Wohlstand darf nicht
auf Ausbeutung, Externalisierung und Exklusivität beruhen. Wir wollen eine
globale Politik, die ambitioniert-radikale Umweltpolitik und soziale
Gerechtigkeit zusammen denkt. Daraus leitet sich unser Bestreben nach einem
radikalen Wandel ab. Doch um diese Vision zu
erreichen, gibt es keine grundlegende Lösung. Wir müssen mit vielen kleinen
Schritten eine globale Transformation anstoßen, um Wandlungsprozesse wie
Globalisierung, ein linkes Europa, die Überwindung nationalstaatlicher
Gedankenkonstrukte und des Kapitalismus sowie eine solidarische Weltgemeinschaft
sind dafür notwendiger denn je! Lohnabhängige dürfen dabei nicht gegeneinander
ausgespielt werden.
Kampf gegen Umweltzerstörung als Ausgangspunkt für eine globale Politik
Wir stehen momentan vor gravierenden Umweltproblemen, die schon jetzt extreme
Auswirkungen auch auf uns Menschen haben. Das weltweite Artensterben, das
hauptsächlich vom Menschen verschuldet wird, stellt eine der größten globalen
Krisen unserer Zeit dar. Wir brauchen Biodiversität für intakte Ökosysteme, die
für uns lebenswichtige Dienstleistungen bereitstellen wie beispielsweise
sauberes Trinkwasser, Bestäubung von Blüten für den Ackerbau oder natürliche
Ressourcen wie Holz. Des Weiteren kommen ökologische Probleme wie der globale
Verlust von Böden, die die Grundlage für unseren Ackerbau darstellen, die
Ausbeutung natürlicher Ressourcen der Wälder oder Fischbestände der Meere mehr
hinzu. In unseren Meeren sammelt sich außerdem in großen Mengen Plastik, welches
nicht abgebaut wird und so die Menschheit noch lange beschäftigen wird. Die
Klimakrise verstärkt dabei viele dieser Effekte. Heute treffen die Folgen der
Klimakatastrophen besonders starkem Maße die Menschen in den ärmsten Teilen der
Welt, die westlichen Industriestaaten lagern die Kosten ihrer Lebens- und
Wirtschaftsweise aus.
Für viele Menschen ist die Klimakatastrophe längst keine Theorie mehr - sie ist
knallharte Realität. Immer mehr Menschen verlieren ihr Zuhause und ganze
Landstriche werden unbewohnbar. Sie bedeutet Ernteverlust, Wasserknappheit,
Überschwemmungen und Hitzewellen, spitzt bestehende Verteilungskonflikte zu und
führt an vielen Stellen zum Verlust der Lebensgrundlage. Es geht längst nicht
mehr nur um Emissionsreduktionen. Es geht auch um Anpassung an den Klimawandel.
Und es geht um den Umgang mit den Folgen, wenn Anpassung nicht mehr möglich ist,
zum Beispiel extreme Wettereignisse oder langsam einsetzende Geschehnisse wie
Ozeanversauerung, also Verlust und
Schaden. Insbesondere Staaten des Globalen Nordens haben die Klimakrise
verursacht. Sie müssen daher im Sinne des Verursacher*innenprinzips
Verantwortung tragen und dieser auch gerecht werden. Unsere Unterstützung gilt
den Opfern und Geschädigten des Klimawandels - seien es Staaten, Individuen oder
Gruppen - die den globalen Norden zur Verantwortung ziehen wollen.
Doch langfristig betrifft die Klimakrise uns alle - sie wird immer mehr zur
Existenzfrage der Menschheit. Um echte Antworten auf diese Frage zu finden,
brauchen wir eine globale, transnationale
Politik, die echten Umweltschutz mit Gerechtigkeit weltweit zusammen denkt. Bei
der die Rechte der Lohnabhängigen in Europa nicht gegen die Bedürfnisse der
Menschen in den ärmsten Regionen dieser
Welt ausgespielt, sondern miteinander verbunden werden. Und deren Ziel eine
Gesellschaft ist, in der Wohlstand nicht mehr auf der Ausbeutung großer Teile
der Welt und der Zerstörung unserer
Lebensgrundlage beruht.
Umwelt retten, Klimakrise bekämpfen
Für ein verbindliches und ambitioniertes Regelwerk im internationalen
Klimaschutz
Seit 2016 ist das Pariser Klimaabkommen in Kraft. Obwohl es als großer Schritt
im Kampf gegen die Klimakrise hervorgehoben wurde, sind seine Konsequenzen
bestenfalls unklar. Zudem manifestiert es an vielen Stellen bestehende
Ungerechtigkeiten. In diesem Jahr wird die Klima-COP erneut in Polen
stattfinden. Dort soll endlich ein Regelwerk für den internationalen Klimaschutz
entstehen und verabschiedet werden. Dies wäre ein längst überfälliger Schritt im
Kampf gegen die Klimakrise. Ein solches Regelwerk könnte dafür sorgen, dass
endlich tatsächlich Maßnahmen angegangen werden, die dem Ernst der Lage gerecht
werden. Dafür ist es unerlässlich, dass das Regelwerk verbindlich, durchsetzbar
und ambitioniert ist. Um ein solches Regelwerk zu erreichen, muss Deutschland
endlich seiner Verantwortung gerecht werden und in einer "Koalition der
Willigen" mit anderen Ländern zusammen voran gehen. Zu den wichtigen Punkten
gehören für uns:
• Finanzierung: Die durch die Staaten des Globalen Nordens zugesagten 100 Mrd.
