Antrag: | Das 1,5 Grad-Ziel von Paris endlich umsetzen! Für effektiven Klimaschutz und Sektorenkopplung. (war: V-14) |
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Antragsteller*in: | Annka Esser, Justus Zimmermann |
Status: | Modifiziert übernommen |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 28.10.2019, 00:22 |
L-5-017: Das 1,5 Grad-Ziel von Paris endlich umsetzen! Für effektiven Klimaschutz und Sektorenkopplung. (war: V-14)
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 16 bis 18:
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 20402035, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Seit Jahren bekämpft die Große Koalition die Energiewende. Sie deckelt und
bremst den Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und schafft es
bis heute nicht, die Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und
Verkehrswende zu ermöglichen. Alleine im Jahr 2017 gingen 27.000 Arbeitsplätze
in der Windenergiebranche verloren - so viele Menschen, wie in der Kohlebranche
arbeiten. Dieses Jahr gingen jeden Freitag in ganz Deutschland Schüler*innen auf
die Straße um für eine bessere Klimapolitik zu streiken. Die Vertreter der
Großen Koalition sagen uns: ihr könnt wieder nach Hause gehen, wir haben
verstanden. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass in diesem Jahr der Ausbau
an Windkraftanlagen um 82% zusammengebrochen ist. Die Solarindustrie in
Deutschland ist schon unter Schwarz-Gelb zerstört worden - das gleiche Schicksal
soll nun offenbar die Windbranche ereilen. Und all das, während die Klimakrise
immer drängender wird, wo wir selbst in Deutschland jetzt schon Rekordürren
erleben. Unser Haus steht in Flammen und die Feuerwehr darf nicht löschen.
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis
spätestens 20402035, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for
Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Deutschland dabei noch ein Budget von 8mal den Emissionen des letzten Jahres
ausstoßen (ca. 7200 Mt CO2 äq). Wir wollen dieses Budget gesetzlich festlegen.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen Anträge einreichen, um diese Ziele zu verschärfen.
Niemand denkt an die Wärmewende
50% des deutschen Energiebedarfs fallen auf den Sektor Wärme. Gleichzeitig hat
der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in den letzten 7 Jahren
nur um 1% zugenommen. Nicht nur haben Heizungen und Gebäude sehr lange
Investitionszyklen, weshalb die Wärmewende schon jetzt in Angriff genommen
werden muss. Sie ist ebenso nötig, wenn wir bis 2025 aus der Kohle aussteigen
wollen. Denn Kohlekraftwerke produzieren Abwärme, die ersetzt werden muss.
Trotzdem verschenkt der Bund noch immer Geld für den Neubau von Öl- und
Gasheizungen – alle fossilen Subventionen müssen sofort beendet, und der Neubau
von fossilen Heizungen bis 2020 verboten werden. Der Ausbau von Power2Heat,
Solarthermie, Infrarotheizungen, Wasserstoff-BHKWs, Wasser- und Eisspeicher,
Wärmepumpen und Wärmenetzen für Fern- und Abwärme ist finanziell zu fördern und
für Neubau und Sanierung verpflichtend einzuführen. Holz darf dagegen nur noch
verfeuert werden, wenn es nicht mehr als Bau- und Werkstoff nutzbar ist. Wärme-
und Gasnetze müssen mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien betrieben
werden. Wenn der Bund hier seiner Verantwortung nicht nachkommt, können und
müssen die Länder und Kommunen mit Umlagen und Subventionen einspringen.
Die Quote der energetischen Sanierung von Häusern liegt bei 1% pro Jahr – nötig
sind aber 5%. Gebäude müssen mindestens auf Effizienzhaus-55-Standard gebaut
werden, öffentliche Gebäude am Besten als Triple-Zero-Häuser (0 Emissionen,
Energiebedarf, und Müll) oder mindestens als Effizienzhaus-70-Standard mit
nachhaltig angebautem Holz als Baustoff. Ansonsten ist die Wärmewende nicht zu
schaffen.
Treibhausgase brauchen einen Preis!
Wir wollen einen Preis auf alle Treibhausgase (THG), nicht nur CO2. Dieser
sollte zeitnah auf 180€/t CO2 äq steigen, auch wenn dies noch nicht den vollen
externen Kosten von 640€/t entspricht. Was wir also auf kurze Sicht fordern,
entspricht noch nicht einmal dem Idealbild einer ökologischen Marktwirtschaft.
Dazu gehört für uns auch eine Treibhausgas-Grenzausgleichssteuer damit auch
Importe den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Außerdem wollen wir alle
Wirtschaftsbereiche, inklusive der Landwirtschaft erfassen.
Solange der EU-Emissionshandel nicht ausreichend reformiert wird, soll
Deutschland mit einer THG-Steuer voran gehen. Wird der Emissionshandel
reformiert, ist es sinnvoll, Brennstoffe, Stickstoffdünger und andere
klimaschädliche Ressourcen mit einer entsprechenden Abgabe zu belegen, anstatt
diese auf emittierende Anlagen zu erheben. Auf diese Art und Weise ist es
technisch möglich, alle Verbraucher zu erfassen, weil die Durchsetzung der
Abgabe an zentralen Punkten erfolgen kann. Außerdem müssen die emittierbaren
Zertifikate an das Europa zustehende Budget im Sinne des 1,5-Grad-Ziels
angepasst werden. Die Löschung z.B. aufgrund von nationalen Klimaschutzmaßnahmen
überschüssiger Zertifikate sollte in Zukunft automatisiert erfolgen.
Zeitlich flexible Strompreise beziehen die Verbraucher ein
Bisher ist der Strompreis den ganzen Tag über der selbe. Da Wind- und
Sonnenstromproduktion aber schwanken, braucht es auch einen zeitlich
schwankenden Strompreis, um die Verbraucher in den Ausgleich der
Stromschwankungen einzubeziehen. Wir halten es dabei für sinnvoller, ein
Preissignal an die Verbraucher zu senden, die dann mit einem relativ einfachen
„Stupid Meter“ zeitlich flexibel Strom kaufen können. So kann z.B. ein Kühlhaus
bei niedrigen Strompreisen einen Eisblock auffrieren und dann bei hohen
Strompreisen abtauen. Das bidirektionale E-Auto lädt bei niedrigen Strompreisen
und kann bei hohen Strompreisen ins Netz zurückspeisen. Beim Smart Meter werden
dagegen erst einmal viel Daten erhoben und es ist nicht klar, wer, auf welche
Weise, was für Tarife erheben soll.
Es ist außerdem nötig, die staatlichen Abgaben und Steuern auf Strom, wie
Stromsteuer und Netzentgelte zeitlich zu flexibilisieren.
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe
Neben Strom sind Wasserstoff und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe (also
künstliches „Erdgas“, „Kerosin“ usw.) die zentrale Bausteine der Sektorkopplung.
Sie können eingesetzt werden, wenn Stromleitungen und Batterien technisch nicht
sinnvoll sind, und sie können eingesetzt werden wann immer Sonne und Wind kaum
Strom produzieren.
Es gibt keinen "Wegwerfstrom" - dreiviertel der Energie werden in Wärme und
Verkehr verbraucht. Nachdem sich die Bundesregierung jahrelang geweigert hat,
Überschussstrom für die Nutzung bei Wärme und Verkehr freizugeben hat sie dies
jetzt nur unter so strengen Auflagen ermöglicht, dass bisher kein einziges
Projekt umgesetzt wurde. Die Umwandlung in Wasserstoff ist nach wie vor gar
nicht möglich. Das müssen wir ändern, denn bsiher gilt: Windanlagen stehen nur
still, weil Berlin es so will.
Auch müsste Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien überall zumindest die gleichen
Förderkonditionen erhalten, wie Biomasse ohne Gülle. Immerhin ist etwa
Wasserstoff aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Schätzungen um 80%
flächeneffizienter, als Biomasse. Das betrifft auch den vorrangig zu
verfolgenden Ersatz der Wasserstoffproduktion aus Erdgas für den
Industriebedarf, bei der genau so viel CO2 anfällt, wie bei der Verbrennung von
Erdgas. Hier ist die gleiche Förderung von Erneuerbarem Wasserstoff wie von
Biomasse/EE-Wasserstoff im Stromsektor logisch und notwendig. Nötig ist es,
neben neuer Wasserstoffinfrastruktur und Innovationen etwa im Schiffsverkehr
bestehende Gasinfrastruktur zumindest bei Sanierungen immer gleichzeitig auf
sehr hohe Wasserstoffanteile auszulegen, etwa bei der gerade stattfindenden
Umrüstung von Gasnetzen in NRW, Niedersachsen, Hessen u.a. von L-Gas auf H-Gas-
Standard. Selbst bei derzeit verbauter Technik sind mehr als 5%
Wasserstoffanteil im Gasnetz möglich, wie ein Feldversuch in SH mit 10%
eindrücklich bewiesen hat (das technische Maximum liegt bei 15%). Schlussendlich
sollte auch eine Umstellung der Gasimporte auf EE-Wasserstoff bzw.
Kohlenwasserstoffe zumindest in Ansätzen begonnen werden, da dies allein aus
rechtlicher Sicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, dass bei Förderung, Speicherung und
Transport teilweise in die Atmosphäre entweicht und so zur Klimaüberhitzung
beiträgt. Von der Industrie unabhängige Messungen für die Höhe des
Methanschlupfs liegen nur für die USA vor und sind um ein Vielfaches höher, als
bisher behauptet. Die Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2,
etwa Methan, muss außerdem endlich mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013,
statt von 2007 berechnet werden! Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan
nach 100 Jahren das 34fache von CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20
Jahren beträgt allerdings noch 87. Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren
weltweit klimaneutral werden sollen, ist es aufgrund der Kipppunkte im
Klimasystem zweifelhaft, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Besonders hoch sind die Methanemissionen bei Frackinggas. Deshalb fordern wir
alle GRÜNEN dazu auf, den Neubau von LNG-Terminals zu verhindern, bis gesetzlich
der Import von Frackinggas verboten worden ist. Weitere Bedingungen sind aus
unserer Sicht:
umfassende, unabhängige und transparente Messung und größtmögliche
Reduktion des sogenannten Methanschlupfs.
Einstieg in den Import von klimaneutralen Kohlenwasserstoffen
Um klimaneutrale Kohlenwasserstoffe herzustellen gibt es zwei Wege: die Nutzung
von Biomasse und die Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoff bzw. CO2. Damit
dies klimaneutral und ökologisch verträglich geschieht bedarf es einiger
Bedingungen, die durch Standards sichergestellt werden müssen:
- der Flächenverbrauch der Biomasse darf nicht zu Ungunsten des Naturschutzes,
der Nutzung von Biomasse als Nahrung oder Bau- und Werkstoff gehen.
- der Anbau von Biomasse muss möglichst ohne Stickstoffdünger (klimaschädliche
Lachgasemissionen), geringem Phosphorverbrauch, usw. geschehen
- das verwendete C / CO2 muss klimaneutral oder irreduzibel und nicht sinnvoller
für den Aufbau von Kohlenstoffsenken (also Negativemissionen) verwendbar sein.
Im Fall von Biomasse können möglicher Weise entsprechende Formen der Algenzucht
entwickelt werden. Im Fall von synthetischen Kohlenwasserstoffen könnte Direct
Air Capture, also das Absaugen von CO2 aus der Luft, eine Lösung sein. Diese
Technologie verbraucht zurzeit aber noch deutlich zu viel Energie und ist auch
zu teuer. Irreduzibel ist etwa ein Teil der Emissionen aus der Zementproduktion.
Als weitere Quelle kommt das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse oder
synthetischen Kohlenwasserstoffen selbst in Frage, also ein
Kohlenstoffkreislauf. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Strombedarf für
die Rauchgasreinigung nicht zu den Zeiten anfallen darf, wo für dessen Deckung
die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen nötig wäre, weil Wind und Sonne gerade
mal auf sich warten lassen. Bis erwiesen ist, dass die kreislaufförmige Nutzung
von CO2 für eine bestimmte Anwendung möglich ist, ist es sinnvoller, hier auf
Batterie oder Wasserstoff zu setzen, weil die anderen Lösungen entweder
begrenzt, oder noch nicht reif sind. Das betrifft z.B. Schiffe, PKW und LKW,
aber evtl. auch dezentrale (Block-)Heizkraftwerke. Die Probleme bei der
Flüchtigkeit von Wasserstoff können durch die Bindung an einen Liquid Organic
Hydrogen Carrier (LOHC), ein ungiftiges Öl, als Transportmedium gelöst werden.
Alle genannten Technologien sind in ihrer Entwicklung und in Pilotprojekten zu
fördern.
Negativemissionen
Sogenannte Netto-Negativemissionen dienen als Argument um die notwendigen
Klimaschutzmaßnahmen herauszuzögern: man könne ja später noch CO2 aus der Luft
saugen oder das Klima künstlich verändern. Wetten auf technologische
Entwicklungen, die vielleicht noch kommen oder das Eingreifen in komplexe
Systeme, die wir nicht verstehen, halten wir für unverantwortlich! Damit wir auf
Nullemissionen kommen können, sind CO2-Senken allerdings durchaus ein wichtiger
Baustein. Die Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung und nachhaltig angebautes
Holz als Baustoff können bereits jetzt einen riesigen Beitrag leisten und haben
nach dem Schutz bestehender Wälder und Moore die oberste Priorität. Dafür muss
vielerorts die Bauordnung angepasst werden, außerdem braucht es verlässliche
Standards.
Geoengineering und Carbon Capture and Storage (CCS) in den Erdboden lehnen wir
dagegenn ab. Die Umwandlung von CO2 in Mineralien (Pilotprojekte in Island),
oder als sogenanntes Carbon Capture and Usage (CCU) in Feststoffe, entweder als
Bau- und Werkstoffe, als Dünger (Pflanzenkohle, Terra Preta), kann dann sinnvoll
sein, wenn die entstehenden Verbindungen langfristig stabil und die Klimabilanz
insgesamt neutral oder negativ sind. Terra Preta/ Pflanzenkohle sollte in die
Düngemittelverordnung aufgenommen werden. In Deutschland können wir diesemit
Pyrolyseanlagen aus Klärschlamm erzeugen. Zurzeit werden stattdessen überall
Monoverbrennungsanlagen geplant und genehmigt, weil ab 2022 der Klärschlamm
nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf. Hier wollen wir in den Kommunen
voran gehen. Langfristig ist der Abbrand von Holzresten zu Terra Preta/
Pflanzenkohle möglicher Weise sinnvoller als die Verfeuerung in Kaminen. Für die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit warm-feuchten Gegenden bietet Terra Preta
zudem das Potential großer Ertragssteigerungen auf ökologischem Wege.
Antragstext
Von Zeile 16 bis 18:
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Seit Jahren bekämpft die Große Koalition die Energiewende. Sie deckelt und
bremst den Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und schafft es
bis heute nicht, die Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und
Verkehrswende zu ermöglichen. Alleine im Jahr 2017 gingen 27.000 Arbeitsplätze
in der Windenergiebranche verloren - so viele Menschen, wie in der Kohlebranche
arbeiten. Dieses Jahr gingen jeden Freitag in ganz Deutschland Schüler*innen auf
die Straße um für eine bessere Klimapolitik zu streiken. Die Vertreter der
Großen Koalition sagen uns: ihr könnt wieder nach Hause gehen, wir haben
verstanden. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass in diesem Jahr der Ausbau
an Windkraftanlagen um 82% zusammengebrochen ist. Die Solarindustrie in
Deutschland ist schon unter Schwarz-Gelb zerstört worden - das gleiche Schicksal
soll nun offenbar die Windbranche ereilen. Und all das, während die Klimakrise
immer drängender wird, wo wir selbst in Deutschland jetzt schon Rekordürren
erleben. Unser Haus steht in Flammen und die Feuerwehr darf nicht löschen.
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis
spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for
Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Deutschland dabei noch ein Budget von 8mal den Emissionen des letzten Jahres
ausstoßen (ca. 7200 Mt CO2 äq). Wir wollen dieses Budget gesetzlich festlegen.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen Anträge einreichen, um diese Ziele zu verschärfen.
Niemand denkt an die Wärmewende
50% des deutschen Energiebedarfs fallen auf den Sektor Wärme. Gleichzeitig hat
der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in den letzten 7 Jahren
nur um 1% zugenommen. Nicht nur haben Heizungen und Gebäude sehr lange
Investitionszyklen, weshalb die Wärmewende schon jetzt in Angriff genommen
werden muss. Sie ist ebenso nötig, wenn wir bis 2025 aus der Kohle aussteigen
wollen. Denn Kohlekraftwerke produzieren Abwärme, die ersetzt werden muss.
Trotzdem verschenkt der Bund noch immer Geld für den Neubau von Öl- und
Gasheizungen – alle fossilen Subventionen müssen sofort beendet, und der Neubau
von fossilen Heizungen bis 2020 verboten werden. Der Ausbau von Power2Heat,
Solarthermie, Infrarotheizungen, Wasserstoff-BHKWs, Wasser- und Eisspeicher,
Wärmepumpen und Wärmenetzen für Fern- und Abwärme ist finanziell zu fördern und
für Neubau und Sanierung verpflichtend einzuführen. Holz darf dagegen nur noch
verfeuert werden, wenn es nicht mehr als Bau- und Werkstoff nutzbar ist. Wärme-
und Gasnetze müssen mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien betrieben
werden. Wenn der Bund hier seiner Verantwortung nicht nachkommt, können und
müssen die Länder und Kommunen mit Umlagen und Subventionen einspringen.
Die Quote der energetischen Sanierung von Häusern liegt bei 1% pro Jahr – nötig
sind aber 5%. Gebäude müssen mindestens auf Effizienzhaus-55-Standard gebaut
werden, öffentliche Gebäude am Besten als Triple-Zero-Häuser (0 Emissionen,
Energiebedarf, und Müll) oder mindestens als Effizienzhaus-70-Standard mit
nachhaltig angebautem Holz als Baustoff. Ansonsten ist die Wärmewende nicht zu
schaffen.
Treibhausgase brauchen einen Preis!
Wir wollen einen Preis auf alle Treibhausgase (THG), nicht nur CO2. Dieser
sollte zeitnah auf 180€/t CO2 äq steigen, auch wenn dies noch nicht den vollen
externen Kosten von 640€/t entspricht. Was wir also auf kurze Sicht fordern,
entspricht noch nicht einmal dem Idealbild einer ökologischen Marktwirtschaft.
Dazu gehört für uns auch eine Treibhausgas-Grenzausgleichssteuer damit auch
Importe den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Außerdem wollen wir alle
Wirtschaftsbereiche, inklusive der Landwirtschaft erfassen.
Solange der EU-Emissionshandel nicht ausreichend reformiert wird, soll
Deutschland mit einer THG-Steuer voran gehen. Wird der Emissionshandel
reformiert, ist es sinnvoll, Brennstoffe, Stickstoffdünger und andere
klimaschädliche Ressourcen mit einer entsprechenden Abgabe zu belegen, anstatt
diese auf emittierende Anlagen zu erheben. Auf diese Art und Weise ist es
technisch möglich, alle Verbraucher zu erfassen, weil die Durchsetzung der
Abgabe an zentralen Punkten erfolgen kann. Außerdem müssen die emittierbaren
Zertifikate an das Europa zustehende Budget im Sinne des 1,5-Grad-Ziels
angepasst werden. Die Löschung z.B. aufgrund von nationalen Klimaschutzmaßnahmen
überschüssiger Zertifikate sollte in Zukunft automatisiert erfolgen.
Zeitlich flexible Strompreise beziehen die Verbraucher ein
Bisher ist der Strompreis den ganzen Tag über der selbe. Da Wind- und
Sonnenstromproduktion aber schwanken, braucht es auch einen zeitlich
schwankenden Strompreis, um die Verbraucher in den Ausgleich der
Stromschwankungen einzubeziehen. Wir halten es dabei für sinnvoller, ein
Preissignal an die Verbraucher zu senden, die dann mit einem relativ einfachen
„Stupid Meter“ zeitlich flexibel Strom kaufen können. So kann z.B. ein Kühlhaus
bei niedrigen Strompreisen einen Eisblock auffrieren und dann bei hohen
Strompreisen abtauen. Das bidirektionale E-Auto lädt bei niedrigen Strompreisen
und kann bei hohen Strompreisen ins Netz zurückspeisen. Beim Smart Meter werden
dagegen erst einmal viel Daten erhoben und es ist nicht klar, wer, auf welche
Weise, was für Tarife erheben soll.
Es ist außerdem nötig, die staatlichen Abgaben und Steuern auf Strom, wie
Stromsteuer und Netzentgelte zeitlich zu flexibilisieren.
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe
Neben Strom sind Wasserstoff und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe (also
künstliches „Erdgas“, „Kerosin“ usw.) die zentrale Bausteine der Sektorkopplung.
Sie können eingesetzt werden, wenn Stromleitungen und Batterien technisch nicht
sinnvoll sind, und sie können eingesetzt werden wann immer Sonne und Wind kaum
Strom produzieren.
Es gibt keinen "Wegwerfstrom" - dreiviertel der Energie werden in Wärme und
Verkehr verbraucht. Nachdem sich die Bundesregierung jahrelang geweigert hat,
Überschussstrom für die Nutzung bei Wärme und Verkehr freizugeben hat sie dies
jetzt nur unter so strengen Auflagen ermöglicht, dass bisher kein einziges
Projekt umgesetzt wurde. Die Umwandlung in Wasserstoff ist nach wie vor gar
nicht möglich. Das müssen wir ändern, denn bsiher gilt: Windanlagen stehen nur
still, weil Berlin es so will.
Auch müsste Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien überall zumindest die gleichen
Förderkonditionen erhalten, wie Biomasse ohne Gülle. Immerhin ist etwa
Wasserstoff aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Schätzungen um 80%
flächeneffizienter, als Biomasse. Das betrifft auch den vorrangig zu
verfolgenden Ersatz der Wasserstoffproduktion aus Erdgas für den
Industriebedarf, bei der genau so viel CO2 anfällt, wie bei der Verbrennung von
Erdgas. Hier ist die gleiche Förderung von Erneuerbarem Wasserstoff wie von
Biomasse/EE-Wasserstoff im Stromsektor logisch und notwendig. Nötig ist es,
neben neuer Wasserstoffinfrastruktur und Innovationen etwa im Schiffsverkehr
bestehende Gasinfrastruktur zumindest bei Sanierungen immer gleichzeitig auf
sehr hohe Wasserstoffanteile auszulegen, etwa bei der gerade stattfindenden
Umrüstung von Gasnetzen in NRW, Niedersachsen, Hessen u.a. von L-Gas auf H-Gas-
Standard. Selbst bei derzeit verbauter Technik sind mehr als 5%
Wasserstoffanteil im Gasnetz möglich, wie ein Feldversuch in SH mit 10%
eindrücklich bewiesen hat (das technische Maximum liegt bei 15%). Schlussendlich
sollte auch eine Umstellung der Gasimporte auf EE-Wasserstoff bzw.
Kohlenwasserstoffe zumindest in Ansätzen begonnen werden, da dies allein aus
rechtlicher Sicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, dass bei Förderung, Speicherung und
Transport teilweise in die Atmosphäre entweicht und so zur Klimaüberhitzung
beiträgt. Von der Industrie unabhängige Messungen für die Höhe des
Methanschlupfs liegen nur für die USA vor und sind um ein Vielfaches höher, als
bisher behauptet. Die Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2,
etwa Methan, muss außerdem endlich mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013,
statt von 2007 berechnet werden! Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan
nach 100 Jahren das 34fache von CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20
Jahren beträgt allerdings noch 87. Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren
weltweit klimaneutral werden sollen, ist es aufgrund der Kipppunkte im
Klimasystem zweifelhaft, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Besonders hoch sind die Methanemissionen bei Frackinggas. Deshalb fordern wir
alle GRÜNEN dazu auf, den Neubau von LNG-Terminals zu verhindern, bis gesetzlich
der Import von Frackinggas verboten worden ist. Weitere Bedingungen sind aus
unserer Sicht:
umfassende, unabhängige und transparente Messung und größtmögliche
Reduktion des sogenannten Methanschlupfs.
Einstieg in den Import von klimaneutralen Kohlenwasserstoffen
Um klimaneutrale Kohlenwasserstoffe herzustellen gibt es zwei Wege: die Nutzung
von Biomasse und die Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoff bzw. CO2. Damit
dies klimaneutral und ökologisch verträglich geschieht bedarf es einiger
Bedingungen, die durch Standards sichergestellt werden müssen:
- der Flächenverbrauch der Biomasse darf nicht zu Ungunsten des Naturschutzes,
der Nutzung von Biomasse als Nahrung oder Bau- und Werkstoff gehen.
- der Anbau von Biomasse muss möglichst ohne Stickstoffdünger (klimaschädliche
Lachgasemissionen), geringem Phosphorverbrauch, usw. geschehen
- das verwendete C / CO2 muss klimaneutral oder irreduzibel und nicht sinnvoller
für den Aufbau von Kohlenstoffsenken (also Negativemissionen) verwendbar sein.
Im Fall von Biomasse können möglicher Weise entsprechende Formen der Algenzucht
entwickelt werden. Im Fall von synthetischen Kohlenwasserstoffen könnte Direct
Air Capture, also das Absaugen von CO2 aus der Luft, eine Lösung sein. Diese
Technologie verbraucht zurzeit aber noch deutlich zu viel Energie und ist auch
zu teuer. Irreduzibel ist etwa ein Teil der Emissionen aus der Zementproduktion.
Als weitere Quelle kommt das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse oder
synthetischen Kohlenwasserstoffen selbst in Frage, also ein
Kohlenstoffkreislauf. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Strombedarf für
die Rauchgasreinigung nicht zu den Zeiten anfallen darf, wo für dessen Deckung
die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen nötig wäre, weil Wind und Sonne gerade
mal auf sich warten lassen. Bis erwiesen ist, dass die kreislaufförmige Nutzung
von CO2 für eine bestimmte Anwendung möglich ist, ist es sinnvoller, hier auf
Batterie oder Wasserstoff zu setzen, weil die anderen Lösungen entweder
begrenzt, oder noch nicht reif sind. Das betrifft z.B. Schiffe, PKW und LKW,
aber evtl. auch dezentrale (Block-)Heizkraftwerke. Die Probleme bei der
Flüchtigkeit von Wasserstoff können durch die Bindung an einen Liquid Organic
Hydrogen Carrier (LOHC), ein ungiftiges Öl, als Transportmedium gelöst werden.
Alle genannten Technologien sind in ihrer Entwicklung und in Pilotprojekten zu
fördern.
Negativemissionen
Sogenannte Netto-Negativemissionen dienen als Argument um die notwendigen
Klimaschutzmaßnahmen herauszuzögern: man könne ja später noch CO2 aus der Luft
saugen oder das Klima künstlich verändern. Wetten auf technologische
Entwicklungen, die vielleicht noch kommen oder das Eingreifen in komplexe
Systeme, die wir nicht verstehen, halten wir für unverantwortlich! Damit wir auf
Nullemissionen kommen können, sind CO2-Senken allerdings durchaus ein wichtiger
Baustein. Die Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung und nachhaltig angebautes
Holz als Baustoff können bereits jetzt einen riesigen Beitrag leisten und haben
nach dem Schutz bestehender Wälder und Moore die oberste Priorität. Dafür muss
vielerorts die Bauordnung angepasst werden, außerdem braucht es verlässliche
Standards.
Geoengineering und Carbon Capture and Storage (CCS) in den Erdboden lehnen wir
dagegenn ab. Die Umwandlung von CO2 in Mineralien (Pilotprojekte in Island),
oder als sogenanntes Carbon Capture and Usage (CCU) in Feststoffe, entweder als
Bau- und Werkstoffe, als Dünger (Pflanzenkohle, Terra Preta), kann dann sinnvoll
sein, wenn die entstehenden Verbindungen langfristig stabil und die Klimabilanz
insgesamt neutral oder negativ sind. Terra Preta/ Pflanzenkohle sollte in die
Düngemittelverordnung aufgenommen werden. In Deutschland können wir diesemit
Pyrolyseanlagen aus Klärschlamm erzeugen. Zurzeit werden stattdessen überall
Monoverbrennungsanlagen geplant und genehmigt, weil ab 2022 der Klärschlamm
nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf. Hier wollen wir in den Kommunen
voran gehen. Langfristig ist der Abbrand von Holzresten zu Terra Preta/
Pflanzenkohle möglicher Weise sinnvoller als die Verfeuerung in Kaminen. Für die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit warm-feuchten Gegenden bietet Terra Preta
zudem das Potential großer Ertragssteigerungen auf ökologischem Wege.
Von Zeile 16 bis 18:
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 20402035, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Seit Jahren bekämpft die Große Koalition die Energiewende. Sie deckelt und
bremst den Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und schafft es
bis heute nicht, die Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und
Verkehrswende zu ermöglichen. Alleine im Jahr 2017 gingen 27.000 Arbeitsplätze
in der Windenergiebranche verloren - so viele Menschen, wie in der Kohlebranche
arbeiten. Dieses Jahr gingen jeden Freitag in ganz Deutschland Schüler*innen auf
die Straße um für eine bessere Klimapolitik zu streiken. Die Vertreter der
Großen Koalition sagen uns: ihr könnt wieder nach Hause gehen, wir haben
verstanden. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass in diesem Jahr der Ausbau
an Windkraftanlagen um 82% zusammengebrochen ist. Die Solarindustrie in
Deutschland ist schon unter Schwarz-Gelb zerstört worden - das gleiche Schicksal
soll nun offenbar die Windbranche ereilen. Und all das, während die Klimakrise
immer drängender wird, wo wir selbst in Deutschland jetzt schon Rekordürren
erleben. Unser Haus steht in Flammen und die Feuerwehr darf nicht löschen.
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis
spätestens 20402035, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for
Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Deutschland dabei noch ein Budget von 8mal den Emissionen des letzten Jahres
ausstoßen (ca. 7200 Mt CO2 äq). Wir wollen dieses Budget gesetzlich festlegen.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen Anträge einreichen, um diese Ziele zu verschärfen.
Niemand denkt an die Wärmewende
50% des deutschen Energiebedarfs fallen auf den Sektor Wärme. Gleichzeitig hat
der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in den letzten 7 Jahren
nur um 1% zugenommen. Nicht nur haben Heizungen und Gebäude sehr lange
Investitionszyklen, weshalb die Wärmewende schon jetzt in Angriff genommen
werden muss. Sie ist ebenso nötig, wenn wir bis 2025 aus der Kohle aussteigen
wollen. Denn Kohlekraftwerke produzieren Abwärme, die ersetzt werden muss.
Trotzdem verschenkt der Bund noch immer Geld für den Neubau von Öl- und
Gasheizungen – alle fossilen Subventionen müssen sofort beendet, und der Neubau
von fossilen Heizungen bis 2020 verboten werden. Der Ausbau von Power2Heat,
Solarthermie, Infrarotheizungen, Wasserstoff-BHKWs, Wasser- und Eisspeicher,
Wärmepumpen und Wärmenetzen für Fern- und Abwärme ist finanziell zu fördern und
für Neubau und Sanierung verpflichtend einzuführen. Holz darf dagegen nur noch
verfeuert werden, wenn es nicht mehr als Bau- und Werkstoff nutzbar ist. Wärme-
und Gasnetze müssen mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien betrieben
werden. Wenn der Bund hier seiner Verantwortung nicht nachkommt, können und
müssen die Länder und Kommunen mit Umlagen und Subventionen einspringen.
Die Quote der energetischen Sanierung von Häusern liegt bei 1% pro Jahr – nötig
sind aber 5%. Gebäude müssen mindestens auf Effizienzhaus-55-Standard gebaut
werden, öffentliche Gebäude am Besten als Triple-Zero-Häuser (0 Emissionen,
Energiebedarf, und Müll) oder mindestens als Effizienzhaus-70-Standard mit
nachhaltig angebautem Holz als Baustoff. Ansonsten ist die Wärmewende nicht zu
schaffen.
Treibhausgase brauchen einen Preis!
Wir wollen einen Preis auf alle Treibhausgase (THG), nicht nur CO2. Dieser
sollte zeitnah auf 180€/t CO2 äq steigen, auch wenn dies noch nicht den vollen
externen Kosten von 640€/t entspricht. Was wir also auf kurze Sicht fordern,
entspricht noch nicht einmal dem Idealbild einer ökologischen Marktwirtschaft.
Dazu gehört für uns auch eine Treibhausgas-Grenzausgleichssteuer damit auch
Importe den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Außerdem wollen wir alle
Wirtschaftsbereiche, inklusive der Landwirtschaft erfassen.
Solange der EU-Emissionshandel nicht ausreichend reformiert wird, soll
Deutschland mit einer THG-Steuer voran gehen. Wird der Emissionshandel
reformiert, ist es sinnvoll, Brennstoffe, Stickstoffdünger und andere
klimaschädliche Ressourcen mit einer entsprechenden Abgabe zu belegen, anstatt
diese auf emittierende Anlagen zu erheben. Auf diese Art und Weise ist es
technisch möglich, alle Verbraucher zu erfassen, weil die Durchsetzung der
Abgabe an zentralen Punkten erfolgen kann. Außerdem müssen die emittierbaren
Zertifikate an das Europa zustehende Budget im Sinne des 1,5-Grad-Ziels
angepasst werden. Die Löschung z.B. aufgrund von nationalen Klimaschutzmaßnahmen
überschüssiger Zertifikate sollte in Zukunft automatisiert erfolgen.
Zeitlich flexible Strompreise beziehen die Verbraucher ein
Bisher ist der Strompreis den ganzen Tag über der selbe. Da Wind- und
Sonnenstromproduktion aber schwanken, braucht es auch einen zeitlich
schwankenden Strompreis, um die Verbraucher in den Ausgleich der
Stromschwankungen einzubeziehen. Wir halten es dabei für sinnvoller, ein
Preissignal an die Verbraucher zu senden, die dann mit einem relativ einfachen
„Stupid Meter“ zeitlich flexibel Strom kaufen können. So kann z.B. ein Kühlhaus
bei niedrigen Strompreisen einen Eisblock auffrieren und dann bei hohen
Strompreisen abtauen. Das bidirektionale E-Auto lädt bei niedrigen Strompreisen
und kann bei hohen Strompreisen ins Netz zurückspeisen. Beim Smart Meter werden
dagegen erst einmal viel Daten erhoben und es ist nicht klar, wer, auf welche
Weise, was für Tarife erheben soll.
Es ist außerdem nötig, die staatlichen Abgaben und Steuern auf Strom, wie
Stromsteuer und Netzentgelte zeitlich zu flexibilisieren.
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe
Neben Strom sind Wasserstoff und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe (also
künstliches „Erdgas“, „Kerosin“ usw.) die zentrale Bausteine der Sektorkopplung.
Sie können eingesetzt werden, wenn Stromleitungen und Batterien technisch nicht
sinnvoll sind, und sie können eingesetzt werden wann immer Sonne und Wind kaum
Strom produzieren.
Es gibt keinen "Wegwerfstrom" - dreiviertel der Energie werden in Wärme und
Verkehr verbraucht. Nachdem sich die Bundesregierung jahrelang geweigert hat,
Überschussstrom für die Nutzung bei Wärme und Verkehr freizugeben hat sie dies
jetzt nur unter so strengen Auflagen ermöglicht, dass bisher kein einziges
Projekt umgesetzt wurde. Die Umwandlung in Wasserstoff ist nach wie vor gar
nicht möglich. Das müssen wir ändern, denn bsiher gilt: Windanlagen stehen nur
still, weil Berlin es so will.
Auch müsste Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien überall zumindest die gleichen
Förderkonditionen erhalten, wie Biomasse ohne Gülle. Immerhin ist etwa
Wasserstoff aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Schätzungen um 80%
flächeneffizienter, als Biomasse. Das betrifft auch den vorrangig zu
verfolgenden Ersatz der Wasserstoffproduktion aus Erdgas für den
Industriebedarf, bei der genau so viel CO2 anfällt, wie bei der Verbrennung von
Erdgas. Hier ist die gleiche Förderung von Erneuerbarem Wasserstoff wie von
Biomasse/EE-Wasserstoff im Stromsektor logisch und notwendig. Nötig ist es,
neben neuer Wasserstoffinfrastruktur und Innovationen etwa im Schiffsverkehr
bestehende Gasinfrastruktur zumindest bei Sanierungen immer gleichzeitig auf
sehr hohe Wasserstoffanteile auszulegen, etwa bei der gerade stattfindenden
Umrüstung von Gasnetzen in NRW, Niedersachsen, Hessen u.a. von L-Gas auf H-Gas-
Standard. Selbst bei derzeit verbauter Technik sind mehr als 5%
Wasserstoffanteil im Gasnetz möglich, wie ein Feldversuch in SH mit 10%
eindrücklich bewiesen hat (das technische Maximum liegt bei 15%). Schlussendlich
sollte auch eine Umstellung der Gasimporte auf EE-Wasserstoff bzw.
Kohlenwasserstoffe zumindest in Ansätzen begonnen werden, da dies allein aus
rechtlicher Sicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, dass bei Förderung, Speicherung und
Transport teilweise in die Atmosphäre entweicht und so zur Klimaüberhitzung
beiträgt. Von der Industrie unabhängige Messungen für die Höhe des
Methanschlupfs liegen nur für die USA vor und sind um ein Vielfaches höher, als
bisher behauptet. Die Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2,
etwa Methan, muss außerdem endlich mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013,
statt von 2007 berechnet werden! Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan
nach 100 Jahren das 34fache von CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20
Jahren beträgt allerdings noch 87. Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren
weltweit klimaneutral werden sollen, ist es aufgrund der Kipppunkte im
Klimasystem zweifelhaft, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Besonders hoch sind die Methanemissionen bei Frackinggas. Deshalb fordern wir
alle GRÜNEN dazu auf, den Neubau von LNG-Terminals zu verhindern, bis gesetzlich
der Import von Frackinggas verboten worden ist. Weitere Bedingungen sind aus
unserer Sicht:
umfassende, unabhängige und transparente Messung und größtmögliche
Reduktion des sogenannten Methanschlupfs.
Einstieg in den Import von klimaneutralen Kohlenwasserstoffen
Um klimaneutrale Kohlenwasserstoffe herzustellen gibt es zwei Wege: die Nutzung
von Biomasse und die Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoff bzw. CO2. Damit
dies klimaneutral und ökologisch verträglich geschieht bedarf es einiger
Bedingungen, die durch Standards sichergestellt werden müssen:
- der Flächenverbrauch der Biomasse darf nicht zu Ungunsten des Naturschutzes,
der Nutzung von Biomasse als Nahrung oder Bau- und Werkstoff gehen.
- der Anbau von Biomasse muss möglichst ohne Stickstoffdünger (klimaschädliche
Lachgasemissionen), geringem Phosphorverbrauch, usw. geschehen
- das verwendete C / CO2 muss klimaneutral oder irreduzibel und nicht sinnvoller
für den Aufbau von Kohlenstoffsenken (also Negativemissionen) verwendbar sein.
Im Fall von Biomasse können möglicher Weise entsprechende Formen der Algenzucht
entwickelt werden. Im Fall von synthetischen Kohlenwasserstoffen könnte Direct
Air Capture, also das Absaugen von CO2 aus der Luft, eine Lösung sein. Diese
Technologie verbraucht zurzeit aber noch deutlich zu viel Energie und ist auch
zu teuer. Irreduzibel ist etwa ein Teil der Emissionen aus der Zementproduktion.
Als weitere Quelle kommt das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse oder
synthetischen Kohlenwasserstoffen selbst in Frage, also ein
Kohlenstoffkreislauf. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Strombedarf für
die Rauchgasreinigung nicht zu den Zeiten anfallen darf, wo für dessen Deckung
die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen nötig wäre, weil Wind und Sonne gerade
mal auf sich warten lassen. Bis erwiesen ist, dass die kreislaufförmige Nutzung
von CO2 für eine bestimmte Anwendung möglich ist, ist es sinnvoller, hier auf
Batterie oder Wasserstoff zu setzen, weil die anderen Lösungen entweder
begrenzt, oder noch nicht reif sind. Das betrifft z.B. Schiffe, PKW und LKW,
aber evtl. auch dezentrale (Block-)Heizkraftwerke. Die Probleme bei der
Flüchtigkeit von Wasserstoff können durch die Bindung an einen Liquid Organic
Hydrogen Carrier (LOHC), ein ungiftiges Öl, als Transportmedium gelöst werden.
Alle genannten Technologien sind in ihrer Entwicklung und in Pilotprojekten zu
fördern.
Negativemissionen
Sogenannte Netto-Negativemissionen dienen als Argument um die notwendigen
Klimaschutzmaßnahmen herauszuzögern: man könne ja später noch CO2 aus der Luft
saugen oder das Klima künstlich verändern. Wetten auf technologische
Entwicklungen, die vielleicht noch kommen oder das Eingreifen in komplexe
Systeme, die wir nicht verstehen, halten wir für unverantwortlich! Damit wir auf
Nullemissionen kommen können, sind CO2-Senken allerdings durchaus ein wichtiger
Baustein. Die Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung und nachhaltig angebautes
Holz als Baustoff können bereits jetzt einen riesigen Beitrag leisten und haben
nach dem Schutz bestehender Wälder und Moore die oberste Priorität. Dafür muss
vielerorts die Bauordnung angepasst werden, außerdem braucht es verlässliche
Standards.
Geoengineering und Carbon Capture and Storage (CCS) in den Erdboden lehnen wir
dagegenn ab. Die Umwandlung von CO2 in Mineralien (Pilotprojekte in Island),
oder als sogenanntes Carbon Capture and Usage (CCU) in Feststoffe, entweder als
Bau- und Werkstoffe, als Dünger (Pflanzenkohle, Terra Preta), kann dann sinnvoll
sein, wenn die entstehenden Verbindungen langfristig stabil und die Klimabilanz
insgesamt neutral oder negativ sind. Terra Preta/ Pflanzenkohle sollte in die
Düngemittelverordnung aufgenommen werden. In Deutschland können wir diesemit
Pyrolyseanlagen aus Klärschlamm erzeugen. Zurzeit werden stattdessen überall
Monoverbrennungsanlagen geplant und genehmigt, weil ab 2022 der Klärschlamm
nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf. Hier wollen wir in den Kommunen
voran gehen. Langfristig ist der Abbrand von Holzresten zu Terra Preta/
Pflanzenkohle möglicher Weise sinnvoller als die Verfeuerung in Kaminen. Für die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit warm-feuchten Gegenden bietet Terra Preta
zudem das Potential großer Ertragssteigerungen auf ökologischem Wege.
Antragstext
Von Zeile 16 bis 18:
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Seit Jahren bekämpft die Große Koalition die Energiewende. Sie deckelt und
bremst den Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und schafft es
bis heute nicht, die Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und
Verkehrswende zu ermöglichen. Alleine im Jahr 2017 gingen 27.000 Arbeitsplätze
in der Windenergiebranche verloren - so viele Menschen, wie in der Kohlebranche
arbeiten. Dieses Jahr gingen jeden Freitag in ganz Deutschland Schüler*innen auf
die Straße um für eine bessere Klimapolitik zu streiken. Die Vertreter der
Großen Koalition sagen uns: ihr könnt wieder nach Hause gehen, wir haben
verstanden. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass in diesem Jahr der Ausbau
an Windkraftanlagen um 82% zusammengebrochen ist. Die Solarindustrie in
Deutschland ist schon unter Schwarz-Gelb zerstört worden - das gleiche Schicksal
soll nun offenbar die Windbranche ereilen. Und all das, während die Klimakrise
immer drängender wird, wo wir selbst in Deutschland jetzt schon Rekordürren
erleben. Unser Haus steht in Flammen und die Feuerwehr darf nicht löschen.
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis
spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for
Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Deutschland dabei noch ein Budget von 8mal den Emissionen des letzten Jahres
ausstoßen (ca. 7200 Mt CO2 äq). Wir wollen dieses Budget gesetzlich festlegen.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen Anträge einreichen, um diese Ziele zu verschärfen.
Niemand denkt an die Wärmewende
50% des deutschen Energiebedarfs fallen auf den Sektor Wärme. Gleichzeitig hat
der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in den letzten 7 Jahren
nur um 1% zugenommen. Nicht nur haben Heizungen und Gebäude sehr lange
Investitionszyklen, weshalb die Wärmewende schon jetzt in Angriff genommen
werden muss. Sie ist ebenso nötig, wenn wir bis 2025 aus der Kohle aussteigen
wollen. Denn Kohlekraftwerke produzieren Abwärme, die ersetzt werden muss.
Trotzdem verschenkt der Bund noch immer Geld für den Neubau von Öl- und
Gasheizungen – alle fossilen Subventionen müssen sofort beendet, und der Neubau
von fossilen Heizungen bis 2020 verboten werden. Der Ausbau von Power2Heat,
Solarthermie, Infrarotheizungen, Wasserstoff-BHKWs, Wasser- und Eisspeicher,
Wärmepumpen und Wärmenetzen für Fern- und Abwärme ist finanziell zu fördern und
für Neubau und Sanierung verpflichtend einzuführen. Holz darf dagegen nur noch
verfeuert werden, wenn es nicht mehr als Bau- und Werkstoff nutzbar ist. Wärme-
und Gasnetze müssen mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien betrieben
werden. Wenn der Bund hier seiner Verantwortung nicht nachkommt, können und
müssen die Länder und Kommunen mit Umlagen und Subventionen einspringen.
Die Quote der energetischen Sanierung von Häusern liegt bei 1% pro Jahr – nötig
sind aber 5%. Gebäude müssen mindestens auf Effizienzhaus-55-Standard gebaut
werden, öffentliche Gebäude am Besten als Triple-Zero-Häuser (0 Emissionen,
Energiebedarf, und Müll) oder mindestens als Effizienzhaus-70-Standard mit
nachhaltig angebautem Holz als Baustoff. Ansonsten ist die Wärmewende nicht zu
schaffen.
Treibhausgase brauchen einen Preis!
Wir wollen einen Preis auf alle Treibhausgase (THG), nicht nur CO2. Dieser
sollte zeitnah auf 180€/t CO2 äq steigen, auch wenn dies noch nicht den vollen
externen Kosten von 640€/t entspricht. Was wir also auf kurze Sicht fordern,
entspricht noch nicht einmal dem Idealbild einer ökologischen Marktwirtschaft.
Dazu gehört für uns auch eine Treibhausgas-Grenzausgleichssteuer damit auch
Importe den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Außerdem wollen wir alle
Wirtschaftsbereiche, inklusive der Landwirtschaft erfassen.
Solange der EU-Emissionshandel nicht ausreichend reformiert wird, soll
Deutschland mit einer THG-Steuer voran gehen. Wird der Emissionshandel
reformiert, ist es sinnvoll, Brennstoffe, Stickstoffdünger und andere
klimaschädliche Ressourcen mit einer entsprechenden Abgabe zu belegen, anstatt
diese auf emittierende Anlagen zu erheben. Auf diese Art und Weise ist es
technisch möglich, alle Verbraucher zu erfassen, weil die Durchsetzung der
Abgabe an zentralen Punkten erfolgen kann. Außerdem müssen die emittierbaren
Zertifikate an das Europa zustehende Budget im Sinne des 1,5-Grad-Ziels
angepasst werden. Die Löschung z.B. aufgrund von nationalen Klimaschutzmaßnahmen
überschüssiger Zertifikate sollte in Zukunft automatisiert erfolgen.
Zeitlich flexible Strompreise beziehen die Verbraucher ein
Bisher ist der Strompreis den ganzen Tag über der selbe. Da Wind- und
Sonnenstromproduktion aber schwanken, braucht es auch einen zeitlich
schwankenden Strompreis, um die Verbraucher in den Ausgleich der
Stromschwankungen einzubeziehen. Wir halten es dabei für sinnvoller, ein
Preissignal an die Verbraucher zu senden, die dann mit einem relativ einfachen
„Stupid Meter“ zeitlich flexibel Strom kaufen können. So kann z.B. ein Kühlhaus
bei niedrigen Strompreisen einen Eisblock auffrieren und dann bei hohen
Strompreisen abtauen. Das bidirektionale E-Auto lädt bei niedrigen Strompreisen
und kann bei hohen Strompreisen ins Netz zurückspeisen. Beim Smart Meter werden
dagegen erst einmal viel Daten erhoben und es ist nicht klar, wer, auf welche
Weise, was für Tarife erheben soll.
Es ist außerdem nötig, die staatlichen Abgaben und Steuern auf Strom, wie
Stromsteuer und Netzentgelte zeitlich zu flexibilisieren.
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe
Neben Strom sind Wasserstoff und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe (also
künstliches „Erdgas“, „Kerosin“ usw.) die zentrale Bausteine der Sektorkopplung.
Sie können eingesetzt werden, wenn Stromleitungen und Batterien technisch nicht
sinnvoll sind, und sie können eingesetzt werden wann immer Sonne und Wind kaum
Strom produzieren.
Es gibt keinen "Wegwerfstrom" - dreiviertel der Energie werden in Wärme und
Verkehr verbraucht. Nachdem sich die Bundesregierung jahrelang geweigert hat,
Überschussstrom für die Nutzung bei Wärme und Verkehr freizugeben hat sie dies
jetzt nur unter so strengen Auflagen ermöglicht, dass bisher kein einziges
Projekt umgesetzt wurde. Die Umwandlung in Wasserstoff ist nach wie vor gar
nicht möglich. Das müssen wir ändern, denn bsiher gilt: Windanlagen stehen nur
still, weil Berlin es so will.
Auch müsste Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien überall zumindest die gleichen
Förderkonditionen erhalten, wie Biomasse ohne Gülle. Immerhin ist etwa
Wasserstoff aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Schätzungen um 80%
flächeneffizienter, als Biomasse. Das betrifft auch den vorrangig zu
verfolgenden Ersatz der Wasserstoffproduktion aus Erdgas für den
Industriebedarf, bei der genau so viel CO2 anfällt, wie bei der Verbrennung von
Erdgas. Hier ist die gleiche Förderung von Erneuerbarem Wasserstoff wie von
Biomasse/EE-Wasserstoff im Stromsektor logisch und notwendig. Nötig ist es,
neben neuer Wasserstoffinfrastruktur und Innovationen etwa im Schiffsverkehr
bestehende Gasinfrastruktur zumindest bei Sanierungen immer gleichzeitig auf
sehr hohe Wasserstoffanteile auszulegen, etwa bei der gerade stattfindenden
Umrüstung von Gasnetzen in NRW, Niedersachsen, Hessen u.a. von L-Gas auf H-Gas-
Standard. Selbst bei derzeit verbauter Technik sind mehr als 5%
Wasserstoffanteil im Gasnetz möglich, wie ein Feldversuch in SH mit 10%
eindrücklich bewiesen hat (das technische Maximum liegt bei 15%). Schlussendlich
sollte auch eine Umstellung der Gasimporte auf EE-Wasserstoff bzw.
Kohlenwasserstoffe zumindest in Ansätzen begonnen werden, da dies allein aus
rechtlicher Sicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, dass bei Förderung, Speicherung und
Transport teilweise in die Atmosphäre entweicht und so zur Klimaüberhitzung
beiträgt. Von der Industrie unabhängige Messungen für die Höhe des
Methanschlupfs liegen nur für die USA vor und sind um ein Vielfaches höher, als
bisher behauptet. Die Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2,
etwa Methan, muss außerdem endlich mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013,
statt von 2007 berechnet werden! Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan
nach 100 Jahren das 34fache von CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20
Jahren beträgt allerdings noch 87. Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren
weltweit klimaneutral werden sollen, ist es aufgrund der Kipppunkte im
Klimasystem zweifelhaft, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Besonders hoch sind die Methanemissionen bei Frackinggas. Deshalb fordern wir
alle GRÜNEN dazu auf, den Neubau von LNG-Terminals zu verhindern, bis gesetzlich
der Import von Frackinggas verboten worden ist. Weitere Bedingungen sind aus
unserer Sicht:
umfassende, unabhängige und transparente Messung und größtmögliche
Reduktion des sogenannten Methanschlupfs.
Einstieg in den Import von klimaneutralen Kohlenwasserstoffen
Um klimaneutrale Kohlenwasserstoffe herzustellen gibt es zwei Wege: die Nutzung
von Biomasse und die Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoff bzw. CO2. Damit
dies klimaneutral und ökologisch verträglich geschieht bedarf es einiger
Bedingungen, die durch Standards sichergestellt werden müssen:
- der Flächenverbrauch der Biomasse darf nicht zu Ungunsten des Naturschutzes,
der Nutzung von Biomasse als Nahrung oder Bau- und Werkstoff gehen.
- der Anbau von Biomasse muss möglichst ohne Stickstoffdünger (klimaschädliche
Lachgasemissionen), geringem Phosphorverbrauch, usw. geschehen
- das verwendete C / CO2 muss klimaneutral oder irreduzibel und nicht sinnvoller
für den Aufbau von Kohlenstoffsenken (also Negativemissionen) verwendbar sein.
Im Fall von Biomasse können möglicher Weise entsprechende Formen der Algenzucht
entwickelt werden. Im Fall von synthetischen Kohlenwasserstoffen könnte Direct
Air Capture, also das Absaugen von CO2 aus der Luft, eine Lösung sein. Diese
Technologie verbraucht zurzeit aber noch deutlich zu viel Energie und ist auch
zu teuer. Irreduzibel ist etwa ein Teil der Emissionen aus der Zementproduktion.
Als weitere Quelle kommt das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse oder
synthetischen Kohlenwasserstoffen selbst in Frage, also ein
Kohlenstoffkreislauf. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Strombedarf für
die Rauchgasreinigung nicht zu den Zeiten anfallen darf, wo für dessen Deckung
die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen nötig wäre, weil Wind und Sonne gerade
mal auf sich warten lassen. Bis erwiesen ist, dass die kreislaufförmige Nutzung
von CO2 für eine bestimmte Anwendung möglich ist, ist es sinnvoller, hier auf
Batterie oder Wasserstoff zu setzen, weil die anderen Lösungen entweder
begrenzt, oder noch nicht reif sind. Das betrifft z.B. Schiffe, PKW und LKW,
aber evtl. auch dezentrale (Block-)Heizkraftwerke. Die Probleme bei der
Flüchtigkeit von Wasserstoff können durch die Bindung an einen Liquid Organic
Hydrogen Carrier (LOHC), ein ungiftiges Öl, als Transportmedium gelöst werden.
Alle genannten Technologien sind in ihrer Entwicklung und in Pilotprojekten zu
fördern.
Negativemissionen
Sogenannte Netto-Negativemissionen dienen als Argument um die notwendigen
Klimaschutzmaßnahmen herauszuzögern: man könne ja später noch CO2 aus der Luft
saugen oder das Klima künstlich verändern. Wetten auf technologische
Entwicklungen, die vielleicht noch kommen oder das Eingreifen in komplexe
Systeme, die wir nicht verstehen, halten wir für unverantwortlich! Damit wir auf
Nullemissionen kommen können, sind CO2-Senken allerdings durchaus ein wichtiger
Baustein. Die Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung und nachhaltig angebautes
Holz als Baustoff können bereits jetzt einen riesigen Beitrag leisten und haben
nach dem Schutz bestehender Wälder und Moore die oberste Priorität. Dafür muss
vielerorts die Bauordnung angepasst werden, außerdem braucht es verlässliche
Standards.
Geoengineering und Carbon Capture and Storage (CCS) in den Erdboden lehnen wir
dagegenn ab. Die Umwandlung von CO2 in Mineralien (Pilotprojekte in Island),
oder als sogenanntes Carbon Capture and Usage (CCU) in Feststoffe, entweder als
Bau- und Werkstoffe, als Dünger (Pflanzenkohle, Terra Preta), kann dann sinnvoll
sein, wenn die entstehenden Verbindungen langfristig stabil und die Klimabilanz
insgesamt neutral oder negativ sind. Terra Preta/ Pflanzenkohle sollte in die
Düngemittelverordnung aufgenommen werden. In Deutschland können wir diesemit
Pyrolyseanlagen aus Klärschlamm erzeugen. Zurzeit werden stattdessen überall
Monoverbrennungsanlagen geplant und genehmigt, weil ab 2022 der Klärschlamm
nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf. Hier wollen wir in den Kommunen
voran gehen. Langfristig ist der Abbrand von Holzresten zu Terra Preta/
Pflanzenkohle möglicher Weise sinnvoller als die Verfeuerung in Kaminen. Für die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit warm-feuchten Gegenden bietet Terra Preta
zudem das Potential großer Ertragssteigerungen auf ökologischem Wege.
Von Zeile 16 bis 18:
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Klimaziele müssen endlich an den Pariser Klimavertrag angepasst werden
Seit Jahren bekämpft die Große Koalition die Energiewende. Sie deckelt und
bremst den Ausbau Erneuerbarer Energien im Strombereich massiv, und schafft es
bis heute nicht, die Nutzung von Überschussstrom für die Wärme- und
Verkehrswende zu ermöglichen. Alleine im Jahr 2017 gingen 27.000 Arbeitsplätze
in der Windenergiebranche verloren - so viele Menschen, wie in der Kohlebranche
arbeiten. Dieses Jahr gingen jeden Freitag in ganz Deutschland Schüler*innen auf
die Straße um für eine bessere Klimapolitik zu streiken. Die Vertreter der
Großen Koalition sagen uns: ihr könnt wieder nach Hause gehen, wir haben
verstanden. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass in diesem Jahr der Ausbau
an Windkraftanlagen um 82% zusammengebrochen ist. Die Solarindustrie in
Deutschland ist schon unter Schwarz-Gelb zerstört worden - das gleiche Schicksal
soll nun offenbar die Windbranche ereilen. Und all das, während die Klimakrise
immer drängender wird, wo wir selbst in Deutschland jetzt schon Rekordürren
erleben. Unser Haus steht in Flammen und die Feuerwehr darf nicht löschen.
Wir fordern dagegen: 100 % Erneuerbare Energien bei Strom, Wärme und Verkehr bis
spätestens 20402030, in Deutschland und Europa. Nach den Forderungen von Fridays for
Future und den Berechnungen des Klimawissenschaftlers Prof. Rahmstorf darf
Deutschland dabei noch ein Budget von 8mal den Emissionen des letzten Jahres
ausstoßen (ca. 7200 Mt CO2 äq). Wir wollen dieses Budget gesetzlich festlegen.
Dementsprechend halten wir auch die derzeitigen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen,
in Deutschland mit allen Sektoren außer dem Strom, und in Europa generell erst
2050 klimaneutral zu werden, für unzureichend. Wir werden in Bund, Ländern und
Kommunen Anträge einreichen, um diese Ziele zu verschärfen.
Niemand denkt an die Wärmewende
50% des deutschen Energiebedarfs fallen auf den Sektor Wärme. Gleichzeitig hat
der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in den letzten 7 Jahren
nur um 1% zugenommen. Nicht nur haben Heizungen und Gebäude sehr lange
Investitionszyklen, weshalb die Wärmewende schon jetzt in Angriff genommen
werden muss. Sie ist ebenso nötig, wenn wir bis 2025 aus der Kohle aussteigen
wollen. Denn Kohlekraftwerke produzieren Abwärme, die ersetzt werden muss.
Trotzdem verschenkt der Bund noch immer Geld für den Neubau von Öl- und
Gasheizungen – alle fossilen Subventionen müssen sofort beendet, und der Neubau
von fossilen Heizungen bis 2020 verboten werden. Der Ausbau von Power2Heat,
Solarthermie, Infrarotheizungen, Wasserstoff-BHKWs, Wasser- und Eisspeicher,
Wärmepumpen und Wärmenetzen für Fern- und Abwärme ist finanziell zu fördern und
für Neubau und Sanierung verpflichtend einzuführen. Holz darf dagegen nur noch
verfeuert werden, wenn es nicht mehr als Bau- und Werkstoff nutzbar ist. Wärme-
und Gasnetze müssen mit steigenden Anteilen erneuerbarer Energien betrieben
werden. Wenn der Bund hier seiner Verantwortung nicht nachkommt, können und
müssen die Länder und Kommunen mit Umlagen und Subventionen einspringen.
Die Quote der energetischen Sanierung von Häusern liegt bei 1% pro Jahr – nötig
sind aber 5%. Gebäude müssen mindestens auf Effizienzhaus-55-Standard gebaut
werden, öffentliche Gebäude am Besten als Triple-Zero-Häuser (0 Emissionen,
Energiebedarf, und Müll) oder mindestens als Effizienzhaus-70-Standard mit
nachhaltig angebautem Holz als Baustoff. Ansonsten ist die Wärmewende nicht zu
schaffen.
Treibhausgase brauchen einen Preis!
Wir wollen einen Preis auf alle Treibhausgase (THG), nicht nur CO2. Dieser
sollte zeitnah auf 180€/t CO2 äq steigen, auch wenn dies noch nicht den vollen
externen Kosten von 640€/t entspricht. Was wir also auf kurze Sicht fordern,
entspricht noch nicht einmal dem Idealbild einer ökologischen Marktwirtschaft.
Dazu gehört für uns auch eine Treibhausgas-Grenzausgleichssteuer damit auch
Importe den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Außerdem wollen wir alle
Wirtschaftsbereiche, inklusive der Landwirtschaft erfassen.
Solange der EU-Emissionshandel nicht ausreichend reformiert wird, soll
Deutschland mit einer THG-Steuer voran gehen. Wird der Emissionshandel
reformiert, ist es sinnvoll, Brennstoffe, Stickstoffdünger und andere
klimaschädliche Ressourcen mit einer entsprechenden Abgabe zu belegen, anstatt
diese auf emittierende Anlagen zu erheben. Auf diese Art und Weise ist es
technisch möglich, alle Verbraucher zu erfassen, weil die Durchsetzung der
Abgabe an zentralen Punkten erfolgen kann. Außerdem müssen die emittierbaren
Zertifikate an das Europa zustehende Budget im Sinne des 1,5-Grad-Ziels
angepasst werden. Die Löschung z.B. aufgrund von nationalen Klimaschutzmaßnahmen
überschüssiger Zertifikate sollte in Zukunft automatisiert erfolgen.
Zeitlich flexible Strompreise beziehen die Verbraucher ein
Bisher ist der Strompreis den ganzen Tag über der selbe. Da Wind- und
Sonnenstromproduktion aber schwanken, braucht es auch einen zeitlich
schwankenden Strompreis, um die Verbraucher in den Ausgleich der
Stromschwankungen einzubeziehen. Wir halten es dabei für sinnvoller, ein
Preissignal an die Verbraucher zu senden, die dann mit einem relativ einfachen
„Stupid Meter“ zeitlich flexibel Strom kaufen können. So kann z.B. ein Kühlhaus
bei niedrigen Strompreisen einen Eisblock auffrieren und dann bei hohen
Strompreisen abtauen. Das bidirektionale E-Auto lädt bei niedrigen Strompreisen
und kann bei hohen Strompreisen ins Netz zurückspeisen. Beim Smart Meter werden
dagegen erst einmal viel Daten erhoben und es ist nicht klar, wer, auf welche
Weise, was für Tarife erheben soll.
