Veranstaltung: | 1. Länderrat 2025 |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 3. Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Länderrat |
Beschlossen am: | 05.07.2025 |
Antragshistorie: | Version 2 |
Wir sind hier. Nehmt uns wahr! - Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung als erster Schritt zur Inklusion
Beschlusstext
Menschen mit Behinderung (dies umfasst körperliche und kognitive Behinderung, chronische und psychische Erkrankungen und Neurodivergenzen und ist eine
Selbstdefinition) machen einen großen Teil unserer Gesellschaft aus, dennoch werden wir immer wieder unsichtbar gehalten oder gemacht. Das wird auch
durch ableistische politische Forderungen, wie in letzter Zeit auch die Forderungen nach Listen über psychisch erkrankte Personen, die deren
Persönlichkeitsrechte beschneiden und Stigmatisierung vorantreiben, illustriert.
Häufig wird aufgezählt wofür wir stehen: Queerfeminismus, Klimagerechtigkeit, Antirassismus, Antifaschismus – Antiableismus sucht mensch in solchen
Aufzählungen (wenn nicht in Einzelfällen von Menschen mit Behinderung selbst erkämpft) vergeblich.
Wir als Grüne Jugend erkennen an, dass auch unsere Strukturen ableistisch sind und Menschen mit Behinderungen von unserem Verbandsleben ausschließen.
Oft herrscht im Verband eine positive Grundhaltung, jedoch ist diese meist ein kurzes Lippenbekenntnis und kein Anstoß zur Veränderung und zu wahrer
Inklusion. Wir nehmen wahr, dass Barrieren weiterhin bestehen und aktuell zu wenig Ansporn daran besteht, etwas zu verändern. Jedoch fordert Inklusion
eine Veränderung unserer Verbandsstrukturen. Uns ist bewusst, dass dies ein langer Prozess ist. Dieser Antrag ist ein Schritt von vielen notwendigen
und soll vor allem die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung gewährleisten. Dafür ist es notwendig, sich in der Breite des Verbandes mit den
Themen auseinanderzusetzen. Wir fordern, dass die Grüne Jugend folgende Themen in einem zukünftigen Prozess mit bedenkt:
1. Sichtbarkeit von Barrieren
Forderung: Wir fordern, dass sich mit den Barrieren auf unseren Veranstaltungen und in unserer Arbeit beschäftigt wird .
Vorschlag: Denkbar ist, dass Barrieren zukünftig klar benannt werden können, um Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, selbst einschätzen
zu können, ob sie an der Veranstaltung teilnehmen können, auf welche Barrieren sie sich einstellen müssen und welche Unterstützung sie benötigen.Dabei
kann ein Punktesystem helfen, bei dem Barrieren (z.B. Mobilität, Ernährung, Staubbelastung, Schlafsituation, Lautstärke und Personenmenge) benannt und
eingeordnet werden. Die tatsächliche Umsetzung und Gestaltung soll jedoch erst im Inklusionsstrategieprozess im Verbandsjahr 2026 erarbeitet werden.
2. Bildungsarbeit
Forderung: Bildungsarbeit soll einen Teil des Prozesses ausmachen, da so die Breite des Verbandes erreicht wird. So kann auch ein Bewusstsein für das
Thema bei Nichtbetroffenen geschaffen werden. Wichtig ist, durch Bildungsarbeit eigene ableistische Gedanken und Verhalten reflektieren zu können und
zu lernen, wie man die Gesellschaft und die GRÜNEN JUGEND zu einem anti-ableistischen Ort machen kann. Die Bildungsarbeit soll gleichzeitig immer auch
insbesondere thematisieren, dass Ableismus tief und strukturell in unserem Gesellschaftssystem verankert ist. Dieses Bewusstsein ist nötig, um
sichererer Räume für Betroffene zu schaffen.
Vorschlag: Wir wünschen uns, dass ein Grundlagenworkshop “Inklusion” bereitgestellt wird. Hier kann über Ableismus, Barrieren und Behinderungen
aufgeklärt werden. Unsere Mitglieder können so sensible Sprache lernen und darin geschult werden, Barrieren zu erkennen.
3. Einfache Sprache
Forderung: Wir fordern, dass GJ Anträge und Bewerbungen auch in einfacher Sprache zur Verfügung gestellt werden müssen. Dies führt zu mehr
Beteiligungsmöglichkeit, sowie einer Auseinandersetzung mit einfacher Sprache und Sichtbarkeit für diese Barrieren. Zeitpunkt und Art der Umsetzung
liegen in der Hand der Inklusionsstrategie, jedoch müssen Arbeitsprogramme und Leitanträge bereits beim kommenden Bundeskongress in einfacher Sprache
verfügbar sein.