US-Dollar für die Staaten des Globalen Südens müssen endlich ohne Umrechnung und
Einpreisung in bisherige Zahlungen fließen. Diese Gelder dürfen sich zugleich
nicht auf die Minderung von Emissionen fokussieren, sondern müssen in einem
Gleichgewicht zu Mitteln für die Klimaanpassung stehen. Wer unter den Folgen der
Klimakrise leidet, hat einen Anspruch auf Förderung und Reparationszahlungen.
Eine Förderung der "Verlust"-Forderungen von Staaten wie Saudi-Arabien, welche
Geld dafür haben wollen, Öl im Boden zu lassen anstatt es zu verwerten, lehnen
wir ab.
• National bestimmte Beiträge: Die Beiträge zur Klimapolitik, die jeder Staat im
Rahmen des Pariser Klimaabkommens abgeben muss, müssen klar definiert werden.
Die Einhaltung dieser Beiträge muss endlich verpflichtend werden. Es darf nicht
weiter nur um Emissionsminderung gehen, auch Anpassung, "Verlust und Schaden"
sowie Klimafinanzierung sind für uns elementare Bestandteile einer
ambitionierten Klimapolitik. Der Sonderbericht des IPCC hat gezeigt, dass das
1,5°-Ziel noch erreichbar ist – die angekündigten Beiträge der Staaten führen
aber zu einer Erwärmung weit über zwei Grad. Daher müssen die angekündigten
Beiträge, insbesondere jene des Globalen Nordens, vor 2020 überholt werden.
Anschließend soll ihre Überprüfung und, wenn notwendig, Verschärfung in einem
Zyklus von fünf Jahren erfolgen.
• Rechte: Nicht nur die Klimakrise gefährdet Menschenrechte. Auch die Umsetzung
spezifischer Maßnahmen im Rahmen des Pariser Klimaabkommens kann die Rechte von
Menschen verletzen. In allen Aspekten von Klimapolitik müssen daher
Menschenrechte, das Recht auf Gesundheit, die Rechte von indigenen Völkern,
lokalen Gemeinschaften, Migrant*innen, Kindern, Menschen mit Behinderungen und
besonders schutzbedürftigen Menschen und das Recht auf Entwicklung sowie die
Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt und eingehalten werden. Für uns geht es
dabei aber nicht nur um Menschenrechte im weiteren Sinne, sondern auch um das
Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung und das Recht auf
Entwicklung. Das Regelwerk darf nicht zu einer weiteren Verteilung von Lasten
hin zum Globalen Süden führen.
• Marktmechanismen: Der Clean Development Mechanism – zentraler Marktmechanismus
unter der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) – sollte nicht fortgeführt werden. Er
hat jetzt schon zu massiven Menschenrechtsverletzungen in der
Implementierungsphase geführt und war insgesamt auch nicht sonderlich
erfolgreich. Sollte er dennoch übernommen werden, so muss er massiv verändert
werden. Dazu gehören die Einrichtung eines Beschwerdekörpers für durch die
Projekte Betroffene sowie der Ausschluss falscher Lösungen wie CO
2-
Abscheidung und -Speicherung. Gleichzeitig braucht es nicht marktbasierte
Lösungen und eine globale Treibhausgas-Steuer.
Wir sind überzeugt, dass marktbasierte Mechanismen keine realistischen Lösungen
sind.
Aktivist*innen weltweit
schützen, Globale Bewegungen stärken!Auch wenn Klimakonferenzen und der Pariser
Klimavertrag eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit erfahren und eine
Positionierung hier absolut notwendig ist, ist auch klar: Sie werden das Problem
allein nicht lösen. Für die internationale Klimabewegung, die lokale Kämpfe
global verknüpft und die Interessen derjenigen ins Zentrum rückt, die besonders
vom Klimawandel betroffen sind, können die Klimakonferenzen deshalb
Anknüpfungspunkt sein. Ihr Potenzial verwirklicht sie jedoch nur dann, wenn sie
auch abseits davon sichtbar ist und die Strategien auch der durch bestehende
Machtverhältnisse geprägten UN-Klimaverhandlungen anwendet. Dafür brauchen wir
eine global starke Umwelt- und Klimabewegung. In den letzten Jahren wurden
unzählige Umweltaktivist*innen getötet, die sich den unmenschlichen
Arbeitsbedingungen, Strategien und Folgen fossiler Konzerne widersetzt haben.
Sei es beim Einsatz für gerechtere Arbeitsbedingungen beim Steinkohleabbau in
Kolumbien oder dem Einsatz gegen die Öl-Lecks von Shell im Niger Delta, diese
lokalen Kämpfe haben immer eine globale Dimension und sind von unseren
politischen Auseinandersetzungen in Europa trennbar. Sie verknüpfen gemeinsame
Kämpfe gegen ein ungerechtes Wirtschaftssystem und eine Politik, die
Wirtschaftsinteressen höher priorisiert als den Schutz von Menschenrechten und
unserer Lebensgrundlagen. Wir solidarisieren uns mit globalen Kämpfen und
stellen uns an die Seite derjenigen, die gegen Ausbeutung, Armut und die
Zerstörung unserer Lebensgrundlagen streiten. Diese Kämpfe werden oft auch gegen
die herrschende Ordnung geführt. Daher stellen wir uns explizit hinter
Strategien und Taktiken wie zivilen Ungehorsam, die herrschende Institutionen
umgehen. Globale Kämpfe können nicht nur innerhalb der herrschenden
Institutionen gewonnen werden – sie müssen über diese hinausgehen. Dabei dürfen
globale Kämpfe niemals lokale Kämpfe aus den Augen
verlieren. Es ist wichtig ihre Verknüpfung im Auge zu behalten und zu erweitern.
Das bezieht sich nicht nur auf räumliche Perspektiven, sondern auch auf
Verknüpfungen über Themenkomplexe hinweg.
Und während Krisen und Ausbeutung immer weiter voranschreiten, werden die
Spielräume für Bewegungen, NGOs, Gewerkschaften und Aktivist*innen immer weiter
eingeschränkt oder gar ganz
geschlossen. Dass dies nicht nur in autokratischen, sondern auch demokratischen
Staaten geschieht, spiegelt letztlich den globalen Rechtsruck wieder.
Vermehrt auftretende Extremwetterereignisse wie Hitzerekorde, Dürreperioden und
Starkregenereignisse haben gezeigt, wie die Klimakrise auch Deutschland
betreffen könnte. Die mediale Verknüpfung derartiger Wetterereignisse mit dem
Klimawandel und nicht zuletzt der
organisierte Widerstand gegen den klimaschädlichen Braunkohleabbau am Hambacher
Wald oder bei Ende Gelände haben das Thema wieder auf die Tagesordnung gehoben.
Denn langfristig betrifft die Klimakrise uns alle - sie wird immer mehr zur
Existenzfrage der Menschheit. Um echte Antworten auf diese Frage zu finden,
brauchen wir eine globale, transnationale Politik, die echten Umweltschutz mit
Gerechtigkeit weltweit zusammen denkt. Bei der die Rechte der Lohnabhängigen in
Europa nicht gegen die Bedürfnisse der Menschen in den ärmsten Regionen dieser
Welt ausgespielt, sondern miteinander verbunden werden. Und deren Ziel eine
Gesellschaft ist, in der Wohlstand nicht mehr auf der Ausbeutung großer Teile
der Welt und der Zerstörung unserer
Lebensgrundlage beruht.
Im Einsatz für solche gleichwertigen Lebensverhältnisse solidarisieren wir uns
mit sozialen Kämpfen weltweit und stellen uns an die Seite derjenigen, die gegen
Ausbeutung und Armut streiten. Diese sozialen Kämpfe verstehen wir dabei nicht
als getrennt von unseren politischen Auseinandersetzungen in Europa, sondern als
gemeinsame Kämpfe gegen ein ungerechtes Wirtschaftssystem und eine Politik, die
Wirtschaftsinteressen höher priorisiert als den Schutz von Menschenrechten und
unserer Lebensgrundlage. Dabei gilt unsere Solidarität insbesondere
Aktivist*innen die sich gegen globale
Autorisierungstendenzen und Faschisierung einsetzen und unter schwierigsten
Bedingungen für ihre Rechte einstehen. Wir setzen uns deshalb für eine stärkere
Unterstützung von Aktivist*innen und
zivilgesellschaftlichen Organisationen in autoritären Staaten und Diktaturen
ein.
Außerdem machen wir uns für globale Mechanismen und Instrumente stark, die
Klimakämpfer*innen,
Gewerkschafter*innen und generell Aktivist*innen wirkungsvoll schützen, notfalls
über konkrete
Dafür brauchen wir eine global starke Umwelt- und Klimabewegung. In den letzten
Jahren wurden unzählige Umweltaktivist*innen getötet, die sich den
unmenschlichen Arbeitsbedingungen, Strategien und Folgen fossiler Konzerne
widersetzt haben, wie beispielsweise in den Ölfeldern Nigerias oder dem
Kohleabbau in Kolumbien. Wir setzen uns weltweit für den Schutz und die
Unterstützung von Klimaaktivist*innen ein.
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Um den Kohleausstieg zu verhindern deckelt und bremst die Bundesregierung den
Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und weigert sich, die
Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und Verkehrswende zu ermöglichen. Sie
behauptet, dass man nicht gleichzeitig aus Atom und Kohle aussteigen könne: das
ist natürlich sachlich falsch – aber offenbar mit dem EEG 2017 gesetzlich
festgeschriebenes Ziel der Bundesregierung. Denn laut diesem Gesetz darf der
Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor bis 2025 45% nicht übersteigen, was
genau dem Anteil der Erneuerbaren Energien und dem bis 2022 wegfallenden
Atomstrom entspricht. Wir fordern dagegen: 95% Erneuerbare Energien bei Strom,
Wärme und Verkehr bis 2040 deutschland- und europaweit. Das ist kein Idealismus,
sondern bereits bittere Realpolitik: denn um unter 1,5 Grad zu bleiben müsste
die Welt bis 2030 klimaneutral werden. Deutschland müsste für echte
Klimagerechtigkeit zudem doppelt so schnell Treibhausgase (THG) reduzieren, wie
der Weltdurchschnitt, damit alle Menschen den gleichen THG-Fußabdruck hätten.
Außerdem werden einzelne Ziele wie „-55% THG bis 2030“ in der Realität erst kurz
vor knapp erreicht, die Berechnungen gehen aber von einer gleichmäßigen
Reduktion aus.
Deshalb müssen zusätzlich Gesamt-Treibhausgasbudgets, oder noch einmal deutlich
ambitioniertere Ziele beschlossen werden. Das Gesamt-Treibhausgasbudget für eine
klimaungerechte Energiewende für 50% Wahrscheinlichkeit, unter 1,5 Grad zu
bleiben betrüge 5,5 mal die Emissionen des Jahres 2018, für 66%
Wahrscheinlichkeit unter 2 Grad zu bleiben 17 Jahresemission, der von uns
vorgeschlagene Mittelwert zwischen beiden 11,25 Jahresemissionen. Die
Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2, etwa Methan, muss
außerdem endlich
mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013, statt von 2007 berechnet werden!
Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan nach 100 Jahren das 34fache von
CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20 Jahren beträgt allerdings noch 87.
Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren weltweit klimaneutral werden sollen, kann
es ferner nicht angehen, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen dafür kämpfen, dass sich das ändert.
Dafür brauchen wir eine global starke Umwelt- und Klimabewegung. In den letzten
Jahren wurden unzählige Umweltaktivist*innen getötet, die sich den
unmenschlichen Arbeitsbedingungen, Strategien und Folgen fossiler Konzerne
widersetzt haben, wie beispielsweise in den Ölfeldern Nigerias oder dem
Kohleabbau in Kolumbien. Wir setzen uns weltweit für den Schutz und die
Unterstützung von Klimaaktivist*innen ein.
Die Agrarwende als Voraussetzung für Umweltschutz und Globale Gerechtigkeit
Einer der größten Klimakiller ist die fehlgeleitete Agrarpolitik der
zurückliegenden Jahrzehnte. Doch nicht nur das Klima wird stark von der
Landwirtschaft beeinflusst, auch andere Umweltprobleme wie
Biodiversitätsverlust und Bodendegradation sind in großem Maße dadurch bedingt.
Ein weiteres Problem stellt der globale Handel mit landwirtschaftlichen
Produkten dar. Während die Europäische Union im Rahmen ihrer
Entwicklungszusammenarbeit Agrarexpert*innen in Länder des Globalen Südens
entsendet, um dort kleinbäuerliche Landwirtschaft auch in Zeiten des
Klimawandels weiter möglich zu machen, exportieren europäische Unternehmen
zugleich massenhaft Milchpulver und Hähnchenschenkel, die dieser
kleinbäuerlichen Landwirtschaft die Existenzgrundlage entziehen. Damit wird
nicht nur eine ökologische Landwirtschaft im Globalen Süden von der
industriellen Landwirtschaft in den westlichen Industriestaaten untergraben,
sondern auch die
Ernährungssouveränität vieler Länder immer weiter abgebaut.
Ein weiterer Faktor ist land grabbing, bei dem Land an meist ausländische
Investor*innen verkauft wird und die lokale Bevölkerung vertrieben wird. Dies
muss eingeschränkt werden. Die GRÜNE
JUGEND sieht Boden als Grundlage für Leben und damit auch als Menschenrecht an.
Wir fordern ein Beteiligungsrecht der Betroffenen sowie die Anerkennung und
Einklagbarkeit von Gewohnheitsrechten, sowie non-formalen, Landeigentums- und
Landnutzungsrechten. Nicht nur
Landtitel im Sinne eines westlichen Privateigentums dürfen eine Rolle spielen.
Das Argument, dass diese Flächen, welche durch land grabbing genommen werden,
großflächig intensiv bewirtschaftet werden müssen, um die Weltbevölkerung
ausreichend mit Nahrung versorgen zu können, ist schon lang widerlegt worden.
Aktuell könnten wir 12-14 Milliarden Menschen mit dem versorgen, was produziert
wird und es sind die kleinbäuerlichen Strukturen, welche einen Großteil der
Nahrung produzieren und besser an regionale Gegebenheiten angepasst sind. Nur
durch den Erhalt dieser kann Ernährungssouveränität garantiert werden.
Die GRÜNE JUGEND setzt sich dafür ein, die weitere Intensivierung und
Industrialisierung der Landwirtschaft zu stoppen. Die globale Diversifizierung,
wie sie bei Unternehmen propagiert wird,
sollte nicht auf die Landwirtschaft angewendet werden. Lebensmittel und ihre
nötigen Betriebsmittel sollen regional produziert werden. Um
Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssen sich die
Verteilung ändern, weniger Lebensmittel weggeworfen und die Produktion
tierischer Lebensmittel und Konsumgüter verringert werden.
Die Produktion tierischer Lebensmittel und Konsumgüter ist schädlich fürs Klima,
da bei der Viehzucht extrem viel Methan und Kohlenstoffdioxid ausgestoßen
werden, die den Treibhauseffekt verstärken
und somit maßgeblich zum globalen Temperaturanstieg beitragen. Außerdem dient
ein großer Teil der pflanzlichen Landwirtschaft der Futtermittelproduktion. Auch
das können wir so einschränken. Die
Produktion tierischer Lebensmittel und Konsumgüter muss drastisch reduziert
werden. Zudem müssen Exporte von vor allem Fleischprodukten, die insbesondere
die lokalen Märkte in Ländern des globalen
Südens kaputt machen, gestoppt werden.Wir fordern, dass öffentliche Subventionen
in Zukunft nur für ökologische, kleinbäuerliche
Landwirtschaft bewilligt werden. Gefördert soll außerdem eine kleinräumige
Bewirtschaftung werden, welche zum Erhalt der Biodiversität beiträgt. Eine
vollständige Agrarwende nimmt alle Umweltauswirkungen der Landwirtschaft in den
Blick und findet innovative Wege, wie Bodendegradation, Eutrophierung,
Artensterben und gesundheitliche
Schäden durch Landwirtschaft verhindert werden können. Es ist möglich, die
Menschheit zu ernähren, ohne die Umwelt zu zerstören. Ökologische Landwirtschaft
ist ein Schritt in die richtige Richtung, Konzepte aus der Permakultur können
dabei helfen, weiter zu denken. Es wird deutlich, dass die Folgen der Klimakrise
global extreme Folgen für Umwelt und Mensch haben und in Zukunft auch noch
stärker haben werden. Daher ist es wichtig frühzeitig betroffene Staaten zu
unterstützen: Von der Anpassung an die Folgen der Klimakrise bis hin zur
Schaffung von Möglichkeiten der Migration.
Klimabedingte Migration würdevoll gestalten
Die Folgen des Klimawandels sind schon heute deutlich spürbar. Immer mehr
Menschen verlieren aufgrund des Klimawandels ihr Zuhause. Durch den steigenden
Meeresspiegel und die Ausbreitung von Dürregebieten werden bestimmte Teile der
Erde in den nächsten Jahrzehnten unbewohnbar werden. Der Klimawandel ist für die
Menschen dort schon lange kein theoretisches Konzept mehr, sondern knallharte
Realität. Er bedeutet Ernteverlust, Wasserknappheit, Überschwemmungen und
Hitzewellen, spitzt bestehende Verteilungskonflikte zu und führt an vielen
Stellen zum Verlust der Lebensgrundlage. Unser Kampf gegen den Klimawandel muss
deshalb immer auch eine menschenrechtsorientierte Klimafolgenanpassung, also den
verantwortungsvollen Umgang mit den Konsequenzen der Klimakatastrophe
beinhalten. Dabei haben die Staaten, die historisch in besonders starkem Maße zu
den globalen Treibhausgasemissionen beigetragen haben, wie die Staaten der
Europäischen Union, im Sinne des Verursacherprinzips eine zentrale Bedeutung.
Das betrifft insbesondere die westlichen Industriestaaten und die sogenannten
Globalisierungsgewinner*innen. Diese haben über einen langen Zeitraum hinweg die
Kosten ihrer Lebens- und vor allem Wirtschaftsweise in andere Teile der Erde
ausgelagert. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Teile der Erde nun mit den
Folgen davon allein gelassen werden.
Für eine frühzeitige, selbstbestimmte und würdevolle Migration
Unser Ziel ist es, dass möglichst wenige Menschen durch den Klimawandel zur
Migration gezwungen werden. Dafür brauchen wir nicht nur ein entschlossenes
Eintreten gegen den Klimawandel, sondern auch Unterstützung für die Staaten, die
besonders von seinen Konsequenzen betroffen sind, bei der technischen und
finanziellen Anpassung an die Folgen des Klimawandels, sowie bei der Bewältigung
von humanitären Katastrophen in Folge von extremen Wetterereignissen. Doch das
allein wird nicht reichen. Dennoch werden Menschen in den nächsten Jahrzehnten
dazu gezwungen sein, übergangsweise oder permanent ihr Zuhause zu verlassen. Es
ist eine zentrale Aufgabe der Weltgemeinschaft, diesen Menschen die Möglichkeit
zu einer frühzeitigen, selbstbestimmten und würdevollen Migration und
langfristige Perspektiven zu bieten. Der Umgang mit diesen Menschen wird ein
zentraler Prüfstein für ein humanitäres Europa sein.
Im Zentrum müssen dabei die Interessen der Bewohner*innen aus besonders stark
betroffenen Regionen stehen. Wir unterstützen deshalb bereits bestehende
Prozesse, in denen schon heute betroffene Staaten mit Anrainerstaaten über
völkerrechtliche Ansätze zum Umgang mit der klimabedingten Migration beraten,
wie die „Task Force on Displacement“, die „Nansen-Initiative“ oder den
„Warschauer Mechanismus”. Menschenrechtsbasierte Replacement-Programme von
Kommunen innerhalb von Staaten oder von Staatsbevölkerungen in Anrainerstaaten
müssen finanziell unterstützt werden. Außerdem sollen Kompensationen für
Verluste und Schäden durch den Klimawandel für Klimageschädigte, sowohl Staaten
als auch Individuen, einklagbar werden. Dafür brauchen sie einen effektiven
Rechtsschutz. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Pionierklagen gegenüber
Großunternehmen und Staaten mit einer besonders schlechten Klimabilanz im Rahmen
einer globalen Gerechtigkeitsstrategie unterstützt und die internationale
Zusammenarbeit bei der Prozesskostenhilfe gefördert werden.
Klimapass als Zeichen der Verantwortung
Gleichzeitig wollen wir die individuellen Möglichkeiten und Rechte der von
klimabedingter Migration betroffenen Menschen stärken. Während Migration häufig
autoritär-zentralistisch organisiert wird, ist es unser Ziel, das einzelne
Individuum in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb fordern wir, dass die Staaten,
die in besonders starkem Maße zum Klimawandel beigetragen haben, den Menschen,
die dadurch ihr Zuhause verlieren werden, zunächst den Bewohner*innen der
pazifischen Inselstaaten, die Staatsbürgerschaft anbieten. Die Staaten der
Europäischen Union sollen hier im Rahmen einer gemeinsamen Vereinbarung voran
gehen und gleichzeitig international um weitere Partner*innen werben. Damit die
Möglichkeit der würdevollen Migration auch tatsächlich besteht, soll sie von
Unterstützungsangeboten, die Teilhabe sichern, begleitet werden.Ein solcher
Klimapass wäre nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern auch eine wichtige
Voraussetzung für globale Verantwortung.
Klimaflüchtende schützen
Während es unser Ziel ist, möglichst vielen Menschen eine frühzeitige und
selbstbestimmte Migration zu ermöglichen, wird es Menschen geben, für die diese
Maßnahmen zu spät kommen und die vor den Folgen des Klimawandels so hart
getroffen werden, dass sie zur Flucht gezwungen sind. Diese Menschen verdienen
besonderen Schutz, für sie gilt es, legale Einreisemöglichkeiten zu schaffen.
Wir setzen uns für die Aufnahme von Klimageflüchteten ein. Wir brauchen
humanitäre Lösungen für die Herausforderung Klimaflucht, auch hier müssen legale
Fluchtwege geschafft werden. Dafür sollen Wege gefunden werden, dass
Umweltkatastrophen und Folgen des Klimawandels langfristig zum Beispiel im
Rahmen einer ergänzenden Schutzkonvention zur Genfer Flüchtlingskonvention als
Fluchtgründe anerkannt werden.
Gleichwertige Lebensverhältnisse überall - für eine Globale
Gerechtigkeitspolitik
Der Klimawandel verschärft bestehende soziale Probleme und Verteilungskämpfe.
Oft sind diejenigen am meisten betroffen, die sowieso schon unter Ausbeutung und
Armut leiden. Wir denken Ökologie und Gerechtigkeit zusammen und wollen den
Kampf gegen die Klimakrise mit dem Einsatz für Globale Gerechtigkeit verbinden.
Unser Ziel sind dabei gleichwertige Lebensverhältnisse auf der ganzen Welt. Der
Geburtsort ist reiner Zufall und es ist zutiefst ungerecht, dass er heute in
großen Teilen darüber entscheidet, ob ein Mensch in Armut lebt und/oder
humanitären Katastrophen ausgesetzt ist. Wir wollen, dass Menschen überall gut
leben können.
Solidarität mit sozialen Kämpfen weltweit
Im Einsatz für solche gleichwertigen Lebensverhältnisse solidarisieren wir uns
mit sozialen Kämpfen weltweit und stellen uns an die Seite derjenigen, die gegen
Ausbeutung und Armut streiten. Diese sozialen Kämpfe verstehen wir dabei nicht
als getrennt von unseren politischen Auseinandersetzungen in Europa, sondern als
gemeinsame Kämpfe gegen ein ungerechtes Wirtschaftssystem und eine Politik, die
Wirtschaftsinteressen höher priorisiert als den Schutz von Menschenrechten und
unserer Lebensgrundlage. Dabei gilt unsere Solidarität insbesondere
Aktivist*innen die sich gegen globale Autorisierungstendenzen und Faschisierung
einsetzen und unter schwierigsten Bedingungen für ihre Rechte einstehen. Wir
setzen uns deshalb für eine stärkere Unterstützung von Aktivist*innen und
zivilgesellschaftlichen Organisationen in autoritären Staaten und Diktaturen
ein. Die Forderung nach gleichwertigen Lebensverhältnissen beinhaltet auch die
Forderung nach gleichwertigen Arbeitsbedingungen. Wir setzen uns deshalb für
international verbindliche Regeln zum Schutz vor ausbeuterischen
Arbeitsverhältnissen ein und solidarisieren uns mit Gewerkschafter*innen, die
überall auf der Welt für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Im globalen Kampf
gegen Armut setzen wir uns außerdem für die Förderung von Modellversuchen des
Bedingungslosen Grundeinkommens auch auf transnationaler Ebene ein, da dieses
gerade in Ländern mit kaum existierenden Sozialsystemen und enormen
Einkommensunterschieden den Zugang zu einem menschenwürdigen und
selbstbestimmten Leben ermöglichen kann.
Außerdem machen wir uns für globale Mechanismen und Instrumente stark, die
Klimakämpfer*innen, Gewerkschafter*innen und generell Aktivist*innen
wirkungsvoll schützen, notfalls über konkrete Schutzprogramme. Der Bedrohung von
Aktivist*innen bis hin zur Ermordung muss endlich ein wirkungsvoller Riegel
vorgeschoben werden.
Globale Gerechtigkeitspolitik statt neoliberaler Entwicklungshilfe
Aus dem Kampf für global gleichwertige Lebensverhältnisse ergibt sich unserer
Ansatz einer Globalen Gerechtigkeitspolitik. Im Kontrast zur aktuellen
Entwicklungspolitik, die an vielen Stellen nichts anderes als Interessenpolitik
westlicher Industriestaaten ist, fordern wir eine Politik, die sich an ihrem
Beitrag für mehr globale Gerechtigkeit, für eine Angleichung der
Lebensverhältnisse und für einen nachhaltigen und ökologischen Umgang mit Umwelt
und Ressourcen messen lässt. Wir stellen uns gegen eine Vorstellung von
“Entwicklung”, die darauf beruht, im Sinne einer Angleichung an den Globalen
Norden kapitalistische Strukturen in Ländern des Globalen Südens zu fördern, die
in erster Linie Investitionen eigener Unternehmen vereinfachen. Globale
Gerechtigkeitspolitik zielt nicht darauf ab, dass Staaten im Globalen Süden nach
dem Vorbild westlicher Industriestaaten umgebaut werden, sondern dass überall
auf der Welt gute und würdevolle Lebensverhältnisse geschaffen und bestehende
Machtverhältnisse abgebaut werden.
Globale Gerechtigkeitspolitik umfasst nicht nur staatliche Kooperationen und
"Entwicklungszusammenarbeit". Vielmehr ist sie ein Querschnittsthema und
betrifft auch einen Wandel der Weltwirtschaftsordnung, einen Paradigmenwechsel
in der Handelspolitik und eine zeitgerechte Umweltpolitik. Ein großes Problem
der aktuellen Entwicklungspolitik ist, eine mangelnde Kohärenz verschiedeer
Politikfelder in den westlichen Industriestaaten und ein eurozentrischer und
evolutionistischer Entwicklungsbegriff der ihr zu Grunde liegt.. Häufig geraten
entwicklungspolitische Bemühungen mit außen- und wirtschaftspolitischen
Interessen in Konflikt oder treten hinter diesen zurück. Doch Globale
Gerechtigkeitspolitik bedeutet, dass auch diese Politikfelder im Sinne der
Globalen Gerechtigkeit ausgestaltet werden. Deshalb fordern wir dass politische
Maßnahmen im Globalen Norden verbindlich im Rahmen einer “Global South
Mainstreaming” Analyse auf ihre Auswirkungen auf Länder im Globalen Süden
untersucht werden.
Auf dem Weg zu einer Globalen Gerechtigkeitspolitik fordert die GRÜNE JUGEND die
Gelder für Entwicklungszusammenarbeit aus dem Bundeshaushalt endlich auf
mindestens 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes anzuheben und diese Mittel
demokratischen und rechtsstaatlichen Ländern im globalen Süden ohne
Projektbindung zur Verfügung zu stellen. Das politische Ringen um die
Entwicklung eines Staates darf nicht durch Geldmittel anderer Staaten
entdemokratisiert werden, sondern muss ein Aushandlungsprozess innerhalb eines
Staates durch Parlamente und zwischen Staaten auf Augenhöhe sein.
Gleichzeitig sollen Gelder nicht nur Staaten, sondern auch
zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Organisationen zukommen. Das ist gerade
dort wichtig, wo Staaten demokratische Prinzipien verraten und
zivilgesellschaftliches Engagement eingeschränkt wird. Wir stellen uns gegen
jegliche Versuche, Entwicklungszusammenarbeit mit der Unterstützung bei der
Abschottungspolitik der Europäischen Union zu verbinden. Abkommen, die diesem
Prinzip folgen, wie zum Beispiel das Rückführungsabkommen mit Libyen, müssen
unverzüglich aufgekündigt werden.
Globale Nachhaltigkeit ohne Wirtschaftswachstum
Die GRÜNE JUGEND begrüßt grundsätzlich Beschluss und Umsetzung der Sustainable
Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. In den SDGs wird allerdings
noch immer auf Wirtschaftswachstum als Mittel gegen Armut und schlechte
Lebensumstände im globalen Süden gesetzt.
Das durch die SDGs postulierte Nachhaltigkeitsverständnis beruht auf der
Annahme, Nachhaltigkeit sei nur durch ein "Gleichgewicht" von Ökonomie, Ökologie
und Sozialem erreichbar. Dieses Nachhaltigkeitsnarrativ ist politisch und
gesellschaftlich breit verankert. Es führt letztlich dazu, dass Ökologie und
Soziales als entgegensetzte Pole betrachtet und beide Elemente
Wirtschaftswachstum untergeordnet werden. Die Konflikte, die zwischen den drei
Feldern entstehen, werden innerhalb der SDGs nicht aufgelöst, insbesondere
zwischen sozio-ökonomischen Fortschritt und ökologischer Nachhaltigkeit Es kommt
zu größerer sozialer Ungleichheit und auch mehr Umweltproblemen, obwohl es viele
und auch gute Ziele in diesen Bereichen gibt und sogar in der Einleitung der
Agenda anerkannt wird, dass es soziale und ökonomische Entwicklung nicht
nachhaltig geben kann, wenn die Ressourcen des Planeten ausgebeutet werden. So
ignorieren die Vereinten Nationen letztlich die Belastungsgrenzen von Natur und
Gesellschaft. Umweltzerstörung, Klimakrise und Armut werden durch Wachstum nicht
bekämpft, sondern verschärft.
Die GRÜNE JUGEND stellt sich gegen das Dogma des Wirtschaftswachstums und setzt
sich für eine Wirtschaftsweise ein, bei der Wohlstand nicht mehr am BIP gemessen
wird und allen Menschen statt überflüssigem Konsum ein gutes Leben geboten wird.
Auf Ebene der Vereinten Nationen muss
anerkannt werden, dass Klimaschutz, ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen
Ressourcen sowie ein Ende der massiven globalen Ungleichheit nicht erreichbar
sind ohne eine Abkehr vom kapitalistischen Wirtschaftswachstum. Es braucht einen
ethischen Ansatz, der Bedürnisse von Menschen und den Umgang mit unseren
Lebensgrundlagen ins Zentrum rückt.
Gerechte Handelspolitik und faire Beschaffung Wirklichkeit werden lassen
Der handelspolitische Neoliberalismus von Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA
oder JEFTA muss durch eine Handelspolitik auf Grundlage fairer und ökologischer
Standards ersetzt werden. Dieser Ansatz sollte nicht mit einer Infragestellung
europäischer Zuständigkeit einhergehen, sondern muss auf dem Kampf um politische
Mehrheiten und Bewegungen für eine faire Handelspolitik in Europa fußen. Das
Zurückfallen in eine nationalstaatliche Handelspolitik oder in einen
nationalstaatlichen Protektionismus lehnt die GRÜNE JUGEND klar ab. Vielmehr
müssen einheitliche, transnationale Standards gesetzt werden, die diejenigen
fördern, die ökologisch und sozial produzieren und denjenigen einen Riegel
vorschieben, die auf Kosten menschlicher Gesundheit und der Stabilität unseres
Ökosystems wirtschaftliche Profite erzielen. Deshalb fordert die GRÜNE JUGEND
ein einheitliches Siegel, das die ökologischen und sozialen Ansprüche an die
globale Produktionsweise vereint. Dieses Siegel soll zur Voraussetzung von
Importen und Exporten in und aus der Europäischen Union werden.
Globale Gerechtigkeitspolitik muss also auf eine gleichberechtigte und
nachhaltige Entwicklung der gesamten Weltgemeinschaft hinwirken. Dafür müssen
auch die notwendigen Schritte in der Entwicklung von Ländern des globalen
Nordens hin zu fairer Beschaffung der öffentlichen Hand gegangen werden. Die
Bundesrepublik, die Länder und die Kommunen beschaffen im Jahr Güter im Wert von
rund 300 Milliarden Euro. Auf dem Weg zu einem einheitlichen europäischen Siegel
muss die öffentliche Hand vorausgehen. Die GRÜNE JUGEND fordert daher, dass die
Beschaffungsstellen des Bundes, der Länder und der Kommunen mit entsprechend
fachlicher Expertise ausgestattet und verpflichtet werden müssen, jegliche Güter
fair zu beschaffen.
Für “fairen Handel” reicht es jedoch nicht aus, wenn Arbeiter*innen im Globalen
Süden, die die Rohstoffzufuhr für Veredelungsgüter im globalen Norden absichern,
einen ortsüblich vergleichbar guten Lohn erhalten. Denn mit diesem wird
möglicherweise ein vergleichsweise gutes Leben ermöglicht, von europäischen
Lebensstandards kann aber noch lange nicht die Rede sein. Solange Länder des
globalen Südens nur als Rohstofflieferanten und Länder des globalen Nordens als
Veredelungsökonomien betrachtet werden, wird eine faire Angleichung von
Lebensstandards systematisch untergraben. Folglich darf fair nicht nur bedeuten,
dass fair produzierte Kaffeebohnen nach Europa transportiert werden, die dann
von europäischen Röstereien veredelt werden. Fair muss bedeuten, dass Länder des
globalen Südens die Möglichkeit erhalten müssen, selbst von ihren Rohstoffen,
von ihren Spezialisierungen, von ihren Erfahrungen und ihrer Kompetenz zu
profitieren. Das ist aber solange nicht möglich, wie auf veredelten Kaffee ein
weit höherer Einfuhrzoll nach Europa aufgeschlagen wird als auf den Rohstoff,
die Kaffeebohne. Die GRÜNE JUGEND fordert, dass dieser unfaire Protektionismus
europäischer Staaten umgehend beendet wird.
Die Welt rettet sich nicht von allein!
Diese Kämpfe werden wir nicht alleine gewinnen und wir werden sie auch nicht nur
in Deutschland und Europa gewinnen. Aber es ist notwendig, dass wir alle jetzt
anpacken, um Schlimmeres zu verhindern und gleichzeitig eine echte
Zukunftsperspektive aufzumachen.
Wir werden auch Hand in Hand mit den sozialen und ökologischen Bewegungen auf
dem ganzen Planeten kämpfen müssen. Wir stehen solidarisch mit den
Gewerkschafter*innen überall auf der Welt, die für gerechte Bezahlung und gute
Arbeitsbedingungen kämpfen. Wir stehen solidarisch mit den Menschen, die gegen
die Zerstörung ihres Wohnortes kämpfen. Und wir schmieden gemeinsam an
Bündnissen mit allen Akteur*innen, die diesen Kampf für eine gerechtere und
bessere Welt führen und die bestehenden Verhältnisse umschmeißen wollen.
Wir haben eine Welt zu retten, also warten wir nicht länger.
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