Es ist außerdem nötig, die staatlichen Abgaben und Steuern auf Strom, wie
Stromsteuer und Netzentgelte zeitlich zu flexibilisieren.
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe
Neben Strom sind Wasserstoff und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe (also
künstliches „Erdgas“, „Kerosin“ usw.) die zentrale Bausteine der Sektorkopplung.
Sie können eingesetzt werden, wenn Stromleitungen und Batterien technisch nicht
sinnvoll sind, und sie können eingesetzt werden wann immer Sonne und Wind kaum
Strom produzieren.
Es gibt keinen "Wegwerfstrom" - dreiviertel der Energie werden in Wärme und
Verkehr verbraucht. Nachdem sich die Bundesregierung jahrelang geweigert hat,
Überschussstrom für die Nutzung bei Wärme und Verkehr freizugeben hat sie dies
jetzt nur unter so strengen Auflagen ermöglicht, dass bisher kein einziges
Projekt umgesetzt wurde. Die Umwandlung in Wasserstoff ist nach wie vor gar
nicht möglich. Das müssen wir ändern, denn bsiher gilt: Windanlagen stehen nur
still, weil Berlin es so will.
Auch müsste Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien überall zumindest die gleichen
Förderkonditionen erhalten, wie Biomasse ohne Gülle. Immerhin ist etwa
Wasserstoff aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Schätzungen um 80%
flächeneffizienter, als Biomasse. Das betrifft auch den vorrangig zu
verfolgenden Ersatz der Wasserstoffproduktion aus Erdgas für den
Industriebedarf, bei der genau so viel CO2 anfällt, wie bei der Verbrennung von
Erdgas. Hier ist die gleiche Förderung von Erneuerbarem Wasserstoff wie von
Biomasse/EE-Wasserstoff im Stromsektor logisch und notwendig. Nötig ist es,
neben neuer Wasserstoffinfrastruktur und Innovationen etwa im Schiffsverkehr
bestehende Gasinfrastruktur zumindest bei Sanierungen immer gleichzeitig auf
sehr hohe Wasserstoffanteile auszulegen, etwa bei der gerade stattfindenden
Umrüstung von Gasnetzen in NRW, Niedersachsen, Hessen u.a. von L-Gas auf H-Gas-
Standard. Selbst bei derzeit verbauter Technik sind mehr als 5%
Wasserstoffanteil im Gasnetz möglich, wie ein Feldversuch in SH mit 10%
eindrücklich bewiesen hat (das technische Maximum liegt bei 15%). Schlussendlich
sollte auch eine Umstellung der Gasimporte auf EE-Wasserstoff bzw.
Kohlenwasserstoffe zumindest in Ansätzen begonnen werden, da dies allein aus
rechtlicher Sicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, dass bei Förderung, Speicherung und
Transport teilweise in die Atmosphäre entweicht und so zur Klimaüberhitzung
beiträgt. Von der Industrie unabhängige Messungen für die Höhe des
Methanschlupfs liegen nur für die USA vor und sind um ein Vielfaches höher, als
bisher behauptet. Die Klimaschädlichkeit von anderen Treibhausgasen als CO2,
etwa Methan, muss außerdem endlich mit den aktuellen Werten des IPCC von 2013,
statt von 2007 berechnet werden! Dann beträgt die Klimaschädlichkeit von Methan
nach 100 Jahren das 34fache von CO2, statt nur das 25fache. Der Wert nach 20
Jahren beträgt allerdings noch 87. Wenn wir in den nächsten 12-32 Jahren
weltweit klimaneutral werden sollen, ist es aufgrund der Kipppunkte im
Klimasystem zweifelhaft, ausschließlich den 100 Jahres-Wert zur Berechnung zu
verwenden.
Besonders hoch sind die Methanemissionen bei Frackinggas. Deshalb fordern wir
alle GRÜNEN dazu auf, den Neubau von LNG-Terminals zu verhindern, bis gesetzlich
der Import von Frackinggas verboten worden ist. Weitere Bedingungen sind aus
unserer Sicht:
umfassende, unabhängige und transparente Messung und größtmögliche
Reduktion des sogenannten Methanschlupfs.
Einstieg in den Import von klimaneutralen Kohlenwasserstoffen
Um klimaneutrale Kohlenwasserstoffe herzustellen gibt es zwei Wege: die Nutzung
von Biomasse und die Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoff bzw. CO2. Damit
dies klimaneutral und ökologisch verträglich geschieht bedarf es einiger
Bedingungen, die durch Standards sichergestellt werden müssen:
- der Flächenverbrauch der Biomasse darf nicht zu Ungunsten des Naturschutzes,
der Nutzung von Biomasse als Nahrung oder Bau- und Werkstoff gehen.
- der Anbau von Biomasse muss möglichst ohne Stickstoffdünger (klimaschädliche
Lachgasemissionen), geringem Phosphorverbrauch, usw. geschehen
- das verwendete C / CO2 muss klimaneutral oder irreduzibel und nicht sinnvoller
für den Aufbau von Kohlenstoffsenken (also Negativemissionen) verwendbar sein.
Im Fall von Biomasse können möglicher Weise entsprechende Formen der Algenzucht
entwickelt werden. Im Fall von synthetischen Kohlenwasserstoffen könnte Direct
Air Capture, also das Absaugen von CO2 aus der Luft, eine Lösung sein. Diese
Technologie verbraucht zurzeit aber noch deutlich zu viel Energie und ist auch
zu teuer. Irreduzibel ist etwa ein Teil der Emissionen aus der Zementproduktion.
Als weitere Quelle kommt das CO2 aus der Verbrennung von Biomasse oder
synthetischen Kohlenwasserstoffen selbst in Frage, also ein
Kohlenstoffkreislauf. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Strombedarf für
die Rauchgasreinigung nicht zu den Zeiten anfallen darf, wo für dessen Deckung
die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen nötig wäre, weil Wind und Sonne gerade
mal auf sich warten lassen. Bis erwiesen ist, dass die kreislaufförmige Nutzung
von CO2 für eine bestimmte Anwendung möglich ist, ist es sinnvoller, hier auf
Batterie oder Wasserstoff zu setzen, weil die anderen Lösungen entweder
begrenzt, oder noch nicht reif sind. Das betrifft z.B. Schiffe, PKW und LKW,
aber evtl. auch dezentrale (Block-)Heizkraftwerke. Die Probleme bei der
Flüchtigkeit von Wasserstoff können durch die Bindung an einen Liquid Organic
Hydrogen Carrier (LOHC), ein ungiftiges Öl, als Transportmedium gelöst werden.
Alle genannten Technologien sind in ihrer Entwicklung und in Pilotprojekten zu
fördern.
Negativemissionen
Sogenannte Netto-Negativemissionen dienen als Argument um die notwendigen
Klimaschutzmaßnahmen herauszuzögern: man könne ja später noch CO2 aus der Luft
saugen oder das Klima künstlich verändern. Wetten auf technologische
Entwicklungen, die vielleicht noch kommen oder das Eingreifen in komplexe
Systeme, die wir nicht verstehen, halten wir für unverantwortlich! Damit wir auf
Nullemissionen kommen können, sind CO2-Senken allerdings durchaus ein wichtiger
Baustein. Die Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung und nachhaltig angebautes
Holz als Baustoff können bereits jetzt einen riesigen Beitrag leisten und haben
nach dem Schutz bestehender Wälder und Moore die oberste Priorität. Dafür muss
vielerorts die Bauordnung angepasst werden, außerdem braucht es verlässliche
Standards.
Geoengineering und Carbon Capture and Storage (CCS) in den Erdboden lehnen wir
dagegenn ab. Die Umwandlung von CO2 in Mineralien (Pilotprojekte in Island),
oder als sogenanntes Carbon Capture and Usage (CCU) in Feststoffe, entweder als
Bau- und Werkstoffe, als Dünger (Pflanzenkohle, Terra Preta), kann dann sinnvoll
sein, wenn die entstehenden Verbindungen langfristig stabil und die Klimabilanz
insgesamt neutral oder negativ sind. Terra Preta/ Pflanzenkohle sollte in die
Düngemittelverordnung aufgenommen werden. In Deutschland können wir diesemit
Pyrolyseanlagen aus Klärschlamm erzeugen. Zurzeit werden stattdessen überall
Monoverbrennungsanlagen geplant und genehmigt, weil ab 2022 der Klärschlamm
nicht mehr auf die Felder gekippt werden darf. Hier wollen wir in den Kommunen
voran gehen. Langfristig ist der Abbrand von Holzresten zu Terra Preta/
Pflanzenkohle möglicher Weise sinnvoller als die Verfeuerung in Kaminen. Für die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit warm-feuchten Gegenden bietet Terra Preta
zudem das Potential großer Ertragssteigerungen auf ökologischem Wege.