Vorschlag: In der Erarbeitung der Inklusionsstrategie soll überprüft werden wie eine auditive Bereitstellung von Bewerbungen und Anträgen möglich
gemacht werden kann. Infomaterial in einfacher Sprache wäre auch wünschenswert.
4. Sichtbarkeit und Willkommen heißen
Forderung: Für die Sichtbarkeit und das Willkommen heißen sollen alle Ebenen des Verbandes Materialen zum Thema zur Verfügung gestellt bekommen,
welche zu einschlägigen Veranstaltungen mitgenommen werden können.
Vorschlag:: Wenn die GRÜNEN JUGEND ein Verband ist, der gegen Ableismus kämpft, sollte sie dies auch nach außen deutlich machen und Menschen mit
Behinderungen sichtbar machen. Sie sollte Menschen mit Behinderungen zeigen: Hier werde ich angenommen, hier kann ich mich (zumindest) sicherer
fühlen. Deshalb schlagen wir vor, dass auch Disability Pride Flaggen mit GJ Logo von der Bundesebene zur Verfügung gestellt werden sowie, dass Inhalte
zum Thema Anti-Ableismus und Inklusion hinsichtlich Merch, Giveaways und einschlägigem Kampagnenmaterial eine Rolle spielen. Wir wünschen uns dass die
Inklusionsstrategie sich damit beschäftigt wie Menschen mit Behinderungen empowert werden können, außerdem soll es mehr Vernetzungsmöglichkeiten
geben.
5. Themenjahr Inklusion
Forderung: Es reicht nicht aus, nur unsere eigenen Barrieren abzubauen. Es muss auch unsere Aufgabe sein, unsere Mitglieder und die Gesellschaft zum
Thema Ableismus zu sensibilisieren, zu schulen und politische Forderungen zu stellen. Deshalb fordern wir ein Themenjahr Inklusion bis spätestens 2030
der Grünen Jugend.
Vorschlag: In diesem Jahr könnten konkrete Kampagnen und Bildungsangebote zu Inklusion, Barrierefreiheit und Ableismus-Kritik stattfinden. Hier ist
das Ziel, Barrieren sichtbar zu machen und Menschen mit Behinderung eine öffentliche Fläche zu bieten, um ihre Erfahrungen zu teilen. Bei der
Erarbeitung sollten insbesondere die Perspektiven von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Bis dahin sollte die Grüne Jugend sich eine
Inklusionsstrategie gegeben haben, welche sich in der Umsetzung befindet. Dies soll einen sensiblen Umgang mit dem Thema sicherstellen. Das Themenjahr
Inklusion sollte also nicht der Abschluss der Inklusionsstrategie sein, sondern eine breite Aktion innerhalb der Strategie sein.
Der Bundesvorstand wird beauftragt, in seinem Entwurf für das Arbeitsprogramm für das Verbandsjahr 2025/2026 die Einrichtung eines Inklusionsteams auf
Bundesebene vorzuschlagen. Dieses soll zusammen mit dem Bundesvorstand und dem gesamten Verband eine Inklusionsstrategie erarbeiten und so eine
Grundlage für zukünftiges inklusives Handeln schaffen.
Dieser Antrag soll keiner Entwicklung einer Strategie im Weg stehen, sondern einen ersten Anstoß geben, unseren Verband inklusiver zu machen. Die
Punkte sollten bei der Entwicklung einer Strategie mitgedacht werden. Die genaue Gestaltung und Umsetzung liegt ganz deutlich innerhalb der
zukünftigen Inklusionsstrategie.
Die Vorschläge dieses Antrags stehen unter Vorbehalt einer Inklusionsstrategie der GRÜNEN JUGEND, welche im Verbandsjahr 2025/2026 erarbeitet werden
soll. Allgemein wird festgehalten, dass der Fokus immer auf der Erarbeitung dieser Inklusionsstrategie liegt.
Abschließend verpflichten wir uns, Ableismus als strukturelles Problem innerhalb der Gesellschaft, aber auch innerhalb unseres Verbandes zu erkennen
und aktiv dagegen zu arbeiten
Eine Version in leichter Sprache wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt.