Veranstaltung: | 51. Bundeskongress der GRÜNEN JUGEND |
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Tagesordnungspunkt: | 0 Beschlüsse |
Antragsteller*in: | MItgliederversammlung (dort beschlossen am: 17.11.2018) |
Status: | Angenommen |
Beschlossen am: | 17.11.2018 |
Eingereicht: | 21.04.2019, 16:10 |
Antragshistorie: | Version 1 |
V3-B: Meer rett‘ ich!
Antragstext
Die Ozeane bedecken 71% der Erdoberfläche, aber der Meeresboden ist weniger
erforscht als die Oberfläche des Mondes. Dabei übernehmen Meere für den Menschen
sehr wichtige Funktionen: Sie regulieren unser Klima, indem sie überschüssige
Wärme und CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, die unsere Erde sonst schneller und
stärker erhitzen würde. Zudem wurde jedes zweite Sauerstoffmolekül, das wir
atmen von Algen produziert. Meere bieten außerdem ein Nahrungs- und
Erholungsangebot für den Menschen. Die Meere sind also von großer Bedeutung für
uns. Gleichzeitig sind die Meere und ihre Organismen global extrem gefährdet
durch die Klimakrise, Überfischung und der Verschmutzung durch Müll, Chemikalien
und Lärm. Bisher sind nur 4% der Hohen See Meeresschutzgebiete, dies ist aber
viel zu wenig, um die Biodiversität in diesen Gebieten zu erhalten und zu
schützen.
Die deutsche Nordsee
Die Nordsee in Deutschland ist Lebensraum für viele verschiedene Lebewesen. Hier
(und auch in der Ostsee) kommt die einzige deutsche Walart vor, der Schweinswal.
Er ist durch die Stellnetzfischerei gefährdet, da sich die Wale verheddern und
dabei ersticken können. Zudem stellt Lärm durch Schiffe und die Errichtung von
Offshore-Windparks eine zusätzliche Bedrohung für den Schweinswal dar.
Das Watt, dass sich an der deutschen Nordseeküste lang erstreckt, wurde 2009 zum
UNESCO Weltnaturerbe ernannt und ist ein besonders schützenswerter Lebensraum.
Im Watt herrscht eine hohe Biomasseproduktion und hohe Biodiversität. Dadurch
leben viele Lebewesen im Wattboden und auf dem Meeresboden. Die
Schleppnetzfischerei, die die Fischerei zum Fang von Krabben einsetzt, erzeugt
einen hohen Beifang, dadurch, dass nicht nur die am Boden lebenden Garnelen
gefangen werden, sondern auch viele andere Lebewesen.
Außerdem werden vor Sylt Sandvorspülugen aus Küstenschutzmaßnahme durchgeführt,
bei denen Sand vor der Küste aufgesaugt und an den Strand gespült wird, dabei
werden die Lebewesen im Watt regelrecht begraben und sterben meist ab. Das
Ökosystem kann sich meist nach einiger Zeit wieder erholen, jedoch wird es
kritisch, wenn die Abstände zwischen den Vorspülungen immer kürzer werden und
das Ökosystem weniger Zeit hat sich zu erholen.
In der Nordsee befindet sich die Ölplattform Mittelplate. Sie wurde vor der
Gründung des Nationalparks Wattenmeer und der Ernennung zum UNESCO Weltnaturerbe
errichtet und genießt somit Bestandsschutz. Sie ist aus dem UNESCO
Weltnaturerbegebiet ausgechnitten, genauso wie eine weitere Stelle an der
Probebohrungen geplant sind. Die Mittelplate würde jedoch bei einem Unfall durch
das Freisetzen von Öl extreme Schäden im Wattenmeer anrichten. Vor der
Mitteplate liegt eine Sandbank auf der jährlich große Küstenvögelpopulationen
mausern und für diese Zeit flugunfähig sind, würde sich zu dieser Zeit im Jahr
eine Ölkatastrophe ereignen, würde eine Großzahl der Vögeln sterben und die
Populationen wären dadurch stark gefährdet.
Die Grüne Jugend fordert, dass neue Technologien wie leichte Elektroschocks, die
die Garnelen hochschrecken lassen und sie so leichter ohne Beifang gefischt
werden können, verpflichtend in der Krabbenfischerei einzusetzen. Zudem fordern
wir die Sandvorspülungen nur so selten wie möglich durchzuführen und weiter zu
erforschen, welche Folgen sie für das Ökosystem vor Ort haben. Wir fordern
zudem, dass keine Probebohrungen in der Nordsee durchgeführt werden und keine
weitere Ölbohrinsel erbaut wird. Zudem fordern wir einen zeitnahen Ausstieg aus
den fossilen Brennstoffen und einen sofortigen Bohrstopp auf der Mittelplate in
der deutschen Nordsee.
Meere Weltweit
Ozeanversauerung und Temperaturanstieg
Dadurch, dass die Ozeane überschüssige Wärme und CO2 aus der Atmosphäre
aufnehmen, hat die Klimakrise auch extreme Folgen für das Leben in den Meeren:
Die Klimakrise führt zu einem Temperaturanstieg in den Meeren von 0,13°C pro
Jahrzent in den letzten hundert Jahren und Forscher*innen gehen von 1-4°C
Meerestemperaturanstieg bis 2100 aus. Zudem ist der pH-Wert in den Meeren bisher
um 0,1 Einheiten zurückgegangen und wird wahrscheinlich, so Forscher*innen, bis
2100 um weitere 0,3 bis 0,4 Einheiten sinken (das bedeutet das Meeerwasser wird
saurer). Dies hört sich zunächst nicht so dramatisch an, da aber die Tier- und
Pflanzenwelt sehr stark an ihren Lebensraum angepasst ist, haben schon die
kleinsten Veränderungen starken Einfluss auf ihre Populationen. Der
Temperaturanstieg in den Meeren führt zu erhöhten Sterberaten, extremen
Migrationsbewegungen mancher Arten und dem Verlust von Brutstätten. Die Folgen
der Versauerung der Meere ist gravierend, da sie die lebenswichtige Kalkbildung
der Lebewesen, wie Muscheln, Korallen oder Seeigel stark beinträchtigt. Dies
führt zu teils unumkehrbarem Verlust von Biodiversität und Veränderungen von
Ökosystemen. Das genaue Ausmaß dieser Veränderungen ist meist noch nicht genau
abschätzbar, da wir zu wenig über den Lebensraum wissen.
Daher fordert die Grüne Jugend die Ursachen des menschengemachten
Temperaturanstiegs der Atmosphäre und somit der Ozeane und den Ausstoß von CO2
sofort zu reduzieren und die Klimakrise zu bekämpfen.
Fischerei
Die globale Überfischung hat gravierende Folgen für das Ökosystem der Meere.
Durch die Überfischung der Meere kommt es zu extremen Reduzierungen von
Fischpopulationen bis hin zum Aussterben einiger Fischarten und damit zu
unumkehrbaren Folgen für ganze Ökosysteme. Vor allem wenn noch nicht
geschlechtsreife Fische gefischt werden, die sich bisher noch nicht vermehren
konnten, werden die Populationen stark bedroht.
Zudem kommt es wahrscheinlich durch die Überfischung zu Massenvermehrungen von
Quallen, da Fische ihre natürlichen Fressfeinde sind. Dies hat nicht nur
Auswirkungen auf das Ökosystem, sondern auch auf die Fischerei und auf den
Tourismus an beliebten Badeorten. Durch die Klimakrise wird dieser Prozess noch
zusätzlich verschärft, da durch eine erhöhte Meerestemperatur der
Sauerstoffgehalt abnimmt und Quallen niedrigere Sauerstoffkonzentrationen besser
ertragen im Gegensatz zu anderen Lebewesen wie Fische.
