Inhaltliche Ungenauigkeit bezüglich UNCTAD Beschluss, der nur 1 Bio US-Dollar für Entschuldung vorsieht (https://unctad.org/news/un-calls-25-trillion-coronavirus-crisis-package-developing-countries). In jedem Fall wäre dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, da die öffentliche Verschuldung von Entwicklungsländern (exklusive China) allein zwischen 2019 und 2021 um 2 Bio US-Dollar gestiegen ist (https://news.un.org/en/story/2022/12/1131432).
Selektive Schuldenschnitte waren in der Vergangenheit nicht ausreichend, um den Teufelskreis von Verschuldung und Armut im Globalen Süden zu durchbrechen. Die Kategorie der LDC erfasst viele arme Länder nicht, in denen Zinszahlungen eine enorme Belastung darstellen - besonders in Zeiten immer häufiger Klimakatastrophen (z.B. Pakistan).
Weitgehende Schuldenerlasse sind nicht nur gerecht, da sie in gewisser Weise eine teilweise Begleichung der viel größeren „Klimaschuld“ des Globalen Nordens widerspiegeln, sondern liegen mit Blick auf globalen Klimaschutz in unserem ureigenen Interesse, weil sie finanzielle Mittel für die ökologische Transformation in betroffenen Ländern freisetzt. Zudem sind Schuldverhältnisse immer auch Machtverhältnisse, in diesem Fall also neokoloniale Mittel für Institutionen wie den IWF, aber auch für Finanzmarktakteure, übermäßig in die Selbstbestimmung von Ländern des Globalen Südens einzugreifen.
Hintergrundinfos mit Quellen:
- 143 Länder, davon 94 Entwicklungsländer, kürzen Ausgaben für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung im Zuge von Sparanstrengungen in 2022-2025 (https://www.eurodad.org/end_austerity_a_global_report)
- Entwicklungsländer zahlten insgesamt 4,2 Billionen US-Dollar an Zinszahlungen zwischen 1980 bis 2012. Im Jahr 2012 erhielten Entwicklungsländer insgesamt 1,3 Billionen US-Dollar in Form von Hilfstransfers/Auslandseinkommen/Investment, während 3,3 Billionen US-Dollar aus ihnen heraus in andere Länder floss (https://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2017/jan/14/aid-in-reverse-how-poor-countries-develop-rich-countries)
- Bis heute werden Klimawandelfolgen nicht ausreichend in Risikoanalysen des IWFs berücksichtigt und stattdessen fossile Industrien als Wachstumsmotor gesehen (https://www.eurodad.org/a_tale_of_two_emergencies_the_interplay_of_sovereign_debt_and_climate_crises_in_the_global_south)
- Im FaFo WiSoGe haben wir uns zu diesem Thema mit Vertretern von Debt for Clima ausgetauscht (https://debtforclimate.org/)