Aquakulturen stellen leider meiste keine gute Alternative zum wilden Fischfang
dar, da meist Raubfische in Aquakulturen gehalten werden und somit Fischmehl aus
wildem Fischfang zur Fütterung verwendet wird. Zudem werden in Aquakulturen
meist große Mengen an Nährstoffen und Medikamenten eingesetzt, die das Ökosystem
vor Ort stark beeinflussen.
Daher fordert die Grüne Jugend, dass Fischfangquoten eingehalten und stenger
kontrolliert und bei Verstoß bestraft werden. Zudem sollen Mindestgrößen erhöht
werden, damit nur die geschlechtsreifen Fische gefangen werden. Außerdem fordern
wir umweltfreundlichere Alternative zu Aquakulturen zu fördern. Es existieren
bereits Konzepte wie Aquaponik, die einen geschlossenen Nährstoffkreislauf
bilden und an Land eingesetzt werden statt in den Meeren, meist sind diese aber
kostenintensiver als die umweltschädlichen Aquakulturen in den Meeren.
Zudem fordern wir die Umsetzung von neuen Technologien um Beifang zu reduzieren
beispielsweise durch richtige Anpassung der Maschenweite von Netzen, um nur die
gewünscht Fischart zu fangen oder den Einsatz von akustischen Signalen, die
beispielsweise Meeressäuger verschrecken, sodass sie nicht in die Fischernetze
geraten können.
Einschleppen von fremden Arten
Durch die Globalisierung und dem damit einhergehenden verstärkten Schiffsverkehr
auf den Meeren, kommt es zu einer Verbreitung von ortsfremden Arten weltweit. Da
Containerschiffe Ballastwasser laden müssen, um beispielsweise ihre
verschiedenschwere Ladung auszugleichen oder mehr Tiefgang bei Sturm zu
erlangen, nehmen sie auch Meereslebewesen auf, die sie dann an anderen Orten, an
denen sie das Ballastwasser wieder ablassen, freilassen. Nicht alle aber einige
Lebewesen überleben in dem neuen Ökosystem und können sich dort teilweise extrem
ausbreiten und andere, heimische Arten verdrängen, dies nennt man dann
Bioinvasion. Dieser Prozess wird teilweise von der Klimakrise noch verstärkt, in
dem eine erhöhte Meerestemperatur die Ausbreitung fremder Arten aus sonst
wärmeren Gebieten begünstigt. Nicht immer führt der Eintrag von ortsfremden
Lebewesen sofort zu einer extremen Störung des Ökosystems, aber die Folgen sind
bisher noch nicht abschätzbar, die dieses Einschleppen zu Folge haben kann.
Daher fordert die Grüne Jugend, dass der Einsatz von Technologien wie der
Ozonbestrahlung des Ballastwassers bei Containerschiffen verpflichtend wird, um
die Einführung neuer Arten auf ein Minimum zu beschränken. Dafür müssen
Kontrollen durchgeführt werden und Verstöße bestrafen.
Wir fordern außerdem globalen Meeresschutz, denn nur länderübergreifend kann die
Artenvielfalt der Meere erhalten und geschützt werden. Außerdem fordern wir ein
Vorantreiben des Schutzes der Hohen See, das momentan von der UN verhandelt
wird. Dabei sollen bis 2020 circa 10% der Hohen See unter Schutzstatus gestellt
werden, doch Forscher*innen empfehlen für effektiven Schutz der Biodiversität
mindestens 30% der Meere als Schutzgebiete zu deklarieren.
Verschmutzung durch Plastik
Auf jeden Quadratkilometer Meer kommen heute bis zu 46.000 Teile Plastikmüll. Es
gibt verschiedene Ursachen dafür wie dieser in die Meere gelangt. Vor allem ist
die Fischwirtschaft Grund für den Plastikmüll , denn Netze oder Fanggeräte gehen
verloren und treiben jahrzehntelang weiter im Meer, an denen Fische oder andere
Meerestiere hängen bleiben können und sterben. Durch Schiffe, die illegalerweise
ihren Plastikmüll im Meer entsorgen oder denen unabsichtlich Fracht über Bord
geht, gelangt auch Plastik ins Meer. In Mülldeponien an der Küste oder an
Flüssen wird auch Müll ins Meer geweht.
Das Plastik schwimmt dann im Meer entweder an der Wasseroberfläche oder treibt
in der Wassersäule oder es sinkt zu Boden. Es wird durch Sonne, Salz und
Meeresorganismen mit der Zeit weiter zerkleinert zu kleinen Partikeln, die man
kaum noch mit bloßem Auge sehen kann. Diese Partikel heißen dann Mikroplastik.
In einigen Teilen der Erde wurden Wasserproben genommen, in denen mehr
Mikroplastik als (für Meeresorganismen lebensnotwendiges) Plankton vorkam.
Mikroplastik entsteht auch beim Waschen von Kunstfastertextilien wie
Fleecepullis, diese verlieren kleine Plastikfasern beim Waschen, die von
Filteranlagen teilweise nicht herausgefiltert werden können und somit in Flüssen
und dann im Meer landen. Kosmetikprodukte können auch Mikroplastik enthalten,
beispielsweise Peelings oder Zahnpasten.
Das Plastik wird teilweise von den Meeresorganismen aufgenommen, seien es
größere Teile, die von Meeressäugern verschluckt werden oder kleinere Partikel
wie das Mikroplastik, das vom Plankton gar nicht mehr auseinander zu halten ist.
Die Meeresorganismen können das Plastik nicht verdauen, es lagert sich im Magen
an und sie verhungern teilweise mit vollem Magen. Im Speisefisch enthalten,
gelangt das Plastik dann wieder bei uns Menschen auf den Teller.
Die Dauer der Zersetzung von Müll im Meer ist unterschiedlich. Papier oder
Karton zersetzt sich bereits nach 1-2 Monaten. Zigaretten und Plastiktüten
werden nach 10-20 Jahren zersetzt. Getränkedosen brauchen 200 Jahre,
Plastikbesteck 100-1000 Jahre und Glas bis zu 4000 Jahre bis sie zersetzt
wurden. Eine Windel wird nach circa 450 Jahren zersetzt und einige Kunststoffe
lassen sich nie zersetzen.
Die Grüne Jugend fordert, das Problem der Meeresverschmutzung endlich stärker zu
fokussieren und die Meere weltweit zu schützen. Wir unterstützen die Maßnahmen
der EU-Komission, viele Plastik-Einmalprodukte zu verbieten, doch dies geht
nicht weit genug. Für den Schutz der Meere muss bis 2030 die Mehrwegquote in
Getränkemärkten 95% betragen. Ebenfalls muss mehr Geld in Forschung und
Entwicklung fließen, um Recycling attraktiver zu machen und einfacher zu
gestalten und um andere Verpackungsmöglichkeiten, außer Plastik, zu schaffen.
Verschmutzung durch Unterwasserlärm
Ein weiteres Problem in den Meeren ist der Unterwasserlärm durch Frachtschiffe.
Dieser kann Tiere und Organismen so stark durcheinanderbringen, dass sich ihre
Routen ändern und sie an Küsten stranden , da ihr eigener Schall durch fremden
Schall durcheinander gebracht wird.
Es muss eine globale Strategie ausgearbeitet werden, die dem Trend zunehmenden
Unterwasserlärms entgegenwirkt. Unterwasserlärm ist als eine Form der
Meeresverschmutzung gemäss dem Sustainable Development Goal 14.1 anzuerkennen,
das vorsieht, bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung zu verhüten und
erheblich zu verringern. Es ist klar: Bewilligungen für lärmerzeugende
Aktivitäten im Meer dürfen nicht ohne vorhergehende umfassende, belastbare und
transparente Umweltverträglichkeitsprüfung erteilt werden.
Wir fordern, dass „Ruhezonen“ eingerichtet werden, wobei für die
Prioritätensetzung wissenschaftliche Grundlagen wie die Areas of Interest for
Important Marine Mammal Areas und die Ecologically or Biologically Significant
Marine Areas heranzuziehen sind.
Begründung
Erfolgt mündlich
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